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Stillstand gekommen sein. Um dem vvrzubeugen, machte sich eine Verlegung des Muldenbettes nötig, wozu der Landtag s. Z. die erforderlichen Mittel bewilligte. Jetzt ist dieser Bau soweit vorgeschritten, daß die Mulde bereits in ihr neues Bett geleitet werden konnte. — Leutersdorf bei Zittau, 17. Alai. Am Freitag erhielt ein hiesiger Fabrikbesitzer die brief liche Aufforderung, an der Südecke seines Gartens den Betrag von 250 Mk. in einem Kouvert ver schlossen niederzulegen, widrigenfalls er erschossen wurde. Auf erstattete polizeiliche Anzeige wurde denn auch an der bezeichneten Stelle ein Brief, na türlich ohne den geforderten Inhalt, niedergelegt. Wachtposten, die sich in der Nähe versteckt hielten, bemerkten in der zweiten Nachmittagstunde einen jungen Radfahrer, der, wie es schien, das Feld re kognoszierte. Als er hierauf das Kouvert durch zwei Knaben abholen ließ, wurde er festgenommen. Es war ein 17jähriger Bursche aus Neu-Eibau, der sich auch bald als der Schreiber des Briefes bekannte und als Beweggrund seiner unbedachten Tat angab, daß er das Geld zu einer Partie nach dem Oybin, die er am vergangenen Sonntage mit seinem Mäd chen habe ausführen wollen, gebraucht habe. — Ju gend von heute! Gencbrlicdes. 8 Zwickau, 17. Mai. Straßen raub. In der gestrigen SchWuLtzerichtsverhand- lung gegen den Appreturarbeiter O. A. Kühnert aus Rothenbach wurde der Angeklagte für schuldig befunden und wegen Straßenraubes zu 2 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust kosten pflichtig verurteilt. Mildernde Umstände sind dem Angeklagten zugebilligt worden. — Wegen Un terschlagung im Amte und einfacher Un terschlagung stand heute vor den Geschworenen der 25 Jahre alte, aus Hartenstein stammende, bisher in Schedewitz wohnhaft gewesene Kassenassistent K. F. Seidel. Dieser war geständig, sich seit dem Jahre 1907 fortgesetzt an den von ihm verwalte ten Geldern vergriffen zu haben; die veruntreute Summe beträgt über 3950 Mark. Unter Anrech nung von 5 Monaten Untersuchungshaft erhielt er t Jahr 8 Monate Gefängnis zudikticrt. 8 Leipzig, 1». Mai. Kindesmör derin. Die 26 Jahre alte Dienstmagd Marianne Krzewiana aus Rußland, die zuletzt in Wurzen beschäftigt war, hatte ihrem 6 Wochen alten unehe lichen Knaben am 29. Januar und 2. Februar Nitrobenzol eingeflößt, an dessen Folgen das Kind gestorben ist. Sie wurde wegen versuchten Mordes vom Schwurgericht zu 6 Jahren 2 Monaten Zucht haus verurteilt. 8 Dresden, 17. Mai. Das eigene Kind zu Tode gemartert. Wegen Kör perverletzung mit tödlichem Ausgange verurteilte das Schwurgericht die 27 Jahre alte Arbeiterehe frau Große aus Görzig bei Großenhain, zuletzt in Meißen wohnhaft, zu 5 Fahren Zuchthaus und tO Jahren Ehrverlust. Tie Frau hat ihren vier Jahre alten, vor der Ehe geborenen Sohn fortge setzt körperlich so mißhandelt, daß dadurch der Tod des Kindes verursacht worden ist. 8 Z i t t a u , 17. Mai. Tas Bezugs quelle »-Verzeichnis in der sozial demokratischen Z i t t a u e r „V o l k s z e i- t u n g", das in gleichartiger