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nachträglich die Sortirung derartiger Posten vornimmt, die sich die Fabrik als nicht lohnend gespart und lieber billiger verkauft hat, so geht der kleine Nutzen, den man beim Einkauf hatte, verloren. Uebrigens muss bei grösseren Anfertigungen, die der Einsender zu beziehen vorschlägt, in der flegel doch auch ein kleiner Posten »Zweite Wahl« mit übernommen werden. Ob gerade in Buch druckereien diese »Zweite Wahl« nicht einfach überall als vollgiltige Waare mit verbraucht wird? Die Anschaffung grosser Mengen be stimmter Papiersorten ist übrigens nicht Jedermanns Sache. Dem kapitalskräftigen Geschäftsmann mag das möglich sein, der kleine Gewerbetreibende aber kann eine derartige Festlegung seines Kapitals kaum ertragen. Er braucht auch zu viele verschiedene Sorten und bezieht deshalb jedenfalls besser seinen Bedarf vom Gross händler in nicht zu grossen Posten. Es ist selbst in grösseren Ge schäften nicht leicht, grosse Mengen Papier so schnell zu ver brauchen, dass sie nicht durch langes Lagern minderwerthig werden. Die »abweichende Färbung«, von der so oft die Bede ist, kann in der Praxis nur dann ernstlich in Frage kommen, wenn ein grösseres ein heitliches Werk etwa zwei verschiedene Papierfärbungen aufweist. Bei sogenannten Accidenzarbeiten wird wegen geringfügiger Aenderung der Papierfärbung kaum eine Reklamation erfolgen, es sei denn, dass der Kunde schikaniren will. Wer das aber will, der findet auch andere Gründe. Buchdrucker Leopold Ullstein + Am 3. d. M. verschied plötzlich, nachdem er sich kurz zu vor in voller Gesundheit aus dem Kreise seiner Familie zur Ruhe begeben hatte, der Buchdruckereibesitzer und Zeitungs verleger Herr Leopold Ullstein im Alter von 73 Jahren. Geboren zu Fürth in Baiern, begann der Verstorbene seine geschäftliche Thätigkeit in Berlin im Papierfach, zunächst als Engros-Händler, später als Fabrikant. Im Jahre 1877 ging er zum Druck des Papiers über, indem er die frühere Buch druckerei Stahl & Assmann, Zimmerstrasse 94, mit dem Verlage des »Neuen Berliner Tageblattes« übernahm, die er in die »Deutsche Union« umwandelte; am 1. Januar 1878 erwarb er den Verlag der »Berliner Zeitung«, und die »Deutsche Union«, welche noch einige Zeit im Inhalt übereinstimmend mit der »Berliner Zeitung« erschienen war, stellte nach einigen Monaten ihr Erscheinen ein. Die »Berliner Zeitung« gewann unter den damaligen politischen Ereignissen bald mächtigen Aufschwung. Im Jahre 1881 wurde die Druckerei vom Zeitungsverlage getrennt und unter der Firma Hempel & Co. weiter geführt, welcher Leopold Ullstein noch einige Zeit angehörte. Nach dem der Zeitungsverlag 1886 das neue Geschäftshaus Koch strasse 23 bezogen hatte, wurde dort 1887 eine eigene Zeitungs druckerei errichtet und im folgenden Jahre die »Berliner Abend post« begründet. Die beiden ältesten Söhne des Verstorbenen, die Herren Louis Ullstein und Rechtsanwalt Hans Ullstein, traten im Jahre 1889 als Theilhaber in die Firma ein, nachdem der erstere bereits längere Zeit im väterlichen Geschäft thätig gewesen war. Im Jahre 1892 wurde das mit dem Hause Kochstrasse 23 zu sammenhängende neue Geschäftshaus Charlottenstrasse 9/10 be zogen und auch die bereits 1891 provisorisch in dem Hause Markgrafenstrasse 88 errichtete Accidenzdruckerei dorthin ver legt und erweitert. Der Erwerb des Verlages der bisher für fremde Rechnung gedruckten »Berliner Illustrirten Zeitung« brachte eine weitere geschäftliche Ausdehnung mit sich. Die im September 1898 begründete »Berliner Morgenpost« aber, die in der kurzen Zeit ihres Bestehens eine im Berliner Zeitungs wesen bisher nicht dagewesene schnelle allgemeine Verbreitung gefunden hat, bedingte eine erhebliche Vergrösserung des Zeitungsdruckereibetriebes. In Leopold Ullstein ist ein Mann dahingeschieden, der stets bestrebt war, die Macht der Zeitungspresse zunächst als ein unersetzbares Kulturmittel unserer Zeit im besten Sinne aus zunutzen, auch in der Gemeindeverwaltung Berlins ist er längere Jahre als Stadtverordneter thätig gewesen und hat in wichtigen Fragen stets die Interessen der grossen Masse vertreten und sich dadurch die Sympathien seiner Mitbürger erworben. Da von zeugte auch die überaus zahlreiche Betheiligung bei der Beisetzung seiner sterblichen Hülle. Preis-Ausschreiben für deutsche Künstler. Die Aktiengesell