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sie der Chromolithografie mit der Einführung ihrer Bilderserien einen ganz wesentlichen Dienst geleistet. Die chromolithografischen Anstalten nutzten überdies früher die Liebigbilder noch zu besonderen Spekulationen aus. Nach dem sich die Sammelwuth dieser Bilder bemächtigt hatte, wurde die Nachfrage rege, und die Sammler zahlten nennens- werthe Preise für Bilderserien. Da diese ferner nur durch Kauf von Liebigs Fleischextrakt zu erlangen waren, auch ein Nachdruck der einmal vergriffenen Serien nicht mehr stattfand, so war die Beschaffung vollständiger Serien nicht selten mit bedeutenden Schwierigkeiten verbunden. Die chromolitho grafischen Anstalten schlugen aus diesen Verhältnissen Kapital, indem sie eine höhere als die bestellte Auflage druckten und den Ueberschuss an Händler verkauften, die ihrerseits wieder die Bilder an Sammler zu hohen Preisen losschlugen. Es kam so weit, dass einzelne Kunstanstalten ganze Auflagen nach druckten und diese mit Umgehung der Liebig-Kompagnie in den Handel brachten. Damit war indessen der Liebig-Kompagnie nicht gedient. Diese wünschte keinen Bilderhandel, sondern sie wollte mit Hilfe der Reklamebilder möglichst viel Fleischextrakt verkaufen. Daher untersagte sie den Kunstanstalten den eigenmächtigen Druck und Verkauf, nahm, wo es nöthig war, auch gericht lichen Schutz in Anspruch und verfolgte den Druck grösserer Auflagen als unerlaubten Nachdruck. Seitdem hat der unerlaubte Mehrdruck nachgelassen, ob gänzlich aufgehört, weiss man allerdings nicht; denn ohne Nachdruck oder ähnliche heimliche Machenschaften ist es immerhin schwer erklärlich, wo die Händler Hunderte, ja Tausende von vollständigen Serien her bekommen, die sie an die Sammler verkaufen. Die Liebigbilder sind seit etwa sechs Jahren Gegenstand des regen Sammelsports. Die älteren Serien sind, weil man sie noch nicht sammelte und achtlos zu Grunde gehen liess, heut sehr selten, oftmals kaum zu beschaffen. Es giebt ältere Serien, für welche 300 M. und mehr gezahlt wird, wogegen neue Serien schon für 20 und 30 Pf. verkauft werden. Der hohe Preis alter Serien reizte zur Fälschung. Unter nehmende Chromolithografen stellten von den alten Bildern Nachbildungen her, gaben diesen älteres, abgegriffenes Aus sehen und brachten sie in den Handel. Anfangs glückte die Sache, allmälig kam man indessen hinter die Fälschungen, und jetzt dürften diese, besonders wenn sie in die Hände erfahrener Händler kommen, fast immer entdeckt werden. Wie die Briefmarken, so zeitigten auch die Liebigbilder einen Handelszweig, der sich mit dem Einkauf und dem Wiederverkauf an Sammler befasst. Dieser Handel erfordert bei der grossen Anzahl der Serien, den beträchtlichen Preis unterschieden und dem Vorhandensein von Fälschungen tiefere Kenntniss und Erfahrung. Diesem Sammelsport dienen bereits drei Zeitschriften, ebenso erschien im Jahre 1893 ein gedruckter Katalog der Liebigbilder von Klar in Braunschweig, g. Probenschau Weltlineal. Erfinder dieses in Nr. 87 beschriebenen Lineals ist Herr Kaudelka, und der Firma Robert Rich. Gitschmann in Dresden ist der Alleinvertrieb für Deutschland, Frankreich und Holland übertragen. Kalabrias-Postkarten aus dem Verlag von B. Ferencsi, Buch- und Kunsthandlung in Miskolcz, Ungarn. Kalabrias ist das nationale Kartenspiel der Ungarn. Es hat mit dem Skat die grosse Mannigfaltigkeit der möglichen Spiele sowie das gemein, dass es mit denselben Karten gespielt wird. Der Haupt- Unterschied ist im Charakter beider Völker begründet und besteht darin, dass während in Deutschland mit geringen Aus nahmen Skat nur zur Unterhaltung und mit kleinem Einsatz gespielt wird, es beim Kalabrias in Ungarn selbst in minder bemittelten Kreisen sehr hoch hergeht, und Verluste von 20 bis 30 Gulden an der Tagesordnung sind. Demzufolge bilden die Ereignisse beim Kalabrias dort einen noch beliebteren Gesprächsstoff als bei uns der Skat, und der Gedanke der ge nannten Verlagshandlung, Postkarten