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Papiermaschinen zu verarbeiten. Ich stelle jetzt vollkommen emul- girende Harzseife mit 9 bis 91/2 pCt. Soda her, verkaufe dieselbe an viele Fabriken, und Herr Dr. Dreher wird mir zugeben, dass ich bei dieser geringen Sodamenge mehr als 40 pCt. freies Harz in meiner Harzseife haben muss. Ich habe bei diesem Verfahren nicht noth wendig den Schmelzpunkt des Harzes durch Mixturen herunterzusetzen, sondern kann im geschlossenen Kessel unter einem Druck von über 4 Atm. eine Erwärmung von 180 bis 140 Grad erzielen. (Im offenen Kocher ist dies unmöglich). Ich überlasse es jedem Papierfabrikanten zu beurtheilen ob es vortheilhafter ist, das Gleiche durch höhere Temperatur oder mittels unappetitlicher Karbolsäure zu erreichen. In diesem Frühjahr erhielt ich ein Muster von Harzseife, welches sehr stark nach Theerölen roch, sich nur langsam löste, aber schönen weissen Leim ergab. Die Sache interessirte mich. Da ich nun in meiner Dachpappenfabrik durch Theerdestillation die ganze Reihe von Theerölen vom Vorlauf bis zur Karbolsäure, d. h. alle die Gele, die einen Siedepunkt von 80 bis 200 Grad haben, fassweise vorräthig hatte, so stellte ich damit die verschiedensten Versuche an und fand, dass die leichten Benzol-Oele eine noch bessere Wirkung bei der Harzlösung hatten als die Phenol-Oele; bei ihrem niedrigen Siede punkt von 80 bis 100 Grad wurden dieselben auf den Trockenzylindern fast vollständig ausgetrieben, und das Papier roch nur wenig, dagegen war der Geruch in der Leimküche und im Papiermaschinenlokal umso stärker. Da ich nur Dachdeckpapiere mit dieser Harzseife geleimt habe, so kam es auf den Geruch und geringe Leimung nicht an. Als ich jedoch mit Harzseife, welche mit 10 pCt. Rohkarbolsäure hergestellt war, Papier erzeugte, war dasselbe so schlecht im Leim, dass ich die doppelte und schliesslich dreifache Leimmenge zusetzen liess, das fertige Papier roch dann so stark, dass ich sofort unter brechen musste. Leimfest war auch das letzte Papier noch nicht. Hiermit hatte ich genug. Die Thatsache, dass Harzseife mit 10 pCt. Karbolsäure vielleicht 5 bis 10 pCt freies Harz mehr enthalten kann ohne beim Lösen im Wasser rohes Harz ausfallen zu lassen, gebe ich zu; aber durch welch trügerisches Mittel sind diese wenigen Prozente von freiem Harz erkauft! 1. kostet selbst die billige Karbolsäure mehr als die wenigen Kilo Dampf, welche nothwendig sind um im geschlossenen, gut isolirten Kessel die Temperatur von 100 auf 130—140 Grad zu erhöhen. 2. macht der dem fertigen Papier unaustrei blich anhaftende Geruch diese Frage überhaupt undiskutabel. Da Karbolsäure erst bei 160 bis 200 Grad verdampft, so müsste man die letzten Trockenzylinder auf mindestens 10 Atm. Spannung halten, um den Geruch aus dem Papier auszutreiben. Bei einem Zusatz von nur 2 pCt. Karbolsäure dürfte die Wirkung minimal sein. Ich würde es nicht mehr wagen, in Schreib- oder Papier für Esswaaren auch nur mit 1 pCt. Karbolsäure zu operiren. Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass es zur Erzeugung einer guten Harzseife unbedingt nothwendig ist, das noch in verhält- nissmässig grossen Mengen im Harz vorhandene Terpentinöl auszu treiben. Bekanntlich enthalten die hellen Harzmarken mehr Terpentin als die dunkleren, die Leimung mit den ersteren lässt oft zu wünschen übrig, viel Schuld daran ist das Terpentinöl. Dieses wird bei den hohen Temperaturen des Arledterschen Kochprozesses fast vollständig ausgetrieben, was ich beweisen kann. Die hohe Temperatur ist doch kein leerer Wahn; mit der Herab setzung des Schmelzpunktes wird man nichts erreichen, deshalb ist es unzweifelhaft, dass Herr Arledter einen bis jetzt unerreichten Rekord errungen hat. Interessant dürfte es vielleicht vielen Lesern sein, dass ich Pack papier, welches ich gewöhnlich mit 1 kg Harz und 650 g Alaun leime, versuchsweise nur mit 2 kg Harz ohne Alaun geleimt habe, und dass das Letztere wesentlich besser im Leim hielt. Wer da glaubt, eine gute Harzseife zu haben, der probire dies, die Antwort wird nicht fehlen. Fried. Erfurt Papier-Ausfuhr nach Süd-Amerika Berlin S, 30. November 1899 Seit 20 Jahren, in denen ich durch wiederholte Geschäftsreisen den südamerikanisehen Markt kennen gelernt habe, konnte ich immer dieselben Unvollkommenheiten, Mängel und Fehler seitens unserer heimischen Industrie verzeichnen, die den deutschen Ausfuhrhandel erschweren, ja theils unmöglich machen, weil die übrigen europäischen Industrie-Länder sich mehr bemühen den Wünschen der Einfuhr-Händler drüben sowohl bezüglich der Eigenthümlichkeiten der betreffenden Länder als auch der Lieferung nach Muster, Gewicht, Format, Farbe, Schnelligkeit und Zahlungsweise entgegenzukommen. Ich fragte mich oft, woran dies läge. Die Deutschen sind doch mindestens so leistungs fähig wie jeder andere europäische Industriestaat! Es kostete mich viel Mühe, bis ich die Ursache erkannte. Sie liegt darin, dass wir noch immer an den kleinlichen Verhältnissen fest halten aus jener Zeit, wo wir beschränkt arbeiteten, beschränkt erzeugten und beschränkt lieferten. Wir möchten heute nach allen Ländern der Erde liefern, vergessen aber dabei, dass dies erst erlernt werden muss, und Mancher erleidet Enttäuschung und Verluste, weil er annimmt, seine Kenntnisse genügten, und er brauche nur die nächst beste Gelegenheit zu ergreifen, um an der so erwünschten Ausfuhr theilzunehmen. Der Vertreter drüben erhält z. B. von der Kundschaft bei Ertheilung von Aufträgen die Mahnung, dass Fabrikanten oder Lieferanten streng nach Aufgabe verfahren sollen. Schön! Er schreibt peinlich alles vor, was zur Sache gehört, macht den Lieferanten auf die Folgen falscher Auffassung aufmerksam, und da ja die bestellten Waaren nach Probe, Katalog oder Nummer genau bezeichnet sind, wundert er sich noch im Stillen darüber, dass er dem Fabrikanten zuhause noch lange Ab handlungen geben und Unterricht ertheilen soll. Nach Empfang der Sendung seitens des Einfuhr-Händlers drüben erfährt der Vertreter viele Monate nachher, dass die Bestellung mangelhaft oder falsch aus geführt wurde. Der Empfänger verlangt entweder Entschädigung für unrichtig gelieferte Waaren oder anderweitige Verfügung über die Sendung. Also jedenfalls Aerger, Verdruss und Verlust auf allen Seiten. Meistens sind die bestellten Waaren schon vom Besteller drüben bezahlt, ehe er sie empfangt. Was macht der ausführende Lieferant also für Wirrwarr durch seine Unzuverlässigkeit, und in was für Ruf kommen dann die Vertreter solcher Ausfuhrfirmen! Und wie es mir früher bei meinen so mühsam erworbenen Aufträgen für deutsche Fabrikanten erging, so ergeht es mir noch heute. Dieselbe Unzuverlässigkeit seitens des ausführenden Lieferanten wie vor 20 Jahren, wo die Auftraggeber noch gutmüthiger und gutwilliger waren als heute, denn es giebt heute drüben Gelegenheit, den Bedarf anderweitig zu decken. Giebt der Reisende dem hiesigen Ausfuhr-Lieferanten An weisungen, wonach und nicht anders er bei der Ausführung der Auf träge verfahren soll, so heisst es oft: »Ich weiss es besser, ich bin Fachmann.