Weise in vielen an deren sozialdemokraltischen Zeitungen veröffentlicht wird, beschäftigte die Strafkammer des Landgerichts Bautzen. Auf der Anklagebank saßen die Jnscra- tenagenten Mosberg und Rautenstrauch, vor der Oesfentlichkeit angeklagt aber war eigentlich das System, unter dessen Anwendung allein die Durch führung des „Unternehmens" in diesem Umfange möglich gewesen ist. Tie Zeugenvernehmung zeigte, daß die Hineingefallcneu sich fast durchweg nur aus Furcht vor dem angedrohtc» Boykott zur Auf gabe von Anzeigen für das Bezugsquellen-Verzeich- nis bestimmen ließen. Die Geschädigten, die sich zunächst bei dem Zittauer sozialdemokratischen Blatte beschwerten, hatten dort kein Glück, sodaß ie sich an die „Zittauer Morgenzeitung" wenden mußten, die, gestützt durch umfangreiches Material, das ganze System der Mosberg und Genossen aus deckte. In neuester Zelt ist denn auch das Bezugs- quellen-Verzeichnis aus der Zittauer „Volkszeitung" verschwunden. Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß der Ulbrichtsche Verlag, dessen Be- zugsquellen-Verzeichnis seinerzeit im redaktionellen Teil der Zittauer „Volkszeitung" empfohlen wurde, auf seinen Bestellscheinen neunzehn sozialdemokra tische Zeitungen ansührt, die ibm einen gewissen Naum verpachtet haben. Das Bezugsguellen-Ver- zeichnis, das auch im „Vorwärts" erscheint, ist also anscheinend für die gesamte sozialdemokratische Presse geschaffen tvorden. Ferner sei daran erinnert, daß schon vor Monaten ein süddeutscher Rechtsanwalt bei den Staatsanwaltschaften in Karlsruhe, Frei burg i. Br. usw. von Firmen aus Rastatt, Bruch sal, Emmendingen i. B., Freiburg i. Br., Offen burg usw. Strafanzeige erstattet hatte. Vermutlich sind auch dort ähnliche Dinge vorgekommen, wie sie der Beurteilung der Bautzener Strafkammer unterlagen. Diese erkannte gegen die Agenten Mos berg und Rautenstrauch auf je fünf Monate Ge fängnis und drei Jahre Ehrenrechtsverlust. Neuestes vom ürge. Unfall des „P. 2". Aus der gleichen Ursache, die zur Vernichtung des Lustschisses „Deutschland" führte, ist das Par- seval-Luftschiff „P. 2" in Bitterfeld von einem Unfall betroffen worden, der aber glücklicherweise nicht die im ersteren Falle zu verzeichnenden kata strophalen Folgen hatte. Es wird hierüber gemel det: Bitterfeld, 17. Mai. Das Passa gt c r l u f t i ch i f f „P. 2", welches sich augen blicklich zur Vornahme einer Höhenfahrt in Bit terfeld befindet, machte heute nachmittag 6 Uhr 30 Miu. seine erste Probefahrt nach der Mon tage. Als das Luftschiff nach einer Viertelstunde zur Landung hcrunterging, stieß cs mit dem Vorderteil gegen die Halle, erhielt einen Niß und fiel herunter; der Sturz wurde dadurch gemildert, daß es weich auffiel. Zwei von den sechs Passagieren erhielten leichte Fuß verstauchungen. An der Gondel entstand einiger Materialschaden. Einzig dem Umstande, daß es sich beim „P. 2" um ein unstarres Luftschiff handelt, dem in solch gefährlicher Lage eine größere Bewegungs- Möglichkeit eigen ist, ist es zu danken, daß der Unfall nicht gefährlichere Formen annahm. Auch hier wurde