Volltext Seite (XML)
Buchgewerbe K Buchdruck *** Buchbinderei * * * * * Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Nr. 104 Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme 4 13 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Berliner Typographische Gesellschaft Am Freitag, 29. Dezember, abends 1/29 Uhr, findet in den unteren Räumen des Architektenhauses, Wilhelmsrasse 92/93, ein Lese-Abend statt. Die geehrten Mitglieder werden hierzu mit der Bitte um zahlreiches Erscheinen ergebenst eingeladen. Die ordentliche General-Versammlung, deren Tages-Ordnung später noch veröffentlicht wird, findet am Dienstag, 16. Januar 1900, statt. Der Vorstand Praktischer Betrieb einer Buchdruckerei Zu Nr. 79 Papier Eine wichtige Rolle beim Druck spielt naturgemäss das Papier. Wenn es sich nicht um Arbeiten handelt, welche lange Zeit aufbewahrt werden sollen, dann sehe man in erster Linie auf gute Druckfähigkeit. Surrogat- und holzfreie Papiere drucken sich in den seltensten Fällen gut, desgleichen die so genannten Normalpapiere, mit denen übrigens vielfach der reine Unfug getrieben wird. Am druckfähigsten dürften im All gemeinen holzhaltige, weiche, scharfsatinirte Druckstoffe sein, wie sie vielfach unsere illustrirten Zeitschriften verwenden. Das Papier saugt die Farbe schnell ein, die Zurichtung geht schnell von Statten, und der Druck liegt sich nicht so leicht ab. Post- und Schreibpapiere, wie sie massenhaft für die Arbeiten des täglichen Bedarfs benutzt werden, drucken sich um so schwieriger, je weniger holzhaltig sie sind, am undankbarsten sind in dieser Beziehung die harten, glasigen Sorten, welche eine sehr peinliche Zurichtung und kräftigen Druck erfordern und nur gute Farbe annehmen. Das heute so beliebte und für viele Arbeiten, z. B. Auto typiedrucke, kaum zu entbehrende Kunstdruckpapier kann im Allgemeinen als gut druckfähig bezeichnet werden. Nur ist bei einigen Sorten die Schicht so wenig haltbar, dass selbst verdünnte Farbe noch rupft. Derartige Papiere kommen trotz sieh ihrer Billigkeit in der Praxis recht theuer zu stehen, denn die ablösenden Kreidetheilchen setzen die in der Form vorkommen den Bilder leicht zu und machen häufiges Auswaschen nöthig. Kunstdruckpapier lässt infolge seiner geschlossenen Ober fläche die geringsten Mängel im Typenmaterial, die auf anderem Papier garnicht hervortreten würden, deutlich erkennen. Es ist beim Satze und in der Korrektur hierauf besonders Rück sicht zu nehmen und einigermaassen abgenutztes Material thunlichst zu vermeiden, sonst giebt es eine zeitraubende Zu richtung. Auf Kunstdruckpapier liegt gewöhnlich der Druck leichter ab, weswegen sich Durchschiessen bei einigermaassen schweren Formen kaum umgehen lässt. Auch das Typen material erfährt durch Kunstdruckpapier eine raschere Abnutzung wie beim Druck auf anderen gangbaren Papiersorten. Der Druck auf den mit einer Schicht versehenen glatten Kalblederpapieren in grossen Auflagen muss als undankbar bezeichnet werden, und viele Drucker werden hiermit garnicht fertig. Gewöhnliche Farbe haftet nicht; ist keine Buchbinder farbe, mit welcher der Druck noch am leichtesten zu bewerk stelligen ist, vorhanden, so muss der Buchdruckfarbe Sikkativ zugesetzt werden. Ist die Farbe zu stark, so rupft das Kalb lederpapier, ist sie zu dünn, so setzen sich vorkommende Klischees usw. leicht zu. Die Drucke müssen einzeln zum Trocknen ausgelegt werden. Wird die Sache richtig gemacht, so lassen sich auf Kalblederpapieren schöne Wirkungen erzielen. Leider ruiniren Buchbinderfarbe, sowie mit Sikkativ versetzte Buchdruckfarbe bald die Walzenmasse. Gemusterte Kalblederpapiere müssen mit Vorsicht ausgewählt werden, wenn man beim Druck nicht auf ungeahnte Schwierigkeiten stossen will. Kommen kleinere Schriften vor, so darf das Muster nicht zu grob und scharf geprägt sein, da sonst die Schrift undeutlich erscheinen würde. Auch gerippte Papiere, bei