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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 09.12.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19131209024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913120902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913120902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-09
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
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— Nevftädtel, 7. Dez. Nun «ehr Hal auch das Königs. Ministerium deS Innern unter Beitritt zur Entscheidung der Königs. Kreishauptmannschaft Zwickau und Verwerfung der von den städtischen Kolleg en dagegen erhobenen Beschwerde der Wahl des sozialdemokratischen Stavtrats Stickmaschsnen- besitzers Brabant zum 2. Stellvertreter deS Bürger» meister« die Bestätigung versagt. — Pirna, 7. Dez Ein schwerer Antomobil unfall hat sich abends in der Nähe von Rosenthal auf der Bielatalstraße ereignet. Der Horchwagen der Autolinie Schweizermühle—Königste n, dec un- beseßt war, ist an der sehr gefährlichen Kurve vor Hammergut Neidberg über die 4—5 Meter hohe Böschung hinabgestürzt und ward total vernichtet. Der Chauffeur Matthes konnte noch im letzten Augenblick abspringen. Die Ursache zu dem Unfall soll in der falschen Steuerung des Wagens zu su chen sein. Aeukttrs oom Lage. * Der Wrack des „L. 1" gesun d' e n. Wie die Firma Johannes Thode und N. Ebeling in Hamburg mitteilt, hat ihr Fisch dampfer „Lauenburg" bei Helgoland fischend das Wrack des Marineluftschiffes „L. 1" gefunden. Zioei große Benzintanks und Teile des Gerip pes wurden geborgen. * Um die Frankfurter Würst chen, das in der ganzen Welt beliebte Erzeug nis der Frankfurter Metzger und Wurstfabrikan ten, wird demnächst ein heftiger Rechtsstreit ent brennen, der voraussichtlich durch alle Instanzen geht. Die Frankfurter Fleischerinnung will end lich über den Ausdruck „Frankfurter Würstchen" Klarheit schaffen, nachdem die Handelskammer in Frankfurt die in einigen hessischen Orten her gestellten Würstchen ebenfalls für „Frankfurter" erklärt hat. Das gibt einen ähnlichen Streit wie den über Pilsener und Münchener Bier. * W i e v i e l S P i e l e g i b t e s beim Skat? Wo wäre wohl ein Ort in unserm geliebten Vfaterlande, wo kein Skat gespielt wird? Man liebt den Skat wegen seiner reichen Abwechslung, aber wieviel Spiele mit den 32 Kartenblättern überhaupt möglich sind, davon macht sich wohl manch eifriger Skatspieler keine richtige Vorstellung. Nimmt man an, daß alle Kartenzusammensetzungen durch Abänderung von je einer oder mehrerer Karten ein neues Spiel ergeben, so belaufen sich die Abwechslungsmög- lichkeiten auf 2 753 264 408 504 640 verschiedene Spiele. Wenn die ganze Menschheit jeden Tag 3 Stunden Skat spielen würde, und wenn jede Skatpcrrtie 5 Minuten dauerte, so müßte diese ganze Menschheit 400 Jahre lang ununterbrochen Skat spielen, um diese ungeheure Anzahl von Spielen, die mit den 32 Karten möglich sind, fertigzuspielen. * Ein deutscher Dampfer in der Nordsee -gesunken. In Heising- borg lief der Stockholmer Dampfer „Thai" den Hafen an, um elf Mann von der Besatzung des Dampfers „Wismar", der in der Nordsee gesun ken war, an Land zu setzen. Der „Thai" Hatte die Mannschaft, im offenen Boote treibend, an getroffen. Die „Wismar" war während des Or kans in der Nacht zum Donnerstag wrack ge worden, und die 20 Mann starke Besatzung des Schiffes mußte sich in die Rettungsboote flüch ten; das eine der Rettungsboote, das 9 Mann ausgenommen