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Nr. 74. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 28 März 1931 Seite 10. Woche gern auf bestimmte Genüsse verzichten, die sie sich' sonst in dieser Zeit leisten würden, und die Ersparnis der Mission zuführen. Aber dürfen wir in dieser Zeit tatkräftig für das Werk der Mission arbeiten? Entziehen wir nicht unserem eigenen Volke zu viel Kraft? Es gehört in das Reich der Märchen- dah die Mission soviel gutes Geld ins Ausland brächte. Tat sächlich wird der größte Teil der Missionsgaben der deutschen Wirtschaft nicht entzogen. Es find im ganzen etwa 7 bis 8 Millionen, die. in Deutschland für alle Gesellschaften zusam mengenommen gegeben werden. Aber der Betrag, der wirklich 'dem Kreislauf der deutschen Wirtschaft entnommen wird, ist viel geringer. 1. Die Missionshäuser liegen in der Heimat.^ Die Ausbildung der Missionare und der ganze Heimatdianst der Mission verbrauchen einen recht erheblichen Prozentsatz unserer Einnahmen. 2. Eine ansehnliche Summe fließt den deutschen Schiffahrrtsgesellschaften für die Fahrkarten der ausreisenden und heimkehrenden Missionsgeschwistern zu. 3. Die Schulmaterialien und Arzneien für unsere Missionsfelder werden bei deutschen Fabriken bestellt. 4. Die Missionskinder werden in Deutschland erzogen. Einen großen Teil ihres Ein kommens senden darum unsere Missionsarbeiter wieder heim. Es mögen vielleicht 2 bis 3 Millionen Mark sein, die schließ lich der Wirtschaft entgehen. Was ist das im Vergleich zu dem, was unser Volk jeden Monat für Südfrüchte, Tabaks Zigarren .Weine und andere Genußmittel an das Ausland ausgibt! — Weiter: geht die obige Re st summe wirklich un serem Volke verloren? Man kann es doch kaum überschätzen, wieviel Sympathien unsere Missionare für Deutschland er-, ringen. Es isst das nie der Zweck unserer Arbeit gewesen, es ist das aber oft der ungesuchte Erfolg. Jährlich werden Millionen und Abermillionen für Propaganda im Auslande aus privaten und öffentlichen Mitteln ausgegeben. Ob nicht die selbstverleugnende Arbeit unserer Missionare mehr wirkt, als diese gedruckte Reklame? — Aber noch in einem tieferen Sinne dürfen wir sagen, dah unser Dienst der deutschen Christenheit zugute kommt. Es handelt sich im Grunde um eine einzige Front, in der wir in der Heimat und unsere, Missionare in Asien und Afrika stehen Wenn aber ein Abschnitt eine schwere Riederlage erleidet, dann wird dadurch die ganze Stellung erschüttert; das haben wir im Weltkriege gelernt. Darum können wir nicht tatenlos zusehen, wenn aus dem Missionsfelde ein Zusammenbruch erfolgen sollte. Wir würden selbst ja mit betroffen werden. — Vergessen wir auch nicht, daß unsere Missionare in unserem Auftrag hinaus gegangen sind, dah sie an unserer Stelle stehen! Es wäre eine Pflichtversäumnis, wenn wir sie einfach im Stich lassen würden. Es ist viel leichter, eine derartige Arbeit anzufangen, als sie durchzuhalten. Wir würden selbst innerlich schwer darunter leiden, wenn wir den Missionaren, den jungen Gemeinden, den werdende Kirchen untreu würden! Umgekehrt segnet Gott gerade die treuen Mitarbeiter am Missionswerk immer wieder. Wieviel Glaubensstärkung und Ermunterung, wieviel ernste Mahnung und Wegweisung für Gemeinde und persönliches Leben empfangen wir dabei! Es war ein großer Tag, alsj Paulus und Barnabas nach Antiochien