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Nr. 88 PAPIER-ZEITUNG 3459 den zweckmässigsten Vorrichtungen, z. B. mit Arledters Druck kocher nebst Rührwerk, DRP 97 823, und bei aller Sorgfalt und Erfahrung kann man nur eine Harzseife mit etwa 25—30 pCt. unverseiften Harzes erzielen. Nach vorliegender Erfindung kann man alle Harzarten mit der grössten Leichtigkeit in Phenol (C,H, • OH = Karbolsäure) und dessen Homologen sowie in Cresolen, also populär ge sprochen durch Mischung mit roher Karbolsäure in Lösung bringen, und durch theilweises Verseifen der Lösungen mittels geringer Mengen von Alkali lassen sich Harzseifen mit ausser ordentlich hohem Gehalt an freiem Harz unmittelbar und ohne besondere Vorrichtung erzielen. Diese Seifen bilden mit Wasser vollkommen gleichmässige Emulsionen und enthalten 50 pCt. des angewandten Harzes in unverseifter Form. Man kann auf diese Weise Harzseifen mit dem theoretischen Mindestgehalt an Alkali, z. B. mit 91/2 Theilen kohlensauren Natrons auf 100 Theile Harz herstellen. Als Beweis dafür, wie glatt die Verseifung von Harzen in Phenol-Lösungen verläuft, wird an geführt, dass auf diese Art feste Ammoniakseifen erhalten werden, während solche sonst unter keinen Umständen erzielbar sind. Das Verfahren kann auf zweierlei Arten ausgeführt werden: Man löst zuerst das Harz in Phenol und fügt dann die ge- sammte Alkali-Lösung hinzu, oder man bereitet auf beliebige Art eine neutrale oder an freiem Harz arme Seife und setzt dieser eine Lösung von Harz in Phenol zu. Das erste Ver fahren ist das einfachere, das zweite kann dazu benutzt werden, um eine harzarme Seife zu beliebiger Zeit an freiem Harz anzureichern. Beispiele: 1. 100 Gewichtstheile zerkleinerten Harzes werden unter Erhitzung auf 100° C. in 20 Th. roher Karbolsäure, deren Siedepunkt zwischen 190 und 200° C. liegt, erhitzt und unter Umrühren eine Lösung von 9’/ a Tb. kalzinirter Soda in 20 Th. Wasser zugefügt. Das Schäumen hört nach kurzer Zeit auf, und dann ist der Vorgang beendet. Die so erhaltene Seife gicbt mit 60—70° C. warmem Wasser gemischt eine gleich mässige und tadellose Emulsion. 2. Statt wie oben 91/2 Th. festes kohlensaures Natron zu nehmen, benützt man 121/2 Th. Sodalösung von 43° B. 3. Statt 91/2 Th. kohlensauren Natrons können 37 Th. kon- zentrirter Ammoniaklösung von 0 885 spezifischem Gewicht be nutzt werden. 4. Eine aus 100 Th. Harz und 15 Th. kohlensauren Natrons erhaltene Harzseife wird an freiem Harz angereichert, indem man in dieselbe unter Umrühren eine heisse Lösung von 25 Th. Harz in 5 Th. Karbolsäure einträgt. Bisher war selbst bei Benützung der besten Vorrichtungen stundenlanges Kochen nöthig, um gleichmässige Verseifung zu erzielen, während bei vorheriger Lösung des Harzes in Karbol säure die Verseifung in wenigen Minuten und bei 80—100° C. glatt vor sich geht. Es ist der Lösung in Karbolsäure zu danken, dass das Harz darin aufs Feinste vertheilt ist und infolgedessen vom Alkali gleichmässig und rasch ange griffen wird. In der Papierfabrikation wird die Harzseife so angewendet, dass man in den Holländer 3—6 g Harz auf 1 1 Wasser giebt, dies entspricht 0 6 bis 12 g Karbolsäure auf 1 1 Wasser. Da Karbolsäure in Wasser löslich ist, nimmt die Papierfaser ledig lich das Harz auf, während die Karbolsäure mit dem Abwasser wegfliesst. Nach der Entwässerung enthält der Papierstoff nur Spuren von Karbolsäure, und diese werden durch die heissen Walzen des Trockners so vollkommen verdampft, dass das fettige Papier kein Phenol enthält und demgemäss auch geruchlos ist. Phenole und ihnen chemisch verwandte Körper beeinflussen die Farbstoffe in keinerlei Weise, weder alkalisch noch sauer, daher leidet die Färbung des Papieres durch ihre Anwendung nicht. Phenole sind ferner nicht brennbar, dem gemäss erhöht ihre Anwendung die Feuergefährlichkeit des Betriebes nicht, wie es die Anwendung anderer organischer Harzlösungsmittel, wie Kohlenwasserstoffe (Benzol, Petroleum oder dergl.) thäte, die bereits für denselben Zweck em pfohlen, jedoch mit Rücksicht auf ihre Entzündlichkeit als unbrauchbar gefunden wurden. Auch sind die letzt erwähnten Stoffe nicht oder schwer löslich, bleiben daher im Papier zurück und verursachen darin Flecken oder ertheilen ihm un angenehmen Geruch. Die Patentansprüche lauten; 1. Ein Verfahren zur Her stellung von Harzseife, bestehend im Lösen von Harz in Phenol oder dessen Homologen und in dem Hinzufügen von Alkali zu dieser Lösung wie oben beschrieben. 