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Nr. 9 Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 12 Januar 1931. Seite 2 Minister Treviranus über das Ergebnis der Ostreife Grünberg (Schief.), 12. Januar. Der Vertreter der Telrgraphenunion hatte Gelegenheit, den Reichsminister Tre- viranuS am Schluß seiner Ostlandfahrt über seine Eindrücke zu befragen und insbesondere darüber, welches die nächsten Auswirkungen dieser Ostlandreise sein werden. Minister Treviranus sprach sich durchaus zuversichtlich aus. Der Reichskanzler und seine Begleitung hätten eine Fülle von Anregungen erhalten, die nun in Berlin in ernster Arbeit geprüft werden müßten. Entscheidend aber für den wirklichen Erfolg dieser Reise werde sein, ob es gelungen sei, durch sie Regierung und Bevölkerung einander näherzubringen, denn nur, wenn Regierung und Volk zusammenstünden und zu» sammenarbeiteten, werde es möglich sein, das gemeinsame Ziel, den Wiederaufstieg des deutschen Vaterlandes und damit auch des deutschen Ostens zu erreichen. Loucheur über die Wirtschaftslage Frankreichs Paris, 12. Januar. Der Regierungsentwurf über die nationale Ausrüstung soll der Kammer am Dienstag vorgelegt werden. Wirtschaftsminister Loucheur hat dem „Petit Parisien" eine Erklärung über die Regierungsvorlage abgegeben, in der es u. a. heißt, das Kabinett werde das Parlament ersuchen, die Vorlage unverändert in der Fassung der Regierung anzunehmen. Die Krise in Frankreich sei zum größten Teil eine Folge der allgemeinen Weltkrise. Wegen Mangel an Absatz und Aufträgen setze die deutsche Wirk warenindustrie ihre Preise herab und überschwemme Frank reich mit Waren. Was den Warenaustausch anlange, so müsse man zwischen den Jahren 1929 und 1930 einen Unterschied von 5 Milliarden Franken zu Ungunsten Frank reichs seststellen. Trotz der schwierigen Lage könne man jedoch auch von beruhigenden Erscheinungen sprechen. Die ausländischen Arbeitskräfte begännen, in ihre Heimat zurück zukehren. Am schwersten habe die Pariser Luxusindustrie sowie die französische Textilindustrie zu leiden. Minister Feick über „Wege zur Freiheit" Köthe«, 12. Januar. In der Köthener Stadthalle sprach Minister Frick über das Thema „Wege zur Freiheit". Einleitend bemerkte er, daß die Zeit des Liberalismus und der Demokratie endgültig vorbei sei. Wenn die National sozialisten auch selbst eine Diktatur erstrebten, so müßten sie doch die Diktatur Brüning bekämpfen, da sie nicht zum Be sten des deutschen Volkes, sondern lediglich im Interesse einer neuen Erfüllung-Politik wirke. Frick kennzeichnete dann die einzelnen Parteien und setzte sich vor allem mit der SPD. auseinander, sowie mit deren Hetze gegen den Na tionalsozialismus. Diese Hetze müsse zum Bürgerkrieg führen, wenn sie Nicht schleunigst abgestellt werde. Die Verhand lungen in Genf bezeichnete Frick als trügerische Worte. Er forderte den Austritt aus dem Völkerbund. An der Politik der letzten zwölf Jahre sei Deutschland der Prügelknabe der ganzen Welt gewesen. Es sei eine ganz falsche Einstellung, wenn wir erst Sanierung der Reichsfinanzen und dann Einstellung der Reparationszahlungen erstrebten. Ein Mo ratorium werde nur eine neue Finanzkontrolle nach sich ziehen. Das Reparationskonto sei in Wahrheit längst aus geglichen. Was wir heute noch zahlten, diene nur dazu, den ausländischen Militarismus zu