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3458 PAPIER-ZEITUNG Spanischer Zoll auf Chromolithografien Im Juni d. J. versandten wir nach Alicante (Spanien) 40000 Stück Reklamekarten wie beigefügte zwei Muster und deklarirten solche richtig als Chromolithografien, welche in Spanien laut Artikel 203 des Zolltarifs für 100 kg 125 Pesetas Zoll zahlen. Bei der Verzollung in Alicante wurden diese Chromos von der dortigen spanischen Zollbehörde als »Spielzeug« (juguetes) angesehen, welche laut Art. 357 für 100 kg 390 Pesetas Zoll zahlen. Demgemäss hätten wir nach Ansicht dieser Zollbehörde eine falsche Deklaration angegeben, weil wir nicht »juguetes« (Spielzeug), sondern was es in Wirklichkeit ist »Chromos« angegeben haben. Es wurde uns eine sofort von unserem Zoll-Agenten zu zahlende Strafe von 411 Pesetas wegen angeblich falscher Zolldeklaration auf erlegt und uns ausserdem anheimgestellt, die Sendung zum Zollsatz für Spielzeug von 390 Pesetas für 100 kg zu verzollen oder die Sendung konfisziren zu lassen. Die Zollstrafe von 411 Pesetas bleibt ausserdem bestehen. Unsere sofort bei der Zollbehörde in Alicante und bei der Zoll- Direktion in Madrid eingeleiteten Reklamationen hatten bisher keinen Erfolg. Die spanische Zollbehörde beharrt ganz unbegreiflicher Weise dabei, dass diese Reklamekarten zum mehr als dreifachen Zoll als »Spielzeug« verzollt und demgemäss hätten deklarirt werden müssen. Bei einer solch willkürlichen Zollbehandlung wäre die Ausfuhr der Erzeugnisse der chromolithografischen Anstalten in Frage gestellt, denn zu diesem Zollsätze würde der Zoll für vorstehend angegebene Sendungen weit über 100 pCt. des Werthes der Waare betragen. Wir haben nunmehr die nöthigen Schritte durch das Reichsamt des Innern eingeleitet und wären anderen Fabrikanten, die vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben, für gefl. Mittheilung durch die Papier-Zeitung dankbar, um unserer berechtigten Reklamation mehr Nachdruck geben zu können. X & Co. Die beanstandeten Reklamekarten haben die Eigenthümlich- keit, dass die Köpfe der Figuren darin zum Theil längs ihrer Kontur ausgestanzt sind, sodass sich der p obere Theil der Karte umbiegen lässt, ( \ / N wobei die Köpfe frei bleiben, siehe schematische Skizze. Derartige Reklame karten werden in der ganzen Welt als Chromolithografien und nirgends als Spiel zeug angesehen. Hoffentlich wird unsere Reichsregierung dafür sorgen, dass spanische Zollbehörden nicht durch will kürliche Zoll-Entscheidungen die deutsche Ausfuhr schädigen. Papier- und Stoff-Mangel in Amerika Die Fabrikanten von Natron-Holzzellstoff in den Vereinigten Staaten haben ihre Erzeugung soweit hinaus verschlossen, dass sie nichts mehr abgeben können. Es fehlt auch infolge andauernder Trockenheit an Holzschliff, sodass die Papier fabriken zu allen möglichen Ersatzstoffen greifen müssen. Dadurch werden jetzt schon alte Papiere aller Art knapp. Während des Kriegs mit Spanien 1898 wuchs der Ver brauch von Zeitungspapier so sehr, dass es sich kaum be schaffen liess. Die International Paper Co. soll damals in mehreren ihrer Fabriken das Reinigen des Zeitungs-Stoffes in Knotenfängen eingestellt und dadurch viel mehr Papier erzielt haben. Filze und Siebe wurden durch die nicht ausgeschiedenen Verunreinigungen sehr mitgenommen, aber man erhielt das ge wünschte Mehr-Ergebniss. Die deutsche Papierfabrikation hat somit — hoffentlich auf lange Zeit — von dem Wettbewerb Amerikas nichts zu fürchten. In letzter Zeit wurde sogar deutscher Zellstoff dorthin verlangt. Zeitungs- und Kalenderstempel in Oesterreich Die österr. Regierung hat dem vor Kurzem neu zusammen getretenem Reichsrath folgenden Gesetzentwurf vorgelegt: § 1. Der Zeitungs- und Kalenderstempel wird vom Januar 1900 an aufgehoben. § 2. Die Regierung wird ermächtigt, bis Ende September 1900 für die bis dahin nicht verkauften, gestempelten Kalender des Jahres 1900, wenn dieselben keine Spur eines Gebrauches an sich tragen, den entrichteten Stempelbetrag unter sinngemässer Beobachtung der im § 19 des kaiserlichen Patentes vom 6. September 1850, R. G.