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ae Buchgewerbe Buchdruck * * * Buchbinderei * * * * * Steindruck * * * Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung Nr. 88 Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme • 3461 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung 7 Neue Farben-Fotografie In der Sitzung des Fotografischen Vereins zu Berlin am 19. d. M. wurden drei Farben-Fotografien der »Chemischen Industrie«, G. m. b. H., in Köln-Nippes, vorgelegt, von denen besonders eine kleine, etwa 9:12 cm grosse Kinder-Aufnahme und ein etwa ebenso grosses Damenbildniss durch die Voll kommenheit der Ausführung überraschten. Herr Direktor Schulz-Henke theilte über das neue, von Hoffmann in Köln- Nippes erfundene Verfahren Folgendes mit: »Das Verfahren beruht auf denselben Grundsätzen wie der Dreifarbendruck. Während es aber bisher nur den mit foto- mechanischen Anstalten verbundenen fotografischen Ateliers möglich war, sieh mit dem Dreifarbendruck zu befassen, scheint es Herrn Hoffmann gelungen zu sein, auf eine einfache, für jeden Berufs-Fotografen, ja selbst für jeden Liebhaber-Foto grafen ausführbare Weise naturfarbige Fotografien herzustellen. Es werden mit den von der »Chemischen Industrie« gelieferten fotografischen Platten und Farbenfiltern drei primäre Aufnahmen gemacht, davon werden auf den an derselben Stelle erhältlichen farbigen Kohlepapieren, die den Farben der Filter genau ent sprechend sind, Kohledrucke in den drei Grundfarben herge stellt. Die Pigmentschicht jedes Kohledruckes wird nach einem besonderen Verfahren und mit Hilfe einer besonderen Vorrichtung genau übereinander gebracht.« Herr Professor Miethe sagt in der Fotografischen Chronik vom 15. d. M.: »Es ist zu erwarten, dass dieses neue Verfahren sich nicht nur bei dem Liebhaber-Fotografen, sondern auch bei dem Fach-Foto grafen einbürgern wird, um so mehr, als die Belichtungszeiten verhältnissmässig kurz sind. Herr Hoffmann hat u. A. ein Porträt aufgenommen, das geradezu überraschend in Wirkung und Ausführung ist. Zur Aufnahme der drei verschiedenen Platten bedurfte es im Ganzen einer Expositionszeit von 15 Mi nuten im Atelier.« Ausführbarkeit und Bedeutung des Verfahrens sind un zweifelhaft, selbstverständlich wird der damit zu erreichende Erfolg von der Geschicklichkeit und Erfahrung des Ausführen den abhängig sein. Ueber manche Eigenthümlichkeiten des Verfahrens wird man erst urtheilen können, wenn es an ver schiedenen Stellen erprobt ist. So erscheint es z. B. fraglich, ob die einzelnen Blätter des Kohlepapiers sich bei ihrer weiteren Behandlung nicht verschiedenartig dehnen. Dadurch würde ein genaues Aufeinanderpassen der einzelnen Pigmentschichten zu einer Zufallssache und nur hin und wieder könnte ein gut wirkendes Bild entstehen. Der Erfinder soll dieses Bedenken damit zurückgewiesen haben, dass er sich für seine Zwecke ein Papier habe anfertigen lassen, das sich angeblich nicht dehnen kann. St. Tarif für Maschinen-Satz Die am 17. und 18. Oktober in Berlin stattgehabten Be- rathungen zwischen Buchdrucker - Prinzipalen und -Gehilfen betreffs Feststellung eines Tarifes für den Satz an Setzmaschinen haben zu folgenden Vereinbarungen geführt: 1. An der Setz maschine sind dauernd nur ordnungsmässig als Handsetzer ausgelernte Gehilfen zu beschäftigen; Lehrlinge nur im letzten Lehrjahre und nur behufs Ausbildung an der Maschine. 2. Die für den Maschinensatz anzulernenden Gehilfen sind möglichst dem eigenen Personale zu entnehmen. 3. Die Lehrzeit der Maschinensetzer darf 3 Monate nicht übersteigen. Für die Dauer derselben ist das ortsübliche Tarifminimum zu zahlen. 4. Die tägliche Arbeitszeit der Maschinensetzer ist im Zeitungs betriebe 8 stündig, im Werkbetriebe 9 stündig mit 8 Stunden Setzzeit. 5. Das Lohnminimum ist das ortsübliche Minimum mit einem Aufschläge von 25 pCt. bei 8 stündiger und von 30 pCt. bei 9 stündiger Arbeitszeit. 