bezahlen. Nachdem Frick die letzte Rede des Prälaten Kaas gestreift hatte, be zeichnete er das Ergebnis des 14. September, das selbst für die Nationalsozialisten überraschend gekommen sei, als einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Er schloß mit der Erklärung, daß die Nationalsozialisten keine Kriegshetzer seien. Sie wollten nur den Lebenswillen des deutschen Volkes, ins besondere der deutschen Jugend, wecken. Oerlttches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet) Pulsnitz. Gewerkschaftsbund der Ange stellten. Auf die vom GDA für heute Abend angesetzte Filmveranstaltung wird auch an dieser Stelle nochmals hin gewiesen. Zur Aufführung gelangt der Großfilm: Dienst am Volk. Der Eintrittspreis beträgt auf allen Plätzen 25 Pfg. — Vorsicht mit eurer Unterschrift! Die Mahnung ist schon so alt und ist so oft wiederholt worden, und dennoch hört man immer wieder, daß die Frau in Ab wesenheit, des Mannes sich von einem Agenten hat beschwatzen lassen, irgendeinen Zettel zu unterschreiben, der angeblich nichts besagt. Bis plötzlich die Post ein Paket unter Nach nahme ins Haus bringt und einen Gegenstand abliefert, an den man sich überhaupt nicht erinnert. Die Bedingungen, die jetzt der Hausfrau mit der Lieferung der bestellten Ware ausgehändigt werden, lauten dann in der Regel ganz anders, als der Verkäufer es ihr auseinandergesetzt hat. Entweder versucht nun die Frau, ihre Arglosigkeit und ihren Leichtsinn vor ihrem Manne zu verheimlichen, indem sie versucht, von ihrem kargen Wirtschaftsgeld oder gar durch Aufnahme einer Anleihe bei der Nachbarin den Betrag aufzubringen, oder sie verweigert die Annahme und hat postwendend eine Klage oder einen Zahlungsbefehl in der Hand. Sieht man sich dann vor Gericht wieder, wird der Frau ein von ihr unter schriebener Zettel vorgelegt, auf dem irgendwo in unauffäl liger Schrift der Vermerk steht: „Mündliche Nebenabreden des Vertreters haben keine Gültigkeit." Da nützen alle Be teuerungen und alle Klagen nichts, der Bestellschein — um einen solchen handelt es sich -- trägt mit diesem Vermerk ihre Unterschrift und die Frau ist die Leidtragende. Es kann deshalb immer wieder nur dringend empfohlen werden, einem Händler oder Agenten nichts Schriftliches in die Hand f zu geben, wenn man sich nicht durch mehrmaliges Durchlesen aller schriftlichen Bemerkungen von dem genauen Inhalt des Schriftstückes überzeugt hat. Betriebsstillegungsanzeigen im Dezember. Im No vember 1930 waren beim sächsischen Arbeits- und Wohl- fahrtsministerium 555 Betriebsstillegungsanzeigen ein- zegangen. Deren Zahl hat sich im Dezember um 116 auf 139 verringert. An der Spitze steht wieder die Textilindu strie mit 140 Anzeigen (102 im Pormonat), dann folgen in weiterem Abstande das Holz- und Schnitzstoffgewerbe mit 57 und mit 56 der Maschinen-, Apparate- und Fahr zeugbau. Die Herstellung von Eisen-, Stahl- und Metall waren war mit 34 und die Papierindustrie mit 33 An zeigen beteiligt. Aus dem Nahrungs- und Genußmittel- gewerbe gingen 24 Anzeigen ein, davon allein 20 aus der Labakindustrie. Die Industrie der Steine und Erden war mit 22 Anzeigen beteiligt und mit 19 die Eisen- und Me tallgewinnung. Der elektrotechnischen Industrie, Feinme chanik und Optik entstammen 15 Anzeigen, 6 gingen von der Musikinstrumenten- und Spielwarenindustrie ein, 4 von der chemischen Industrie und 3 vom Bergbau. Prüfungsverband der sächsischen Gemeindell7Don einem Ausschuß des Sächsischen Gemeindetages ist ein stimmig die Schaffung eines Prüfungsverbandes der sächsischen Gemeinden beschlosst worden, dem die Durch führung der von der Reichsregierung gewünschten, von den Gemeinden unabhängigen Rechnungsprüfung oblie gen soll. Die Ballgesellschaft auf Einbrecherjagd. Eine nette Spukgeschichte spielte sich Sonntags morgens an der in mitten des Friedhofes befindlichen Kirche in Ottendorf bei Neustadt t. Sa. ab. Ein Einwohner, dessen Heim sich unweit der Kirche befindet, kam mit seiner Gattin von einem Vergnügen nach Hause und bemerkte in dem Gottes haus den schwachen Schein eines Lichtes. Da er einen Einbruch in das Gotteshaus vermutete, lief er in das Ballolal zurück und schlug Alarm. Nach kurzer Aufklä rung zog der größte Teil der anwesenden männlichen Teilnehmer, mit allem möglichen Mordwerkzeug bewaff net, zum Gotteshaus und umstellte es. Wirklich brannte noch Licht; also mußte der Einbrecher noch drinn sein. Gerade wollte man einen Borstotz nach dem Innern der Kirche machen, als der Kirchner mit einer Laterne in der Hand aus der Kirchentür trat. Erstaunt blickte er auf die in Wassen starrende befrackte Gesellschaft. Nun löste sich das Rätsel. Der Kirchner hatte die Ofen zum Gottes dienst angeheizt. Verschämt zog die Gesellschaft ob ihres Neinsalles ab. — Wie man Kohlenoxyvergiftete retten kann. Dr. Koza in Preßburg hat ein neues Verfahren zur Rettung Kohlenoxhdvergifteter ausgearbeitet. ES stützt sich auf eine Beobachtung von Bernard und Biancani, nach der eine Bestrahlung mit Ultraviolettlicht das an den roten Blutfarbstoff gebundene Kohlenoxyd in etwa 30 bis 60 Minu ten aus dem Blut verschwinden läßt. Da nun ein großer Teil des Blutes in den feinen Aederchen dicht unter der Haut zirkuliert, so gelingt es hier, zumal wenn man den Blutumlauf durch entsprechende Massage künstlich fördert, durch Bestrahlung mit Ultraviolettlicht an das kohlenoxyd haltige Blut heranzukommrn. Dr. Koza konnte bereits in mehreren Fällen sein Verfahren mit gutem Erfolge anwenden, und dir weitere Nachprüfung ist von umso größerer prak tischer Bedeutung, als ja die immer noch recht häufigen Leuchtgasvergiftungen eigentlich Kohlenoxydvergiftungen sind. — Die öffentlichen Straßen sind keine Rodelbahnen Der Schneefall der letzten Tage Hal, wie alljährlich, auch wieder den Unfug des Rodelns in den ab fallenden Straßen aufleben lassen. Abgesehen von der Ge fahr, in die die Rodler bei entgegenkommenden oder die Straßen kreuzenden Fahrzeugen sich selbst bringen, gefährden sie auch durch die infolge des Rodelns auf der Fahrbahn entstehende Glätte den übrigen Fährverkehr, und erschweren Fußgängern das Ueberschreiten der Straßen. Von Kindern ist es begreiflich, wenn sie die Straßen als Schlittenbahn benutzen, von Erwachsenen jedoch möchte man mehr Vernunft und Ueberlegung voraussetzen. ES wird darauf aufmerksam gemacht, daß das Rodeln auf allen Straßen der Stadt nach der städtischen Verkehrsordnung polizeilich verboten ist. Dresden. Polizei löst kommunistischenUm- zug auf. Reichsbanner und SPD. veranstalteten einen Fackelzug durch das Stadtgebiet, an dem sich etwa 5000 Personen beteiligten. Zu Zusammenstößen ist es nicht ge kommen. Ein kommunistischer Demonstrationszug, der sich dem Fackelzug näherte, wurde von der Polizei an der Zinzendorfstraße aufgelöst, da Schlägereien befürchtet wurden. Dresden. Festnahme eines Mörders. Der von der Wiener Polizei wegen Mordes an dem Reisen den Fritz Himmelreich gesuchte 32jährige Kellner Karl Schuster aus Dresden wurde in Berlin verhaftet. Dresden. Todesfall. Hier starb Fabrikbesitzer Dr. Kurt Pfund im Alter von 56 Jahren. Er war Mitbegrün der der Pfundschen Molkerei. Mittweida. Der Ehrentag der Treue. Der Tischlermeister Julius Löwe im benachbarten Alt-Mitt- weida feierte mit seiner Ehefrau die Diamantene Hochzeit. Das Jubelpaar erhielt ein Ehrengeschenk der Gemeinde, der Ehemann, ein Veteran von 1870/71, eine Ehrengabe des Sächsischen Militärvereinsbundes. Neustadt, Sa. Neuer Ehrenbürger. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde Stadtrat Blumen- fabrikaut Nitzsche, der 25 Jahre lang teils als Stadt verordneter, teils als stellvertretender Bürgermeister ge wirkt hat, zum Ehrenbürger ernannt. Olbersdorf. Politischer Überfall. Zwei Ol bersdorfer Nationalsozialisten wurden in der „Fröhlich- fchenke" von anwesenden Kommunisten beleidigt. Um einer Schlägerei aus dem Wege zu gehen, verließen sie das Lokal. Während der eine von ihnen sich in seine nahe Wohnung begab, wartete der andere auf den Autobus. Plötzlich wurde er von acht aus dem Lokal tretenden Kom munisten überfallen und niedergeschlagen. Dem Überfal lenen gelang es, sich in die Wohnung seines Kameraden zu schleppen, wo er zusammenbrach. Mit schweren Ver letzungen an Kopf und Armen liegt er danieder. Alle acht Täter konnten namentlich festgestellt werden. Wilkau. Reue Haltestelle. Der an der Schmal spurbahn Wilkau (Sa.) — Wilzschhaus — Carlsfeld zwi schen den Bahnhöfen Stützengrün und Neuheide errichtete unbesetzte Haltepunkt „Stützengrün-Hp." ist für den Per sonen-, Gepäck- und Expreßgutverkehr eröffnet worden. Wurzen. Im Eise. Ein dreijähriges Kind brach in das Eis eines Teiches in Coümen-Böhlitz ein. Unter eigener Lebensgefahr gelang es dem Postboten Grund mann, das Kind noch im letzten Augenblick zu retten. Auerbach i. Bogtl. Politische Schlägerei. Zwischen 40 Mitgliedern der Kommunistischen Arbeiter wehr und elf auf dem Marsche zum Versammlungslokal befindlichen Nationalsozialisten kam es zu einer schweren Schlägerei, in deren Verlauf der 21 Jahre alte Hand lungsgehilfe Walter Schlöffel durch Messerstiche in die Brust verletzt wurde. Er wurde in eine Klinik gebracht. Warnsdorf. Bevorstehende Lohnkämpfe in Nordböhmen. Der Kündigung des Lohnvertrages in der Metallindustrie NordböhmenS ist die Kündigung der Lohnvereinbarungen in der Heida Steinschönauer Kunstglas industrie gefolgt. Die Aufkündigung erfolgte auch hier durch die Vereinigung der Arbeitgeber, die einen Lohnabbau von 15 Prozent verlangt. Betroffen sind über 1600 Fabrik- und gegen 5 000 Heimarbeiter. Auch der bis Ende ds. Mts. in Geltung stehende Tarifvertrag in der nordböhmischen Textilindustrie dürfte mit dem Ziele des Lohnabbaues ge kündigt werden, die Wirkwaren- und Struwpsindustrie wird folgen. Die Arbeitnehmerpreffe kündigt gegen die versuchten Lohnkürzungen den schärfsten Widerstand an. Er weiß, wo heute noch etwas zu holen ist. Einbruch ins Finanzamt. Ein 37 Jdhre alter Kaufmann aus Berlin hatte sich nittels Nachschlüssels Zutritt zu einem Arbeitszimmer des Dresdner Finanzamtes, Wasserstraße, verschafft und sich verschiedene Gegenstände angeeignet. Er wurde von einer Angestellten überrascht. Daraufhin ergriff er die Flucht, !onnte aber eingeholt und der Polizei übergeben werden. Bergmannslos. Auf dem Braunkohlenwerk Borna A.