-Bl. Nr. 345 festgesetzten Vorsichten haar rückzuvergüten. § 3. Mit dem Vollzüge dieses Gesetzes ist Mein Finanzminister betraut. Würde dieser Entwurf zum Gesetz, so fiele die grösste Fessel des Papier- und Druckgewerbes in unserm Nachbar staat. Alle Parteien wünschen das Zustandekommen dieses Gesetzes, die Regierung selbst tritt warm dafür ein, und wenn der Parteistreit den Reichsrath diesmal an nützlicher Thätig- keit nicht verhindert, so wird der sehnlichste Wunsch des österr. Papierfaches endlich in Erfüllung gehen. Steigerung der Papierpreise in Frankreich Vgl. Nr. 84, S. 3287 Am 21. v. M. berieth der Ausschuss des französischen Papierfabrikanten-Vereins über die Marktlage und beschloss, eine dreitägige Generalversammlung auf den 16.—18. d. M. nach Paris zu berufen. Die Mitglieder sollen inzwischen nach Gegenden oder Papiersorten über die zu ergreifenden Maass- nahmen berathen, damit in der Generalversammlung Endgiltiges beschlossen werden kann. Vorgescblagen sind: 1. Erhöhung aller Papierpreise um einen bestimmten Prozensatz. 2. Einstellung der Skonto-Gewährung. • 3. Gründung gemeinsamer Verkaufsstellen. 4. Gründung von Ausfuhr-Bureaux. Failliot bemerkt hierzu in der Papeterie, dass es bei den ersten beiden Vorschlägen sein Bewenden haben sollte. Gemeinsame Verkaufsstellen seien für Waaren mannigfacher Beschaffenheit wie die verschiedenen Papiersorten nicht zweckmässig. Aus- fuhr-Bureaux seien in Frankreich unzeitgemäss, da keine Ueber-Erzeugung herrscht, und die Papierpreise nur infolge Vertheuerung der Kohlen usw. unlohnend geworden sind. Failliot empfiehl die Festsetzung von Mindestpreisen für die billigsten Papiere. Die theueren Sorten werden dann von selbst höher gehen. Russischer Zoll auf Zigarettenpapier Ein Bericht des k. und k. Konsulates in Batum theilt folgende Zollveränderung mit: Zigarettenpapier, welches nach Russland hauptsächlich von Oesterreich eingeführt wird, ist folgendermaassen verpackt: Die Büchelchen stecken in Kartons, die Kartons in Holzkisten. Bis vor Kurzem wurde der russische Eingangszoll vom Gewicht der Büchelchen eingezogen; laut einer Entscheidung des Zolldepartements wurden jedoch die Zollämter angewiesen, den Zoll vom Gewicht sammt Karton einzuheben, was einer etwa 25—30prozentigen Zollerhöhung entspricht. (Centrdlbl. f. d. öst.-ung. Pap.-Ind.) Harzleim Herr Carl Dreher aus Freiburg in Baden erhielt amerika nisches Patent 634 448 vom 10. Oktober 1899 auf ein Verfahren zur Herstellung von Harzseife zum Leimen von Papier sowie zum Waschen von Geweben. Der Patentbesehreibung ent nehmen wir Folgendes: Billigere Harzsorten, besonders Kolofonium, werden zur Herstellung von Lacken und Firnissen sowie von Harzseifen in grossen Mengen benutzt. Solche Seifen werden jedoch hauptsächlich zum Leimen von Papierstoff und nur in geringen Mengen als Ersatz für Fett- oder Oelseifen in der Textil-Industrie verwandt. Bei der Herstellung von Harzseife zum Papier leimen wird gewöhnlich Föhrenharz oder Kolofonium durch Kochen mit Alkalien oder Alkali-Karbonaten gelöst und der zerkleinerte Papierstoff im Holländer mit dieser Lösung getränkt, worauf das Harz nach Zugabe von Säuren oder Thonerdesalzen auf die Papierfasern niedergeschlagen wird. Erfahrung hat gezeigt, dass die Papierleimung besser und billiger wird, wenn die Harzseife für diesen Zweck einen grösseren Prozentsatz an freiem, unverseiftem Harz enthält. Seit vielen Jahren werden Versuche gemacht, den Alkalizusatz zu vermindern, und jetzt wird die Verseifung durch 14—16 Theile kohlensauren Natrons auf 100 Theile Harz bewirkt, während früher 20—25 Theile kohlensauren Natrons allgemein üblich waren. Harzseife soll sich im Wasser nicht klar lösen, sondern eine milchig weisse Emulsion geben. Die Erzeugung von Harzseife, die viel freies Harz gleichmässig und sehr fein im Wasser schwebend enthält, ist im Allgemeinen sehr schwierig, da es leicht vorkommt, dass die Harzseife aus zusammen geklebten Theilehen freien Harzes bestehende Klümpchen ein- schliesst, die sich beim Auflösen der Harzseife als gröbere Theilehen ausscheiden, wodurch die ganze Seife für Papierleim unbrauchbar wird. Man muss daher das Harz mit dem Alkali ausserordentlich innig mischen, und für diesen Zweck sind eigens gebaute Vertheilungs- und Mischungsvorrichtungen, Rührwerke, Druckkocher und dergl. in Gebrauch. Trotz An wendung der wirksamsten Vorrichtungen ist die Herstellung guter Harzseife noch immer eine der heikelsten Arbeiten der Papierfabrikation, und es besteht ein allgemein gefühltes Be- dürfniss nach einem stets verlässlichen V erfahren der Her- ! Stellung einer an freiem Harz reichen Harzseife. Selbst mit