Volltext Seite (XML)
Das Haus vertagt sich. Abg. Ricklin (Els.) wendet sich in einer persönlichen Bemerkung gegen den Ton, in dem der Kriegsminister ihm entgegengetreten ist. (Leb hafter Beifall im Zentrum und links.) Der Mi. nister scheint aus den Ereignissen der letzten Tage noch nichts gelernt zu haben. Anscheinend verwechselt er den Reichstag in Berlin mit dem Kasernenhof in Zabem. (Lebhafter Beifall im Zentrum und links.) Nächste Sitzung: Freitag 10 Uhr. Kurze Anfragen. Antrag Bassermann über San Fran- ziH?o. WeDerbeiMtung des Etats. Interpella tion über den Ausschluß Dr. Liebknechts aus der RUstungskommission. Schluß 6 Uhr. As MWWsWerel. Eine einfache Geschichte von Adolf Stark. (Nachdruck verboten.) Durch zwanzig Jahre waren Gottfried Kar ner und ich die Vesten Freunde. Auf der Schuil- bank im ersten Jahrgang des Gymnasiums war unsere Freundschaft entstanden, hatte getreulich die ganze Gymnasialzeit ausgehalten, hatte die Sturm- und Drangperiode der Studentenjahre überdauert und war als festes und, wie wir glaubten, unerschütterliches Besitztum mit uns in das Leben hinaus gewandert, als wir daran gingen, uns eine Existenz zu gründen, ich als Arzt, er als Rechtsanwalt. Und dann, ganz unvermittelt kam ein jäher Riß in unseren Bund. Die Ursache war natürlich eine Frau. Gott- fried, welcher in seinem Aeußern den Bauern sproß nicht verleugnen konnte, besaß ein zartes, kindliches, fast poetisches Empfinden; dabei war er so schüchtern und im Gefühl Muer Schwer fälligkeit beinahe menschenscheu, daß er das dritte Jahrzehnt erreichte, ohne daß je eine Frau in seinem Leben eine Rolle gespielt hätte. Kein Wunder, daß er nicht widerstehen konnte, als die rassige, glutäugige Alma ihre Netze nach ihm auswarf. Nach kurzer Zeit war er rettungslos verliebt und, wie es seine ernste Natur mit sich brachte, dachte er ans Heiraten. Ich riet ab, ich warnte, ! selbstlos, als Freund, denn ich sah klarer wie er, dessen Auge die Liebe geblendet hatte. Gottfried war (Nicht der Mann, in der Ehe mit einer herzlosen, ko ketten, schönen Puppe sein Glück zu finden. Und mehr war Alma nicht, eher noch weniger. Ich warnte, aber, wie es immer geht: die Liebe war stärker als die Freundschaft. Eine Entfremdung trat ein und unser Freundesbund bekam einen tiefen Ritz. Der Weihnachtsabend kam. Von Kollegen, die im Haufe bei Almas Eltern verkehrten, wußte ich, daß für diesen Tag die Verlobung geplant fei. Auch ich hatte eine Einladung be kommen, offenbar auf Gottfrieds Veranlassung, aber ich hatte ganz und gar keine Lust, hinzu gehen. Um die Einladung desto leichter aus- schlagen zu können, ohne Gottfried zu kränken, übernahm ich für einen jungen Kollegen, der Assistent am Spital war^ den Dienst in der Weihnachtsnacht. Damit war dem anderen ein großer Gefallen getan, mir selbst aber konnte es ganz gleich sein, ob ich daheim in meiner Stube oder hier oben im Spital einsam den Abend verbrachte. Es war gegen 10 Uhr. Ich hatte den letz, ten Rundgang durch die Krankenzimmer be endet, und schickte mich eben an, bei einem Glase Punsch und einem guten Buch das Fest nach meiner Art zu feiern, als es an die Türe klopfte und niemand anderer hereintrat, als mein Freund Gottfried. Er war festlich geklei det, in Frack und weißer Krawatte, aber seine düstere Miene zeigte deutlich genug, daß er nicht als glücklicher Bräutigam zu mir käme. Schwei gend schob ich ihm den Stuhl hin. Ich kannte feine Art und wußte, daß er bald daran gehen würde, fein Herz zu erleichtern. „Ich war in Deiner Wohnung", begann er, „und als ich erfuhr, daß Du Spitaldienst tuft, kam ich Dir hierher nach. Zuerst mutz ich Dich um Verzeihung bitten, daß ich Deine freund schaftliche Warnung so schlecht lohnte. Wir blei ben doch die Alten, nicht wahr?" Freudig schlug ich in die dargebotene Rechte. „Und Deine Verlobung mit Alma?" fragte ich. Er runzelte die Stirne. „Es ist aus, reden wir nicht mehr darüber." Aber er sprach doch darüber, und zwar recht bald, noch am selben Abend. Wessen das Herz voll ist, geht der Mund