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3962 PAPIER-ZEITUNG Mr. 100 Reklameschriften Die zu gemeinsamer Arbeit verbundenen grossen Giessereien H. Berthold, A.-Gr. in Berlin und Bauer & Co. in Stuttgart haben sich in den letzten Jahren durch Herausgabe verschiedener Serien Reklameschriften von grosser praktischer Brauchbarkeit besonders hervorgethan. An dem sichtlichen Erfolg dieser Schriften hatte aber auch deren geschickte Einführung durch musterhafte Anwendungsblätter ihren redlich verdienten An theil. Das grosse Doppelblatt der »Carola«, die Anwendungs mappen der »Barnum« und der »Modernen Versalien« mit zahl reichen Beispielen aus der täglichen Praxis, auch des in allen früheren Probeblättern vernachlässigten Zeitungsdruckers haben solchen Anklang gefunden, dass sich seitdem eine neue Art der Schriften-Einführung herausgebildet hat, deren Werth in den Druckereien hoch geschätzt wird. Die genannten Firmen sind soeben damit beschäftigt, ihrer Reklameschrift »Herkules« einen ähnlichen Geleits brief auszufertigen, und wir drucken hier ein Beispiel ab, aus dem hervorgeht, dass immer noch neue, wirksame Inserat muster erfunden wer den können. Bei näherer Prüfung fällt uns auf, dass die schwierige Frage, in welcher Weise grosse Schlagwörter in inter essanter Anordnung mit dem laufenden ruhigen Text flüssig verbunden werden können, in bemerkens- werther Weise gelöst worden ist. Für den Leser nebenstehender Anzeige besteht trotz der dekorativen An ordnung der Wörter »Amberg« und »Mu sik« kein Hinderniss im flüssigen Lesen des Textes; die Verbin dung ist durch die Zwischenwörter »Pia- nino« und »Liebhaber von« in so vortreff licher Weise herge stellt, dass Jeder, der mit der Ausstattung von Inseraten zu thun hat, aus diesem Bei spiel gute Lehren ziehen kann. Wir sind recht gespannt auf die weiteren Anwendungen, die voraussichtlich einen Muster schatz nicht nur für direkte Nachahmung, sondern auch reiche Anregungen für freie Erfindungen bieten werden. Die Reklameschrift »Herkules«, die mit dem Beisatz »schlägt Alles« auf den Markt gebracht wird, ist eine Schrift von so gewaltsamer Wirkung, dass Name und Zusatz berechtigt er scheinen. Dabei entbehrt die Schrift nicht der Grazie, sie macht trotz ihrer massigen Anlage einen gefälligen Eindruck, und wir zweifeln nicht, dass sie einen ähnlichen Siegeslauf antreten wird, wie ihre Schwesterschrift »Carola«. Wir erwähnen noch, dass die genannten Giessereien gleich zeitig drei Serien schwungvoller Initialbuchstaben heraus gegeben haben, die, zum Gebrauch mit der »Herkules« bestimmt, ganz besonders auffällige Wirkung der Inserate zum Zweck haben. Das schöne A in vorstehendem »Amberg« ist ein Bei spiel der »Herkules-Initialen«, die nach der fürsorglichen Art, mit der Berthold-Berlin und Bauer & Co. - Stuttgart ihre Er zeugnisse durcharbeiten, an allen passenden Stellen ausge klinkt sind. Die Leipziger Buchdrucker hielten am 8. d. M. im Krystall- Palast eine von 900 Personen besuchte allgemeine Versammlung ab, worin zunächst der Vorsitzende des Tarifsehiedsgerichts, Herr Ackermann, über die Thätigkeit dieses Gerichts im ver flossenen Geschäftsjahre berichtete. Im Ganzen sind 38 Streit fälle zur Anmeldung gekommen. Hiervon sind 25 zu Gunsten der Gehilfen erledigt worden, neun Fälle mussten dem Gewerbegericht überwiesen werden, drei hat das Gericht zu Gunsten der Prinzipale erledigt, während ein Fall unentschieden geblieben ist. Herr Eichler berichtete hierauf, dass in der Tariffrage bedeutende Fortschritte zu verzeichnen seien. Die Zahl der Firmen, bei denen nach dem Tarife ge arbeitet werde, habe sich seit dem 6. Mai d. J. von 