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ein De^el eines Kaffeetopfes diente als Bauchschild, und allerlei sonstige Blechstücke hatte er zur weiteren Panzerung benutzt. Weiter war er mit einer 20 Meter langen Wäsche leine ausgestattet und trug im Rucksack eine Wachstuchdecke und einen Wassermantel bei sich. Im Verhör vor der Polizei gab der Mann an, er habe sich in dieser an Unruhen und Unsicherheiten reichen Zeit von vornherein genügend auf seiner Wanderschaft sichern wollen. Die Blechschild« dienten als Panzer gegen Stichverletzungen, das Seil sollte dazu dienen, damit er sich bei Feuersgefahr auch aus höher- gelegenen Stockwerken in Stadthäusern retten könne. Und die Wachstuchdecke war als Schutz gegen Ertrinken gedacht. Sie sollte ihm Helsen, sich schwimmend an der Oberfläche zu halten, falls er einmal von einer Flut überrascht würde. — Jedenfalls mußte man den komischen Vogel wieder laufen lassen, da seine Papiere in Ordnung waren. Liebe un- Sport. Auf der Olympiade hatten die deutschen Bobfahrer reichlich Pech. Passierte es doch unseren beiden aussichts reichsten Mannschaften, daß sie bereits im Training mit ihren Schlitten aus den Kurven der Bobbahn getragen wurden und so kampfunfähig wurden. Mehrere der deutschen Sportler trugen schwere Verletzungen davon. Unter ihnen befand sich auch der Bobfahrer Hoppmann, Sohn eines bekannten Groß- kaufmanns. Seine Verletzungen waren so schwer, daß er ins Krankenhaus übergeführt werden mußte und dort schwer »arniederlag. Da nahm sich Hoppmanns eine Sportkameradin ganz besonders an: die Wiener Kunstläuferin Fritzi Burger, die er bereits von früher kannte und die auch auf der Olympiade einen guten Platz besetzen konnte. Obwohl Fräu- ein Burger zu den bevorstehenden Kämpfen sehr viel trainieren mußte, pflegte sie den Verunglückten in auf opfernder Weise bis zu seiner Genesung. Hoppmann hat ihr diesen Liebesdienst nicht vergessen. Er machte ihr, als er wieder auf den Beinen war, den Antrag, seine Frau zu «erden. Und Fritzi Burger nahm an. Die beiden jungen Leute kehrten als glückliche Verlobte gemeinsam aus Amerika zurück. Und so wird es in Kürze eine richtige Wintersport- rhe geben. Sicher werden die unglücklichen Vorzeichen, unter denen der Herzensroman der beiden begann, dieselbe glück liche Vorbedeutung haben wie die Scherben des Polter- rbends. Zweimal Glück im Unglück. Zwei unglaubliche Geschichten ereigneten sich jenseits der deutschen Grenzen, bei denen jedesmal die Betroffenen von einem unheimlichen Glück verfolgt waren. Auf der Strecke Grodno—Wilna taumelte ein Mann, der etwas tief ins Glas geschaut hatte und dabei einen großen Teil seines Wochenlohns hatte draufgehen lassen, auf den Schienen eines Bahnüberganges gerade in dem Augenblick, als ein Zug herannahte. Die entsetzten Beamten eilten herbei und glaubten, nur noch eine Leiche zu finden. Der Betrunkene lag scheinbar schwer verletzt zwischen den Schienen. Man legte ihn auf eine Bahre und telephonierte nach dem Krankenhaus. Als die Beamten wieder nach ihrem Verletzten sehen wollten, fanden sie ihn nicht mehr vor. Er hatte offenbar doch nur einen leichten Schock erlitten und war, als er erwachte, ge flüchtet. Wieder bewahrheitete sich der Spruch, daß ahnungs lose Kinder und Betrunkene besondere Schutzengel haben. — Der andere Fall ereignete sich in der Nähe des italienischen Sees, des Lago Maggiore. Ein Mitglied einer Bergsteiger gruppe stürzte einen 100 Fuß tiefln Abhang hinunter. Seine Freunde eilten möglichst schnell zu der Unglücksstelle, um ihren