über. „Ich wollte mich heute erklären. Und wenn die Geschichte mit dem Weihnachtsstriezel nicht dazwischen gekommen wäre, dann wäre ich jetzt schon gebunden. Bisweilen glaubte ich daran, daß es gute Feen gibt, welche ihre Lieblinge in Augenblicken der höchsten Gefahr zu beschirmen wissen. Dabei bedienen sie sich oft als Werk zeuge solcher Dinge welche uns lächerlich er scheinen. Zum Beispiel meines Weihnachts striezels! Du weißt es, meine Mutter hat mir nie lange Briefe geschrieben, hat mir nie zärtliche Episteln gesandt. Sie ist ein Bauernweib und ihre von harter Arbeit schwer gewordene Hand hat es verlernt, die Feder zu führen. Aber wenn sie auch nicht schreiben kann, wie die Frau Ge heimrat oder die Frau Professor, doch in ihrem Herzen, das versichere ich Dir, da spricht sie schöner und wärmer zu mir, als es diese feinen Damen vermögen. Und einmal im Jahr schickt sie mir auch eine eigenhändige Nachricht: Ein Weihnachtsstriezel. Schließlich ist der Unter schied nicht so groß, ob die Hand zur Feber greift, um ihre Liebe zu beweisen, oder zum Nudelwalker. Ich bitte Dich, lache nicht. Die Sache ist ganz und gar nicht lächerlich. Ich weiß schon, wie ich es meine. Nur so recht auszudrücken vermag ich mich nicht. Unsere Sprache ist doch ein recht armseliges Instrument. Na, kurz und gut, als ich heute morgen mein Woihnachtsstriezel pünktlich bekam, da schossen mir die Tränen in die A^gen. Ich stellte mir vor, wie Mutter in der niederen Stube am Kochtisch gestanden und mit den mageren faltigen Händen den Teig geknetet hatte. Sie ist 70 Jahre vorüber, Fritz, und das Arbeiten wird ihr schwer. Sie hat schon viel gearbeitet in diesen; siebzig Jahren. Aber mein Weih nachtsstriezel eigenhändig zu bereiten, bas läßt sie sich nicht nehmen. Siehst Du, da fiel mir ein, in dieser Stimmung müßte ich am besten mit meiner Braut reden können. Aber es war noch zu früh am Tage, und dann kam der Be- ruf dazwischen und so wurde es Abend, ehe ich mich aus den Weg machen konnte, Alma zu be suchen. Da aber war es nicht mehr an der Zeit, denn jetzt war sie wohl nicht mehr allein. So verschob ich die Aussprache doch auf den Abend, wo ich hoffen konnte, unter dem Schwarm der Gäste einige Augenblicke mit ihr allein sein zu können. Mir fiel ein, daß ich ihr doch ein Weih nachtsgeschenk machen müßte. Aber was? Ich ging durch die Gassen und suchte und suchte und fand nichts Geeignetes. Plötzlich stand ich wieder vor meinem Hause und da siel mir ein: „Du schenkst ihr das Weihnachtsstriezel und schreibst ihr ein Briefchen dazu, worin Du die seltsame Gabe erklärst." Gesagt, getan. Ich schrieb ihr von Mut ter und — kurz und gut, ich schrieb ihr so, wie mirs ums Herz war, legte den Bries aus das Striezel, packte beides ein und machte mich aus die Suche nach einem Dienstmann, welcher das Geschenk hinaustragen sollte. Aber ich fand keinen und als ich schließlich vor Almas Haus stand — unwillkürlich hatten mich meine Füße hingetragen — da dachte ich mir, das einfachste ist, du trägst das Paket selbst hinauf und gibst es ab. Wenn du den Kragen in die Höhe schlägst, wird dich das Stubenmädchen in dem finsteren Flur nicht erkennen. Gesagt, getan. Das Mädchen nahm mir das Paket ab und verschwand im Zimmer, die Lüre hinter sich ossen lassend. Ich sah Alma mit ihrer besten Freundin, beschäftigt, den Christ baum zu schmücken. Sie stürzten sich aus das Paket, rissen die Hülle ab, betrachteten verdutzt den Inhalt und dann beugten sich zwei blonde Köpfe über den Bries." Er langte nach einer Zigarre, zündete sich dieselbe an und blies den Rauch in die Luft. Ich ahnte, was in ihm vorging, und schwieg. „Sie haben gelacht, Fritz, beide haben sie gelacht, über das Weihnachtsstriezel und über meinen Brief; die Freundin machte sine spötti sche Bemerkung über das alte Bauernweib und Alma lachte dazu! Freilich, zwei Minuten später, als ich mit ten im Zimmer stand, und schweigend mein Striezel wieder einpackte, da lachten sie nicht mehr. Alma, glaubte ich, wollte etwas sagen. Aber ich blickte sie