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Bis 'M) Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften de» Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirkS: PulSnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Riederlichten au, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, «lbertstraße Rr. 2 Druck und Verlag von E. L- Förster» Erben (Juh. I. W. Mohr- Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 82 Donnerstag, den 9. April 1931 83. Jahrgang Amtlicher Teil Fahrverbot DK Einfahrt in die Wege de« Stadtteils Poizenberg von der Schloßkratze au, wird kür den ,«samten Fährverkehr, di, Einfahrt in diese Wege in Richtung nach der Schlobstratze für den gesamten Durchgangsverkehr verbot»». Zuwiderhandlungen werben mit Geldstrafe bis zu 180 RM oder mit Saft bis zu 14 Tagen bestraft Pulsnik. am g. April 1931 Der Stadtrat (Polizeiamt) Ankündigungen aller Art in dieser Zeitung find immer von denkbar bestem Erfolg! pflichtung, uren werd! t Der Inhalt der Besprechungen in Lhequers pen. Das daraus folgende Wochenende war wegen der dann noch verbleibenden allzu geringen Vorbereitungs zeit für die Genfer Ratstagung für beide Seiten nicht ge nehm. Aus diesem Grunde hat man sich dann aus das nächste Wochenende nach den Genfer Ratsverhandlungen geeinigt. Zur Verschiebung des deutschen Ministerbesuchs in Chequers Zur Verschiebung des deutschen Ministcrbesuchs in Chequers nehmen noch einmal eine Reihe Berliner Blät ter Stellung. Die „D. A. Z." schreibt, Briand und die französische Hetzpresse hätten »s also geschafft, daß die Zusammenkunft in Chequers bis nach der Völkerbunds tagung verschoben werde. Eine Fülle von Lügen und Verbohrtheiten hätten sic nachweislich aufgewandt, um die Zusammenkunft Anfang Mai kaputt zu machen. Mit diesen Leuten, denen bereits die harmlosesten Ausspra chen zwischen deutschen und englischen Ministern, wenn sie selbst nicht dabei seien, den tödlichsten Schrecken ein jagten, wollten unsere Unbelehrbaren sich verständigen. Die „Deutsche Tageszeitung" spricht ebenfalls von einem Erfolg der französischen Hetze. Die „Ger ma n i a" hält es für sehr bedauerlich, daß man in Frank reich gegenüber dieser Einladung Alarm geschlagen habe und das die französische Oefsentlichkeit anscheinend kein Verständnis dafür habe aufbringen können, daß dieser Fair-Play-Standpunkt der einzig mögliche sei. Das Echo, das uns vor allem von Frankreich her auf die deutsch österreichische Zollunion und die Einladung Hendersons entgegengeklungen sei, lasse leider eine Mentalität er kennen, die sich immer noch nicht aus den Fesseln des Kriegsgeistes befreit habe. Vielleicht könne man manches verstehen, wenn man bedenke, daß die führenden Poli tiker Frankreichs mitten im Kampf um die Präsidenten schaft ständen. Das „Berliner Tageblatt" sagt, da Briand über den Plan der englischen Einladung von Anfang an genau informiet gewesen sei, sollte jetzt auch in Paris die Aufregung etwas gedämpft werden. Das deutsch-französische Verhältnis bleibe das Kernproblem Europas, daran könne auch das Wochenende in Che quers nichts ändern. Die „Bossische Zeitung" schreibt, Briands Handeln sei jetzt diktiert von einer schweren persönlichen Verärgerung. Es sei bedauerlich, daß die diplomatische Vorbereitung der Auseinander setzung in Genf nicht mehr möglich sei. Das werde den Kampf auf dem Genfer Terrain erschweren, Deutsch lands Chancen aber'darum nicht ändern. Paris wirst England Verrat vor. Paris. Es ist äußerst charakteristisch für die Grundein- stellung der politischen Oefsentlichkeit und Presse in Frank reich, daß man trotz aller Verständigungsphrasen die Ein ladung des Reichskanzlers Or. Brüning und ttr. Curtius' nach Lhequers nahezu als persönliche Beleidigung auffaßt. Der Gedanke, daß die deutschen „Hauptangeklagten" lZollunion) womöglich noch vor der Genfer „Gerichtsverhand lung" als vollkommen gleichberechtigte Gäste in das Land haus Cromwells einziehen sollten, sei der französischen