die Hülle des Luftschiffes durch den Anprall an die Halle zerrissen, und ein Luftschiff starren Systems wäre zweifellos geknickt und völlig zerstört worden. Beim „P. 2" selbst hatte der Un fall keine lveiteren Folgen, als daß das Luftschiff, nachdem das Gas durch den Riß plötzlich entwi chen war, zu'ammcnfiel und auf die Erde nieder sank. Wie groß die Beschädigungen, die das Luft schiff im einzelnen erlitt, sind, steht zurzeit noch nicht sest. * Unwetter. Heftige Gewitter gingen über Westfalen nieder. Der telephonische Verkehr war stundenlang unterbrochen. Auch sonst wurde mancher Schaden angerichtet. — In Wvryslaw (Ga lizien) richteten ein Orkan und ein Wolkenbruch große Verheerungen <uw Tie Stadt ist über schwemmt, das Wasser ist in die Häuser und die Kaufläden eingedruugen. Viele Bohrtürme sind mit ihren Einrichtungen weggeschwemmt worden. Durch einen Blitzschlag gerieten sieben wenig ergiebige Rohölschächte in Brand. — Aus Brünn meldet der Draht: Uebcr Großmeserftsch, Boikowitz, Netzditz und Schumitz gingen Wolkenbrüche nieder, die gro ßen Schaden anrichteten. Einzelne Wirtschaftsge bäude in der Umgebung von Boikofwitz wurden fortgeschwemmt. In Großmcseritsch drang das Was ser in einige . Häuser ein. — Auch über die Patzauer und Kamenitzer Gegend bei Prag ging ein Wolkenbruch nieder, der bedeutenden Schaden anrichtete. Drei Menschen sollen in den Fluten um gekommen sein. * M a s s e n v e r g i s t u n g durchFisch konserven. Infolge Genusses von Fischkonser ven erkrankten seit Dienstag 105 Mann des 3. Ba taillons des Infanterie-Regiments Nr. 19 in Gör litz unter Vergistungserscheinungen. Die meisten Erkrankten wurden ins Lazarett gebracht, wo sie bereits ihrer Genesung entgegengehen. * Einäscherung eines Hotels. Das Hotel „Zum Lustdichten" in Swinemünde, das Geburtshaus Scherenbergs, ist durch Feuer zerstört worden. Das danebenliegeudc königliche Fortifika- tionsgebäude wurde ebenfalls beschädigt. * F a m i l i c n t r a g ö d i e. In Seisfenau (Schlesien) hat der Bauführer Kirst seine Ehesrau durch einen Schuß ins Herz getötet. K. ist der Schwiegersohn des Steinbruchbesitzers Seiffert, in dessen Geschäft er tätig war. Da er mit seiner Frau in Unfrieden lebte und geschäftlich unzuver lässig war, sollte er seine Tätigkeit bei Seiffert aufgeben. Ter Mörder wurde verhaftet. * Die Feuersbrunst in Kirin, über die bereits berichtet wurde, stellt sich als fol genschwerer heraus, als die ersten Telegramme be sagten. Tas Feuer hat 8387 Gebäude im Werte Vail 15 Millionen Rubel, 1015 Läden und 15 Bantkontore zerstört. Ueber 40 000 Menschen sind obdachlos. Der Gesamtverlust beträgt 40 Millionen Rubel. * Ein schwerer Unfall hat sich durch die Unvorsichtigkeit eines Schuilknaben in einem oberschlesischen Orte ereignet. In Orzegow bei Beu chen brachte ein zehnjähriger Schüler ein Spreng stück mit in die Schule und spielte damit mit an deren Kindern. In der Pause brachte er cs zur Explosion. Dabei wurden acht Kinder verletzt, und zwar trugen fünf leichtere und drei schwerere Ver letzungen daloon. * Eine Steinlawine ging unweit von Soclden im Oetztalc nieder und verschüttete die Straße. Der Wagenverkehr ist eingestellt wor den, die Räumungsarbeiten sind im Gange. * T Y P h u s e p i d c m i e. Wie man aus Danzig meldet, ist in der Proviuzial-Jrrenanflalt Conradstein bei Pr.