nur an und da schwieg sie. Und ich ging. So, und jetzt machen wir einen Strich un- ter die Geschichte; Du braust uns einen Grog wir verzehren zusammen das Striezel und wol len es uns recht lustig und gemütlich machen. Nicht wahr?" Aber in seinen Augen standen, als er dies sagte, zwei große, Helle Tränen. VMMM. Von Hans Brandeck. (Nachdruck verboten.) Der Brillenkarle von Niederhof ist ein ori gineller Kauz. Seines Zeichens ist er Mechaniker, und kein ungeschickter dazu. Seine Spezialität sind Repa raturen an dem Kraftgetriebe der Sägemühlen, die durch den Wasserdruck getrieben werden. Weil er aber kein Freund ist von regelmäßiger, zielbewusster Arbeit und er überdies sein Metier im Umherziehen betreiben muß, was immer einen mehr oder weniger unsoliden Beigeschmack hat, brachte er es auf keinen grünen Zweig, brachte es auch nicht zum Ehestand und ist als Junggeselle auch niemand als seinem Magen Rechenschaft schuldig, wenn au!s seinen Tag nicht jeden Tag Gesottenes und Gebratenes kommt. Des Brillenkarle Eltern lebten zuerst in ganz guten Verhältnissen, sind aber durch den Leichtsinn des Vaters um all ihr Vermögen, gekommen. Drum durfte der Karre das Gym nasium besuchen und war dort ein begabter Schüler mit rechten Aussichten. Er hafte aber noch nicht ganz die Quarta absolviert, als es daheim den finanziellen Zusammenbruch gab, und mit der Studienherrlichkeit wars zu Ende. Zwei Dinge aber sind dem Karle von der Gymnasiumszeit her noch geblieben: Die Lust an der Lektüre jeder Art und — die Brille, Ersteres hat ihm über manche Unebenheit des Lebensweges geholfen, letzteres ihm zuzeiten ein ganz gelehrtes Aussehen gegeben. Vielleicht, daß er sich dessen bewußt gewesen, vielleicht auch die Erinnerung daran, daß er zu etwas besserem bestimmt war, hat in dem Manne bisweilen die Lust erweckt, ein wenig aus der Rolle zu fallen, und zwar nicht ab wärts, sondern nach oben hin. Es kam ihm nicht darauf an, seinen ohnehin nur zahnbürften- avtigen Schnurrbart zu opfern, um da Und dort Gnädige Anu! Wenn Sic während der Gesellschafts-Saison Ihren Gästen eine besondere Annehmlichkeit bereiten wollen, so lassen Sie nach dem Diner und besonders abends coffein freien Kaffee Hag servieren. Er ist nicht allein von ganz vorzüglicher, jeden Feinschmecker begeisternder Qualität, sondern bewahrt auch Ihre Gäste vor der mit Recht gefürchteten, durch Coffeingenuß verursachten Schlaflosigkeit Kaffee Hag kann infolge dieser Eigenschaften ohne jedes Bedenken in den bei Mokka üblichen starken und stärk sten Aufgüssen genossen werden. Wie er durch die Coffeinentziehung in keiner Weise an Aroma verliert, so besitzt er auch ungeschmälert die jenigen verdauuugsfördernden Eigenschaften, welche eine Tasse starken Kaffees nach der Tafel zum begehrtesten Genußmittel machen. Kaffee Hag ist in allen besseren Geschäften stets vorrätig. Zur Zeit wird er auch in künstlerischen Weih- nachtsdofen aus imit. Altsilber verkauft. Dosen und Originalpakete enthalten wertvolle Wappemnarken nach Entwürfen des bekannten Heraldikers Professor Otto Hupp. Kaffee Handels Alrlieugejell Schaft Kreme«. "" 4; M SM» Wh MW. 00 Men Men wbeOW» glatte u. Sportfassons, mit warmem Futier. mit Mufftaschen 2 von V Neller-Mrinen für Herren, Dame» und Kinder, für Herren v. 7.50 an, für Kinder von 2.75 MMü-Wl »Nb -WWlS WM KMen-AnMe Sport-, Jackett-, und Jacken-Fassons. Eleg. MM AmnWeii 200 250 looeooc5OL5o 750 aoo 1N00 NiimMsMsnt !! Lnvk'Mb ?i-6i8V0kl6Ü6 !! MM WWWls Wz Mk Wiik rn IM» 1 tjbo 1Tbo 10oo 7N00 besonders preiswert TW T4 TV Mkllie WM Ssnienlllönlel g75 1700 1100 1L00 modernste Fassons 8 Tt^ 44 Tv Smen- «Nil KnMMlWM. Sie feinsten Smen-Wel modernste Stoffe, HA0o7200 ^§00 2H00 eleaant verarbeitet «v «V vv Aren-MerWer Beste 1 gOO 7700 7L00 7700 2N 0 Paßform 48 vv Smen MMe LL7LL 1- u. Lreihigc Fassons, 18 72 77 211 vorzügliche Paßform, 4l) v" jchi dckMb Aiga 15 18Ä" WM MM SlINl.-MllS g50 4«) 50 scoo blau, grau, grün, braun AI Io DMMel^LW^ ^5 ^50 HW ^50 ^50 0 0 ^0 «ernste Winn-Me nur Hohenstein-Erustthal.