toten Freund zu bergen. Aber — sie fanden ihn, leicht benommen zwar, aber doch recht fröhlich, auf einem Stein sitzend vor. Gr war in einer Baumkrone gelandet, deren Aeste seinen Sturz wohltätig abgefangen hatten, so daß er nur ein paar Schrammen davongetragen hatte. Statt des erwarteten Trauerzuges gab es nun ein lautes Freuden fest im nächsten Gas.hof, wo man sich, der Abgestürzte voran, bei einem kräftigen Grog von dem ausgestandenen Schrecken erholte. Herein kostet es nichts, aber heraus wohl! Wohl alle Gewerbe haben in der heutigen Zeit sehr unter der Wirtschaftsnot zu leiden, und es ist kein Wunder, wenn sich selbst die tüchtigsten Unternehmer nur mit Mühe über Wasser halten. Ganz besonders gilt das natürlich von dem Vergniigu i^sgewerbe. Hat doch ein jeder genug damit zu tun, das bißchen Geld für seinen. Lebensunterhalt zu» sammenz»bekommen. Da springt dann nickt mehr viel her aus für Unterhaltung und Vergnügen. Diese Erfahrung mußte auch ein kleiner Zirkusdirektor machen, der eine ost- französische Provinz mit seinem Wanderzirkus bereiste. Aber dieser Mann war ein kluger Kopf. Und so kam ihm beim Grübeln, wie er seine Lage bessern könnte, ein genialer Ge danke: Cr hatte ja in den meisten Orten, wohin sein Zirkus kam, nicht einmal die Hälfte der Zuschauer ztlsammen- bekommen, die er brauchte, um rentabel zu arbeiten. Da ließ er in einer kleinen lothringischen Stadt überall Plakate ! ankleben, daß der Eintritt zu seiner „Wesen - Gala -Fest vorstellung" völlig gratis sei. Natürlich strömten jetzt die Zuschauer in Massen herbei, so daß das Zirkuszelt nicht ent fernt ausreichte, um alle Interessenten des so billigen Ver gnügens aufzunehmen. Und der Direktor ließ sich nicht lumpen. Er zeigte ein großes Programm mit wilden Tieren, Spaßmachern, starken Männern und was sonst noch alles in ein richtiges Zirkusprogramm gehört. Als nach der Vor stellung sich die Menge befriedigt zum Heimweg rüstete, wartete ihrer allerdings eine Ueberraschung: Am Ausgang standen die „starken Männer", flankiert von den Tier bändigern mit ihren Raubtieren, die Kunstschützen und was sonst noch zu einem richtigen Zirkusprogramm gehört, und wiesen auf ein großes Schild hin, auf dem zu lesen stand: „Austritt I Frank." Es wird nicht berichtet, ob die guten Leute den Scherz richtig nahmen und sich für das gute Pro- gramm dankbar erwiesen, auch nicht, ob die starken Männer und ihr Gefolge erst tatkräftig eingreifen mußten, um die Forderung ihres Direktors zu unterstützen. Jedenfalls soll der Zirkus, an diesem Abend wenigstens, eine sehr gute Ein nahme gehabt haben, die ihm für ein paar Tage weiter half. Allerdings wurde auch nicht berichtet, ob die Polizei dem einfallsreichen Zirkusdirektor nicht für eine Weile kostenfreie Wohnung und Essen in dem dortigen Stadtgefängnis ver schafft hat. . . Jedenfalls dürfte eine zweite Vorstellung von der Art nicht wieder stattgefunden haben! Humoristisches Paris. „Ich möchte nach Paris fahren. Was kann das kosten?" „Sechshundert Mark für eine Woche." „Und wenn ich mit der Frau fahre?" „Die Hälfte." Bitte Klingel«! Ein Landmann kam zum erstenmal in eine Großstadt. Als er durch eine der vornehmsten Straßen spazierte, las er an einem HauSschild: „Bitte zu klingeln!" Das machte ihm Vergnügen, und er klingelte. Sofort erschien ein Diener, der herablassend fragte, was er wünsche. „Nichts", erklärte der Bauer. „Warum haben Sie denn geklingelt?" — „Weil es da geschrieben steht." — „Ah", sagte der Diener in ver ächtlichem Ton, „man sieht, Sie kommen au» der Provinz, wo die Ziegenböcke auf den Bäumen wachsen". — „Pah!" hielt ihm der Bauer entgegen, „Bet euch sieht man noch ganz andere Dinge. Da braucht man nur an einer HauS- türe zu klingeln und gleich steht ein Affe da". Silbenrätsel Aus nachstehenden 49 Silben sind 23 Worte zu bilden, deren erster und dritter Buchstaben von oben nach unten gelesen einen Satz ergeben, welchen die Erfahrung gelehrt hat. Die Worte bedeuten: 1 Vorbild. 