Sie germentalität unerträglich. Man behauptet, daß die eng lische Politik in der Frage des Flottenabkommens mit Rom gemeinsame Sache mache und den französischen Standpunkt sabotieren wolle. Gleichzeitig bezeichnet man die englische Geste gegenüber Deutschland als ebenso unsinnnig wie ge fährlich. England wolle scheinbar zu seiner Vorkriegs politik des europäischen Gleichgewichtszu- rückkehren, was einen Verrat an Frankreich bedeute. Wie a» zuständiger Berliner Stelle verlautet, ist bei Ke» Meinungsaustausch zwischen Berlin und London über den Zeitpunkt des Besuches Brünings und Curtius' in Chequers am Mittwoch eine Einigung erzielt worden. Der Besuch wird in der Zeit vom 5. bis 9. Juni erfolgen. Er wird den deutschen und englischen Ministern Gelegenheit zu «iuer intimen freundschaftlichen Aussprache Aber alle wichtigen Fragen, die die beiden Länder berühren, geben. Der ursprünglich in Aussicht genommene Termin, nämlich Anfang Mai, konnte wegen anderweitiger dringender Der len verschiedener englischer Minister nicht genom war von vornherein nicht abgegrenzt. Man wird sich u. a. mit der Abrüstungsfrage beschäftigen. Es wird in Berlin betont, daß die englische Einladung an die deutschen Minister im Sinne einer deutsch-englischen Aussprache gemeint war, ohne daß gleichzeitig eine Einladung auch an den französischen und den italienischen Außenminister zu dieser Be sprechung erfolgt wäre. Der deutsche Botschafter verhandelt in London mit der englischen Regierung über das Datum des Besuches von Brüning und Curtius. Wie aus London ge meldet wird, ist eine Verschiebung des Besuches auf Ende Mai nicht ausgeschlossen. Der französische Außenminister Briand hat während dessen erklärt, daß er bereits vor fünf bis sechs Wochen nach Lhequers eingeladen worden sei. Er habe aber in den ersten Wochen des Mai keine Zeit wegen der Vorbereitung der fran zösischen Präsidentenwahl. Bei einer Teilnahme Briands habe die französische Regierung den Wunsch, daß auch das deutsch- französische Zollabkommen besprochen werde. Frankreich scheint zusammen mit der Kleinen Entente gegen die geplante deutsch-österreichische Zollunion vor- gehen zu wollen. Man plant in Paris eine Zollunion sämtlicher österreichischer Nachfolgestaaten, natürlich ohne Deutschland. Das bedeutet die Donauföderation auf wirtschaftspolitischer Grundlage. Die Möglichkeit, daß in Lhequers auch die Reparationsfrage behandelt werden soll, wird in englischen Kreisen nicht abgestritten. Nach Nachrichten aus englischen Regierungskreisen be stätigt sich jetzt, daß die englische Regierung nicht daran ge- dacht hat, Briand und den italienischen Außenminister Grandi gleichzeitig mit den Deutschen einzuladen. Henderson hatte vielmehr die Absicht, die Unterredung in Lhequers auf die deutschen Minister zu beschränken. Eine Meldung des englischen halbamtlichen Nachrichten büros Reuter, die von einer Vertagung des Besuches des Reichskanzlers Brüning und des Reichsaußcnminisicrs Curtius in Chequers auf Ende Mai sprach, verursachte in den Berliner Regierungskreisen erhebliches Aufsehen. Man betont in Berlin, daß der Termin des Besuches in Ehe- quers, einem fürstlichen Landsitz, der dem jeweiligen engli schen Ministerpräsidenten zur Erholung amtlich zur Versü- gung steht, auch heute noch nicht feststehe und daß es sich bei den gegenwärtig schwebenden Verhandlungen hierüber nur UM terminmäßige Besprechungen ohne politischen Beigeschmack handle. ' Als Verhandlungstermin hatte Deutschland den 1. Mai gewünscht, England den 8. Mai vorgeschlagen, was wiederum in Berlin nicht genehm war. England schlug darauf vor, den Besuch auf die Zeit nach der Genfer Tagung zu verschieben. Die Möglichkeit, daß der Besuch noch vor der Genfer Rats- tagung stattfindet, besteht nach wie vor. WW S. RS S. » MW III UWS Berliner Presse zur Verschiebung des deutschen Ministerbesuchs Die Drahtzieher. Mit einemmal ist die Frage über die Entwicklung Europas wieder zum Gesprächsstoff geworden. Mit