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19. Jahrgang. April-Ausgabe. Nr. 4. Redigiert von Pfarrer B. Albrecht in Hoheustein-Eruftthal, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten sind. wir dürfen uns an diese Tveit nicht hängen und in ihr nicht heimisch werden; noch -0 oder 30 Jahre nn glücklichsten Halle, und wir sind über die Sorgen dieses Lebens hinaus, und unsre Kinder sind an unserm jetzigen Standpunkt angelangt und gewahren mit ebenso viel Er kennen, daß das eben so srisch begonnene Leben schon bergab geht. Ls wäre da« An- und Ausziehen nicht wert, wenn es damit vorbei wäre. Bismarck. Heimweh im Zrühling. Run wird es herrlicher mit jeder Stunde: mit grünem Lammt die Hügel sich bekleiden; -Ls bricht aus dürrem Holz, aus öden Haiden ein Anospenmeer hervor "werter Runde. Die Amsel singt vom süßen Liebesbunde; die Bienlein summend m den Bluten weiden, Heilskräutlein sprossen aus aus Held und weiden, als müßte heilen jede alte Wunde. Da tönt es durch das Heft wie Totenklage. — Ein Leichenzug zieht durch die ßrühlmgsmrtten, Zertretne Blumen liegen an der Wiese. Auf alle Schönheit fällt ein dunkler Schatten; Im Guellenslüstern klagt, im Lerchenschlage das Heimweh vom verlornen Paradiese. AMckie MckMen Monatliche Keigabe ?uw „Tageblatt". Das Schiff muß im Wasser sein, nicht das Wasser im Schiff. Tie Seele lebt wohl in der Welt, doch darf die Welt nicht in der Seele leben. Ist das Wasser im Schiff, so versinkt cs. Erfüllt die Welt die Seele, so geht sie verloren. Siehe, wie der Schiffer Tag und Nacht darauf achtet, ob das Wasser durch die Ritzen der Schiffsplanken gedrungen ist, steh, wie er stündlich das Wasser aus dem Schiffe schöpft. So schöpfe auch du durch Buße und Klauben die Weltwasser und den Sündenschlamm aus deiner Seele! (Aus der predigt eines chinesischen Evangelisten.) (Schluß.) Lrjahrnngen eines Airchenvorstchers als Mithelfer -es geistlichen Amtes. Vortrag von Herrn Kirchenvorsteher Springer in Chemnitz zu St. Markur-Parochie. In Chemnitz hat Herr Pastor Peisel große Verdienste um die Magdalenensache. Unterstützung findet sie bei den einzelnen Kirchenvorständen durch Bewilligung jährlicher Beiträge. In der Hauptsache aber suche man das Wesen der Prostitution zu unterbinden, indem man sich der Gefallenen annimmt und sie wieder in die menschliche Kesellichast und damit in ein geordnetes Leben zurückbringt. wer gefallen ist, braucht Hilse, gleichviel ob er an dem Hall Schuld trägt oder nicht. Bieten wir alle dem Magdalenenhilfsverein unsere Dienste an, helfen wir den Rettungs gedanken verwirklichen. Bedauerlich ist es, daß der hiesige Ausschuß zur Bekämpfung der Ansittlichkeit, dem ich aller dings auch als Mitglied angehöre, seine Tätig keit in den letzten Jahren etwas vernach lässigt hat. Es gab eine Zeit, da unterstützte unsere Bestrebungen auch die städtische Behörde. In gewissen Zeiträumen berichtete sie an die einzel nen Pfarrämter an der Hand der Wohnungslisten über die in den Gemeinden zugezogenen pro- tistuierten und die der Protiftution verdächtigen Personen. Dadurch wurde es möglich, sie auf zusuchen und zu veranlassen, ihr sündhaftes Ge werbe einzustellen. Gelang das nicht, wurde der Hauswirt veranlaßt, sie aus dem Hause zu entfernen. Einen Zweig der Hilssarbeit eines Kirchen vorstehers bildet auch mit die Hürsorge sür Strafentlassene. Ich selbst gehöre diesem Ausschuß in