2. Teil des Rades. 3. Erfrischungsgetränk. 4. griech. Buchstabe. 5. Nagetier. 6. Teil der Kirche. 7. Stadt in Persien. 8. Begeisterung. 9. aus glaubenvollen Herzen bitten. 10. HauSzinS. 1t. Pferde art. 12. Bekleidungsstück. 13. Steinspiel. 14. Zahl. 15. jurist. Person. 16. Eiland. 17. Bratgerät 18. Regentin. 19. Mürchen- wesen. 20. Fluß (spanisch). 21. Eßgerät. 22. Fischereigerät. 23. Teil eine- Hauses. Die Silben lauten: al, al, an, be, bel, den, bruen, de, e, e, el, fe, gel, gel, gie, he, i, in, in, lan, ler, lot, ma, na, no, ny, o, pon, ran, rat, ri, rin, sei, sel, sie, ster, stig, ta, tar, tar, te, te, tr, tel, ter, tie, to, ul, za. Auflösung erfolgt in nächster Nummer. Sonntags -Beilage »-»- Pulsnitzer Tageblatt m _ " . _ . q W Mobr) Schriftleiter: I. W. Mohr in P u l r n itz Druck »al«« von S. L Förster« «kbe» (Inhaber: I. W wesyr- ^Lchlügt dir die Hoffnog fehl, »le fehle dlr das Hoffe«! Gl« Ter ist zugetan, doch tausend stad noch offen. Sonntagsgedanken Morgen am Palmsonntage treten wieder viele junge Christen an den Konfirmationsaltar, um für ihr Leben (Hott und der Kirche die Treue zu versprechen. In ihrer jugendlichen Begeisterungsfähigkeit gleichen sie den Zeit genossen Jesu, die ihm einst am ersten Palmcnsonntage das freudige „Hosianna" entgegenriefen. Wir wissen, wie bald ihre Stimmung umschlug in das schändliche „Kreuzige, kreuzige ihn!", als ihre irdischen Erwar tungen und diesseitigen Wünsche von Jesus nicht erfüllt wurden. Immer wieder zeigt es die Wirklichkeit, wie auch wenige nur ihr Konfirmationsversprechen halten, ivic sie alsbald den Versuchungen des Lebens erliegen und sich von einem Wandel nach Gottes Gebot ab- kehrcn, wie sie bald unter der Last des Lebens zu zweifeln beginnen und Gott, dem Glauben und der Kirche den Rücken kehren. Ein Fall ist mir sogar be kannt, wo ein Jüngling schon wenig Wochen nach der Konfirmation auf dem Standesamt erschien und hohn lächelnd seinen Kirchenaustritt erklärte. Evangelische Ju gend bedenke: Es ist etwas Großes um die Treue. Die Treue war von alters her der Ehrenschmuck der Deut schen. Auch die heilige Schrift singt den Lobpreis der Treue. „Nun sucht man nicht mehr an den Haushaltern, denn daß sie treu erfunden werden." (1. Kor. 4, 2.) Der Treue wird der Lohn der ewigen Seligkeit ver heißen. „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben." (Offbg. 2, 10.) Gerade die Gegenwart ist reich an Versuchungen zur Untreue. Die heute wie noch nie brennende Berufsfrage birgt man cherlei Gefahren in sich. In unserer Zeit sind nicht nur die Alten im Arbeitsleben überflüssig geworden. Es will sich auch für die Jüngsten infolge technischer Fortschritte und wirtschaftlicher Niederlage kein rechter Platz mehr finden. Eine Jugend, die gleich zu Beginn der Arbeits zeit ausgeschaltet werden muß, gerät leicht auf die ab schüssige Bahn. Nicht besser haben es die, die noch eine Lehrstelle fanden. Für sie schlägt ebenfalls nach kurzer Zeit die Schicksalsstunde. Nach beendeter Lehrzeit stehen auch sie vor dem Nichts. Sie werden versucht, durch Unlauterkeit und Unaufrichtigkeit ein« Fortkommens