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3630 PAPIER-ZEITUNG Nr. 92 Name Firma Wohnort Unger, Otto Weissenborn, M. Wendler, Paul Zweigier, Emil Otto Unger Rich. Schmidt Nachf. Carl Wendler Emil Zweigier Jonasmühle (Weesenstein) Oberau bei Wolkenstein Hopfgarten Wildenau bei Schwarzenberg I. Entwurf eines Wassergesetzes für Sachsen. Dr. Seilnick dankt für die freundliche Aufnahme, die er nach lOjähriger Abwesenheit im Kreise seiner ehemaligen Fachgenossen findet. Redner als Vorsitzender des Sächsischen Müller-Verbandes habe ebenso wie der Vorsitzende des Holzschleifer-Verbandes den Wunsch gehabt, dass alle Wasserberechtigten Sachsens womöglich gemeinsam zu dem Wassergesetz-Entwurf Stellung nehmen, und Redner sowie der zweite Vorsitzende des Müller- Verbandes seien gern hier erschienen, um die gemeinsame Aktion zu fördern. Nach gründlichem Studium des Entwurfs und der Begründung gewinne man den Eindruck, dass manche Bestimmungen zu doktrinär aufgefasst seien und nicht dem Bedürfniss des praktischen Lebens sondern theoretischen Er wägungen entsprängen. Am wünschenswerthesten wäre es, wenn für das ganze Deutsche Reich ein einheitliches, gemein sames Wassergesetz geschaffen würde, dies sei aber vorläufig nicht erreichbar. Wie sehr nothwendig es ist, dass die Rechts verhältnisse bezüglich Benutzung des fliessenden Wassers zum Gewerbebetrieb geregelt werden, weiss jeder Müller und Holz schleifer aus eigener Erfahrung. Der Entwurf verdankt seine Entstehung der guten Absicht, eine einheitliche Reglung des Wasserrechts zu schaffen, und dies wäre für die Allgemeinheit von grossen Nutzen. Ob diese Absicht durch den jetzt vor liegenden Entwurf erreicht werden kann, ist fraglich, aber für eine grosse Versammlung, deren Mehrheit den Entwurf nicht sorgfältig geprüft hat, ist es unmöglich, darüber zu entscheiden. Jeder Wasserrechts-Besitzer sollte den (in der Rossberger’schen Hofbuchhandlung in Leipzig für 3 M. käuflichen) Entwurf nebst Begründung Paragraf für Paragraf durchlesen, um zu erfahren, welche Aenderungen geplant sind, und wie weit dieselben seine Interessen berühren. Soviel ist sicher, dass berechtigte An sprüche geschützt bleiben, und zwar wird der Schutz nach An nahme des Gesetzes dank des geplanten Wasserbuches wirk samer als der heutige. Jeder Einzelne muss sich damit be freunden, dass ihm zu Gunsten der Allgemeinheit Beschränkungen auferlegt werden, und wenn es sich um Schutz vor Hochwasser, um Entsumpfung und andere gemeinnützige Zwecke handelt, muss das Einzel-Interesse hinter dem Interesse der Allgemein heit zurücktreten. Redner schlägt vor, die Verbände sächsischer Müller, Holzschleifer und Papiermacher mögen einen hervor ragenden und sachkundigen Juristen veranlassen, im Verein mit einem Ausschuss, bestehend aus je drei gewählten Mit- liedern der Verbände Sächsischer Müller, Holzschleifer und ‘apierfabrikanten den Entwurf zu prüfen und eine Eingabe auszuarbeiten, die von den genannten Verbänden diskutirt und im Fall der Annahme der Regierung vorgelegt werden soll. Nach längerer Aussprache nimmt die Versammlung diesen Antrag einstimmig an und wählt die Herren Braun-Rochsburg, Friedrich-Wilzsehhaus und Direktor Schmidt-Schindlers werk zu Mitgliedern der Wassergesetz-Kommission. 2. Besprechung der Marktlage. Vorsitzender Braun-Rochs- burg erörtert die Lage des Holzschliff- und Pappenmarktes und die einzuschlagenden Wege, um die Preise den höher ge wordenen Herstellungskosten angemessen zu gestalten. Die Herstellungskosten für unsere Erzeugnisse stellen sich stetig höher, und in den letzten 2—3 Jahren herrschte trotz anhaltend guter Wasserstände keine Ueber-Erzeugung, im Gegentheil, der immer grösser werdende Bedarf an Holzschliff, Holz- und Lederpappen konnte nur zur Noth gedeckt werden, auch sind Vorräthe so gut wie garnicht vorhanden. Auch der ausländische Wettbewerb drückt zur Zeit die Preise nicht, da in Oesterreich- Ungarn Holz- und Lederpappen sehr knapp sind und höher im Preise stehen als zur Zeit in Deutschland. Trotzdem sind die Preise der Pappen in Deutschland stetig zurückgegangen und auf dem Punkte angelangt, wo sie nicht mehr in allen Fällen eine auch nur mässige Verzinsung und Amortisation des auf gewendeten Kapitals erübrigen lassen. Es sei daher dringend geboten, dass die Kollegen sich zusammenthun und Verein barungen treffen, die es ermöglichen, den Preis für gewöhnliche weisse Holzpappen, für bessere Holzpappen zu Streichzwecken und Extraformate, für gewöhnliche Lederpappen sowie für bessere Lederpappen zu Präge- und