hatte, kenterte jedoch bald darauf, und die Insassen ertranken. Die übrigen wur den nach 18stündigen Leiden vom Dampfer „Thai" gerettet. * Ein spanischer Dampfer verbrannt. Der Dampfer „Pannonia" der Cunard-Linie ist am Freitag mit 101 geretteten Passagieren des spanischen Dampfers „Balmes", der im Atlantischen Ozean verbrannt ist, in Gibraltar eingetroffen. * Eine, die das Herz auf dem „rechten" Fleck hat. In einer Birming hamer Schule erregte ein zwölfjähriges Mädchen die Aufmerksamkeit, weil es alle Aufgaben um gekehrt machte. Sie kann z. B. Worte nur dann schreiben, wenn sie mit dein letzten Buchstaben beginnt. Die Aerzte untersuchten das Kind mit Röntgenstrahlen, wobei sich herausstellte, dvH das Herz sich aus der rechten Seite befindet, und daß das Gehör gleichfalls außerordentlich starke Abnormitäten aufweist. * R ä u b e r u n w e s e n im Kauta - s u s. Erst seit wenigen Tagen hat der Riesen prozeß gegen die Teuselsbande, die über sieb zig Personen ermordete, begonnen, und schon meldet ein Telegramm von neuen Verbrechen: Zwanzig beratene Räuber haben die BeWung des Statthalters im Kaukasus bei Kawkaskaja geplündert, dabei kam es zu einem Kampfe, in dessen Verlaufe elf Personen getötet und sechs verwundet wurden. * Grubenkatastrophe in Ober schlesien. Aus Rybnik, 7. Dez., wird ge schrieben: Heute nacht 5 Uhr brach in einem Gesenk der 200 Meter-Sohle der „Emmagrube" ein Brand aus, dessen Ursache noch nicht auf geklärt ist. Durch die nach der 400 Meter-Sohle ziehenden Brandgase wurden 16 Bergleute ge tötet. Der Brand konnte völlig gelöscht werden. * E i n e N e b e l f a h r t des Zep pelin l u f t s ch i f f e s „Sachsen". Das Zeppelinluftschiss „Sachsen", das am Sonntag von Dresden gegen 3 Uhr nachmittags über Hamburg eintraf, irrte infolge starken Nebels ab und landete bei Quickborn in Holstein. Das Schiff fuhr so niedrig, daß es die TcLephchi- und Starkstromleitungen zerriß, wodurch der telephonische Verkehr zum größten Teile lahm gelegt wurde. Personal der Hamburger Luft- schifsgesellschaft erschien im Automobil, um das Schiff bis Montag früh zu verankern. Dann soll es nach Fuhlsbüttel zurückgeführt werden. * Eine aus sehen er regende Er findung Orville Wrights. Von dem in der Entwicklungsgeschichte der Aviatik so bedeutsam gewordenen Aerodrom Dayton in Ohio liegt die Meldung vvr, daß der berühmte Flieger Orville Wright eine Stabilisierungsvor richtung für Flugzeuge konstruiert hat, deren Vollkommenheit jedermann gestattet, in zwanzig Minuten das Steuern eines solchen Aeroplanes zu erlernen. * Doppeltes Todesurteil. Das Schwurgericht Unter-Elsaß verurteilte die Ehe- srnu Wendel und ihren Liebhaber Wirth aus Hagenau wegen Giftmordes, begstngen an Kem Ehemann Wendel, zum Tode und zu zehn Jah ren Zuchthaus. * U n t e r s ch l a g u n g e i n e s Bank direktors. Bei der Filiale Saalfeld der Schwarzburgschen Landesbank wurden große Unterschlagungen entdeckt. Der Filialdirektor Waller Krahmann wurde verhaftet. Die Ver untreuungen liegen Jahre zurück und wurden durch geschickte Fälschungen verdeckt. Gerüchte beziffern die unterschlagenen Summen aus weit über hunderttausend Mark. * L ö w e n e i n q u a r t i e r u n g im Londoner Opernhaus. Der Zusam menbruch des Londoner Opera House hat eine Situation geschaffen, die, so peinlich sie den Gläubigern des verkrachten Unternehmens auch sein mag, doch einer gewissen Komik nicht ent behrt. Unter den „Attraktionen", die man dem Pfublikum noch in der letzten Woche vorführte, befand sich auch eine