2. Eine Seife, enthaltend Harz, Phenol und Alkali. Kartell deutscher Papierfabrikanten Die Frankfurter Zeitung schreibt: Gegenwärtig schweben zwischen den deutschen Papierfabrikanten Unterhandlungen wegen Bildung eines Kartells. Die Vorverhandlungen sollen soweit gediehen sein, dass die entscheidende Sitzung anberaumt werden konnte. Der Zweck des Kartells geht dahin, einheitliche Preise für das Papier, in erster Linie für das Druckpapier festzusetzen, was gleichbedeutend wäre mit einer allgemeinen Preiserhöhung für Druck papier. — Wie wir von anderer Seite erfahren, entsprechen diese Mittheilungen dem Sachverhalt nicht völlig. Einige der bedeutendsten Papierfabriken weigern sich vielmehr, durch Eintritt in das Kartell ihre Selbständigkeit preiszugeben, sodass von einer Kartellirung der gesammten deutschen Papierfabrikation jedenfalls nicht die Rede sein kann. Unseres Wissens ist die Errichtung einer gemeinsamen Verkaufsstelle in Berlin unter Mitwirkung einer hervorragenden Berliner Bank geplant. Die Verkaufsstelle soll als Gesellschaft mit beschränkter Haftung ins Leben treten und jede theil nehmende Papierfabrik soll befugt, jedoch nicht gezwungen sein, Antheile der G. m. b. H. zu übernehmen. Alles Druck papier der verbündeten Fabriken soll ausschliesslich durch die Verkaufsstelle und zu dem von ihr festgesetzten Preisjverkauft werden. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwasren-Faches die Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei beschrieben Hektograf mit Giessvorrichtung, DRGM 117 370 von JRudolf Gissinger in Waldschloss bei Passau. Bild 1 zeigt eine Ansicht des Giessmodels von oben, Bild 2 einen Schnitt nach Linie x x in Bild 1. Der in diesem Model gegossene Hektograf hat 2 Arbeitsflächen, welche dadurch gebildet werden, dass ein mit zwei Zinkblech-Scheiben aa t überdeckter Rahmen b zwischen zwei Holzplatten ec gespannt und flüssigem Zustande durch in dem Rahmen b ausgesparte Einfüll löcher d d,. zwischen die beiden Blechscheiben gegossen wird. Will man den Hektografen benützen, so löst man die Schrauben e, ent fernt die obere Holzplatte c und hierauf vorsichtig die auf der Masse ruhende Blechscheibe a. Ist diese Seite für das Hekto- grafiren untauglich geworden, so dreht man den Rahmen um und löst vorsichtig die andere Blech scheibe a, von der Masse. Man erhält dadurch sofort eine neue glatte Arbeitsfläche. Dadurch, dass die Masse in den stehenden Rahmen gegossen wird, entweicht die Luft bei d t , und die sonst unvermeidlichen Blasen sowie etwaiger Bodensatz kommen auf den äussersten Rand der Arbeits flächen, während diese blasen- und satzfrei bleiben. Je ebener und glatter die Blechscheiben a a, sind, desto schönere Arbeits flächen erhält man, es empfiehlt sich daher, die Blechscheiben von Zeit zu Zeit blank zu putzen und sodann mit einigen Tropfen Oel gut einzureiben. Der Erfinder empfiehlt diesen Hektografen wegen seiner Billigkeit äusser für Geschäftsleute usw. auch als Beschäftigungsmittel für Kinder, die irgend ein mit Hektografentinte ein- oder mehrfarbig gezeichnetes Bildchen, Landkarte usw. gern für sich oder für Kameraden vervielfältigen und mit Farbstiften koloriren. Schleifenbriefe von Carl Blanke in Barmen-U. Auf der dies jährigen Generalversammlung des Papier-Industrie-Vereins zu Detmold überraschte Komm.-Rath Carl Blanke die Festgäste mit einem prächtig ausgestatteten Tafellied, das auf einen]der_Firma jüngst patentirten »Schleifenbrief« gedruckt war. Nunmehr kommen diese Schleifenbriefe auf den Markt. Jeder, Schleifen brief besteht aus einem eigenartig gestanzten Briefumschlag, dessen Form in nicht gefaltetem Zustand aus Bild 2 ersichtlich ist. Auf die mittlere, rechteckige Innenseite desselben wird eine beliebige Mittheilung geschäftlichen oder geselligen Inhalts