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3833 PAPIER-ZEITUNG Er. 97 bringung der alten Bestände in den englischen Kolonien geglückt ist. Die Ansprüche an neue Muster werden immer grösser. Die früher im Vordergründe stehende Chromolitho grafie wird immer mehr durch andere Druck- oder Präge- Verfahren zurückgedrängt. War bei der Chromolithografie die volle Wirkung einer grossartigen Maschinenarbeit vorhanden, so sind die jetzigen Herstellungsmethoden auf viel umständ lichere und mehr Handfertigkeit erfordernde Einrichtungen begründet. Dazu kommt, dass die Fabrikation in England selbst der Berliner immer mehr Wettbewerb bereitet, sodass es der grössten Anstrengung bedürfen wird, um diesen so sehr wichtigen Markt zu halten. Franlareich ist für unsere Industrie fast verschlossen. Es ist betrübend zu sehen, wie ein vor Jahren blühendes Geschäft vernichtet wurde, während die französische Industrie, ganz geschützt bei sieh, nach Deutschland beliebig Konkurrenz machen kann. Es kosten z. B. chromolithografische Artikel nach Frankreich eingeführt 225 Frank für 100 kg (dies ist oft mehr als der Werth der Waare), von Frankreich nach Deutsch land dagegen 12 M. für 100 kg. Die Ausfuhr nach Spanien war durch den Krieg, ins besondere auch durch die damit zusammenhängende Valuta- entwerthung fast ganz lahm gelegt, und es muss abgewartet werden, ob sich dieselbe wieder hebt. Skandinavien schliesst sich immer mehr durch hohe Zölle gegen uns ab, und diese Länder, wohin früher der Absatz so lohnend war, verlieren immer mehr an Bedeutung. Die letzten politischen Schwierigkeiten mit Dänemark werden übrigens nur von sehr wenigen Firmen als störend erwähnt. Der Verbrauch in Russland hat sich auf der Höhe des Vorjahres gehalten, obschon die Schwierigkeit der Zollbe handlung und die Ungleichmässigkeit der Tarifirungen seitens einzelner Zollämter manche Verkaufsschwierigkeiten schafft. Die Vereinigten Staaten von Amerika besitzen im eigenen Lande eine grosse Anzahl Druckereien von hoher Bedeutung, die über technisch vollkommene Hilfsmittel verfügen und sich eines ausserordentlichen Schutzes der Zollgesetzgebung er freuen. Die hohen amerikanischen Zölle haben die Einfuhr billiger Etiketten und billiger Prämienbilder beinahe unmöglich gemacht. Die Preise für diejenigen Reklame-Artikel, die wir noch nach Amerika bringen können, sind mässig. Wird sind darauf angewiesen, hauptsächlich den Verkehr mit Einfuhr händlern zu suchen, die grosse Aufträge ertheilen. Tapeten-Ausstellung Im Lichthofe des Berliner Kgl. Kunstgewerbe-Museums war bis zum 30. November eine grössere Anzahl von Tapetenmustern und Teppichen ausgestellt. Die ersteren stammen aus den Fabriken von H. Engelhard in Mannheim, A. Burchardt Söhne in Berlin und Lieck und Heider in Berlin. Die Entwürfe für die grösste Anzahl der Tapeten lieferte Prof. O. Eckmann, andere stammen von Walter Leistikow und E. Siedle. Die Künstler versuchen mit den neuen Mustern eine Besserung des künstlerischen Empfindens bei dem grossen Publikum. Sowohl Tapete wie Teppich gehören zu der nächsten Umgebung des Auges, so lange man sich im Zimmer befindet, und da der Aufenthalt in geschlossenen Räumen bei sehr Vielen den grösseren Theil des Tages umfasst, so ist die Wahl der Tapete, auf der das Auge meist unbewusst ausruht, für die künstlerische Erziehung von grosser Bedeutung. Die bisher gebräuchlichsten Tapeten tragen fast durchgängig Zeich nungen von mehr oder minder glücklich stilisirten Blumen, die je nach dem Preise, der für die Rolle gefordert wird, in mehr oder weniger Farben ausgeführt wurden. Auf diese Weise entstanden mit den Fortschritten der Technik bunte Gemälde im Geschmacke Watteaus, die sich in regelmässigen Abständen auf der Wand wiederholen und anderseits graue, braune oder grüne Tapeten mit Mustern, die in Entfernung von 21/2 Metern bereits nicht mehr zu unterscheiden sind und bei näherem Zu sehen sich als ein Gewirr von Blumen, Ranken und Blättern erweisen, von denen kein Theil in ein System oder in die Natur passt. Die neuen Tapeten zeigen als übereinstimmendes Merkmal einfache Formen, grosse Muster und wenig Farbentöne, und sie erreichen damit fast durchgängig ruhige Wirkung. Eine Neuerung, die ungetheilte Anerkennung verdient, besteht in in der Verbreiterung der oberen Borde auf 30—35 cm. Dadurch, dass Tapete und Borde gut zu einander