zurückkehrten und dort berichteten, „wieviel Gott mit ihnen getan hatte". Auch wir dürfen solche Stunden immer wieder erleben. Darum auch um unserer deutschen Christenheit willen dürfen wir unsere Arbeit nicht liegen lassen. Sv laßt uns denn miteinander versuchen, die Reserven aufzurufen und in Dienst zu stellen. Ostern steht vor der Tür. Ostern ruft es uns wieder zu:' Llnser Herr lebt und wird sein herrlich Werk vollenden. Missionsdirektor D. Jhmels. Aus sächsischen Gemeindeparlamenten. Abgelehnter Haushaltplan. Pirna. Während der ordentliche und außerordentliche Haushaltplan 1931/32 ohne Fehlbetrag abschließen, weist der Sonderplan trotz Einstellung der Biersteuerverdopp lung und eines ISVprozentigen Zuschlages zur Bürger steuer einen Fehlbetrag von 1 396 851 Mark auf. Soll der Fehlbetrag durch die Bürgersteuer ausgeglichen werden, müßte der Zuschlag auf 2000 Prozent festgesetzt werden. Die gesamte Wohlfahrt erfordert sine» städtischen Zuschuß von 2 293 229 Mark, das sind auf den Kopf eines Ein wohners rund 609 Mark, das gesamte Steueraufkommen beträgt dagegen nur 1821020 Märk. In stürmisch ver laufener Sitzung lehnten die Stadtverordneten den vom Rat bereits beschlossenen Haushaltplan ab, nunmehr hat der Rat das Einigungsverfahren beantragt. Haushaltplan 1931 verabschiedet. Freital. In der Stadtverordnetensitzung wurde der ordentliche Haushaltplan 1931 mit den Stimmen der So zialdemokraten und Bürgerlichen verabschiedet. Es ist der Verwaltung gelungen, ihn mit 5 866 989 Mark auszu gleichen. Neben dem ordentlichen Haushaltplan bleibt ein Notetat für Krisenfürsorge und Wohlsahrtserwerbslosen- fürsorgc bestehen, der einen ungedeckten Fehlbetrag von 2 134 453 Mark aufwcist. Freital hat zurzeit 2000 Wohl fahrtserwerbslose zu unterhalten. Wenn nicht sofort Hilfe kommt, kann die Stadt die Unterstützungen an die Wohl fahrtserwerbslosen nicht mehr auszahlen,weil das Geld fehlt. Verteilung der Mietzinssteuermittel. Plauen. Die Stadtverordneten hatten sich mit dem Einspruch des Rates gegen die Verteilung der diesjäh rigen Mietzinssteuermittel für den Wohnungsbau zu be schäftigen. In der letzten Sitzung war von der bürger lichen Mehrheit beschlossen worden, die Mittel der Privat wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Da die Stadt eine Reihe Kleinstwohnungen erstellen möchte, hat sie gegen diesen Beschluß Einspruch erhoben, doch blieb die, aller dings knappe, Mehrheit der Stadtverordneten auf ihrem Beschluß bestehen. Der Rat dürfte nunmehr Klage bei der Kreishauptmannschaft erheben. Biersteuerhinterziehungen. Zwickau. Der Bezirksausschuß der Amtshauptmann schaft Zwickau beschäftigte sich mit der Frage der Bier- steuererhebung im Rechnungsjahr 1931. Öffentlich wurde hierbei behauptet, daß größere Steuerhinterziehungen vor gekommen seien. Amtshauptmann Müller erwiderte, daß tatsächlich Steuerhinterziehungen festgestellt worden seien. Gegen die Schuldigen werde unnachsichtlich vorgegangen, und es werde der vierfache Steuerdetraa einaezoaen. 7 ,1»/,' « Vsrsvcksn 5is er nul! orksiksk 5icksr, ;o ro- vsriösrig, so grünMck, wie man s; birksr von keinem ksimgvngLmitts! Konnte. 