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Fortschritte der Buntpapier-Fabrikation Fortsetzung zu Nr. 81 Stein-Glätten Bogen-Glätte von Hand. Den Fortschritt, den die Glätt maschinen den Buntpapierfabriken gebracht haben, kann nur der würdigen, der das Bogenglätten von Hand noch gekannt hat. Die Arbeit war nicht leicht und erforderte geübte Arbeiter, um von früh bis Abend die in Bild 60 skizzirte Glättstange a, auf welche der durch Steine schwer belastete Kasten b drückte, mit dem am unteren Ende ein geklemmten Glättstein c auf der Glättbahn d über den auf letzterer liegenden Bogen hin- und herzuführen und diesen mit der linken Hand geschickt nachzuschieben. Das der Glätt stange entgegengesetzte Ende des Steinkastens b lag mit zwei Achsen auf dem an der Decke angebrachten Holz gerüste e. Das entgegen gesetzte Gerüst f diente dem Kasten zur Auflage, wenn die Glättstange weggenommen war. Die Glättbahnen waren rinnen artig ausgehobelt, wie die Querschnitt-Skizze g zeigt, und aus Linden-, Ahorn- oder Birn baumholz gefertigt. Wo geeignete Steinarten in der Nähe zu finden waren, suchten sich die Handglätter ihre Steine gewöhnlich selbst und schliffen sich dieselben zurecht. An den Ufern der Elbe findet man sehr gute mit Kiesel durchwachsene Steine zum Glätten, die sogar ins Ausland verschickt werden. Schwarze Kreidesteine, die auch in Steingut- und Glas papierfabriken verwendet werden, eignen sich ebenfalls gut zu Bild 61 Glättsteinen, namentlich waren diese zum Glätten von Hand sehr beliebt, beim Maschinenglätten werden sie aber zu heiss und zerspringen dann leicht. Gegenwärtig werden mehr als früher Glättsteine fabrikmässig durch Schneiden und Schleifen aus Achat und anderen besonders geeigneten Steinarten von P. Wagner & Co. in Kirschweiler, Rich. Grub in Oberstein und Anderen hergestellt. Bogen-Glätte für Kraft-Antrieb. Die ersten durch Dampf kraft betriebenen Bogenglätten waren den Handglätten sehr ähnlich und verhältnissmässig viel zu leicht gebaut. Der dabei anfänglich in Anwendung gebrachte Steinkasten b (Bild 60) musste sofort durch das in Bild 61 skizzirte federnde Schwung brett b ersetzt werden, an welches die aus Holz oder aus Gas rohr gefertigte Glättstange a pendelartig gehängt war. Bei Gasrohr-Glättstangen, die sich allgemein eingeführt haben, war die Steinzange c mit daran befindlichem Zapfen am unteren Eude eingesetzt, und die Glättbahn d wurde noch längere Zeit rinnenartig ausgehobelt geliefert. Wenn die Glättstange, wie in Bild 61, am vorderen Ende des Schwungbrettes angehängt war, so wurde der Druck durch eine starke Stellschraube e geregelt. Sehr oft war auch die Glättstange in der Mitte des Schwungbrettes angehängt, dann wurde, wie Bild 62 zeigt, am vorderen Ende des Schwungbrettes ein Ha ken h angeschraubt und daran eine starke Hanf leine gebunden, diese wurde beim Druck geben nach unten ge zogen und am Glätt gestell festgebunden. Durch die rinnenartig ausgehobelte Glättbahn und den darin laufen den rundgeschliffenen Stein war der Glätt- Stange gleichzeitig Sei tenführung gegeben. Da aber das Einpassen des Steines in solche Bahnen etwas mühsam war, so versuchte man mit gerade geschliffenen Steinen auf flach abgehobelten Bahnen zu glätten und ersetzte die Seitenführung dadurch, dass man die Glättstange etwa 30 cm über der Glättbahn zwischen ein paar flachen Schienen laufen liess, was sich auch sehr gut be währte und es ermöglichte, Papier auch in Rollen zu glätten, was bis dahin trotz wiederholter Versuche nicht möglich war. Bollen - Glätte. Anfangs musste ein vor der Maschine sitzendes Mädchen das von der Rolle abgewickelte Papier ähnlich den Bogen von Hand durch die Glätte führen, dann versuchte man diese Handarbeit durch leichte Walzen ver richten zu lassen, was zwar nicht gleich gelang, aber Ver anlassung gab, besondere Maschinen zum Glätten von Rollen papier zu bauen. Dabei wurden alle möglichen Versuche gemacht das einfache Druckbrett b in Bild 61 und 62 durch verschiedene Arten von Stahlfederdruck zu ersetzen, was zwar ging, aber nicht von Dauer war. Ferner mühte man sich ohne Zweck ab, den nur scheinbar stärkeren Druck, den die Glättstange in der Mitte der Papierbahn ausüben sollte, durch eine Art Parallel-Führung auszugleichen. Bild 63 zeigt durch Linien den zur Ausführung gebrachten Gedanken der Firma F. Flinsch, nach welchem nicht der Erfinder allein, sondern auch Andere eifrig bauten. Linie a deutet das Druckbrett an, b die Glättstange und c die Glättbahn. Lässt man den Stein an der Glättstange b von Bild 68 OG der Mittelstellung nach dem Rande des Papieres laufen, so bekommen Stange und Druckbrett die durch punktirte Linien bezeichnete Stellung b t , und der Druck auf die Glättbahn ist bei f geringer als in der Mitte bei e, wo Stange b senkrecht steht. Um dies auszugleichen, hing man in der Mitte der Stange b zu beiden Seiten die Schienen d an, welchen man bei e festen Stützpunkt gab. Dürfte man die Stange b als Stütze für eine zu tragende Last ansehen, so wären die Streben d am richtigen Platze gewesen, 1 da die Stange b aber