Streichzwecken festzustellen und nicht darunter zu verkaufen. Dies lässt sich leicht erreichen, aber es müssen alle Kollegen ernst und redlich zusammenhalten. Wie die nun schon seit Jahren bestehende Vereinigung der österreichisch-ungarischen Pappenfabrikanten zu einer gemeinschaftlichen Verkaufsstelle beweist, ist eine Vereinigung möglich und auch sehr nützlich, die österreichisch-ungarischen Pappenfabriken erzielen höhere Preise als wir in Deutschland und bekommen von Monat zu Monat verlustfreie Baarzahlung für ihr Erzeugniss. Auch viele andere Industrien haben sich zusammen geschlossen und haben ihre Lage dadurch wesentlich verbessert. Sollte es denn nicht möglich sein, dass die sächsischen Holz schleifer und Pappenfabrikanten sich auch unter einander so weit verständigen, dass sie aufhören, einander zu unterbieten und zu schädigen? Sollten sie nicht endlich zu der Ueber- zeugung gelangt sein, dass es so nicht weitergehen dürfe, und dass jeder an seinem Theile ernstlich und redlich mithelfen müsse, unsern Erwerbszweig wieder lohnend zu machen? Redner glaubt, dass sich eine gemeinsame Verkaufsstelle für Pappen gut bewähren würde, wenn sich die Mehrzahl der be deutenden sächsischen Fabrikanten zusammenschlösse. An diese Rede knüpfte sich eine eingehende Aussprache, an der sich ein grosser Theil der Anwesenden betheiligte, und die ein so klares Bild der Marktlage bot, dass Herr Albert Niethammer bemerkte, es wäre schon ein unschätzbarer Nutzen für die Fabrikanten erreicht, wenn sie sich gegen hohe Konventionalstrafe verpflichteten, jeden Monat an einer ge meinsamen Berathung der Kollegen theilzunehmen. Alle Redner waren darüber einig, dass Preis-Erhöhung oder mindestens Festsetzung von Mindestpreisen nothwendig und zeitgemäss sei. Als Schwierigkeit wurde betont, dass die Festsetzung gleicher Preise ab Fabrik für die von den Verbrauchs-Zentren entfernt liegenden Fabriken schädlich sei, und dass auch Mindestpreise frei Station des Käufers die entfernt liegenden Fabriken schädigen würden. Die gemeinsame Verkaufsstelle fand bei der Mehrheit keinen Anklang, da die einzelnen Fabriken ihre Kundenliste nicht preisgeben wollen, und Vereinbarungen »auf Ehrenwort« wurden auf Grund vielfacher. Erfahrungen als nutzlos erklärt. Wie in voriger Nummer erwähnt, einigten sich schliesslich alle anwesenden Pappenfabrikanten darauf, eine Kommission von sieben Mitgliedern mit der Festsetzung von Mindestpreisen unter möglichster Berücksichtigung der dar gelegten Bedenken zu betrauen. Demnächst soll diese Kom mission ihren Bericht einer neuen Versammlung der sächsischen Fabrikanten weisser und brauner Holzpappen vorlegen, und wenn die Mehrheit zustimmt, sollen sich die zustimmenden Fabriken gegen hohe Konventionalstrafe verpflichten, an den vereinbarten Mindestpreisen festzuhalten. Schluss der Sitzung um 4 Uhr. Vortheile von Vereinigungen Die International Paper Company in New York, zu welcher die meisten Zeitungsdruck-Papierfabriken der Ver. Staaten gehören, hat Ende September bei der dreitägigen Feier zu Ehren des Admiral Dewey eine Probe ihrer Leistungsfähigkeit abgelegt. Während die New Yorker Tages-Zeitungen etwa 650 Tonnen Druckpapier in drei Tagen brauchen, stieg ihr Bedarf während des Festes auf 1500 Tonnen. Nach der Ansicht des Präsidenten der Aktiengesellschaft, Herrn Chisholm, wäre es vereinzelten Fabriken nicht möglich gewesen, diesen Extrabedarf zu decken. Die International Paper Company hat bei hohem Wasser stand grosse Mengen Holzschliff aufgestapelt, den sie im Spät jahr bei niedrigem Wasser verarbeitet und dadurch leistungsfähig bleibt. Durch die von ihr in Verkehr gebrachten grossen Mengen von Waaren übt sie bedeutenden Einfluss auf Eisenbahnen und Dampfer-Gesellschaften aus. Sie sandte vor der Feier Extra züge mit Papier nach Albany, von wo es auf dem Hudson zu Schiff an die verschiedenen Ausgabestellen in New York ge langte. Der Andrang von Fracht war während der Festtage so gross, dass keine Güterzüge abgelassen wurden äusser solchen für Waaren, die dem Verderb ausgesetzt sind, und es gelang der Gesellschaft, ihr Papier als »perishable property« nach New York zu schaffen. Die »International« erzeugt ihren Sulfitstoff sowie ihren Holzschliff selbst, und falls der Bedarf es erfordert, kauft oder baut sie neue Holzschleifereien, ist also von Rohstoff-Lieferanten unabhängig. Vermöge ihres grossen Bedarfs geniesst sie beim Einkauf die billigsten Preise und kann durch ihre Techniker allen ihren Fabriken die Vortheile ihrer grossen Erfahrung zuwenden.