möglichkeit zu suchen. Aber zu rechter Treue gehört Ge duld, Wartenkönnen selbst unter Verzicht und Opfer- Auch sonst verführt das Leben leicht zu Untreue. Mit dem Schritt aus dem Elternhause hinein in das wirkliche Leben ist es mit dem Paradies der Kindheit zu Ende. Die Zeit der Selbstbehauptung beginnt, da bekommt die Welt mit einem Schlage ein anderes Gesicht. Es weht nun ein anderer Wind als im Elternhause, wo alles um unser Glück und Wohlergehen ging. Aufrichtige Menschen sind selten. Wahre Freundschaft besteht wenig. Selbstsucht ist größer als Selbstverleugnung. Menschliche Dummheit macht sich breit und bläht sich auf, um da hinter die eigene innere Hohlheit zu verbergen. Es kom men die Tage, da man das Leben verabscheut und seine Heiligkeit und Göttlichkeit nicht mehr zu sehen vermag Es kommen aber auch die Tage, da man sich über die kleinen Lichtblicke des Lebens ganz besonders freut, so etwa in der Begegnung mit wahrhaften Persönlichkeiten voll Selbstverleugnung und Seelenadel. Wohl dem Men schen, der solches erleben darf. Vor allem aber wohl den Menschen, denen gerade in der Begegnung mit den Wi derwärtigkeiten des Lebens der Wert des Glaubens aufgeht, daß sie sich gerade deshalb in die Reihe der Getreuen Gottes und der Kirche einstellen. Dort lernen sie es, alles vermeinte irdische Gut gering zu achten und die Welt in eine Beleuchtung von der Ewigkeit aus zu rücken. Dort erfahren sie etwas, das einem Zauber worte gleicht, unter zunehmendem Verlöschen des eigenen Ich zu sagen: Es ist Gottes Wille. Dort lernen sie es, von Tag zu Tag mehr aufzublicken zu dem Einen, der das bitterste Leid und die größten Enttäuschungen erfuhr, die je die Weltgeschichte sah, und an seinem Beispiele alle Verzagtheit fahren zu lassen und die Hilfe am Nächsten und die Arbeit an den Mitmenschen nicht auf zugeben. Daß sie in diesem Sinne treu blieben, treu unserm Gott, treu unserem Glauben, treu unserer Kirche, das sei unser Wunsch und unsere Bitte für die innere Zukunft unserer Konfirmanden. W. H. Bolksbräuche am Palmsonntag. Der Palmsonntag wird zur Erinnerung an den Einzug Christi in Jerusalem gefeiert, den dort die festlich gekleidete Menge jubelnd begrüßte. Das soll man in symbolischem Sinne auch heute noch tun. Früher war es Sitte, daß man sich auch äußerlich zum Fest schmückte. Im Mittelalter durfte ran nur in neuen Schuhen an der Palmsonntagsprozession teilnehmen. Und in der Vorkriegszeit sagte mau in einzel nen Gegenden, z. B. in den Rheinlanden, daß der Palm esel jeden umstoßc, der nicht ein neues Kleidungsstück besitze. Große Bedeutung kommt im Volksglauben auch am Palm sonntag dem Wetter zu. Es steckt in ihm eine gewisse prophetische Deutung: Der Tiroler und Oberbayer sind fest davon überzeugt, daß es auch in die Garben regnet, wenn es in die Palmen schneit oder regnet. In Schwaben glaubt man, daß die Gänse nicht gut gedeihen, wenn es am Palm sonntag regnet. Noch gefährlicher ist es, nach einem weit verbreiteten Glauben, wenn es am Palmsonntag donnert. Dann „erschrickt" die junge Saat und gedeiht nicht. Wie an jedes Fest so knüpfen sich auch an den Palm sonntag Bolksbräuche. Bei diesen spielen in den. meisten Fällen die Hauptrolle die Palmen. Dahin gehören auch die Palmsonntagsspiele in der Grafschaft Hohen stein, wo die Ehepaare, die sich in dem abgelaufenen Jahre verheiratet haben, die Jugend beschenken müssen, die Mädchen mit Nadelkissen, die Knaben mit Bällen. Mit diesen Bällen, die verschenkt werden, wird am Nachmittag des Palmsonntags ein gemeinsames Spiel gespielt: