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Nr. 89. Pulsnitzer Taqeblatt. — Freitag, den 17. Avril 1931. Seite 7. cu» 16. Ävcü 1^31 Am heutigen Wochenmarki» wurden gezahlt pro Zenwrr W »izen, eff. Ge«. 77 kg,neu, 1475 Mk., Rog « eneff Gew. 73 kg, 9,75 Mk., Gerste (Kutter.) 11,50-12,50 Mk., (Brau )l1,50 bi« 12,50 Mk., Hafer 9,00- 9,25 Mk., beregnet 8,50-8,75 Mk., Wei zenmehl (Kaiserauszug) 30,00 -30,50 Mk., Noggenmeh l(60 °/,) 16,00-16,75 Mk., W - iz - nkleie, grob, 7 25 Mk, fein 7,00 Mk. R ° g - « rukleie, grob (Bienert) 8,00 Mk., sein 7,25—7,50 Mk., H e u 2,50 bis 3,00 Mk., Flegelftroh 2,00 Mk., Futterftroh 1,50 Mk. Streustroh 1,10 Mk., k » r t o f f e l n,ws ße 2 75 Mk, ro'e 3,00 Mk, oelbe 3,50 Mk., pro Zentner, Butter 1,50 Mk. das Pfund, Eier 7 Pfg. d-S Stück. Ferkel 14 -21 Mark, LLufer 35-40 Mk. da« Stück. Gänse über 2,00—2,60 Mart da« Stück, Kür ausgesuchte Ware Preis Börse und Handes Amtliche sächsische Notierungen vom 16. April. Dresden. Die Börse hatte eine schwache Tendenz. Stärker ge- drückt verkehrten Schubert u. Salzer, die 4,50 Prozent »äch- gaben. Ferner verloren Union-Werke Radebeul 1,50, Dresdner Schnellpressen 1.25, Peniger 4, Mimosa 2,50, Per. Pholo-Aktien > 2,25, während Ver. Photo-Genußscheine 5, Thode-Stammaktien i 3, Geraer Strickgarn 1,75 und Jndustriewerke Plauen 1,25 Prozent fester lagen. Ttttersdorfer Filztuch bützten 2, Polyphon 5 und Ver. Zünder 1,50, Dortmunder Ritterbräu 2, Meißner Ofen 2 und Deutsche Ton 1,50 Prozent ein. Interesse bestand für Freigabcwerte, ohne daß sich die Kurse änderten. Anlage werte lagen still. Leipzig. Die Börse hatte eine abgeschwächte Haltung. Beacht liche Verluste hatten Schubert u. Salzer 4,25, Polyphon 4. Concordia 3,75 Prozent. Freiverkehr säst unverändert. Leipziger Schlachivichmnrkt. Austrieb: 12 Ochsen, 63 Bullen, 68 Kühe, 13 Färsen, 746 Kälber, 240 Schase, 2064 Schweine Preise: Ochsen belanglos: Bullen 1. 44—46, 2. 40—43; Kühe 1. 38-40, 2. 32—37, 3. 28—31, 4. 25-27; Kalber 2. 67-70, 3. 60—66, 4. 56—59; Schase 2. 50—53, 3. 40—46, 5. 30; Schweine 1 und 2 46. 3. 45—46, 4 42—44, 5. 41, 7. 42—44. Berliner Börse vom Donnerstag: Verstimmt. Die Börse eröffnete recht schwach. Die Kursrückgänge be trugen bei den führenden Werten 1 bis 4 Prozent. Größten Einfluß auf die Stimmung hatten die neuen starken Rückgänge, die an der New-Porker Börse eingetreten sind, und die, wie man befürchtet, ein Spiegelbild nicht nur der internationalen Börsen lage, sondern auch der Weltwirtschaftslage darstellen. Amtliche Devisen-Notierung. Devisen 16. April 15 Avril Un Reichsmark« Geld Bries Geld Bries NM. RDt. RM. RM. New Porl . 1 k 4,1955 4,2035 4,195 4,203 London . . . 1 20,382 20,422 20,381 20,421 Amsterdam 100 Gid. 168,38 168,72 168,30 168,64 Kopenhagen 100 Kron. 112,16 112,38 112,18 112,40 Stockholm . 100 Kron. 112,27 112,49 112,26 112,48 Oslo .... 100 Kron. 112,17 112,39 112,17 112,39 Italien . . . 100 Lire 21.965 22,005 21,96 22,00 Schweiz . . 100 Frcs. 80,82 80,98 80,80 80,96 Paris .... 100 Frcs. 16,40 16,44 16,396 16,436 Brussel . . - 100 Frcs. 58,315 58,435 58,31 58,43 Prag . . . . 100 Kron. 12,425 12,445 12,424 12,444 Wien . . . . lOO Echiil. 58,99 59,11 58,985 59,105 Spanien . . 100 Peseta !311 4319 43,51 43,59 ! Berliner Produktenbörse: Erft fest, Vanen ruhiger. ! Nach festem Beginn etwas mehr Angebot. Höckstbezahlte rvor'.mttagskurfe l>e Haupte ter sich nicht. Unternehmungslust vrocrette av. Preise zeigten etwa Dortaasstand. Auch Hafer ruhiger. Weizenmehl vorübergehend gebessert. Jetzt still. Amtliche Notierung der Mittaqsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto einschl. Sack srei Berlin. IM lg 16 4. 31 15. 4. 31 100 kg 16. 4. 31 15 4. 31 Mehl Welz märk. Weizen 34.7-40.5 34.7-40.5 290.0-292.0 290.0-292« Roggen 26.7-28.7 26.7-28.7 Mai 306.5-305.0 306.0-306. Welzenklere 13.0-13.2 13.0 13.2 Juli 300.5-300.0 300.50 Roggcnkleie 13.4-13.7 13.2-13.5 Sept. 254.5 253.7 254.50 Weizenkleie- mela e —— Rogg. 193 0-195.0 Raps (1000 kg) — — märk. 193.0- 195.« Leinsaat (do) — — Ma 207.2-206.5 206.5-207.0 Erbsen, Viktoria 24.0-29.0 24.0-29.0 Juli 201.0-200.0 201.5- 02'2 Kl. Speiseerbsen 23.0-27.0 23.0-27.0 Sep! 189 00 189.00 Futtererbsen 19.0-21.0 I9.0-2I.0 Gerste Peluschken 25.0-30.0 25.0-30.0 241.0-250.0 Ackerbohnen 19.0-21.0 190-21.0 Brau 241.0-250.0 Wicken 23.0-26.0 23.0-26.0 Fun. 221.0-241.0 224.0-2401 Lupinen, blau 13.5-15.5) 13.5-15.5 Neue gelb 22.0-26.0 22.0- 26.0 Winter —- Serradella, neu 66.0-70.0 66.0-70.0 Hafer Rapskuchen 9.80-10.2 9 80-10.2 181.0-185.0 Leinkuchen 14.3-14.5 14.4-14.6 märk. 180 0-184.0 Trockenschnitzel 7.70-8.00 7.70-8.00 Mai 194.5-192.0 193.75 Soya-Extrakt.- Juli 200.7-198.5 201.0 20!) 7 Schrot 14.2-14.9 14.2-14.9 Sept. 178.50 180 5 180.« I Kartoffelstöcken 15.5-16.0 15 3-15.8 Die Preise für Milch, die nach Berlin zur Lieferung ge langt, betragen für die Zeit vom 17. bis 23. April je Liter frei Berlin: für A-Milch 17,1 Rpf, für B-Milch 10,6 Rpf, für tief- gekühlte Milch 17,6 Rpf, für molkereimäßig bearbeitete Milch 18,85 Rpf. Die A-Milchmenge ist auf 90 Prozent des A-Milch- kontingents der einzelnen Lieferstelle festgesetzt. — Richtpreis für den Kleinverkauf ab Laden oder Wagen 29 Rpf. (Ohne Gewähr.) Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung ab Er zengerstation, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qualität 125, 2. Qualität 117, abfallende Sorten 103. Ten denz: flau. (Ohne Gewähr.) Preisnoticrungen für Eier. (Festgestellt von der amt lichen Berliner Eiernotierungskommission.) Deutsche Eier: Trink eier (vollfrische, gestempelte), über 65 Gramm 8,75, über 60 Gramm 8, über 53 Gramm 7,25, über 48 Gramm 6,50; Aus sortierte kleine und Schmutzeier 6. Auslandseier: Dänen, 18er 8,75, 17er 8,25, 1514—16er 7,75—8; Holländer, 68 Gramm 9 bis 9,25, 60—62 Gramm 8—8,50; Belgier, 68 Gramm 9,25, 60 bis 62 Gramm 8—8,50; Rumänen 6,25—6,50; Ungarn und Jugoslawien 6,50; Kleine, Mittel, Schmutzeier 5,75—6. Die Preise verstehen sich in Rcichspfennig je Stück im Verkehr zwi schen Ladungsbeziehern und Eiergroßhändlern ab Waggon oder Lager Berlin nach Berliner Usancen. Witterung: schön. Ten denz: behauptet. (Ohne Gewähr.) j Amtliche Berliner Kartoffelpreis-Notierung je Zent ner waggonfrei märkischer Station: Weiße Kartoffeln 1,80 bis 2,10 RM; Rote Kartoffeln 2,10 bis 2,40 RM; Gelbfleischige (außer Nierenkartoffeln) 2,90 bis 3P0 RM. Größer fallende Sortierung über Notiz. Fabrikkartoffeln 8)4—9 Rpf je Stärke prozent. (Ohne Gewähr.) Berliner Magerviehmavkt. (Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhof in Friedrichsfelde.) Auftrieb: 476 Rinder, darunter 409 Milchkühe, 1 Bulle, 66 Jungvieh, 148 Kälber, 431 Pferde. Verlauf: langsam, Preise gedrückt. Es wurden ge- zahlt: Milchkühe und hochtragende Kühe, je nach Qualität 280 bis 440 RM. Ausgesuchte Kühe und Kälber über Notiz. Tra gende Färsen, je nach Qualität 260 bis 390 RM. Ausgesuchte Färsen über Notiz. Jungvieh zur Mast, je nach Qualität 35 bis 40 RM. — Pferdemarkt: Preise je nach Qualität 200 bis 1100 RM; Schlachtpferde 30 bis 180 RM. Verlauf: ruhig, Preise wenig verändert. (Ohne Gewähr.) Magdeburger Zuckernoticrungen. Gemahl. Melis bei prompter Lieferung innerhalb zehn Tagen 26,45 und 26,70, bei Lieferung April 26,70, Mai 26,85, Weißzucker-Melaffe 1,85, Roh- »ucker-Melasse 2,10. Tendenz: stetig. — Rohzucker: Mitteldeutsch, land Ende April 17. Wochenumsatz: 4200 Zentner. Sonne und Mond. 19. April 1931: S.-A. 4.56, S.-U. 19.04; M.-A. 5.10, M.-U. 21.11 Zlammen im Schnee. Roman von Friedrich Zeckendorf. vrrtrtid; Lari Duncker Vertrieb. Berlin W SL SLluß. Du weiht, ich bin ein Bauermrumpel, ich kann nicht so schöne Spruch machen, wie man sie für einen solchen Brief braucht. Und ich möchte Dir doch so herzensgern sagen, wie grenzenlos ich Dich liebe, mein Jochem, damit Du verstehst, weshalb ich vor Dir durchgehen muh Du bist vierundzwanzig Jahre alt und die Frau, die Du liebst, ist nicht um zwei oder drei, sondern um vierzehn Jahre älter als Du Da habe ich sogar noch ein bißchen geschwindelt, weil ich mich von den achiunddreihig so schwer trennen kann. Einige Jahre möchte es >a mit uns beiden gehen, aber dann würdest Du schon be merken. daß ich eine Frau in reiferen Jahren bin. vielleicht noch jugendlich, aber nicht mehr jung. Das ist nicht dasselbe. Und ich käme dann nicht mehr von Dir los. Ich muh aus Dich verzichten, mein geliebter Bub, weil ich es nicht ertragen könnte, Dich zu verlieren. Jetzt kann ich's noch Ich gehe nicht nach Amerika, sondern dorthin, wohin ich gehöre, heim in meine Berge. Ich will wieder das iein was Vater und Mutier gewesen sind — Bauer. Was von mir. der alten Baby Cooth, übrig bleiben soll, ist das Bild, das Du Dir io ge wünscht hast und das ich Dir jetzt schicke Es ist nicht ganz Deine Baby — sondern ihre Tochter. Deshalb hab ich das Bild gebraucht, Jochem, wenn ich die Wahrheit wissen wollte. Verstehst jetzt? Aber nun hab ich's nicht mehr nötig, jetzt weiß ich die Wahrheit von selbst Für sie wünsch ich mir einen sol chen, wie du bist, da ich ihn nicht für mich wünschen darf Sie ist bester als ihre Mutter, noch nicht vom Leben so durcheinan- dergejchüttelt, und kann noch viel herzlicher lachen als ich, bei der man doch nie weih, ob sie lacht oder weini. Wenn Du mich «in wenig vergehen haben wirst, dann nimm wieder das Bild vor, mein Bud. Vielleicht kommst Du dann — nicht zu mir — sondern zu uns. Wir Frauen sind alle Kupplerinnen, wenn wir Mütter sind. Mein süßer Jochem, bleib jo, wie Du bist, stark, gesund und Hui und die letzte Liebe Deiner Baby." I Joachim biß Lie Zähne auseinander, daß die Muskeln aus seinen braunen Wangen spielten. Er legre das Bild unter sein Kopfkisten, den Brief steckte er zu sich. Dann raste er hinunter ohne rechts und links zu sehen. Holte seine Schneeschuhe aus dem Schuppen. Oben auf den Bergen lag noch Schnee. Er ging quer durch den Wald, dort, wo er am schlechtesten gangbar war. Die Zweige peitschten ihm Striemen ins Gesicht, klatschten ihm nahe Schneeklumpen in Haare und Ohren. Nur hinauf und fori von den Menschen. Ganz oben aus einer ein samen Höhe blieb er stehen. Da kam der erste Laut von seinen Lippen Ein