-Stargard eine Tl^phusepide- mie ausgebrochen. Tie Krankheit ist wahrscheinlich durch eine am 22. Mürz aus Rußland eingelieferte, inzwischen verstorbene Frau cingeschleppt worden. Zunächst erkrankte die Tochter des Gutsverwalters, dann zwei geisteskranke Frauen und zwei Männer, ferner vom Pflegepersonal sechs Personen. Sämt liche Kranke sind in zwei besonderen Pavillons mit besonderem Pflegepersonal untergebracht. * Mord in eine in Zigeunerla ger. Aus Oppeln wird gemeldet: Seit einiger Zeit lagen Zigeuner im Walde bei Oppeln. Ge ¬ stern früh erschien der Zigeunerhauptmann Heilig auf der Polizei und meldete, daß nachts in seiner Truppe ein Mord verübt worden sei. Tie Unter suchung ergab die Richtigkeit dieser Meldung. Tie 30jährige Zigeunerin Burianski hat eine nm meh rcre Jahre jüngere Zigeunerin aus Eifersucht ge tötet und ist mit sieben verwandten Zigeuqern Nichtig geworden. Auch die übrige Truppe ist zcr- prengt. Vier Personen wurden verhaftet. Man zlaubt, daß die Täterin über die österreichische Grenze entkommen ist. * M ä d ch e n m o r d. Die Verkäuferin We niger aus Görlitz wurde bei Hennersdorf erhängt aufgesunden. Die Untersuchnng ergab, daß der Ar beiter Stein aus Görlitz die Tat begangen hat. Er will im Einverständnis mit seinem Opfer ge handelt haben. * Eine Landungsbrücke einge- st ü r z t. Nach einer bei einer Hamburger Finna eingegangenen Depesche ist die wertvolle Landungs brücke in Lome in Togo infolge schwerer See ein gestürzt. * Eine 2 0 0 0 0 0 Mark-Stiftung Seinem Geburtsorte Volkach in Unterfranken hat der verstorbene Baumeister Englert, zuletzt in Bal timore, 200 000 Mark vermacht zugunsten einer Freischule und eines Kindergartens. Handel und Gewerbe KaumwoUe. Kremen, 17 Mai. Upland middling lvko Psg. Stetig. Hiverpool, 17. Mai. Tagcsumsaft 6000 Ballen. Lieferungen stetig. Mai 8,08, Mai-Juni 8,07, Juli-Augnu 7,89, September-Oktober 7,18, November-Dezember 6,93, Ja- nuar-Feb uar 6,91. Kertiu, 17. Mai. ProdnktenbSrje. Weizen Mat 208,50, Juli 206,—, September 195,75. Roggen Mai 169,— Juli 168,—, September 163,25. Hafer Mai 166,—, Juli —,— Mais amerikan. mixed Mai —,—, Juli 138,25. Riiböl Mai 62,40, Oktober —,—. Zahlungseinstellungen: Eisenftandler Ernst Oiio Barth in Sanpersdors bei Kilchberg. Brauereibesiher August Robert Kummer in Thurm. Zimmermann und ^auunte - nehmen Franz Hermann Müller in Cunsdorf bei Reichenbach. Handschuhfabrikant Franz Lttomar Schellenberger in Köthens- dors bei Burgstädt. Bäcker Albert Heinrich Müller in Zwickau. Korbwarengcschäftsinhaberin e malie Auguste Elisabeth Schnei der geb. Bastian in Löbau. Malermeister Max Müller in Frankenberg. Materialwnrengeschllf sinhaberin Johanne W Helmine veno. Ku ze verw. gew. Heyn geb. Bauer in Ebers dorf bei Frankenberg. Marktpreise. Chemnitz, 17. Mai 1911. pro 50 Kilo Weizen, fiemde Sorten lO M. 90 Pf. bis 11 M. 65 Pf. - sächsischer 9 - 90 - . 