1 kOIösts! oek 10 l.itsr Ksi6ss V/os;sr wirkt >/VunZsr — Sport ^sit unck — un^ kostet nor gut 1 Pfennig! Darum ist so kslisidt! ^os immer es rv innigen vn6 ru sövtrern gibt — greisen 5is immer re d- Kisnksl 5 ^ulworcta-, 5pü1- unci ksirugungsmittsl sör kious- vn6 Küchengerät, j-jergsstellt in äsn persilvosrksn. äslkst siostnvngslos verschmierte unä verscsimukrts 5ochsn weckt rv neuem Keven, rv neuer äcköntisit. Dor irt ein äkro^Isn, ein QlsiDsn, ein funkeln — üHsroii, wo om Werk ist! Dos erfüllt clis t-iousfrou mit 5tolr uncl frevele! Gncl wie leicht wircl clos ^vf- wvrcksn, clos Lpvlsn, äos ksinigsn mit äisser moclernstsn unä viel seitigsten ^rbsitskilss Zlammeu im Schnee. N««a« vo« Friedrich Zeckendorf. Vertrieb: Lari Duncker Vertrieb, Berlin W. Q. 16 Ferüetzuna. Draußen siel noch immer Schnee. Lautlos und dicht und unaufhörlich Morgen wird der Wald in neuem Schneekleid stehen. Weihnachtsweiter. Non neuem Schnee bedeckt werden die Berge liegen, die Wege, die Rodelbhn hinter dem Hoiel, die Sprungschanze, die Bobbahn die Bobbahn. Man saust herunter, ganz von oben. Auf steuerlosem Bob. In rasender Fahrt. Schleudernd in die Kurve! Man stürzt, stürzt — und bleibt liegen Ein Klumpen, ein vernichtetes, zerbrochenes Erwas — — ein Nichts — — Toni sprach noch immer oder hörte zu, was Hannelore sagte. Sprach und hörte zu. Und harte ein eigenes Gefühl der Vertrautheit. Sprach eifrig und Hörre eifrig zu mit diesem merkwürdigen, nicht gekannren Gefühl. Das Opfer der Baronin Brunnenfels war in dieser, halben Stunde sinnlos geworden Schnee fiel lautlos. Weihnachtswetter ö. Frau Hildebrandt war sehr aufgebracht. „Die Tasche muß sich finden, Herr Gerstenberger. Sie kann doch nicht einfach verschwunden sein. Sind wir hier in einer Räuberhöhle? Ich kann verlangen, daß eine strenge Unter suchung eingeleitel wird" „Aber, gnädige Frau, wie stellen Sie ß<b das eigentlich vor?" Was soll ich denn tun? Es sind mit dem Personal jetzt dreihundert Menschen im Hotel. Sie behaupteten, die Tasche im Gesellschaftszimmer liegen gelassen zu haben. Möglich. Ich weiß es ja nicht. Aber es wäre doch schließlich auch Ihrerseits ein Irrtum nicht ausgeschlossen. Sie sagen selbst, daß Frau Baronin Brunnenfels nichts bemerkt hat. Es wird eben nichts da gewesen sein. Wenn Sie noch einen bestimmten Verdacht hätten, dem man nachgehen könnte " „Das wäre ja vielleicht nicht ausgeschlossen. Man hat schon so seine Vermutungen." antwortete Dela in gehässigem Ton. Herr Hildebrandt gab seiner Frau einen Stoß. Ohne daß sie einen Namen genannt hätte, verstand Gerstenberger sofort. Das Blut stieg ihm zu Kopf. „Ich möchte doch sehr gebeten haben, gnädige Frau, mit Verdächtigungen recht vorsichtig zu sein." seine Stimme klang überaus abweisend, „ich denke. Sie würden sich im umgekehrten Fall auch aufs energischste verbitten " „Ich habe keinen Namen genannt." „Wir verstehen uns auch so. gnädige Frau. Die Sache ist mir sehr peinlich, und ich bin bereit, um sie aus der Welt zu schaffen, den Schaden zu ersetzen, obwohl ich nicht dazu ver pflichtet bin. Alles andere nicht wahr?" Er machte eine entschiedene, abschneidende Bewegung mit der Hand. Herr Hildebrandt lenkte gutmütig ein: „Wir wollen von Ihnen nichts ersetzt haben. Meine Frau ist nur sehr aufgeregt, was ja zu verstehen ist. Ich meine jedenfalls, die Augen offenhalten. Ich denke wirklich an nie manden Bestimmten, aber ich lege auch für niemanden auf der Welt meine Hand ins Feuer. Es ist schon mal ein Nacht wächter bei Tag gestorben." „Ganz nach Belieben " Frau Hildebrandt fuhr ihren Mann an kaum, daß sie wieder allein waren. , „Du mutzt natürlich ins selbe Horn stoßen wie er. Warum? Weil dir die Frau gefällt. Wenn sie krumme Beine hätte, wäre sie dir gleich verdächtig vorgekommen." „Mit krummen Beinen hat man's auch nötiger zu stehlen." antwortete er trocken. Dela schoß auf die Baronin los. die gerade durch die große Glastür trat. „Was sagen Sie, meine Tasche ist noch nicht da! Ist das ein Skandal oder nicht? Aber wenn Herr Gerstenberger glaubt, daß ich das so hinnehme, irrt er sich gewaltig. Ich brauche seine Entschädigung nicht. Ich erstatte Anzeige bei der Polizei, auch wen^ es ihm noch so unangenehm ist. Man wird ja dann sehen." Sie nahm ihren Mann Leim Arm und sprach so laut, daß die Umstehenden aufmerksam wurden „Wir gehen zur Polizei. Berni. Unerhört ist das. uner hört" Xandi hatte ihr gar nichts geantwortet. Sie fühlte sich elend und zerschlagen, Die ganze Nacht hatte sie mit offenen Augen im Belt gelegen, den brennenden Blick in die Zimmer- ecke geheftet, in der ihr Koffer stand. Es hatte ihr geschienen, als ob die Wände des Koffers aus Elas wären, io daß man bis auf den Boden sehen konnte, durch Kleider und Wäsche hin durch bi» hinunter, wv die klein«, seiden« Handtasche lag. Diebesbeute, hatte ihr Herz gehämmert, Diebesbeut» Diebes« beut«! Und sie hatte keine Bewegung gewagt, damit ihr Mann nicht aufgewacht und in der Ecke den gläsernen Koffer sieht. Ein Wort mit jemanden sprechen können. Ein Wort, mit dem man sein Herz erleichtern könnt«. Nicht so allein sei«, so furcht bar allein. Gegen ihre sonstig« Gewohnheit war sie später aufgestanden als ihr Mann und hatte vom Bett aus jede seiner Bewegungen bangend beobachtet. Wieso sah er den gläsernen Koffer nicht? „Kommst du bald nach. Xandi?" „Ja. ja." Sorgfältig halt« sie die Türe nach seinem Weggehen ver riegelt, hinausgelauscht, ob keine Schritte nahten. Dann hatte sie den Koffer geöffnet, die Tasche hervorgeholt und noch einmal angstgepeitscht in ihr gewühlt. In einem Schächtelchen fand sie den Plattnanhänger der für Hannelore bestimmt war. Die Tasche verstecken oder aus dem Fenster werfen. Nein, das ging nicht. Sicher würde es jemand sehen. Aber bei sich verbergen,' irgendwo am Körper und hinausgehen in den Wald, sort- werfen sie fand nicht den Mut dazu. Die Tasche brannte sie in der Hand. Sie legte sie verzweifelt zurück. Und jetzt ging man zur Polizei. Die Polizei wird kommen, man wird suchen. Und oben stand der Koffer mit den gläsernen Wänden. Sie Hane eine wahnwitzige Vorstellung: die Hände mit Ketten am Rücken geiesielss. führte man sie eine lange. Treppe hikiunier. Und rechts und links unendliches Spalier der Hotelgäste. „Grüß Gorr. Frau Baronin." sagte eine Helle Stimme neben ihr „Herr Christ und ich gehen nach der Sprungschanze. Er will mir den Telemark beidringen. Kommen's nichr mit? Schad! Was jagen s zu dem Pech von der Frau Hildebrandt? Sie red' sich ein. man hat ihr das Tajchel gestohlen. Auf Wiederiehen." Tandi blieb unbeweglich auf ihren Platz stehen. Hatte Baby sie nicht mißtrauisch angesehen? Jeder sprach von der Tasche. Sie vermeinte daß von überhaupt nichts anderem mehr ge sprochen wurde im Hotel. Einer nach dem anderen wird jetzt kommen und sie tragen, als ob man von ihr und nur von ihr Antwort und Aufklärung erwartete. Einer nach dem an. eren wird kommen, jeder wird fragen bis, bis IFortletzuNg folgt.!