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Buchgewerbe Buchdruck *** Buchbinderei * * * * * Steindruck *** Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung Mr. 80 ~ Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme - 3125 Mitarbeiter und Bericht erstatte! erhalten angemessene Bezahlung Fotografische Ausstellung in Stuttgart Stuttgart, Ende September 1899 Seit Anfang September ist an den Plakatsäulen und -Tafeln ein buntes, künstlerisches Plakat angeschlagen, an welchem nur die zu zarte Schrift zu tadeln ist. Es ladet ein zum Besuche der IV. Fotografischen Ausstellung. Die Ausstellung in der Gewerbehalle füllt einen grossen Mittelraum mit Seitenkojen, auf deren geschmückten Wandflächen die Ausstellungs- Gegenstände in Gruppen geordnet sind. Der Süddeutsche Fotografen-Verein beabsichtigte durch die Ausstellung einen Gesammt-Ueberblick über die Entwicklung der Fotografie mit verwandten Geschäftszweigen zu geben, und hat dieses Ziel in jeder Beziehung erreicht. Es würde zu weit führen, wollte man alle Aussteller aufzählen und die Bilder beurtheilen, dies muss den fotografischen Fachblättern überlassen bleiben. Man nimmt aber nach eingehender Besichtigung den Eindruck mit, dass die Ausstellung nicht nur für den Fachmann sondern auch für den Laien interessant und belehrend ist. Die ausge stellten vielen Papiersorten, Platten, Chemikalien und Maschinen geben grade dem Nichtfachmann einen Anhaltspunkt über die Erfordernisse eines guten Lichtbildes. Der Fachmann aber, welcher die Grenze zwischen mechanischer Arbeit und Kunst noch nicht überschritten hat, bekommt hier einen Maassstab für die Entwicklung der Kunst-Fotografie sowohl beim Porträt wie bei der Landschaft. Das Bestreben, mittels der »Kunst-Foto grafie« die Natur so nachzubilden, als sei es durch die Hand des Malers geschehen, hat schon vorzügliche Erfolge erzielt, und doch gewinnt man den Eindruck, dass auf diesem Gebiete viel zu erreichen bleibt. Die farbigen Fotografien, die oft in sehr grellen Farben erscheinen, haben dagegen nicht soviel Anziehungskraft. Für manch künstlerisch gebildetes Auge wirken sie mitunter sogar abstossend. Durch ausgestellte fotografische Uebertragungen auf Holz und Stein, auf Porzellan, Glas, Email usw. wird die Verwendbarkeit der Fotografie für die vervielfältigenden Künste und für Luxus- und Bedarfsartikel vor Augen geführt und durch viele Drucke in Zinkografie, Autotypie, Chromotypie und Lichtdruck, ausgeführt von ersten Firmen wie Consee- München, Meisenbach - München , Angerer & Göschl-Wien, Schreiber, Schuler und Rommel & Co.-Stuttgart, wird die Be deutung und die Verwandtschaft der Fotografie mit diesen grafischen Künsten dargelegt. In der »Maschinenhalle« stehen zwei Lichtdruck- und zwei Steindruck-Schnellpressen, die ersten zwei und eine der letzteren von Faber & Schleicher, Aktiengesellschaft in Offenbach a. M., die andere Steindruck- Schnellpresse von Mailänder in Cannstadt. Sie sind sämmtlich durch Elektromotor betrieben; auch eine Fräsmaschine für Holz, Zink und Messing vom Kempewerk in Nürnberg hat ihre Aufstellung gefunden. Entgegen dem Gebrauch bei anderen Ausstellungen, wo die Prämiirung gewöhnlich am Schluss stattfindet, wurde hier bereits am dritten Tage nach Eröffnung dieser nun einmal unvermeidliche Akt vorgenommen. Ob die Aussteller mit dem Ergebniss einverstanden sind, können wir nicht beurtheilen, jedenfalls hat das aus tüchtigen Fachmännern bestehende Preisgericht nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Folgende ausgezeichnete Aussteller seien aber hier aufgeführt: Gruppe: Papiere G. Schaeuffelen’sche Papierfabrik, Heilbronn, goldene Medaille für besondere Verdienste um die Papier-, besonders die Rohpapierfabrikation; L. Gewaert & Co., A.