Löwengruppe von 23 Tie ren. Die Liquidatoren möchten die Raubtiere, die im Opera House selbst untergebracht sind, natürlich gern entfernen. Der Tierbändiger weigert sich jedoch, seine Löwen fortzufchasfen, da er noch sechs Wochen lang engagiert sei und dafür 25 000 Mark zu erhalten habe. Die Kon kursverwalter befinden sich in großer Verlegen heit, denn mit einem Gerichtsvollzieher wird man gegen die Könige der Wüste nichts auszu richten vermögen und eine „Exmissionsklage" dürste gleichfalls wenig fruchten. * Eine Karawane erfroren. Aus Wladiwostok wird gemeldet, daß eine chine sische Teekarawane, die sich auf dem Wege nach Sibirien befand, in einem fürchterlichen Schnee sturme in der Nähe von Port Ajan umgekom men ist. Die Karawane bestand aus 17 Per sonen, darunter ein reicher mongolischer Tee händler. * NeueKohlenselder. Der „B. L.-A." will in Erfahrung gebracht haben, daß am Scharmlltzelsee 30 000 Morgen Kohlenfelder so gut wie gesichert sind, in denen große Braun kohlenlager gewonnen werden können. Die Un tersuchung, die Graf Henckel v. Donnersmarck be treiben lasse, sei noch nicht abgeschlossen. Kirchliche Nachrichten. Tt. «hristophort Parochie Hohenstein» Ernstthal. Donnerstag, den 11. Dezember, abends halb 9 Uhr AdventS- andachc tm Waisenhaus- und Hüttengrundbeyaate. St. Lrinttatis'Parochte. Donnerstag abends 8 Uhr Advents andacht in bei Ktrche. Oberlungwitz Freitag, den 12. Dezember, vormittags lv Uhr Wochen kommunion in der Haupiki chc. Herr Pastor Schödel. Gersdorf. DtenStag, den S. Dezember, abend« 8 Uhr «ibelstnn « in der Ktrchschule. Donnerstag, den 11. Dezember, vormittags S Uhr Wo- cheukommunton. LangenchurSdorf mit Falke«. Freitag, den >2. Dezember, vormittags 10 Uhr LdventS- gotteSdienst mit Wochenlommun^on. Bernsdorf. DonnerS.ag, den 1l. Dezember, vormittags 9 Uhr Wochen kommumon Callenberg mit Reichenbach. Mittwoch, den 10. Dezember, vormittags 9 Uhr AdventS» ^oltesdiensl o it Beichte und Kommunion WUKenvranv. Mittwoch, den IO. Dezember, abends '/.9 Uhr Versamm lung deS ev. JünglingSverelnS im Pfarrhaus«. Donnerstag, den 1> Dezember, abend« '/«9 Uhr Bibel- stun:« der landettirchl G-meinichas: tm Psarrhause. LobSdorf mit Kuhschnappet. DienSiag, den 9. Dezember, um 9 Uhr AdventSwochrn- kommunton. Standesamts-Nachrichten. von HohensteiN'Ernftthal auf die Zett vom 30. Novbr. bis 6. Dezbr. 1913. ») Gedurte«: Lin Sohn: Dem E darbetler Willi) Wax Hecker, dem Pro- kuriften Aithur W-lly Pfefferkorn, dem Monteur Paul Rein hold Müller, außerdem 1 unehelicher Sohn. Eine Tochter: Dem kulscher Otto Hermann Müller außerdem 2 uneheliche Töchter. - b) Aufgebot«! Der Wagenräder an der SiaatSbahn Paul Willy Hessel- barth mit der Besetzerin Emma Frieda PohlerS, beide hier; der Schmieden,eister Friedlich Otto Wolf mit der Näherin Anna Margarete Albani, beide hier; der Müller Johanne» Michael Meister in Oberlungwitz mit der HauStochte- Auguste Elisa- beih Schüler hier; der Schlauchmacher Kurt Willy Greim mit der Levierertn Helene Anna Esche, beide hier; er Feuermann Arno Hugo Ramm in Limbach mit der Handschuhnähertn Alma Natalie Gimpel in Kuhschnappel. c) «hefchliekuugm: Der WtrlschaÜSaehtye Robert Bruno Spindler mit der Haustochter Martha Rudolph, beide hier; der Haueweber Wil- Helm Loui» Riese gen. Nürnberger mit der Repassiererin Emilie Bertha Goldschmidt geb. Frohbu g, beide hier. 8) AterbrfSUe: Strumpfwtr'erS-Ehesiau Anna Wiltelmine Bittrich geb. Wöllner, 49 Jahre alt; Wally Helene Lonnekald, Tochter deS Aabrikwebe.S Alfred Ruhaid Sonneialb