10 - 20 . Roggen, - 7 - 60 - , 8 - 25 - '- Preus,. 8 - 75 - . 8 - 95 . - fremder 8 - 95 - - 9 05 » Gerste, Brau-, fremde s s - r s - - sächsische s s s s - F-Mec- 7 . 30 - . 7 . 45 . Hafer, sächsischer 9 . s > 9 25 - - preußischer r — - - — « s - ausländischer 8 - 95 - . 9 10 . Erbsen, Kvch- IO . 75 - - It 25 . - Mahl- u Fu' er 8 - 50 - - 9 . 25 . He«, 3 - SO - - 4 . 20 - - gebündelt 4 - 10 - . 4 4) - Ltroh, Fle, eldrusch - Maschinendrusch " - 10 - - >> 40 - Langstroh Stroh, Maschinen, rusch r - 40 - - 2 - 70 - Krummstroh 2 - 5 . 2 - 30 - Kartoffeln, inländische A - 75 - 75 - - ausländische 14 - « . 15 - — , Butter, 1 Kilo 2 , 70 - - . 80 - Bon wessen Hand? Kriminalroman von Wladyslaw Kraszewski. (Autorisiert.) I7j ^Nachdruck verboten). Aber Gargas war zähe, und als er von den Erwachsenen nichts erfuhr, wandte er sich an die Kinder. Da hatte er plötzlich besseren Erfolg. „So sieht ja der Zenobia ihr Schatz aus", sagte ein hübsches schwarzhaariges Mädel von zehn Jahren, mit dem er ein Gespräch angeknüpft, weil ihm aus seinen Augen mehr Intelligenz zu spre chen schien, als aus den Gesichtem seiner Gefähr tinnen. „Tie Zenobia? Wer ist das?" fragte Gargas. „Na, doch die Kammerjungfer von der gnä digen Komtesse Wanda", erwiderte die Kleine. „Und wer ist der Zenobia ihr Schatz?" „Das weiß ich nicht, er ist nicht von hier." „Dusia!"*) rief aus einer Hütte ein Weib, den zotteligen Kopf durch die Tür steckend. „Die Mutter ruft", sagte das Mädchen, indem cs eilends davon wollte. Doch Gargas hielt sie zurück. „Bleib' noch einen Augenblick, Dusia", bat er. „Ich geb' Dir auch was, dafür kannst Tu Dir nachher beim Krä mer Bonbons und Zuckererbsen kaufen." Dabei zog er eine Silbermünze aus der Tasche und hielt sie dem Kinde vor die Augen. Tieser Lockung konnte Dusia nicht widerstehen. Sie netz die Mutter, die nicht aufhörte, ihr „Dusia, Dusia!" in stetig kreischenderen Tönen erschallen zu lassen, rufen, und folgte dem fremden Mann nach einer einsamen Stelle am Dorfteich, wo sie ihm bereitwillig seine Fragen beantwortete. Gargas erfuhr, daß die Zenobia scheinbar überhaupt keinen Schatz hatte, daß aber die kluge Dusia doch von dieser Tatsache überzeugt war, weil sie die Zenobia wiederholt in der Dämmerstunde, wenn sie, Dusia, von der Mutter geschickt wurde, um Heringe und Schnaps zum Abendbrot vom Krämer zu holen, mit einem zigeunerhaft aus- schanendcn Mann unter den beiden großen Fichten hinter dem Kornspeicher in zärtlicher Umarmung stehen gesehen hatte. „Auch die Olia, meine Freundin, hat sie ge- Z Herzchen. sehen", berichtete die Kleine, „und sie sagt, daß die Zenobia manchmal abends spät mit dem Mann an dem Hause ihrer Mutter vorübergeht." „Wo liegt das Haus ihrer Mutter?" forschte der Detektiv. „Ein Stück vor dec Herberge „Zu den drei Eichenblättern". Es ist eins der letzten im Dorse nach jener Seite hinaus." „Und wie der Mann heißt, weißt Du nicht?" Dura schüttelte den Krauskopf. Mehr, als sie erzählte, wußte sic überhaupt nicht. Gargas hän digte ihr daher ihren Lohn ein und ließ sie laufen. Von diesem Tage an begannen des Detektivs abendliche Spaziergänge vor der Herberge „Zu den drei Eichenblättern". 