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hängigkeit von den Aufwendungen, welche der Arbeiter an diesem Orte für seinen Unterhalt zu machen hat. So wenig die Lebens mittelpreise und Wohnungsmiethen sich einheitlich für das Deutsche Reich regeln lassen, so wenig ist eine einheitliche Reglung der Lohn frage möglich Aehnlich steht es mit der Arbeitszeit, die sich von der Lohnfrage nicht trennen lässt. Es bleibt also von den Vorschlägen des Herrn Fettback nur das Mittel der Organisation der Arbeitgeber. Ich gestehe offen, dass eine möglichst ausgedehnte und feste Organisation der Arbeitgeber ein durchaus wünschenswerthes und erstrebensweithes Ziel ist. Ebenso offen bekenne ich, dass nach meinem Dafürhalten diese Organisation in unserm Fach ein frommer Wunsch bleiben wird und muss. Eine Organisation ist undenkbar, wenn sie nur Einzelne verbindet, wenn grosse Kreise dem Fach Angehöriger aber ausserhalb derselben ver bleiben. Gründe, den Eintritt in die Organisation abzulehnen, giebt es in Menge, und Niemand ist verpflichtet, dieselben auch nur anzudeuten. Zur Organisation führt nur ein Zwang, der von allen Interessenten gleichmässig empfunden wird, und, wenn dies der Fall ist, wird man der Leitung der Organisation auch die äusseren Zwangsmittel zur Durchführung der Organisation gegen Widerstrebende geben. Wie steht es nun aber in unserem Geschäftszweige? Was soll organisirt werden? Die Steindruckereien? Haben dieselben wirklich gemeinsame Interessen? Besteht eine Interessengemeinschaft zwischen den grossen chromolithografischen Anstalten, welche zum überwiegen den Theile für die Ausfuhr arbeiten, und den A ccidenzdruckereien, welche für einen örtlich eng begrenzten Kundenkreis arbeiten und nur mit einem örtlich beschränkten Kreise von Geschäften in Wett bewerb treten? Besteht eine Interessengemeinschaft für die vielen Anstalten, in denen die Steindruckerei nur ganz nebensächlich zum Zwecke eines anderen Hauptbetriebes unterhalten wird, z. B. den Kontobücherfabriken, und den Betrieben, in welchen die Steindruckerei den Hauptbetrieb ausmacht? Nur Gleichartiges lässt sich organisiren. Das bunte Gemisch der Papierverarbeitung, welches sich mit den Steindruckereibe trieben zusammenfindet, drückt dagegen diesen Be trieben den Stempel der Verschiedenartigkeit auf und steht einer Organisation, die nur auf Gleichartigkeit der Interessen begründet sein kann, hindernd im Wege. Hierin ist auch die durchgreifende Verschiedenheit der Steindruck- von den Buchdiuckbetrieben begründet, welche es erklärlich erscheinen lässt, weshalb die Buchdruckerei kann, was in der Steindruckerei unmöglich erscheint. Herr Fettback möge nur den Versuch machen, einmal eine lokale Organisation zu schaffen. Er wird die Schwierigkeit des Problems, das er leichten Herzens für ganz Deutschland vorzeichnet, erkennen. Auch in dieser Beziehung stehen uns Berlinern Erfahrungen zu Gebote. Uns ist es gelungen, die chromolithografischen Anstalten schon im Jahre 1890 zu Schutz und Trutz zu organisiren. Aber, als der An sturm im Jahre 1896 seitens der Arbeiter unternommen wurde, waren es mehrere der organisirten Firmen, darunter drei sehr bedeutende, welche die Heeresfolge verweigerten, und deren Inhaber lieber auf alle Ehrenämter