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Nr. 82. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 9. April 1931. Seite 7. macht Thompsons gegenüber den Bandenfürsten zum Kern punkt ferner Agitation gegen die Republikaner gemacht. Er hat sich auch nicht gescheut, seinem Gegner unlautere Ver- wendung von Unterstützungsgeldern, zum mindesten aber das Fehlen einer ordnungsmäßigen Rechnungsführung vorzu werfen, und hat Chikago eine Herabsetzung der Einkommensteuer um nicht weniger als 10V Millionen Dollar versprochen und die völlige Ausmerzung von Vergeudung öffentlicher Gelder, Bestechung und Korruption versprochen. „Big Bill" hat die Vorwürfe Cermaks gar nicht be achtet. Er beschränkte sich in der Hauptsache darauf, seine Scharen durch Politik hinter verschlossenen Türen zu sammenzuhalten. Die Vorwürfe, er dulde stillschweigend das Bandenunwesen und stecke mit den Bandenführern unter einer Decke, bezeichnete Thompson als „Schmutzpropaganda". Bergarbeiter, Eseltreiber — Bürgermeister von Ehikago. Der Böhme Eermak will den Augiasstall rücksichtslos säubern. Ehikago. Die Bürgermeisterwahl in Chikago endete mit einem glänzenden Siege des Demokraten Cermak. Er, der frühere Bergarbeiter, Straßenhändler und Eseltreiber, dessen Wiege noch in Böhmen stand, wurde mit 672 689 Stimmen zum Bürgermeister der Riesenstadt am Michigansee gewählt. Der alte Bürgermeister „Big Bill" Thompson unter lag mit nahezu 200 000 Stimmen. Abgesehen von einigen kleinen Zwischenfällen und einer Anzahl von Verhaftungen wegen Störungsversuche sind die Wahlen ruhig verlaufen. Die für die berüchtigten Verbrecher- stadtteilc Chikagos sonst bei allen Wahlen traditionelle Schießerei und Entführung von Wahlurnen werden eigen artigerweise nicht gemeldet. Ueber den Ausgang der Wahlen wurden zahllose hohe Wetten abgeschloffen. Die Wahlergebnisse wurden während der ganzen Nacht vor den Gebäuden der großen Zeitungen durch Scheinwerfer und Lautsprecher bekanntgegeben. Eermak verdankt seinen Sieg in erster Linie seinen Ver sprechungen, den korrumpierten Verwaltungsapparat zu säu bern und die Stadt rücksichtslos von ihren Perbrecherbanden zu befreien. Eine wahre Herkulesaufgabe hat Eermak mit dem Versprechen, den Augiasstall zu säubern, übernommen. Durch Terror mit Bomben und Maschinen gewehren und mächtige Verbindungen üben die großen Ver brecherbanden einen geradezu unheimlichen Einfluß auf das tägliche Leben aus. Es gibt so gut wie keinen Erwerbszweig, der nicht an die Verbrecher Tribute zahlt, damit er diesem unbelästigt nachgehen kann. Schon viele vor Eermak haben versucht, diese Hydra zu vernichten. Die meisten von ihnen sind unter Maschinengewehrsalven rachsüchtiger Verbrecher verblutet. Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 8. April. Dresden. Die Tendenz war uneinheitlich. Starke Nachfrage herrschte bei den Bankaktien nach Reichsbank alte, die 6 Prozent und dergl. neue, die 3HV höher lagen. Dresdner Bank verloren 1,75 Prozent. Leipziger Rtebeck gewannen 3,75 Prozent, wäh rend Schöfserhos 1,50 Prozent verloren. Schubert u. Salzer büßten 3, Wanderer und Dresdner Schnellpressen je 1, Mimosa 5 Prozent ein, während Peniger 2 und Dr. Kurz 1LV Prozent gewinnen konnten. Glasfabrik Brockwitz verloren 3,75, Triton 1,75, Dittersdorfer Filz und Geraer Strickgarn le 2, Rusche- weyh 1,25 Prozent. Gewinne hatten Laferme 3 und Siemens- Glas 2 Prozent. Am Anlagemarkt verlangte man Stadt anleihen, die zum Teil mehrere Prozent gewannen. Leipzig. Die Börse batte bei geringem Geschäft eine un einheitliche Tender». Wahrend Reichsbank neue 3LV Prozent gewannen, lagen Polyphon 4, Thür. Gas 3,75 und Schubert und Salzer 3,50 Prozent schwächer. Stavtanleihen sehr fest, Fretverkchr kaum verändert,. Chemnitz. Die Börse verkehrte bei sehr ruhigem Geschäft uneinheitlich. Thür. Gas verloren 2 Prozent. Banken etwas schwächer. Frciverkehr ruhig. Berliner Wachkompanie wird abgelösi. Zum 1. April sind wieder drek neue Kompanien dem Berliner Wachregiment zugeteilt wor- den. Es sind diesmal die 10. Kompanie des Infanterie- Regiments 3 aus Osterode in Ostpreußen, die 11. Kom- panie des Infanterie-Regi ments 5 aus Rostock und die 12. Maschinengewehrkompanie des Regiments 13 aus Ulm. Bei den Kompanien, die jetzt wieder in ihre früheren Stand orte abgerückt sind, handelt es sich um die 5. Kompanie des Infanterie - Regiments 3 aus Deutsch-Eylau, die 9. Kom panie des Infanterie-Regi ments 8 aus Görlitz und die 8. Maschinengewehrkompanie des Infanterie-Regiments 7 aus Hirschberg. Chemnitzer Produktenbörse. Weizen inl. 300—306, Roggen sächs. 195 -200, Sandroggen 202-207, Sommergerste 230—245, Wintergerste 215—225, Hafer neu 175—190, Weizenmehl 70 Prozent 49,50, Roggcnmehl 60 Prozent 32, Weizenkleie 13. Noggenkleie 12,50, Wicsenhen neu lose 7. Geireidcstroh draht- gepreßl 3 Geschäftsgang: Roggen und Kleie behauptet, Hafer bester, alles andere ruhig. Berliner Börse vom Mittwoch: Im Verlaufe befestigt. Die Böfte eröffnete recht uneinheitlich, aber doch in ziemlich widerstandsfähiger Haltung. Jin Verlaufe kam es dann zu einer stärkeren Befestigung. Unterstützt wurde die Erholung dadurch, daß wieder einige Publikumsläufe zu den Kassakursen vor lagen. Hoffnungen auf eine Ermäßigung des Reichsbank diskonts boten ebenfalls einige Anregung. Das Geschäft, das anfangs äußerst still war, wurde vorübergehend lebhafter. Amtliche Devisen-Nolierung. Devisen Nn Reichsmark, 8. April 7. April Geld Briel Geld Brief RM. RM NM. «M. New Jork . I g 4,1945 4,2025 4,1965 4,2045 Loi^on . . . 1 T! 20M 20,42 20,389 20,429 Amsterdam 100 GIÜ. 168,18 1684-2 168,22 I68/.6 Kopenhagen 100 Kron. 112,19 112,41 112,25 112,47 Stockholm . 100 Kron. 112.28 112,50 112,33 112^5 Oslo .... 100 Kron. 112.23 112,45 112,27 112.49 Italien . . . 100 Lir« 21,965 22,005 21.97 22,01 «Schweiz . . 100 Frc». 80.755 80,915 80,73 80,89 Paris.... 100 Frc». 16,403 16,443 16,411 16,451 Brüssel ... 100 Frcs. 58,32 58,44 58,33 58,45 Prag .... 100 Kron. 12,426 12,446 12,427 12,447 Wien .... 100 Schill. 58,975 59,095 59,01 59,13 Spanien . . 