8. Kapitel. „Die Fußspuren, die ich gin Morgen nach dem Verbrechen auffand", überlegte der Detektiv, als er wieder einmal in der Umgebung der Herberge „Zu den drei Eichenblättern" umhcrwanderte, „schienen jenseits des Gartens bis zu der großen Fahrstraße zu führen, und zwar sowohl die doppelten, die von der Schießbude ausgingen, als auch die ein fachen, die hinter dem Boskett anfingen. Ich sage „schienen", denn sicher ließ sich das auf dem auf- geweichien Feldweg nicht erkennen; aber bleiben wir bei der Annahme, daß es so sein könnte. An der Fahrtraße aber liegt jene Herberge. Die kleine Dusia gibt an, daß ihre Freundin Olia die Zeno bia mit ihrem Schatz abends an der Hütte ihrer Mutter unweit der Herberge hat vorübergehen se hen. Letztere soll übelberüchtigt sein, wie Graf Zygmunt sagte, und allerhand Gesindel Unterkunft gewähren, also läßt sich wohl annehmcn, daß auch der zigeunerhaft aussehende Mensch, der Schatz der Zenobia, der kein in Nzepaczyna Ansässiger ist, dort gelegentlich nächtigt. Was crgibt sich nun aus all dem?" Gargas zog seine Stirn in schwere Falten, wie jemand, der über die Lösung eines schwierigen Rechenexcmpels nachgrübelt. „Die Fußspuren rühr ten alle von kleinen Füßen her, und der Zoltan Darpathi, der mir als ein langer Mann geschildert worden war, hat sicher große Füße, folglich kün- ncn jene Fußspuren dachte er weiter. „Die Zenobia hat aber vielleicht kleine Füße — die Polinnen haben sie meist — und wenn s i e es nun gewesen sein sollte, die in jener Nacht von der Schießbude durch den Garten bis zu der Hauptstraße gelaufen ist, wo der Zol tan sie erwaHetc, dann — ja was dann? Daß sie den Grasen erschossen hat, ist mehr als unwahr scheinlich. Aber der zweite Schlüssel zu dem Hin teren Gartentor, der fehlt! Nur eine Person aus der Villa kann ihn entwendet haben, denn niemand sonst kannte seinen Platz und niemand sonst könnte, ohne daß es benierkt wurde, dazu gelangt fein. Die Zenobia wohnt in der Villa. Seltsam, sehr seltsam!" Tann schweiften des Detektivs Gedanken wie der nach einer anderen Richtung. Er erinnerte sich des Brieses von Abraham Szymus, den man in der Tasche des ermordeten Grafen gesunden, und in dem der Absender sich weigerte, dem Toten ein größeres, von ihm gewünschte; Darlehn zu gewäh rcn, wogegen er sich aber hierzu bereit erklärte, so fern Graf Kasimir ihm feine Lebensoerficherungs Police verpfändete. Wie Gargas bei seinen Umfra ge» in der Nachbarschaft und bei Abraham Szymu; selbst erfahren hatte, sollte diese Lebensversicherung der Komtesse Wanda allein zugute kommen, durch die Verpfändung der Police jedoch war Wandas Erbtei: gefährdet. Nahm ma» dazu die Gerüchte, welche über die Krankheit der Letzteren umlicfeii — manches über die unheimliche» Phantasien der Komtesse war, wie Dr. Malcnski richtig prophezeit hatte, ins Publikum gedru igen — sowie die Tat sache von Wandas wildem, »»gebändigte» Charak ter, so — — — — hi»! Und Zenobia war Wan das Kammermädchen und viel vertrauter mit ihr, als es sonst zwischen Herrin nnd Dienerin der Fall zu fein pflegt. Alle sagte» aus, daß die bei den immer Heimlichkeiten mit einander gehabt hat und der Zerstörung des Gemäldes zu besiehe», aber das Zusammenfalle» der beiden Ereignisse war immerhin auffallend, zu auffallend, uni —" Leise Geigentöne, die von der Richtung hcr- drange», in welcher die Herberge lag, ließen den Gedanke:igang des Detektivs stocke». Er hatte sich bei seinem Grübeln ziemlich weil von derselben entfernt, aber jetzt, beim Hören der Musik, wandte er sich rasch um und eilte zu ihr zurück. Was dort gespielt wurde, war eine Mazurekmelodie. Lockend, leidenschaftlich klang sie zu ihm herüber, stetig an wachsend, je näher er dem Wirtshause kam. Jetzt oernahm er auch die Schritte tanzender Paare, so wie daS Harle Ausschlagen der Absätze auf dem Fußboden, das dabei üblich ist. Er ging ganz nahe Hera» und sah durch die Fenster. Zwei Rei hen Paare standen einander gegenüber und führten mit dem nationalen Feuer die Belvegungeii des Tanzes au;. In einer Ecke des ziemlich großen aber niedrigen Raumcs stand ein Tisch mit trin- enden und rauchenden Mannern, einige andere Männer und Frauen saßen an den Wänden, an dem einen Ende des Zimmers aber, zwischen de» Paaren der einen Reihe und sich mit diesen be- siändig hm mrdlherbewcgend, um ihnen den Naum zum Tanzen freizugeben, stand fiedelnd ein Mali». Er war groß, schlank und geschmeidig, braunhäu tig mit blauschwarzen Haarcn, einem riesigen Schnurrbart und bleudeiidweißen, spitzen Zähnen; feine Kleidung bestand in kurzen schwarzen Sam- mcthosen, einer blauen Schnürjacke, von der ei» scharlachroter Schal, de» er lose um den Hals ge wunden, grell abstach, und einem breiten bunt ge stickten Ledergürtel mit blanker Schnalle. Alle diese Stücke erschienen stark abgetragen, aber das Ganze wirkte u»gewöhnlich malerisch, wozu freilich die Persönlichkeit des Menschen selbst am meisten bei trug. Er war von einer gewalttätigen, aber im merhin nicht allzuhäusig anzutreffcnden Schönheit, und Gargas begriff es nur zu gut, daß er bei den Schönen der unteren Stände ein seltenes Glück hatte. In dem harten, aber dennoch feurigen Blick seiner dunklen Augen und dem etwas grausamen Zug um die vollen, blutroten Lippen lag etwas, das unter Umständen sogar Frauen einer höheren Gesellschaftsklasse, besonders nervöse, willenlose Ge schöpfe, bezaubern könnte. Forts, folgt. tcn. Aber was war das nun wieder für eine Ge schichte mit deni aus der Leinwand herausgeschnit tenen Bilde des Grafen Zygmunt? Offenbar scho ben Helena Dygafzynski und Dr. Malenski diese Tat Wanda zu, Ivie Gacgas es aus deren seiner zeitigem Benehme» geschlossen, als Gras Zygmunt mit der Nachricht von seinem Schlosse kam. Es nicht die seine» gewesen sein", brauchte ja kein Zusammenhang zwischen dem Mord 'M» N ha Ko rer in un vm mo leif die 20 As Üb un uni abz 1. 8 1 bez bis K i ist nah mei st a Rei roki se mit gest ab. mei wu her' wel erle rea Mo tcn reic th heil c i i rnrl sun amt wie der sche Fre Ach