in der Gemeinschaft ihrer Kollegen verzichteten, als mit ihnen, wie versprochen, gemeinsame Sache zu machen. Darunter waren zwei Firmen, welche als Grund ihres Rücktritts offen angaben, dass sie zu der Erkenntniss gekommen seien, dass zwischen ihnen und den anderen Organisationen eine Interessengemeinschaft nicht bestehe. So stand es und so steht es in Berlin. Wer hat den Muth, eine Arbeitgeber-Organisation unseres gesammten Industriezweiges zur Verständigung mit den Arbeiter-Organisationen für ganz Deutschland zu schaffen? Ich muss gestehen, dass mir der Muth dazu fehlt, und dass ich an dem Gelingen verzweifeln würde. So einfach und leicht, wie Herr Fettback sich diese Sachen denkt, liegen sie nicht. Sie bedürfen eines gründlichen Studiums und reif licher Erwägung. Mit Schlagworten und schönen Redensarten ist Nichts zu erreichen. Für erreichbar halte ich aber, dass die Arbeitgeber der Stein druckereien, je nach ihrer Interessengemeinschaft gepaart, zusammen treten, um ihre gemeinsamen Interessen zu fördern. Als ein Beispiel solcher gemeinsamen Interessen möchte ich die Stellungnahme zu den Handelsverträgen bezeichnen. Auf solchem Boden können und werden wir uns zusammenfinden. Und von den auf die Schaffung einer solchen Organisation gerichteten Bestrebungen wird Herr Fettback bald hören. Mögen sich aus der gemeinsamen Arbeit für diesen Zweck noch recht viele Anknüpfungspunkte ergeben, welche gemeinsames Arbeiten im gemeinsamen Interesse möglich und aus sicht svoll erscheinen lassen. Dr. Hugo Gcrschel i. Fa. W. Hagelberg Act.-Ges. Drucksachen-Ausstellung in Kaiserslautern Die in Kaiserslautern seitens der Gesellschaft »Typographia« in den Sälen des pfälzischen Kunstgewerbe-Museums veran staltete Drucksachen-Ausstellung wurde nach einwöchentlicher Dauer am Sonntag, 8. d. M., programmgemäss geschlossen. Ueber den Verlauf der Ausstellung sei erwähnt, dass die selbe von einer grossen Anzahl bedeutender Firmen der grafischen Gewerbe beschickt war und durchschnittlich einen sehr guten Besuch aufzuweisen hatte. Durch übersichtliche, verständnissvolle Eintheilung der in grosser Zahl vorhandenen Ausstellungs-Gegenstände in einzelne 1 Gruppen wurde den Besuchern die Druckerkunst in ihrer heutigen Vollendung und Mannigfaltigkeit vor Augen geführt. Grosse Aufmerksamkeit wurde den prachtvollen Illustrations- und Autotypie-Drucken geschenkt, doch waren auch recht hübsche moderne Accidenz-Arbeiten von einfachem Schwarz druck bis zu feinstem Farbendruck vertreten. Besonderes Interesse erregten die mittels des Dreifarben druck-Verfahrens gefertigten Drucke, einzelne derselben halten durch ihre lebhafte Naturtreue und wundervolle Farben-Ueber- gänge ein künstlerisches Aussehen. Die Schnellpressenfabrik A. Hamm in Heidelberg stellte der Ausstellung in liebens würdiger Weise eine Miniatur-Schnellpresse für Steindruck zur Verfügung. Man kann über das Gebotene ein sehr günstiges Urtheil abgeben. Hans Schaefer Dietrich Reimer f. Am 15. Oktober verstarb im Alter von nahezu 81 Jahren der Berliner Verlagsbuchhändler Dietrich Arnold Reimer. Er begründete am 1. Januar 1845 unter seinem Namen eine Buch- und Landkartenhandlung, die in den ersten Jahren auf den Sortimentsbetrieb beschränkt blieb; im Jahre 1847 übernahm