ü Monate alt; Paula Evert Dienstmädchen, 19 Jahre alt; Kail Holzhacker, Sohn deS F-biikstrumpswirkerS Heinrich Hermann Holzhader, 6 ^ahre all; Ewald Kurt Stark, Sohn d-s HandelSmannS Ewalb Paul Stark, 2 Wochen alt; Arthur Willy Bcckmann, Sohn des Zimmermanns Paul Arthur Beckmann, v Monate alt. Hauve! uuv Gewerbe. DaumWoU«. S Dezember. Upland middling loko ök'/^Pt. Ruh, Liverpool, 6 Dezember. TageSumsatz 7000 Ballen. Lieferungen stetig. Dezember 6,98, Dezember-Januar 6 9?, Heb uar März 6,95, April-Mai 6,96, Juni Juli 6,84, August.- September 6,77. Kortt«, 6 Dezember Produktenbörse. Wetzen De zember IVI 25, Mat 199 —, Jult 20u,5O Roggen Dezember 159,—, Mat 14,—, Juli —,— Haser Dezember !52,Lb, Mai 159 25, Juli —. MaiS amertkan. mixed Dezember —, Mat —Rüböl Dezember 64 SO, Mai 65-. Zahlungseinstellungen: Mühlenbesitzer und Bäckermeister Alb n Emil Neumann in Ntedercunncrsdors bet Löbau. Giünwa.enhLndlerin Emma Schubert geb. Siegel in Neustädtel Büd<reitnhaber Hermann Otto Müller in Mark neukirchen. Nachlaß deS Kaufmanns Brun Groebel in Leipzig Marktpreise. Lhemnitz, 6 Dezember 1S13. pro SO Kilo Weizen, fremde Sorten >0 M. 75 Pf. biS I! M. 70 Pf » sächsischer 8 - 40 - 8 - 90 Roggen, 7 - 90 8 - 20 e » Preuß. 8 - 20 - » 8 - 35 GebirgSroggen, säch.besch. 6 - 25 - * 7 50 o 8 Roggen fremder 8 - 80 - 8 - 80 - s 5: Gerste, Brau-, fremde 9 » — - IO - »0 »V ? ' » sächsische 8 » - 9 » —— » Futter- 6 - 90 7 . SO Ks Hafer, fächfischer 7 - 70 s - 8 . so . . beregnet 6 - 5V - 7 25 - - preußischer 8 . OS - e 8 - 35 - » ausländischer » —— — a — AL Erbsen, Koch- 10 » so - 1I » —— v - Mahl» u. Futter- 9 o — * 9 . 5» Heu, neu 8 » — o 3 - 60 - gebündelt 3 . so - o 4 —— Stroh, Flegeldrusch 2 . 10 s 2 - 30 » Maschinendrusch Langstroh 1 . 40 - I - 70 - Stroh, Maschtnendrusch - Krummstroh Karwffein, inländtscb» I 2 - 50 - 1 3 . 30 - au Hündische — s — s — » — e Butter, 1 Klio 2 . 70 * * 2 - 90 WM Ws MMl. Roman von H. Courths-Mahle r. 25s (Nachdruck v-rdotcen.) Fräulein von Birkhuhn saß wie vernichtet und über ihre eigene Kühnheit erschrocken in ihrem Sessel, und ihr Köpfchen zitterte heftig. Aber Prinzeß Lolo sprang auf und trat neben sie, ihren Arm wie schützend um ihre Schuller legend. Stolz hob Prinzeßchen den Kopf und blickte die Schwester sürchtlos an. Jetzt war der Augenblick gekommen, wo sie mit Renate ab rechnen konnte. Alles wurde in dieser Stunde wieder lebendig, was sie durch die Lieblosigkeit der Schwester erduldet hatte. Völlig beherrscht, aber mit klingender Stim me, sagte sie, Birthühnchen fest an sich ziehend: „Du irrst, Renate, nicht durch diese Erb schaft bin ich Fräulein von Birkhuhn ans Herz gewachsen, sondern durch meine Hilflosigkeit, in die mich all die Jahre Deine lieblose Tyrannei versetzte. Ich kann Euch sagen: Du gedachtest es böse niit mir zu machen, aber Gott hat es doch gut gemacht. Fräulein von Birkhuhn hat er» kann!, wie armselig mein Leben war, und wie ich darben mußte an Liebe und allem, was das Leben auch des ärmsten Menschen licht und warm macht. Sie hat in treuer Fürsorge heim- tich ihre schützende Hand über mich gehalten, und wenn ich nicht ein elendes, verkümmertes Geschöpf geworden bin, so danke ich es ihr. Nicht erst jetzt hat sie mich an ihr gutes, treues Herz genommen, wie eine zweite Mutter, sondern schon all die Jahre, die sie in unserem Hause ist. Nur weil wir Deine Tyrannei fürchteten, versteckten wir unsere Liebe zueinander. Du hättest mir ja sonst sicher diese Stütze, diesen Halt genommen, und ich wcfte untergegpngen