-G., Oude God bei Antwerpen, silberne Medaille; A. Tauxe in Lausanne, silberne Medaille; Fernande, Papierfabrik Berchtesgaden, silberne Medaille; » . » » bronzene Medaille; Fotochemische Fabrik in Düsseldorf, bronzene Medaille; Arndt & Trost in Frankfurt a. M., Diplom. Gruppe: Autotypie, Strichmanier, Heliogravüre, Farbensystem Meisenbach, Riffarth & Co. in München, Ehrendiplom nebst goldener Medaille und Rossberger Ehrenpreis; Franz Hanfstängl in München, Ehrendiplom und goldene Medaille; Oskar Consee in München (äusser Preisbewerb), goldene Me daille für Velourdrucke; Eberh. Schreiber in Stuttgart, goldene Medaille; Aug. Schuler in Stuttgart, goldene Medaille; Dr. E. Albert in München, bronzene Medaille; A. Krämer in Stuttgart, Diplom; Rommel & Co. in Stuttgart, goldene Medaille für Lichtdruck; Faber & Schleicher in Offenbach a. M., goldene Medaille für Stein- und Lichtdruckpressen; J. G. Mailänder in Cannstadt, silberne Medaille; Kempewerk in Nürnberg, silberne Medaille. Die Prämiirung fand am Schluss der offiziellen Veran staltungen zum süddeutschen Fotografentage statt, und aus den Verhandlungen ist die Errichtung einer fotografischen Fachschule in München hervorzuheben. Dieser Punkt konnte jedoch wegen zu grosser Meinungsverschiedenheiten nicht zum Abschluss gebracht werden, und die Angelegenheit soll der nächsten Generalversammlung des Vereins vorbehalten bleiben. Der Besuch der Ausstellung ist gut, namentlich, nachdem die Leitung derselben an Vereine Eintrittskarten zum Preise von 25 Pf. bei Partiebezug abgiebt. Hiervon wird ausgedehnter Gebrauch gemacht, besonders seitens grafischer und künst lerischer Vereinigungen. Auch verschiedene Geschäfte haben ihrem Gesammtpersonal Eintritt gewährt zu dieser mit Kine- matograf, Röntgen-Kabinet, Blitzlicht-Atelier, Weinstube und Bierkeller versehenen Ausstellung, in der selbst Promenaden- Konzerte nicht fehlen. 8. Die Fachklasse für Typografen an der I. Handwerkerschule zu Berlin beginnt am 8. Oktober den Unterricht im Winterhalbjahr 1899/1900. Die Ergebnisse, die diese Klasse in der kurzen Zeit von vier Jahren ihres Bestehens erzielt hat, haben auch in weiteren Kreisen Anerkennung gefunden, und dieser Erfolg muss als Verdienst der Berliner Typographischen Gesellschaft und insbesondere der Mitglieder der Schulkommission, welche gleichzeitig dem Lehrer-Kollegium dieser Klasse angehören, hervorgehoben werden. Auch in dem bevorstehenden Winter halbjahr wird in der neuerdings geschaffenen Klasse C. auch solchen Fachleuten Gelegenheit zur Theilnahme gegeben, welche auf verschiedenen Gebieten der Praxis des Berufes Belehrung suchen. Der Unterricht ist auf mindestens zwei Halbjahre berechnet und vertheilt sich in dem jetzt beginnenden Semester wie folgt: Montag und Donnerstag abends von 7—9 Uhr Zeichnen von Schriften, Ornamenten und lebenden Pflanzen; Uebungen im Entwerfen; Stillehre. Sonntag Vormittag 8 bis 12 Uhr, Abtheilung A.: Entwerfen und Skizziren von Druck sachen (1. Theil: Flächeneintheilung; Die Schrift; Das typo grafische Ornament und seine Anordnung); Farbenlehre; tech nisches Farbensystem; Anlegen farbiger Drucksachen. Dienstag und Freitag Abend von 7—9 Uhr, Abtheilung B.: Entwerfen und Skizziren (2 Theil: Buchausstattung; Aceidenzen und Reklamearbeiten). Sonntag von 8—12 Uhr vormittags, Ab theilung C.: Fachlehre, bestehend in Vorträgen, Demonstrationen und Uebungen; von 8—10 Uhr: Maschinenkunde, neue Maschinen- Konstruktionen; die kaufmännische und technische Vorbereitung der Druckaufträge; der Farbendruck. Von 10—12 Uhr: Schneiden von Tonplatten in Metallen und anderen Materialien, sowie deren Behandlung. In den Abendklassen der Handwerkerschule finden Interessenten übrigens auch Gelegenheit zur Ausbildung im Freihandzeichnen, Zirkel- und Projektionszeichnen, in Schattenkonstruktion und Perspektive, in der Mathematik, Physik, Mechanik, Chemie, im Rechnen und in der Buchführung. Das Schulgeld beträgt pro Halbjahr für 8 Stunden in der Woche und weniger 6 M., 9—12 Stunden 9 M., 13 und mehr Stunden