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Sächsische Landwirtschaft- Jahresbericht drr Landwirtschaftskammer. In einem stattlichen Bande berichtet am Ende de- lausenden Geschäftsjahres die Landwirtschaststammer übe die Lage der sächsischen Landwirtschaft und behandelt darir einachend alle ausgetretenen Fragen spezieller und allge meiner Natur ans ihrem Gebiet. In einem einleitende! Kapitel wird die allgemeine Lage der Landwirtschaft — die zunehmende Verschuldung, die untragbare Zins- uni Stenerbclastung, die ständige Zunahme der Substanz Verluste, die sich häufenden Zwangsversteigerungen und di verheerenden Preistatastrophen — geschildert. Der Berich sagt, daß das Jahr 1932, das Jahr der Entscheidungen eine Entscheidung grundlegender Art auch für unser, Landwirtschaft bringen muß, wenn der Zusammenbrucl vermieden werden soll. Es wird daun weiter der kata strophalc Erntcansfall des anfänglich bessere Aussichter dielenden Jahres 1931 behandelt; es folgen eingehend, statistische Darstellungen, n. a. auch über die bedenklich ver größerle Verschuldung. Hierzu heißt es dann, daß dei Kardinalforderung einer generellen Zinssenkung eines allgemeinen Vollstreckungsschutzes in der Reichsnou.-ord nung vom 8. Dezember endlich nachgekommen worden fei daß letztere aber im übrigen der sächsischen Landwirtschaß eine große Enttäuschung, besonders auf handelspolitischen Gebiet, bereitete. Soweit dies auf handelspolitische Bin düngen zurückznführen sei, erwarte die Landwirtschaft ein« Kündigung znm nächstmöglichen Termin. Die Fordern»,' auf einen ausreichenden Zollschutz verpflichte die Land wirtschaft aber auch gleichzeitig, die Erzeugung allmählici soweit zn steigern, daß das deutsche Volk aus eigenes Erträgen ernährt werden kann. Technisch sei diese Möglich keil gegeben. Die nächste Sitzung der Laudwirtschnftslammer. Am Donnerstag, 31. März, findet in der ehemalige» 1. Kammer des Landtagsgebäudes die durch die Amts nicderlcguug des Präsidenten nnd 1. Vizepräsidenten ver tagte Gesamtsitzung der Landwirtschaftskammer statt. Die Tagesordnung ist die gleiche, wie die für d' '.folge dei Vertagung unerledigt gebliebene vom Diens. über den Termin für die Neuwahl der Präsidenten ist noch nichts festgclegt. „Das ist die Liebe, di« dumme Liebe . . Oer Verrat -es gräflichen Hausmädchens. Vielköpfige Einbrecherbande von der Polizei gefaßt. — Der Führer im Schlaf gefesse lt und verhaftet. Hamburg. Die Kriminalbehörden von der oldenburgi schen Grenze bis nach Kiel und Lübeck, die Staatsanwalt schaften der genannten Plötze und die Amtsgerichte von Segeberg, Ahrenbök, Tankenrade und Saran sind fieberhaft mii den Ermittlungen beschäftigt, die zur restlosen Unschäd lichmachung einer riesigen Einbrecherbande führen sollen. Bis Freitao mittag waren bereits 2 8 Verhaf tungen von direü beteiligten Verbrechern erfolgt. Wei tere Festnahmen stehen bevor. Ferner wurden unter dem Verdacht der Hehlerei schon zwölf Personen vorläufig in Haft genommen. Aufgeklärt hat man bis jetzt bereits über neunzig schwere Einbrüche in Preußen und Oldenburg. Das Diebesgut zugunsten der KPD. Die einzelnen Banden unterstanden jeweils einem Pandenchef, der seinerseits wieder durch einen ge meinsamen Führer Anweisungen erhielt. Alle Ver hafteten sind Mitglieder der KPD. Die Organisa toren sind Instrukteure und Ortsgruppenleiter der gleichen Partei. Auch der Absatz der Waren erfolgte in der Haupt sache so, daß erst Mitglieder der KPD. ver- >orgt wurden, die weiteren Waren dann aus rünwegen in die Städte' geschafft und hier durch Vertrauensleute' zu Geld zemacht wmÄen. Begonnen hat die Großaktion damit, daß am Montag' voriger Woche ein vertraulicher Anruf aus Friedeberg nach Kiel gerichtet wurde. Man hatte fesrgestellt, daß eine Einbrecherbande aus dem Oldenburgischen, wo be reits über 30 Einbrüche verübt worden waren, nach Sem preußischen Gebiet hiniibergewechselt war. Tatsächlich erfolg ten auch im Zeitraum von