-G. geriet aus «»erklärliche Weise der 60jährige Bandwärter Liebe in :incn Kohlenbunker und sand darin seinen Tod durch Er- Ucken. Sofort vorgcnommene Wiederbelebungsversuche varen ohne Erfolg. — Ferner wurde der 24jährige Ab- mumarbeiter Anders von einem Zug überfahren und so- ort getötet. Die beiden Verunglückten waren ledig. Eine (Steuer, Sie sich selbst wieder auffrißt. Wie vorausgesagt, so wird aus Frankenberg i. Sa. zeschrieben, sind die Folgen der erneuten Verteuerung des Tabaks und seiner Fabrikate für die.hiesige Zigar renindustrie außerordentlich einschneidend' und für die Aeichskasse alles andere als ertragbringend. Allein in un- ererStadt muß 936 arbeitslosen Zigarrenarbeitern die Zusatzunterstützung aus der Tabaksteuer gezahlt werden. Insgesamt wurden an einem Tage hier an 2650 Arbeits-- ose aus Frankenberg, Sachsenburg, Jrbersdors, Ditters- iach, Neudörfchen, Langenstriegis, Mühlbach, Cunners- wrf, Ortelsdorf, Merzdorf und Niederlichtenau 60 000 Mark Unterstützung gezahlt. Stus sächsischen Gemeindeparlamenten. Bürgerliche Stadtverordnetenpräsidien. Meerane. In der ersten diesjährigen Sitzung des Stadtverordnetenkollegiums wurde Amtsgerichtsrat Dr. Berndt (bürgt.) zum 1. Vorsteher wiedergewählt mit den Stimmen der Bürgerlichen, die dann zum 1. stellv. Vor steher den Stadtverordneten Grusche (bürgl.), zum 2. stellv. Vorsteher den Stadtverordneten Richler (bürgl.) und zu Schriftführern die Stadtverordneten Baderschneider und Naumann II (beide bürgl.) bestimmten. Die Kommunisten, denen man im vorigen Jahr die beiden Schriftführer- Posten überlassen hatte, verzichteten diesmal auf eigene Vorschläge. Wilsdruff. Von den Stadtverordneten wurde das rein bürgerliche Stadtverordneten-Präsidium mit Bür germeister Dr. Kronfeld als 1. Vorsteher, Rechtsanwalt Hofmann als 2. Vorsteher und Prokurist Kraft als 1. Schriftführer einstimmig durch Zuruf wiedergewählt. Noch immer ohne Haushaltplan. Colditz. In der Stadtverordnetensitzung wurde mit den elf Stimmen der Bürgerlichen und Nationalsozialisten der bisherige Stadtverordnetenvorsteher Huhn (bürgerl. Arbettsgem.) wiedergewählt. Stellvertreter wurde mit demselben Stimmverhältins der nationalsozialistische Stadtverordnete Naumann. Stadtverordneten-Vorsteher Huhn gab eine Entscheidung der Gemeindekammer be kannt, wonach die Stadt Colditz, deren Haushaltplan 1930/31 übrigens noch immer nicht verabschiedet ist — in Anbetracht ihrer schwierigen finanziellen Lage unbe dingt den höchsten Zuschlag zur Grund- und Gewerbe steuer, also 150 Prozent, erheben muß. Keine Darlehen für Sonderbeihilfen. Langburkersdors. Die Gemeindeverordneten von Langburkersdorf hatten beschlossen, zur Beschaffung von Sonderbeihilfen an Erwerbslose und Fürsorgeunter stützungsempfänger ein Darlehn in Höhe von 5000 Mark aufzunehmen. Der Kreditausschuß sächsischer Gemeinden war jedoch der Ansicht, daß unter keinen Umständen für Sonderbeihilfen Darlehen ausgenommen werden dürfen. Es hätte, wenn nicht die Gemeinde ihre Fürsorgeauf gaben erfüllen kann, das Reich bzw. das Land 'einzu greifen. Der Bezirksausschuß Pirna stellte sich auf den selben Standpunkt.