2704 Firmen in 880 Orten auf 3070 Firmen in 995 Orten vermehrt, sodass demnach in dieser Zeit 366 Firmen in 115 Orten für den Tarif gewonnen worden seien. Die Versammlung bewilligte den Mit gliedern des Tarifschiedsgerichts 75 M. Remuneration. In der hierauf folgenden Mitgliederversammlung des Vereins Leipziger Buchdrucker- und Schriftgiessergehilfen berichtete der Vorsitzende Herr Engelbrecht unter Anderem, dass der Ausstand bei der Firma Böttcher in Paunsdorf durch einen Vergleich be endet worden sei. Die Firma habe den für Kompletguss be stehenden Tarif anerkannt. Auch seien sämmtliche Ausständige wieder eingestellt worden. Die Versammlung bewilligte den zu Weihnachten durchreisenden, sowie den zu dieser Zeit am Ort befindlichen konditionslosen Gehilfen ein Weihnachtsgeschenk, und zwar den ersteren bei freier Verpflegung 2 M. und den letzteren 15 M. für Verheirathete und 10 M. für Unverheirathete. Herr Eichler berichtete ferner, dass er in dem neu gegründeten Ver ein für Arbeitsnach weis in den Vorstand gewählt worden sei. Er sprach sein Be dauern darüber aus, dass sich die allge meine Leipziger Ar beiterschaft in dieser Frage ablehnend ver halte. Er vertrat die Meinung, dass, wo es gelte, für die Arbeiter etwas zu schaffen, man seine Mitwirkung nicht prinzipiell ver sagen dürfe. Jeden falls könnten die Ar beiter dort aufklärend wirken und anderseits praktische Erfahrun gen sammeln. Ein direktes Interesse hät ten die Buchdrucker an der neuen Ein richtung bei ihrem eigenen gut funktio- nirenden Arbeitsnach weise allerdings nicht. Die Versammlung billigte das Verhalten des Herrn Eichler. Ein von Herrn Laube veranstalteter Projektionsvortrag über »Eine Reise durch Asiens Wüsten« fand sehr beifällige Auf nahme. Das bisher Friedrichstrasse Nr. 9 befindlich gewesene Buchdruckerverkehrslokal soll verlegt werden, g. Lohnbewegung der Buchbinder in Elberfeld. In Elberfeld hielten die Buchbinder kürzlich eine gut besuchte Versammlung ab, in der bezüglich der Lohnbewegung folgende Resolution angenommen wurde: »Die bisherigen Erfolge der Kollegen sind in Anbetracht der schlechten Verhältnisse in Elberfeld als ganz achtungswerth anzuerkennen, und die Anwesenden versprechen, soweit es noch nicht geschehen, dem Verband beizutreten, um in den rückständigen Werkstätten unsere Forderungen noch durchzudrücken.« Bewilligt wurden die Forderungen von den Arbeitgebern Samuel Lukas, H. J. Grote und Paulmann & Kellermann. — t. f In Leipzig starb am 8. Dezember der Buchhändler und Schriftsteller Dr. ph. et jur. ALax Lange im Alter von 67 Jahren. Ein hervorragender Meister des Schachspiels, hat er die Litteratur desselben durch eine Anzahl werthvoller Schriften bereichert. Auch redigirte er seit 1858 längere Zeit die »Deutsche Schachzeitung«. Als Verlagsbuchhändler stand er an der Seite seines Schwiegervaters Otto Spamer dem Verlag dieser Firma vor und leitete nach dem Tode des Begründers die Firma allein, bis sie in die Hände eines neuen Besitzers überging. Unvergesslich bleibt seine unermüdliche Thätigkeit für den Leipziger Kaufmännischen Verein. Hervorragendes leistet die Fabrik im Bau von Flügeln und Harmoniums, worüber wird. Den Interessenten stehen ausführliche illustrirte Kataloge mit zahlreichen Zeugnissen bedeutender Autoritäten auf dem Gebiete der Musik gratis und franco zur Verfügung. Zeugniss - Copien e, • a • zu Gebote stehen. Liebhaber von werden gebeten, die grosse Musteraus stellung von Amberg-Instrumenten Unter den Linden 8 zu besichtigen, wo Jeder für Seit Jahren haben Amberg Pianinos allergrösste Beachtung gefunden. 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