einem mal sind die Diplomaten in ganz Europa unruhig geworden, beinahe nervös, was ja nicht viel bedeuten soll und wozu ja auch nicht viel gehört. Seit Bekanntwerden des Vor vertrages zu einer deutsch - österreichischen Zoll union kommen die Drähte zwischen den europäischen Hauptstädten nicht mehr zur Ruhe. Man telegraphiert zwischen Paris und Rom, Warschau, Budapest, Belgrad und Prag hin und her. Man macht wieder groß in Diplomatie. Wir erinnern uns, daß einmal nach dem Kriege das Motto aufgestellt wurde: „Fort mit der Geheimdiplomatie, fort mit dem Intrigenspiel hinter den Kulissen des Welttheaters, wir wollen offen zueinander sein, wir wollen uns gegenseitig sagen, was wir denken, und wollen gemeinsam handeln, denn wir wollen Europa den ewigen Frieden gebenl" Was ist von dem Gerede 'Wirklichkeit geworden? Niemals blühte die Geheimdiplomatie wie heute. Wis hat man sich aufgeregt, als das Ergebnis der Ver handlung zwischen Wien und Berlin bekannt wurde! Wie hat man uns und Oesterreich mit Schmutz beworfen, keinen Vorwurf erspart, der der Welt beweisen sollte, daß wir die Friedensstörer seien! Was hat man gelogen in der Pariser, in der Londoner und in der Presse der kleinen Trabanten, um uns vor der Welt in Mißkredit zu setzen! Hier ein neues Musterstück polnischer Verleumdung. Unter der Ueberschrift „Der europäische Horizont verdunkelt sich" läßt sich der „Kurs er Posnanski" die Lage Europas aus Paris darstellen. Die plumpste Lüge ist ihm gerade gut genug, um eine wüste Hetze gegen Deutschland neu zu beleben. Es geht natürlich los mit der deutsch-österreichischen Zollunion. Man höre, wovon man da sprichtl Man stellt einen „republi kanischen Reo - Pan - Germanismus" fest, der sich in keiner Weise von dem „kaiserlichen Imperialismus" unterscheidet. Man vergleicht die Zeit von heute mit den Ereignissen, die dem Jahre 1870 vorausgingen. Welche plumpe Verdrehung der Weltgeschichte! Dann muß wieder das Ammenmärchen herhalten, daß das Zollabkommen zwischen Wien und Berlin als vollendete Tatsache dem „armen Europa" — so heißt es wörtlich — zur Kenntnis gebracht wurde. Das zu schreiben, scheut man sich nicht in Warschau, nachdem schon tausendmal bewiesen ist, daß die Staaten Europas, soweit es nötig war, vorher Kenntnis hatten von den Plänen, die von Berlin nach Wien spielten. Aber dann geht es weiter: Die einstimmige Forderung im Reichstag nach Rückgabe von Eupen-Malmedy wird als Unverschämtheit hingestellt, man findet es weiter unerhört, daß Deutschland eines Tages erklären könne, es könne seinen Poung-Zahlungen nicht mehr nach kommen, man will genau wissen, daß Deutschland vor der Abrüstungskommission die Fragen der Ostgrenzen auf werfen wird, man nennt den Vertrag zwischen Wien und Berlin eine deutsch - österreichische Verschwö rung und sieht in ihr den Anfang eines Groß-Deutschland. Genug der Unterstellungen, wir kennen diese Hetze zur Genüge. Aber dann kommt das schönste: Man will fest stellen, daß Europa diesem Spiel Deutschlands gegenüber sich schwach zeigt, man wirft sogar Briand, dem Oberdrahtzieher in Europa, Schwäche und Nachgiebigkeit vor. Woher aber diese Flut von Verleumdungen? Nur weil wir uns wieder etwas zu regen beginnen, weil wir den Ver such machen, uns wieder in Europa eine Stellung zurückzu- gewinnen, die unserer wert ist, weil wir müde sind, die Ketten, die man uns anlegte, weiter zu schleppen, weil wir unsere Geschicke selbst in die Hand nehmen wollen und nicht auf die Gnade anderer warten. Dieses bißchen Regsamkeit, das ruhjg noch stärker hervortreten könnte, das ruhig noch mehr Rückgrat erkennen. lassen könnte, genügt, um Europa in Unruhe zu versetzen. Und jetzt noch gar die englische Ein ladung zur Konferenz von Lhequers. Das geht denn doch den Diplomaten der Mächte, die uns zu gängeln gewöhnt sind, über die Hutschnur. Schon wird die Gegenseite rührig. Schon bereitet man die Gegenminen vor, um uns jede Lust zur Teilnahme an den Geschicken Europas von vorn-