langgezogener, wilder Schrei, wie das Brüllen eines Tieres. Es hallte weil und gellend durch den Frieden: „Baby! — Babylieb!" Und kam von einer Bergwand grell zurück: „Baby! — Babylieb!" Joachim band die Schuhe unter die Sohlen. Ueber Stock und Stein fuhr er. springend und rasend, in einem Tempo den Berg wieder hinunter, dah einige Spaziergänger sich erschrocken umwandlen. Es war ein Gotteswunder, daß er heil ankam Am Abend schleifte und schwenkte er die ältesten Sem.ster nach dem Takt der Jazzband durch den Tanzsaal. bis ihnen Hören und Sehen verging. Und schlief in der Nacht, von Baby träu mend. das Bild eines schönen, jungen Geschöpfes, das ihr ähn lich sah. unter dem zerwühlten Kisten. In einem weihen Arztkittel schaltete Xandi um den kranken Sörensen Sie halte ihr Gepäck aus dem Hotel in das stille Waldhaus bringen lasten. Hannelore fand sie. wohl blaß von der verwachten Nacht, doch in einer fast frohen Stimmung Wie am Weihnachtsabend saßen die beiden Frauen Hand in Hand im Wohnzimmer. „Ich habe Gerstenberger von deiner Scheidung gesprochen", sagte Hannelore, .chamit du nichts zu erzählen brauchst" „Wie ein böser, wilder Traum ist mir das alles. Es ist alles noch wirr in mir. Und ich zittere daß der Arme da drinnen zu rasch erlöst werden könnte. Er ist mir doch jetzt Zweck, Pflicht und dann du gehst auch fort. Du wirst mir am meisten fehlen." Hannelore öffnete ihre Handtasche. „In den Märchen geben die Zauberer ihren Schützlingen einen Ring. Den müssen sie dreimal drehen, dann kommt der Zauberer und hilft ihnen. Ich gebe dir auch einen solchen Ring. Einmal drehen und ein paar Zeichen schreiben. Karte genügt — komme sofort." Sie steckte einen Ring auf Xandis Finger. Denselben, den Xandi in einer verwirrten Stunde Toni Hartung geschenkt hatte. „Das soll dich an mich erinnern." Gerstenberger kam nach Sörensen sehen. Wenigstens jagte er nichts anderes. Hannelore stand auf und sagte: „Ich darf dich wohl für einige Minuten mit Herrn Gersten berger allein lasten. Ich möchte ein bißchen nach Sörenjen sehen. Gerstenberger war durch das Alleinsein verwirrter als Tandi. Er fühlte, er muhte etwas Entscheidendes sagen und gab sich einen Ruck: „Verzeihen Sie, Frau Baronin, ich habe vielleicht nicht das Recht " er stockte — „aber Fräulein Hildebrandt " „Ich weiß" „Dars ein Freund Sie fragen, wie Sie Ihr Leben ferner hin " „Jetzt habe ich hier eine Pflicht, die mich glücklich macht. Nachher " Er machte eine Gebärde zum Fenster hinaus. „Drüben steht ein Haus, das mit allem, was drinnen ist, zu Ihrer Verfügung steht", leiser fuhr er fort, „und Ihnen ge hört — wie ich " Xandi senkte den schmalen Kopf. „Sie find ein treuer Freund, Gerstenberger", unbewußt ließ sie das „Herr" fort, „aber das — geht nicht. Ich muh noch viel büßen. Und wenn Sie alles wissen werden " Er streckte abwehrend die Hände aus. „Ich will nichts wissen. Man liebt auch die Fehler wenn man liebt." Er ging mit Hannelore zusammen fort Als sie aus den Bäumen heraustraten, blieb er stehen und ergriff ihren Arm. „Sehen Sie", sagte er und zeigte in die Runde, „ist es hier nicht schön? Meine Berg«, mein Wald — kann man hier nicht Lächeln. enberger" fühle ich glücklich sein?" Hannelore sah zu ihm auf und hatte ihi bei dem sie die Augen zujammenzog. „Sie sehen jetzt auch recht glücklich aus, H^ „Ja", sagte er aus nefster Ueberzeugung mich um zehn Jahre jünger." - Ende. -