schaft Compagnie Laferme, Tabak- und Zigarettenfabriken, Dresden, setzt für Etikett-Entwürfe zur Verwendung für kleine Zigarettenpackungen folgende Preise aus: 1. Preis 1000 M., 2. Preis 500 M., 3. Preis 300 M., 4. Preis 200 M., 5. Preis 100 M. Termin für die Einlieferung 25. Januar 1900. Termin für die Preiszutheilung 15. Februar 1900. Nähere Bedingungen werden auf Wunsch durch die Firma mitgetheilt. g. Steindruckerei Die Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker bringt in Nr. 47 einen Artikel, worin sie Herrn Fettbaek Zustimmung darüber ausdrückt, dass er in Nrn. 83 und 92 der Papier-Zeitung für die Steindruckerei ebensolche Gliederung empfiehlt wie die Buchdrucker sie besitzen. Man solle, wie F. vorschlägt, Ver einigungen sowohl der Besitzer wie der Gehilfen schaffen, die sich nach Bedarf verständigen und dadurch jeden Anlass zu Ausständen beseitigen. Herr Fettback sandte uns eine längere Ausführung, worin er unter Anderem dem Bedauern darüber Ausdruck giebt, dass die Zusammenkunft so vieler Steindrucker bei dem Vortrag des Herrn Scholz zu Berlin, 17. November (Pap.-Ztg. Nr. 96), nicht zur Besprechung gemeinsamer Angelegenheiten, besonders der erwähnten Vereinigungen, benützt wurde. Wir lehnten den Abdruck ab, weil in den Aeusserungen in der Hauptsache nur Bekanntes gesagt war, und mit Wieder holung solcher Wünsche nichts geschaffen wird. Wir glauben, dass erst kleinere örtliche Vereinigungen entstehen müssen, ehe eine solche für das ganze Reich zustande kommen kann. Hierbei lassen sich die Schwierigkeiten deutlicher erkennen und vielleicht beseitigen. In einzelnen Städten ist es auch leichter, den Zusammenschluss zu versuchen, und es wäre sehr erfreulich, wenn zunächst auf diesem Wege Erfolge erzielt würden. Wir stellen uns gern in den Dienst aller solcher das Fach fördernden Bestrebungen. Etiketten-Schilder für Schriftkästen. O. Schwinger in Ruhla i. Thür, nahm DRGM 122443 auf die nachstehend abgebildeten kleinen Metallrahmen nebst durchsichtiger Celluloidscheibe. Sie sollen die Aufschriften der Schriftkästen vor dem Abplatzen oder Schmutzigwerden bewahren. Das Metall ist vernickeltes Weiss blech, das durch Prägung vor allzu leichtem Verbiegen ge ¬ schützt wurde. Die Neuerung ist praktisch und empfehlens- werth; sie wird, da, drei verschiedene Grössen der Schilder geliefert werden, und die Preise niedrig sind, viele Freunde finden. Die Anlegemarke »Exakt-Stabil« derselben Firma hat keine wesentlich neue Form oder Bestandtheile. Sie ähnelt anderen Marken, die bereits im Gebrauch sind. Nach Angabe des Verfertigers kann die Marke sowohl in den Aufzug gesteckt, wie auch aufgeklebt werden. Hierin dürfte die einzige Neuerung hegen. “e Das Einstechen muss aber mit äusserster Vorsicht geschehen, da, wie Versuche zeigten, das Papier des Aufzuges sonst durch die Federkraft der Nadel zerrissen wird. Wird die Marke aber in herkömmlicher Weise aufgeklebt, so wird sie gute Dienste leisten, da sie dauerhaft und zweckmässig gearbeitet ist. Wahlen für die Handwerkerkammer in Berlin. Das Verzeichniss der nach § 103 a Abs. 3, Ziffer 2 der Reichsgewerbeordnung wahlberechtigten Gewerbevereine und sonstigen Vereinigungen liegt in der Zeit vom 6. bis 14. Dezember werktäglich von 9 bis 1 Uhr in den Diensträumen der Gewerbe-Deputation, Stralauer strasse 3/6, Zimmer 19, zur Einsicht der Betheiligten aus. Der Einfluss, der den einzelnen Gewerbszweigen bei diesen Wahlen zusteht, ist gering, denn es wählen z. B. in der 5. Abtheilung bei den Innungen die Barbiere und Heilgehilfen mit 3 Wahl stimmen, die Buchbinder mit 5 Stimmen, die Buchdrucker mit 3, Donditoren mit 2, Perrückenmacher mit 3, Schornsteinfeger mit 3, Seiler mit 2 und Zahnkünstler mit 2 Stimmen, zusammen mit 23 Stimmen nur ein Mitglied und einen Ersatzmann; ebenso wählen in derselben Abtheilung 13 verschiedene Korporationen, darunter Schlächter, Uhrmacher, Bildhauer, Glaser, Barbiere, Glasschleifer, Buchbinder, Zahnkünstler sowie der Deutsche Buchdrucker-Verein Kreis VIII (mit 2 Stimmen) und die Freie Vereinigung Berliner Buchdruckereibesitzer (mit 3 Stimmen) mit zusammen 33 Wahlstimmen ein Mitglied und einen Ersatz mann. Um eine zu grosse Zersplitterung der Stimmen zu ver meiden, empfiehlt die Gewerbedeputation, die betreffenden Korporationen möchten sich über bestimmte Kandidaten vor der Wahl einigen.