passen, ergiebt sich ein viel wirkungsvollerer Abschluss nach oben, als er bisher mit Borden von 5—7 cm Breite möglich war. Die Entwürfe Eckmanns haben fast durchgängig blühende Pflanzen zum Motiv; Tulpe, Kapuzinerkresse, Rose, Krokus, Grasnelke u. A. sind jede in ihrer eigenthümlichen Form auf den betreffenden Mustern deutlich erkennbar. Die Tapete »Ahornblätter« verdient besonders hervorgehoben zu werden. Das Muster »Wasserringe« mit dem Bilde zweier Ringe, wie sie sich etwa bei dem Einwurf eines Steines im ruhigen Wasser spiegel bilden, hat z. B. in Dunkelroth wenig Berechtigung, denn wie will man die Wasserringe als solche erklären, wenn auch nicht die geringste Spur in Farbe oder Zeichnung auf der übrigen Tapete dem Beschauer die Ansicht aufnöthigt, er habe es hier mit einem Wasserspiegel zu thun. Die Tapete »Flamingo« ist wohl der einzige Eekmann’sche Entwurf, bei dem der Beschauer den Eindruck hat: es ist etwas zu viel auf den Raum gedrängt. Die grossen Wasservögel stehen mit der Brust nach dem Beschauer zu, während Hals, Kopf, Beine und Flügel in mannigfaltiger Art bewegt sind. Dadurch ergiebt sich ein solches Durcheinander langer Gliedmaassen, dass der Blick nicht haften darf. Die Entwürfe von Walter Leistikow sind etwas figürlicher. Die Tapete mit den fliegenden Gänsen, die Borde mit den Spreekähnen usw. sind sehr ansprechend, obgleich sie schon bis an die Grenze dessen gehen, was eine Tapete enthalten darf. Wenn die Gänse nicht ganz hell in einem nur wenig dunkleren Grund ständen, so würde man wohl sehr bald an den Bratvogel denken. E. Siedle lieferte u. A. ein bordeaurothes Muster mit einer Borde, die das Roth der Tapete sehr allmälig in einer Morgenlandschaft zerfliessen lässt. Ein anderer Entwurf desselben Künstlers bietet ein Pflanzen- und Blumenmuster in Goldgelb und Hellgrün. Die Farben passen vorzüglich zusammen, und das Ganze hat bedeutende Leuchtkraft. Bei der Herstellung der Tapeten ist zu dem Farbendruck meistens noch Riffelung getreten, einzelne Muster sind auch geprägt. Die Papiere haben festen Griff, wollige Oberfläche und sind etwa 1 bis 11/2 mm dick. Die Farben sind durchweg vorzüglich; Frische, Leuchtkraft, genaue Abtönung sind an jedem Muster zu erkennen. Die Ausstellung war gut besucht, und es wäre zu wünschen, dass sie den deutschen Tapetenmustern mehr Eingang bei dem Publikum schafft, nachdem nun bereits lange die englischen Tapeten den Markt beherrschen. Dann wird auch das Streben der Künstler nach einem deutschen Stil für Tapeten von Erfolg begleitet sein. Probenschau Preisliste von N. L. Chrestensen, Hoflieferant in Erfurt. Die Ball- und Kotillon-Artikel, die hier in reicher Fülle und uner schöpflicher Abwechslung geboten werden, sind geeignet, jedes Fest zu verschönen. Nicht blos sind für den Ball eine Menge witziger Verkleidungen oder heiterer Spiele angegeben, auch Tanzorden, Ballschleifen, Blumensträusse, Fächer, japanische Lichtschirme, Speisekarten und Masken, ganze Anzüge, Musik instrumente, Karnevals-Mützen, Theater-Waffen und unzählige verschiedene Scherzartikel enthält die Preisliste. Hiermit ist sie jedoch bei Weitem nicht erschöpft. Die Vereinsabzeichen in Metall und Email, Festschleifen, Fahnennägel, Diplome, Schärpen, Flaggen und Schilder zum Wandschmuck, sowie schliesslich Beleuchtungskörper aller Art und Blumen beendigen dieses Waaren-Verzeichniss, dessen Reichhaltigkeit kaum über troffen werden dürfte. Eine Spezialkarte des Königreichs Sachsen von 85x112 cm Grösse haben die Dresdener Neuesten Nachrichten anfertigen lassen und geben diese als »Abonnentenprämie« an ihre Bezieher ab. Die Ausstattung wurde durch DRGM 123820 geschützt. Sie enthält auf dem rechts- und linksseitigen Rande viele statistische Angaben mit schematischen Darstellungen zur anschaulichen Erläuterung derselben. U. A. sind Beruf und Beschäftigung der Bevölkerung Deutschlands, Finanz-Ergebnisse des Post- und Telegrafenwesens, die Binnenschifffahrt auf den deutschen Flüssen bildlich und zahlenmässig angegeben. Das mehrfarbige Kartenbild im Maassstabe von 1: 260000 enthält alle Ortschaften, Eisenbahnen, Chausseen und Landstrassen des Königreiches und ist ausserdem mit besonderen Plänen für Stadt und nähere Umgebung der beiden bedeutendsten Städte Sachsens, Dresden und Leipzig ausgestattet. Der Druck ist genau, sodass alle Einzelheiten deutlich erkennbar bleiben.