Chemnitz mit an. Mehrmals habe ich in meiner srüheren Beamteneigenschaft Straf entlassenen zur Erlangung von Arbeitsgelegenheit verhalfen und ihnen damit die goldene Brücke zur Wiederkehr in die menschliche Gesellschaft bauen helfen. Schwer ist auch diese Arbeit, denn die Entlassenen wollen meist — wie Herr Pastor Peisel in seinem Bericht schreibt — aller Zwangs- vcrwaltung und aller Ueberwachung ledig sein, sie haben die Bevormundung satt. Hier in Chemnitz nimmt sich der Verein sür die innere Mission der Entlassenen an, der sie dann dem zuständigen Le lsorger überweist, nur wenn es sich um Beschaffung einer Arbeits stelle handelt, wird der betr. Kirchenvorsteher zur Mithilse herangezogen. Im steten Hinblick aus die Aufgaben einer Kirchgemeinde und zur Unterstützung des geist lichen Amtes beteiligen sich die Kirchenvorsteher auch an den kirchliche« zluterrebungeu der erwachsenen Jugend. Auch hier sorgen sie dafür, daß sich die Kirchgemeinde zu einer Pflanzstätte ev.-christl. Glaubens und Lebens gestalte. Obgleich sich die einzelnen Kirchenvorstands mitglieder bei den Unterredungen nur passiv be teiligen, so wirken sie doch durch die sich selbst auferlegte Pflicht, die kirchlichen Unterredungen zu besuchen und zu überwachen, vorbildlich auf die Jugend. Ein junger mir nahe stehender Mann er klärte mir in einem privaten Gespräch: „Durch die Gegenwart der Kirchenvorsteher während der Unterredungen wird die Bedeutung derselben er höht; ich habe mir vorgenommen, einstens auch Kirchenvorsteher zu werden, ich will mein Leben darnach einrichten." Möchten doch diese Worte auch bei seinen Mitschülern Beachtung finden! Die tzaupttätigkeit eines Kirchenvorstehers als Heiser der geistlichen Amtes erstreckt sich auf die K-s«ch- der «ans-«. Tranlanmiaeu Hier findet er auch das Gebiet, auf dem er sich in verschiedener Art betätige» kann. Di» Zahl der in unserer Narku«kirch«n- gemeinde im Jahr« vollzogenen Besuche betrug 258. fHO Ehepaare w»rde» an die noch nicht vorgenommene Taufe ihrer Kinder gemahnt und M wegen Nachholung der kirchlichen Trauung erinnert. ld2 Erinnerungen waren von Erfolg be gleitet. bb Ehepaare kamen aber der Aufforde rung nicht nach, es mußten ihnen infolgedessen die kirchlichen Ehrenrechte entzogen werden. Es erquickt oft die Lent« ganz wunderbar, wenn jemand, der nicht Weisslicher von Beruf ist, aber aus eigener Lebenserfahrung den lieben Sott und sein Walten kennen gelernt hat, seine Ansichten und Herzensmeinungen vor de» An- deren ausspricht. Es wird da zuweil«» au» einem gewöhnlichen Besuch auch «ine Akt «an W-tteabienss. Es ist noch Dar «icht lauge her, da besuchte ich einen Handarbeiter an der Zietenstraße. Obgleich e« noch früh am Morgen war, kam mir der Mann im halbtrunkenen Zu stande entgegen. Ich ließ ihn erst sein Pulver verschießen, um ihm dan» in größter Ruhe da» Anrechte seiner Handlungsweise — er hatte kurz vorher erst seine Krau tätlich beleidigt — klar zu ma chen und ihm dabei vor Augen zu führen, wie schön er mit seiner Kamilie leben könnte, wenn er da» Lchnapstrinken lasten könne und da» Geld für den Schnaps an die Kamilie wende. Mit Tränen in den Augen und einem kräftig« Händedruck entließ er mich dann mit Dank für die guten Ratschläge und dem versprechen, mir zu solgen. Die Krau hat er von da ad bester behan delt, aber den Schnaps konnte er nicht meiden. »in Mann, de» ich «i»ß bat, bk kirchlich«