er den grösseren Theil des geografischen und Kunstverlages der Firma Georg Reimer und erweiterte das Verlagsgeschäft unter Aufgabe des Sortiments mit Unterstützung des 1868 in die Firma eingetretenen Aug. Hoefer. Der geogra fische Verlag gewann besondere Ausdehnung durch die Ver bindung mit dem kürzlich verstorbenen Prof. Heinrich Kiepert; ausserdem erschienen zahlreiche Werke über Länder- und .Völkerkunde, Kolonial-Litteratur, Statistik, Geologie, Meteoro logie, Agrikultur, Admiralitätskarten und Segel-Handbücher. In Potsdam, später in Berlin, wurde Globenfabrikation betrieben. Am 1. Oktober 1891 schied Dietrich Reimer aus Gesundheits rücksichten im Alter von 73 Jahren aus der Firma aus, und seit auch August Hoefer zurückgetreten, wird das Geschäft von dem bei Reimer’s Rücktritt eingetretenen Konsul Ernst Vohsen allein weitergeführt. Der Verstorbene hat sich durch seinen Verlag einen weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus bekannten Namen gemacht, ist aber aus Bescheidenheit niemals in die Oeffentlichkeit getreten. Erinnerung an Karl Baedeker. Am 4. d. M. vor 40 Jahren starb der bekannte Buchhändler und Verfasser der nach ihm benannten Reisehandbücher Kail Baedeher. Er wurde am 3. November 1801 in Essen geboren, erlernte seit 1817 in Heidelberg bei Mohr & Winter die Buchhandlung, hörte gleich zeitig an der dortigen Universität Vorlesungen über Filosofie und Geschichte, war 1822 Freiwilliger bei den Wetzlarer Jägern, ging dann nach Berlin als Gehilfe der Reimerschen Buch handlung und gründete im Juni 1827 ein eigenes Geschäft in Coblenz. In Nachahmung der englischen roth eingebundenen Reisehandbücher des Londoner Buchhändlers Murray schrieb er, zuerst noch auf Reichardts »Passagier auf der Reise in Deutschland und einigen angrenzenden Ländern« fussend, sein »Reisehandbuch für Deutschland«, dann die »Rheinreise«, die »Schweiz«, »Belgien, Holland und Paris«, »Oesterreich und Oberitalien«, »Tirol und Salzburg« usw. Das letzte, wie alle seine Reisebücher, auf eigener Anschauung und gründlichster Prüfung beruhende Werk aus seiner Feder war »Paris und Umgebungen«. Im Oktober 1872 kam die Firma Baedeker nach Leipzig, wo sie seit 1878 unter dem Sohne Baedekers weiter blüht und gedeiht, g. Jubelfeste. Am 15. d. M. feierte Herr Buchdruckereibesitzer Johannes Herrmann in Zwiclcau sein 25 jähriges Jubiläum. Der Jubilar, der durch den Verlag guter evangelisch-kirchlicher Bücher sowie der Lenk’schen Jugendschriften bekannt ist, er hielt zahlreiche Glückwunschschreiben, g. Das 25 jährige Berufsjubiläum beging am 16. d. M. die in der Buchdruckerei der Dr. Güntz’schen Stiftung (vorm. E. Bloch mann & Sohn) in Dresden beschäftigte Arbeiterin Frau Agnes Dürichen, geb. Wannack. g. Am 19. d. M. feierte der Notendrucker Herr Paul Gürth das Fest seiner 25 jährigen Thätigkeit bei der Firma Breitkopf & Härtel in Leipzig, g. In der Leipziger Schnellpressenfabrik vormals Schmiers, Werner & Stein, Leipzig, Dösener Weg, beging in diesen Tagen der erste Monteur für Schnellpressen, Herr A. Bracklow, das Jubiläum seiner 25 jährigen Thätigkeit. Im vorigen Jahre feierte dort der Eisendreher Herr H. Kremser dasselbe Jubiläum. Beide Herren sind bei dieser Gelegenheit vielseitig geehrt und beschenkt worden, g.