als ein Lpser Deines Hasses. Ja, Renate, ein mal muß ich es aussprechen, was ich stets empfunden habe. Unsere Wege trennen sich jetzt bald, vielleicht für imnyer. Du Haft mich ge haßt, wie Du auch meine arme Mutter mit Deinem Hatz verfolgt ^ast bis zu ihrem frühen Tode. Nein — schweig — jetzt rede ich und lasse mich nicht unterbrechen, bis ich Dir alles gesagt habe. Du Haft mir die Liebe meines Vaters genommen, hast ihn durch Deine hoch mütige Aufwiegelei so weit gebracht, daß er sich ineiner und meiner Mutter schämte. O — ich weih alles und habe trotz meiner Jugend klar genug Dein Wesen durchschaut. Als der Vater dann gestorben Ivar unö wir hier dann eine Hei mat fanden, da hast Du mir keineswegs, wie Du sagtest, ein Opjer gebracht. Nein, Du hast Dir den größten Teil alles dessen angeeignet, was mir von Rechts wegen zukam. Ich mutzte Deine abgelegten Kleider tragen, damit Du Dich schmücken konntest. Fast alles Haft Du sür Dich verwendet — nicht einmal satt essen durfte ich mich in dem Aller, da der Körper einer kräf tigen Nahrung bedarf. Wenn ich Fräulein von Bivkhuhn nicht gehabt hätte und andere treue Seelen, die sich meiner Not erbarmten, dann wäre ich heute ein an Geist und Körper ver kommenes Geschöpf. Heimlich hat man mir die so nötigen Nahrungsmittel zugesteckt, und liebe voll hat man sich meiner angenommen. Dein Verdienst ist es wahrlich nicht, daß ich lfeute gesund und kräftig vor Dir stehe, und Opfer hat es Dich wahrlich nicht gekostet. So — das al les mußte ich Dir einmal sagen, ich habe lange auf diese Scunde gewartet. Vielleicht hätte ich aber dennoch geschwiegen — wenn Du mir nicht diese treue Seele verunglimpft und ihrem Tun so unlautere Motive untergeschoben hättest. Das durfte ich nicht leiden, lind nun hab' ich Dir nichts mehr zu sagen." Prinzeß Lolo fiel wie erschöpft vor Auf regung in ihren Sessel zurück. Ihre Schwester hatte sie einige Male zu unterbrechen und mit ihren Blicken einzuschüchtern versucht, aber ver gebens. Diese stürmische Anklage war über sie da her gebraust, wie ein Wildbach, der den Damm durchbrochen hat. Wortloser Grimm und offen kundiger Hatz entstellten ihr Gesicht. Sie erhob sich mit eineni Ruck uns sagte kalt und schnei dend: „Es entspricht Deinen plebejischen An schauungen, daß Tu mit den Domestiken ge meinsame Sache machst. Deine dramatische An klage hat mir interessante Aufschlüsse gegeben über ein Komplott, das Du gemeinsam mit den Dienstboten gegen mich geschmiedet hast. Aber überrascht hat mich das nicht; gleich und gleich gesellt sich gern). Auf Deine Anschuldigungen auch nur mit einem Wort einzugehen, dazu bin ich zu stolz. Du hast mir eben den Beweis ge liefert, datz ich Dich in noch viel strengerer Zucht hätte halten müssen. Aber es wäre wohl bei Deinen Anlagen und bei Deiner niederen Den kungsart alles nutzlos gewesen. Wir find nun fertig miteinander — für alle Zeit." Und sich zu Fräulein von Birkhuhn wen dend, fuhr Renaie fort: „Ihre Dienste nehme ich nicht einen Au genblick länger in Anspruch. Gottlob bin ich 'nur noch wenige Tage genötigi, mit Menschen unter einem Dache zusammen zu leben, die mich jahrelang schamlos hintergangen haben." Fräulein von Birkhuhn sand unter diesen schneidenden Wollten i ihren Mut wieder und : wollte sich auflchnen. Ehe sie aber ein Wort ! hervorbringen konnte, schloß die Prinzessin Lolo sie fest in die Arme. „Lull. Birkhühi chen — sage kein Wwt mehr, was gesagt werden mußte, ist gesagt. Wir wollen diese häßliche Szene nicht mehr verlän gern." Prinzeß Renale rauschte mit einem höhni schen, haßerfüllten Ausdruck im Gesicht hiiMts uno warf die Tür unsanft ins Schloß. Fräulein von Birkhuhn zitterte am ganzen Körper. Sie wollte sich losreißen. „Kindchen — laß mich ihr nach — mag wer den, was da will, aber sie soll nicht über Dich iriumphieren. Ich will ihr die stolze Maske vom Gesicht reißen, damit sie sich in ihrer gan zen Erbärmlichkeit erkennt. Ich will ihr die Wahrheit sagen, dann soll sie erkennen, wer von Euch beiden die niedrige Gesinnung hat." Prinzeß Lolo hielt sie aber fest. „Du bleibst und regst Dich nicht mehr auf. Hier setze Dich her und ich gebe Dir Deine Tropfen, Du zitterst ja am ganzen Körper. Willst Du mir krank werden? Weißt Du nicht-, wie nost.vendig ich Dich brauche?' Komm, laß uns diese häßliche Szene vergessen. Wir wer den kaum noch viel mit Renate zusammentres- fen, die wenigen Tage, die sie noch hier ist, können wir ihr auswsichen. So — nun bleibe ganz ruhig, Du sollst nichts — gar nichts mehr tun, als Dich Pflegen lassen." Fräulein von Birkhuhns Erregung machte sich in Tränen Luft. „Ach Kindchen — mein liebes gutes Kind- chen — was bist Du für ein goldnes Geschöpf. Wieviel edler und besser bist Du wie Deine Schwester. Sie hätte mich gemiitsruhig vor die Türe gesetzt, nun sie mich nicht mehr braucht. Und Du — Du bist ein Engel — ein leibhaf tiger Engel." Prinzeßchen lachte unter Tränen. „Ei, Du Musterexemplar einer Erzieherin, willst Du mich eitel und hoffärtig machen?" „Nein, nein — aber siehst Du — das Herz geht mir in Stücke, wenn ich's nicht sagen darf." „Nun sehe einer dies närrische Birkhllhnchen an. Willst Du nun wohl ruhig seins Jetzt legst Du Dich ein Stündchen nieder und ruhst Dich aus. Ich gehe zu Bielke hinüber und bitte ihn, hier im Haufe ein wenig zu helfen, damit Meta meiner Schwester zur Verfügung steht. Du — Bielke war doch rein närrisch vor Freude, als ich mich ihm gestern als künftige Millionärin oorslellte. Ich glaube, er hat sich gestern abend einen Schwips gekauft, denn er kam singend und etwas unsicher auf den Beinen durch den Park. Ich saß am Fenster und konnte vor Glückselig keit nicht einschlafen. Immer mußte ich den ken: „Wie schön, jetzt bist Du kein armes Prin zeßchen mehr." So plauderte Prinzeßchen, um ihre alte Erzieherin von der häßlichen Szene abzulenken, obwohl sie in ihr selbst noch nachzitterte. Als sie dann Birkhühnchen auf einen Di van gebettet hatte, sagte sie ernst: „Morgen wird Graf Falkenhausen beigesetzt. Weißt Du — ich würde so gerne dabei sein, um an seiner Gruft zu beten. Aber da ist sicher eine so glänzende Trauergesellschaft beisammen, und ich würde vor Scheu nicht wissen, was ich tun sollte So will ich hier für ihn beten und ihm im Herzen danken für seine Güte. Er hat meinem Leben mit einem Male eine glückliche Wendung gegeben. Es heißt zwar: Reichtum macht nicht glücklich, aber dies Sprichwort haben sicher Menschen erfunden, die nicht wußten, wie bitter Armut sein kann. Sieh, wenn Baron Schlegell nun arm wäre und keine arme Frau heiraten könnte — man weiß ja nicht, ob es so ist — dann würde mir doch diese Erbschaft zu meinem Glück verhelfen. — Meinst Du, daß er bald etwas von sich hören läßt?" „Wir wallen es hoffen, Kindchen. Schade ist es doch, daß Du nun den Prinzen nicht magst." Prinzeß Lolo küßte lächelnd die alte Dame. „Ich mag ihn aber nun einmal nicht!" Dann ging sie still hinaus und aus ihren jungen, weichen Zügen lag ein sehnsüchtiger Glanz. * (Fortsetzung folgt.)
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