herzustellen, worauf in diesem Spiel vorkommende denkwürdige Aufnahmen verewigt sind, dürfte in Ungarn viel Anklang finden. Eine Hand hält neun Karten, und daneben ist der Spruch gedruckt, der dem Spiel entspricht, z. B. »izgatok makkal« (ich reize auf Eichel). Die verkleinerten Spielkarten sind auf den Bildern in chromo lithografischem Druck in vollendeter Naturtreue wiedergegeben. Furor-Briefordner, DRP 97387, von G. Menke in Hamburg, Hopfensack 9. Beim Einreihen von Papieren in Briefordner üblicher Art empfand man es als einen Uebelstand, dass die Schriftstücke seitlich durchlocht werden mussten. Dies ist beim Furor-Briefordner vermieden. Bei diesem Ordner sind die Registerblätter in bisheriger Weise gelocht und auf Nadeln n geschoben, die eingeordneten Papiere werden aber nicht ge locht, sondern bis zu den Nadeln n geschoben. Gewöhnlich ist das Register sammt Inhalt dadurch stramm gepresst, dass der herabgedrückte obere Bügel o den Unterlagbügel u durch Hebelwirkung stark gegen das Register drückt. Diese Lage ist in obigem Bild festgehalten. Will man ein Schriftstück aus- oder einordnen, so lüftet man den Papierstoss durch Auf klappen des Bügels o. Der Druck auf u hört dann auf, und man kann bequem zum Inhalt des Ordners gelangen." [Da der ¬ jenige Theil des Ordners, der das Register enthält, im ge öffneten Zustand nach links geneigt liegt, so bleiben die übrigen Schriftstücke beim Ein- und Ausreihen ungestört in ihrer Lage. Ist ein Register gefüllt, so schiebt man es sammt der Ein steck-Vorrichtung aus zwei Führungsleisten f, die es festge halten haben, schiebt auf diese ein neues Register und bewahrt das alte in eigens dafür hergeriehteten Ablege-Mappen auf. Die Metalltheile bestehen aus vernickeltem Stahl, die Schachteln sind sauber und dauerhaft (mit Leinenfalz) gearbeitet. Künstlerpostkarten von Stengel & Co., Dresden und Berlin. In Nrn. 86 und 88 der Papier-Zeitung wurden Postkarten beschrieben, die von der genannten Firma für das Weihnachts- und Neujahrsfest herausgegeben sind. Ausserdem verlegt die Firma aber noch eine ganze Reihe Künstlerkarten, die für keine bestimmte Gelegenheit entworfen, sich überall verwenden lassen oder auch, zum kleineren Theile, im Bilde schon für diesen oder jenen Tag eine Andeutung enthalten. Unter den entwerfenden Künstlern ist zuerst G. Crotta zu nennen. Seine Zeichnungen stellen das ewig Weibliche in den Vordergrund und schildern es in allen möglichen, sowohl dem Leben wie der Fantasie entnommenen Zusammenstellungen. Auch Monats bilder hat er geliefert, und alle seine Zeichnungen haben einen geringen pikanten Beigeschmack. L. Cauvy bietet bunte mit Ornamenten gefüllte Karten, auf denen ein hübscher Mädchen kopf und Blumen die Hauptsache sind. Er arbeitet im Geschmack der Wiener Künstler. F. Nigg hat sich in seinen Ausdrucks mitteln sehr beschränkt, ohne dass das Ergebniss darunter litte. In drei Farben und Gold stellt er anmuthige weibliche oder Engelsfiguren dar. Der Karton wurde dafür noch mit einem schwachen Rosaton überdruckt, der vorzüglich zu den Farben passt. Weinheimer bietet kleine Bilder religiösen Inhalts mit passender Umrandung, jedoch ist die Schrift, z. B. »Innigen Gruss«, stark verschnörkelt und schwer lesbar. Cucuel hat sich die elegante Welt für seine Karten ausgesucht. Die letzten Moden, zum Theil in lächerlicher Uebertreibung, werden in sorgfältiger Aquarellzeichnung dargestellt. Meta Voigt hat reizende Kinderbilder geliefert. Die kleinen Mädchen und Knaben sind frisch und anziehend, sie stehen durchweg vor einem Hintergrund stilisirter Blumen, der gut zu ihnen passt. Von den übrigen Zeichnern ist Engelhard mit seinen Bauern bildern, Leo Schnug mit Münchner Typen und Niemeyer zu erwähnen. Die grosse Anzahl verschiedener Künstler, die mit den Genannten bei Weitem nicht erschöpft ist, beweist das Bestreben des Verlages, für jeden Geschmack etwas Zusagendes zu bringen. Zur Erreichung dieses Zieles trägt die grosse Sorgfalt in der Ausführung erheblich bei.