denen die Linien von oben nach unten laufen, stören die Deutlichkeit der Schrift. Dass scharfgemusterte Papiere starken Druck verlangen, dürfte ebenfalls nicht genügend bekannt sein. In dieser Beziehung ist besonders das bekannte punktirte Muster beim Maschinenmeister wenig beliebt, denn wenn hier grössere Typen gut decken sollen, dann ist ein so starker Druck nöthig, dass die Schrift unverhältnissmässig schnell abgenutzt wird. Alle die angeführten Punkte müssen natürlich bei der Preis-Berechnung in Betracht gezogen werden — so oder so —, um nicht zu Schaden zu kommen und an einer Arbeit Geld zuzulegen, während man wohl in der Lage gewesen wäre, durch irgend eine kleine Aenderung vortheilhafter zu arbeiten. Wie Preis-Berechnungen im Besonderen zu machen sind, das habe ich in den Nummern 93 und 95 v. J. der Papier-Zeitung ausführlich dargelegt. Kostenanschlag Der wichtigste Posten in einer Druckerei ist jener, dessen In haber die Arbeiten anzunehmen und mit dem Publikum zu verkehren hat. Auf diesem Posten stehen oft Leute, wie Buchhalter und dergleichen, die von den technischen Anforderungen nur eine sehr dunkle Vorstellung haben. Meistentheils wird nach irgend einem Schema kalkulirt, kommt dann mal ein grösserer Auftrag, und der Kunde will sofort einen Preis haben, dann ist ge wöhnlich Holland in Noth. Ist kein auf allen Gebieten tüchtig durcbgebildeter Faktor vorhanden, dann wird die mehr oder weniger maassgebliche Meinung der verschiedenen Abtheilungs- Vorsteher bis durch zum Buchbinder eingeholt, und auf diese Weise kommt allerdings auch ein Preis zustande. Nach alle dem, was früher ausgeführt wurde, darf mit Annahme von Aufträgen oder deren Berechnung nur Jemand betraut werden, der möglichst auf allen Gebieten der Druckerei praktische Erfahrung hat. Da sich das p. T. Publikum aus den verschiedensten Gesellschaftsklassen, die natürlich nicht alle über einen Kamm geschoren werden dürfen, zusammen setzt, so gehört gleichzeitig eine grosse Gewandtheit dazu, um mit Jedermann fertig zu werden, alle die oft sehr unklar vor gebrachten Wünsche zu ermitteln und zu berücksichtigen. Löhne Schliesslich noch ein Wort über die Lohnfrage. Es giebt Geschäfte, die ohne möglichst billige Löhne nicht glauben vor- theilhaft erzeugen zu können. Solche Geschäfte, mögen sie auch schliesslich, vielleicht durch irgend ein rentables Verlags objekt, stets mit einem günstigen Ergebniss abschliessen, sind ganz gewiss nicht gut geleitet. Die Fälle sind äusserst selten, dass ein Arbeiter den Werth seiner Arbeit nicht zu schätzen weiss. Für wenig Geld ist eine tüchtige Arbeitskraft heute nicht zu bekommen. 10 Accidenzsetzer zu 30 M. brauchen weniger Platz und leisten dagegen viel mehr, als 15 Setzer zu 20 M.; selbstverständlich darf nicht dem ersten Besten ein hoher Lohn bewilligt werden, sondern man muss die Kräfte dementsprechend auswählen. Noch verkehrter ist es, an die Maschinen billige, also un genügende Kräfte stellen zu wollen, da hier die Arbeitsstunde der kleinsten Presse viel theurer ist als die Stunde selbst des höchstbezahlten Setzers. Im Geschäft selbst halte man bis ins Kleinste auf Ordnung und Pünktlichkeit. Gutes Beispiel in dieser Beziehung wirkt mehr als grösste Strenge und Ordnungsstrafen. Wer selbst gewissenhaft die Geschäftsstunden einhält, der wird sich nicht über Unpünktlichkeit seitens der Arbeiter zu beklagen haben. Dass im Uebrigen ein freundlicher und entgegenkommender, jedoch stets sachgemässer Verkehr mit den Arbeitern die Schaffensfreudigkeit der letzteren wesentlich erhöht, dürfte wohl bekannt sein, wenn es auch sehr oft nicht gewürdigt wird. Man lege jeder Ablieferung die Rechnung bei und sehe darauf, dass das übliche Ziel nicht wesentlich überschritten wird. Kunden, mit denen man ständig im Verkehr ist, gebe man vierteljährlich Rechnung. Wohl Wenige dürften sich von Zeit zu Zeit einen Ueberschlag machen, was für Geld durch die