100 Peseta 46,22 46,32 46 22 46,32 Bankdiskont: Berlin 5 (Lombard 6). Amsterdam 214, Brüssel 214, Italien bK, Kopenhagen 4 London 8. Madrid 5)4. Oslo 4, Pari» 2, Prag 414. Schweiz 2. Stockholm 8, Wien 514. New Dort 2. Berliner Schlachtvichmarkt. (Amtlich.) Auftrieb: Rinder 1154, darunter Ochsen 275, Bullen 295, Kühe und Färsen 587, Kälber 2400, Schafe 2994 (zum Schlachthof direkt seit letztem Diehmarkt 403), Schweine 14271 (zum Schlachthof direkt seit letztem Viehmarkt 2931), Auslandsschweine 28. Verlauf: bei Rindern: nur in guter Ware ziemlich glatt, sonst ruhig; bei Kälbern: glatt; bei Schafen: lebhaft; bei Schweinen: ruhig, Schluß nachgebend. Prei: Ochsen: al) 48—50, b1) 46—48, c) 42—45, d) 37—40; Bullen: a) 44—47, b) 41—43, c) 39—40, d) 36—38; Kühe: a) 32—38, b) 27—31, c) 21—26, d) 18—20; Färsen: a) 42—46, b) 36—40; Fresser: 33-40; Kälber: b) 68—76, c) 58—70, d) 38—53; Schafe: a2) 52—56, k>1) 45 bis 51, b2) 37—40, c) 39—44, d) 30—36; Schweine: a) 45—46, b) 45—46, c) 44—46, d) 41—45, e) 38—41; Sauen: 40—41. (Ohne Gewähr.) Berliner Produktenbörse: Ruhiger. Die Stimmung war auf der ganzen Linie mit Ausnahme von Hafer nachgiebiger. Bei knappem Angebot und ebensolcher Frage bewirkte die Warnung der Bäcker wegen etwaiger Brot- prciserhöhung sowie Reaktion aus Bortagssteigerung bei nur vorübergehend belebtem Mehlgeschäft eine Senkung der Preis«. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mob! und Kleie brutto einschl. Sack frei Berlin. 1M 1g Wn, märt. Ma, Kuli Sept. Rogg. märk. Mm Jul- Sept Gerste Brau Futt. Neue Winter Hafer märk. Mai Job Sept. s. 4. 31 288.0-290.0 303.0-302.0 300.5-299.2 255.0-254 V 187.0-189.0 201.5-200.5 197.0 196.0 187.0-186.6 229.0-240.0 212.0-228.0 167.0-171.0 181 0-180.0 191.5 1891 174.5-174 2 7. 4. 2t 288.0-2902 303.5- 304.0 301.2-1.01.5 250 0 257.0 187.0-189.«. 202.5-203.7 199.5-200.5 >89 50 229.0-240« 212.0-228.« 167.0-171.« 182.5-182.2 >92,00 WO kg Mehl Weizen Roggen Weizenklcie Roggenkleie Weizenkleie melaffe Raps «W00 kg) Leinsaat (do> Erbien, Viktoria KI. Speiseerbsen Futtercrbsen Peluschken Ackerbohnen Wcken Lupinen. blau . gelb Serradella, neu -Rapskuchen Leinkuchen Trockenschnitzel Soya-Extrakt.- Schrot Kartoffelstöcken 8. 4. 31 7.4.31 34.7-40.5 347-40.5 26.5-29.5 26.5-29.5 13.3-13.6 13.3-13.6 13.2-13.5 13.1-13.4 — 24.0-29.6 24.0-29.0 23.0-26.6 23.0-26.0 19.0-21.6 19.0-21-0 25.0-29.6 25.0-29.0 18.0-20.6 18.0-20.0 23.0-26.6 23.0-26.0 13.5-15.5 13.5-15.5 22.0- 26.0 22.0-26.0 64.0-68 0 64.0-68.0 9 80-10.4 9.80-10.8 14.4-14.6 14.6-15.0 7.70-8.00 7.70-8.00 14.2-14.8 14.2-14.8 14.7-15.0 14.7-15.0 Berliner Schweine- und Ferkelmartt. (Amtlich. Magerviehhof in Friedrichsfelde.) Auftrieb: Schweine 265 Stück, Ferkel 364 Stück. Verlauf: langsam, Preise für Ferkel gedrückt. Es wurden gezahlt im Großhandel für: Läufeüschweine, 4—5 Monate alt, Stück 33—47 RM; Pölke, 3—4 Monate alt, Stück 23—33 RM; Ferkel, 8—12 Wochen alt, Stück 20—23 RM; Ferkel, 6—8 Wochen alt, Stück 18—20 RM; Ferkel, bi» sech» Wochen alt, Stück 16—18 RM. (Ohne Gewähr!) Wild- «nd Geflügelpreise. Geschlachtete» Ge flügel: Hühner, hiesige, Suppen-, I», per Kilogramm 1,00—1,10, do. IIs 0P5—0,95; Poulets, ungar., Is 1,25—1 PO, Hähne, alte, p«r X Kilogramm OLO—0,70; Tauben, hiesige, junge, la, per Stück 0,80—0,95, do. II» 0,60—0,70, italienisch« 1,00—1,20; Gänse, Oderbrucher, la, junge, per Kilogramm 1,40; Enten, Herbst, la, X Kilogramm 1,10—1L0, do. II», Kilogramm 0,90; Puten, Hähne, hiesige, la, 54 Kilogramm 1,05—1,10, do. Ila, 54 Kilogramm 0,90—14)0, do. Hähne, unga rische, 54 Kilogramm 1,1«)—1,20, do. Hennen, ungarische, 54 Kilo gramm 120—1P0. Die Preise sind die amtlichen Berliner Markt hallenpreise, einschließlich Fracht Spesen und Provision. Zlammen im Schnee, von Friedrich Zrck«nd»»f. Vertrieb. Earl Duncker Vertrieb Berlin W 6L Eine belegte, sremvklingenve Frauenstimme jragle: ,Fräulein Hildebrandt?" Und fuhr auf die Beiahung fort: „Ich bin s Baronin Brunnenkels. Wollen Sie mir eine Viertelstunde ichenken? Ich bin eben zurückgetommen" Hannelore entriß sich ein befreiender Leukzer „Golt sei Dank daß Sie da sind Frau Baronin Ich ziehe mich nur an. In zehn Minuten bin ich bei Ihnen. Ich habe nich io um Tie gebrngi " Landi wartete im Finstern Nur die beiden mäch:igen Bogenlampen, die über dem Eingang des Hoiels hingen war fen »inen weißen Streifen durch das Fenster und schnitten eine Eck« des Zimmer» ab. Die Hände in den Taschen der Strick jacke versenkt, starrte die Baronin unbeweglich stehend in das Licht, das einzelne Gegenstände halb aus dem Dunkel ritz. Sie spürte keine Müdigkeit, jedes körperliche Gefühl war ihr abhanden gekommen Den ganzen Tag war sie im Walde umhergeirn, hatte nichts gegessen, nichts getrunken. Hundertmal hatte sie in die Tasche des Mantels nach dem stumpfen harten Winke! des Brownings gegriffen. Dann halte sie es doch nicht getan Hing ne am Leben? Kam es ihr zum Bewußtsein daß auch das keine Lösung war. sondern nur eine Flucht? Sie wußte es nicht mehr. Sie wußte nur noch von einer unaussprechlichen, über menschlichen Qual, die einem preßende kalte Klammern um Stirn und Arme legte, dis man schließlich wie in tiefer Be täubung nichts mehr dacht», nichts mehr empfand, keinen Wil len mehr hatte. Landi stand unbeweglich und wartete. Al» Hannelore» Klopsen in die Finsternis klang, drehte sie sich langsam um. Ihre schmalen, knabenhaften Umriffe standen ichwarz und hart vor dem Lichtstreif, der das Zimmer zerschnitt. Einen Augen blick blieb Hannelore in der Tür stehen. Dann flogen sich die beiden Frauen, vom gleichen Puls getrieben, in die Arme. „Ich mußte Sie sprechen, Fräulein Hildebrandt," sagte Landi mit der gleichen leijen. fremden Stimme wie am Tel»- phon Sie ging zur Tür und schaltete das Lichl ein. Vas mW einem grellen Strahl ihr Gesicht überflutete. Ein armes, klei-^ nes totes Gesicht, das Hannelore Tränen in die Augen lried „Müßen Sie jetzt sprechen, Frau Baronin? Wäre es nicht besser, wir fetzen uns still nebeneinander und sagen nichts? Ich bin so froh, daß ich Sie wiederhabe." Die Baronin schüttelte entschloßen den schmalen Kops mit der Silbersträhne. „Nein," sagte sie hartnäckig, „ich muß sprechen. Bitte neh men Sie Platz. Nein, ich nicht. Ich kann jetzt nicht sitzen " Sie preßte die Handflächen gegen die Schläfen. „Sagen Sie. Fräulein Hildebrandt, was denken Sie von mir?" Das jung« Mädchen geriet in Verlegenheit, als ob man sie auf etwas Unrechtem ertappt hätte. „Weshalb fragen Eie mich da»? Genügt Ihnen nicht das Ge'ük-i. aff- ich zu Ihnen halte? Und dieses Gefühl müßen Sie doch haben.'' Landi klopfte überreizt mit der wippenden Fußspitze aui den Teppich der das Geräusch schluckte. Ihre Lippen preßten sich zu einer geraden Linie. „Wißen Sie. was sich heut» hier abgespielt hat? Wißen Sie in welchem Verdacht ich stehe?" „Ich weiß es." jagte Hannelore ruhig „Und ich halte zu Ihnen." „Sie sollen nicht zu mir hallen", brach es aus Landi heftig heraus. „Sie beschmutzen sich! Hören Eie. Sie beschmutzen sich! Verstehen Sie noch immer nichts Hannelore hatte ihre Selbstbeherrschung »iedergefunlxn. Sie wußte, was sie wollte und was sie fühlte. Sörensen hatte ihr den Weg gezeigt. Lor ihr stand ein Mensch, der durch irgendwelche Verkettungen Schuld auf sich geladen hatte und sich jetzt zermarterte, beschuldigt» und das rigrne Beigehen bi» zur Selbstvernichtung übertrieb. Hier hatte man nicht zu richten, nur Freund oder Feind konnte man sein. „Ich verstehe vollkommen, wa» Eie meinen — und halt« zu Ihnen." Landi stampft« mit dem Fuß aus und schlug di« Hände vor» Gesicht. „Ich will kein Mitleid! Lin« Arbeiterin, die aus Hunger stiehlt, ist anständig. Unsereiner ist ein Lump! Weshalb stehen Sie nicht auf und gehen fort? Mit einer solchen Frau bleib« man nicht im gleichen Zimmer." « Sie schrie fast und war außer sich. Plötzlich raume sie zu ! ihrem Koffer, riß den Deckel auf und hatte mit einem Griff ein kleines Schwarzes in vcr Hand. Die seidene Moireetasche flog auf den Tijch „Hier hier haben Sie es. Gehen Sie zu Ihrer Mutter fagen Sie ihr die Baronin Brunneniels hat's genommen. Sie Hai Geld gebraucht, um ihrem Geliebten ein Geichenk zu machen Gehen Sie doch! Rennen Sie! Man «oll die Polizei rufen." Sie brach in eine ünnloie hyst«riiche Lache aus. die fofon in ein krampshanes Weinen umichlug Hannelore stand au«, ging aus Landi zu und nahm sie fest in beide Arme. Sie küßte sie auf die qeschloßenen Augen, aus denen unaufhörlich die Tränen floßen und drückte den ichmalen Körper Landis, den das Schluchzen wie Fieber schüttelte, mit einer mütterlich zärt lichen Bewegung an sich. „Ich laus« weder zu meiner Muller noch zur Polizei. Ich bin gekommen, weil Sie mir lieb geworben lind und bin froh, daß ich Sie wiederhabe. Den ganzen Tag habe ich mich um Sie gejorgi" Landi konnie nicht mehr antworten. Sie hing kraftlos in Hannelores Armen, diß die Zähne in das Taschentuch und ichin- telte nur immer wieder den Kopk. „Weshalb guälen Sie sich io? Wir werben die Sache wieder in Ordnung dringen." „Das — kann man nicht mehr in Ordnung bringen " „Man kann viel Schlimmeres in Ordnung bringen al» diese Dummheil." Sie zog Landi, die sich willenlos führen ließ, neben sich aul den Divan, schob den achtlos hingeworfenen Mantel der Baro nin zur Seite. „Bitte, kein Licht." Hannelore stand auf und schaltete di« Krone aus. Dann setzte sie sich wieder zu Landi, den Arm um die schmale, srostge- schüttelt« Schulter legend Und im Dunkel des Zimmers, in da» schwach und fern die Musik aus dem Speifefaal hinausklang, beichtete die reife Frau der jungen Studentin alle Todesängste dieser bitteren Tage, in der keine Gemeinschaft, kein« Wärm«. k«in Berstehtn war, in der di« Frar jahrelang um den Mann ward, der nichts kannte als eine mißverstandene Pflicht, dis sie müde und kraftlos geworden war. Kraftlos und widerstands los. als ein junger Schöner kam mit einem Lachen auf den roten Pagenlippen. (Forrfetzung folgt.)