6. Die Entschädigung der Ueberstunden erfolgt gemäss den Bestimmungen des § 34 des Tarifs, jedoch erhöhen sich die dort festgelegten Sätze, sobald 8 Stunden Satzzeit von dem betreffenden Setzer geleistet worden sind, um 25 pCt. 7. Bei Störungen an der Maschine, die der Mechaniker ohne Hilfe des Setzers in 25 Minuten be seitigt, hat sieh der betr. Setzer im Setzmaschinenraum ander weit beschäftigen zu lassen, dauert sie länger, muss er sich auch als Handsetzer zu dem Lohne des Maschinensetzers be schäftigen lassen; dauert die Störung länger als einen Tag, so tritt Beschäftigung als Handsetzer mit der für diese geltenden längeren Arbeitszeit ein. 8. Der Setzer ist zur sachgemässen Behandlung der Maschine verpflichtet und haftet für die durch Fahrlässigkeit entstandenen Schäden. 9. Für alle übrigen Vor kommnisse aus dem Arbeitsverhältniss gelten die allgemeinen Bestimmungen des deutschen Buchdruckertarifs. 10. Als Grundpreis für das Berechnen werden festgesetzt: für 1000 Buch staben Fraktur oder Antiqua bei fliessend lesbarem Manuskript an der Linotype 11 Pf., am Typograph 14 Pf., an der Monoline 12 Pf., alles ausschliesslich Lokalzuseh lag. Dies sind die wesentlichsten Punkte; die weiteren Berathungen behandelten die Spezialitäten, das schmale Format, Spationiren, den Inserat satz, tabellarischen Satz, die je nach den grösseren oder ge ringeren Schwierigkeiten, die sie auf dieser oder jener Maschine bereiten, verschieden zu entschädigen sind. Schliess lich wurde festgesetzt, dass alle Arbeiten oder Aufenthalte, für welche berechnende Setzer nach der Zeit zu entschädigen sind, mit 60]Pf. für die Stunde bezahlt werden. Kunstgewerbliches aus Dresden Aus Anlass des 25jährigen Dienstjubiläums des Direktors des Dresdner Kgl. Kunstgewerbemuseums, Geh. Hofrath Prof. Carl Graff, wurden daselbst drei Sonder-Ausstellungen veran staltet, die zum weitaus grössten Theile Arbeiten von Künstlern bringen, die aus der Kunstgewerbeschule, die bekanntlich ebenfalls der Leitung des Jubilars untersteht, hervorgegangen sind. Zwei dieser Ausstellungen umfassen Tapetenmuster der Fabriken von Ernst Schütz in Dessau und Max Langhammer in Chemnitz, während die dritte eine Sammlung von Entwürfen zu Porzellanmalereien bringt, die von Ernst Heinecke, Lehrer an der kunstgewerblichen Fachschule zu Bunzlau, herrühren. Die Firma Schütz hat in der Hauptsache kostbare Ledertapeten in Handdruck ausgestellt, während Langhammer zumeist Ge brauchstapeten in Maschinendruck bringt, die Billigkeit mit Geschmack verbinden, g. Die Schriftgiesser in Leipzig haben einen Tarif für die Arbeiten an den sogenannten Komplettmasehinen mit den Prinzipalen vereinbart und auch in allen Schriftgiessereien, bis auf eine, zur Einführung gebracht. Da in dieser Offizin eine Einigung nicht erzielt werden konnte, so legten daselbst vor etwa drei Wochen 17 Gehilfen die Arbeit nieder. Mit dem jetzt noch anhaltenden Ausstande beschäftigte sich eine von etwa 150 Personen besuchte Schriftgiesser-Versammlung. In derselben wurde mitgetheilt, dass auch eine von Vertretern der Prinzipale und Gehilfen anberaumte Sitzung kein die Gehilfen befriedigendes Ergebniss geliefert habe, sodass der Streik weiter geführt werden soll. Die Versammelten verpflichteten sich durch Annahme einer Resolution, die Ausständigen zu unterstützen und ihnen zum Siege zu verhelfen, g. Jubelfest. Am 1. November wurden es 25 Jahre, dass Herr Eduard Völker, Dresden, Blumenstrasse 7, für die Firma Schriftgiesserei und Messinglinienfabrik C. Kloberg, Leipzig, als Geschäftsreisender thätig ist. Herr Völker, der als ehe maliger Buchdruckergehilfe in angesehenen Druckereien Deutsch- lands, sowie in Paris thätig war und letztere Stadt 1870 nach Ausbruch des Krieges verlassen musste, trat am 1. Nov. 1874 bei obengenannter Firma ein. In Anbetracht seiner erspriess lichen Verdienste wurde Herrn Völcker im vergangenen Jahre von der genannten Firma Prokura ertheilt. g.