« So kommt häufig alles Andere, nur keine korrekte Lieferung zustande, und dem Vertreter wird dadurch womöglich der weitere Eingang zu dem Kunden verschlossen. Denn das vergisst man drüben so wenig wie hier bei Einkäufen, wenn man schlecht be dient wurde, und die Person des Vertreters hat am meisten und am längsten darunter zu leiden. Zu den bedauerlichen Eigenthümlichkeiten des deutschen Ausfuhr handels gehört es, dass die Meisten möglichst alles, was halbwegs zu ihrem Fach gehört, ausführen möchten, ohne Rücksicht darauf ob sie es auch selbst fabriziren. Diese Herren vergessen, dass sie dann be züglich der Lieferungen von ihren Fabrikanten abhängen und es sich häufig gefallen lassen müssen, wenn die Waare vorschriftswidrig ausfällt. Es kann nicht oft genug betont werden, dass man bei der Aus fuhr nicht nach den Gewohnheiten des inländischen Marktes handeln darf. Zuhause haben wir nur mit gleichsprachlichen Abnehmern zu thun und mit so geringen Entfernungen, dass binnen Stunden und Tagen etwa Schwebendes aufgeklärt werden kann. Wenn wir über See verkaufen wollen, so dürfen wir nicht eine heimische Eigenthüm- lichkeit hervorkehren und denken, diese Kunden müssen gerade das kaufen, was wir ihnen anbieten. Es bedarf oft langjährigen Um ganges, ehe der Vertreter sich das Vertrauen verdient hat, das noth wendig ist um Aufträge zu erhalten, und dieses Vertrauen wird häufig durch unrichtige Ausführung der Aufträge geschädigt. Ueberseeischer Vertreter Falsche Herkunfts-Bezeichnung Berlin SW, 21. Dezember 1899 Dem Einsender des Aufsatzes »Falsche Herkunfts-Bezeichnung« in Nr. 102, S. 4060, sei entgegengehalten, dass die Sunlight-Seifen- Fabrik in Liverpool ihr in der Schweiz angefertigtes Fabrikat bisher, solange ihre Fabrik in Mannheim noch nicht vollständig ausgebaut ist, nach Deutschland brachte, und dass die Beanstandung der Packung vorgenannter Fabrik in der Hauptsache aus dem Grunde erfolgte, weil auf der Packung der Vermerk aufgedruckt ist: Tägliche Produktion 800 Zentner, während die Sunlight-Gesellschaft in ihrer eigenen, noch nicht fertigen Fabrik in Mannheim vorläufig überhaupt noch nichts erzeugt. Dem Antrag einiger grösserer Seifenfirmen des Westens auf Verbot dieser Packung ist allein aus obigem Grunde seitens des Landgerichts zu Mannheim Folge gegeben worden. Alle übrigen von dem Einsender des erwähnten Artikels ge machten Bemerkungen und Behauptungen treffen nicht zu, und darum zerfallen auch die von ihm gezogenen Schlussfolgerungen in sich selber. Hermann Sonnenfeld Entwurf eines sächsischen Wassergesetzes. In der letzten Sitzung der Handels- und Gewerbekammer Chemnitz legte der Sekretär die Anträge einer zur Begutachtung des Entwurfs ein gesetzten Kommission vor. Die Kommission erkennt die Nützlichkeit und Nothwendigkeit eines Wassergesetzes an und begrüsst den vorläufigen Entwurf als einen Versuch, auf diesem wichtigen Rechtsgebiete zweckdienliche Vorschriften zu fassen. Sie hat aber schwerwiegende Bedenken gegen die Anlage des Ganzen sowohl als gegen eine Reihe von aus dieser Anlage resultirenden Einzelausführungen. Sie erachtet daher eine Revision des Entwurfs find die Beseitigung der aufgestellten Bedenken für nothwendig. Nach eingehender Aussprache wurde der Bericht genehmigt, g.