einigen Tagen 20 schwere Ein brüche, bei denen eine Riesenbente gemacht wurde. Die Zu stände wurden vollkommen unhaltbar, da sich außerdem mehrere Raubüberfälle ereigneten und somit auch die Land straße in höchstem Maße unsicher wurde. Führer Tralaus Erkundungsfahrten. Unter den 28 Verhafteten befindet sich auch der Führer' oer ganzen Banden, ein Arbeiter Hermann Tralau nis Sarau, der am Sonnabend früh im Bett verhaftet wer- den konnte, nachdem man ihn im Schlaf gefesselt hatte. Er arbeitete — selbst ein führendes Mitglied der KPD. — mit einem gewissen Grötter zusammen, der bei der KPD. in Ahrensbök als Instrukteur tätig war. Alle Mit glieder der Banden, obwohl sie aus sieben bis acht Plätzen mit vielen Kilometer Entfernung stammten, kannten sich untereinander und kamen auch zu Zusanrmenkiinften an einem bis jetzt noch nicht ermittelten Platz mehrfach zusam- men. Der Chef der Bande, Tralau, war dauernd unter wegs und kundschaftete auf dem Motorrad, immer vom preußischen ins oldenburgische Gebiet hinüber- und her- Lberwechselnd, die Abwehrmaßnahmen der Polizei und gleichzeitig neue Cinbruchsgelegenheiten aus. Tag und Nacht unterwegs. Tralaus Verhaftung gelang schließlich durch einen Ver rat. Man hatte einen schweren Raubzug, der unter Anwen dung von Waffengewalt geschehen sollte, auf Schloß Brunsdorf, den Besitz der Gräfin Rantzau, geplant. Die KPD.-Leute, die mit der Ausführung der Aktion betraut wurden, machten sich an die weiblichen Angestellten des Schlosses heran. Liebschaften führten zwar dazu, daß schließlich die Bande genau wußte, wo sich das Geld befand, jedoch brach zwischen drei Beteiligten wegen eines niedlichen Hausmädchens eine Eifersuchtsaffüre aus, die schließlich zum Verrat und zum Aufstiegen der ganzen Einbrecherorganisa tion führte. Die Kieler Beamten konnten eine ganze Waf fensammlung ausheben, die den KPD.-Einbrechern gehörte. Man hat eine Serie von Raubüberfällen auf den Landstra- ßen, Rieseneinbrüchen in Räucherkammern, wo bis zu zwan zig Zentner Fleisch erbeutet wurden, kleine und große Dieb stähle, Geldschrankeinbrüche und auch die bis jetzt vollkom- men rätselhaften Einbrüche in das Amtsgericht in Ahrensbök an Hand der Geständnisse der Verhafteten auklärc» können. Mit Motorrädern und Fahrrädern, mit Automobilen und Lastwagen waren dei Banden Tag und Nacht unterwegs. *^^mug,urn eine Woche lang zeden Tag HTMu kÄdreiaer ;um frühstück zu trinken... Mrklich-üer ist mehr wert, als erbostet/ Aus alter Wett. Berlin. Eifersuchksattentst auf einen R e i ch s b a n k b e a m t e n. Am Donnerstag nachmittag wurde im Hause Naugarder Straße 44, im Norden Berlins, der Obergeldzähler der Reichsbank Alfred Hartwig im Trep penflur erschossen' aufgefunden. Hartwig soll in seiner Woh nung nach einem Streit von einem Bekannten seiner Frau angeschossen worden sein. Er flüchtete stann noch hilfe- rufcnd in das Treppenhaus, wo er zusammenbrach. Das Ueberfallkommando ftmd den Täter noch in der Wohnung und verhaftete ihn. Die Leiche des Erschossenen wurde be- schlagnahmt. Der Täter, der Volkswirt Artur Lolies, hat an geblich zu der Frau des Ermordeten Freundschaftsbeziehim- gen gehabt. Da die drei'in einer Wohnung zusammen lebten, ' ist offenbar Eifersucht der Anlaß zu der Tat gewesen. Berlin. Fünf Monate G e'f ü n g n i s-f ü r Be le i d i g u n g d e s R e i ch s p rü s i d en t e n. Der Schnell richter verurteilte die Arbeiter Johann- Kallweit und Franz Konieczny wegen Beleidigung des Reichspräsidenten v. Hin denburg zu je fünf Mönuten Gefängnis. Die beiden Ar beiter, die Schmähworte gegen den ReiMpräsidenteu ausge stoßen hatten, wurden sofort verhaftet. Aachen. Nachts wurve auj vac- Haus eines NanonastojiaU- ften in Baesweiler ein Spreugstoisanschlag oerütn Da vu - nicht in vie Erde emgcgraben war, wurve nur ein Kellerfenster aus vcm Mauerwerk herausgenssem Im Zu sainmenhang mit Viesern Borja» wurve ein Mualiev ves kom munistischen Kampsbundes gegen ven Faschismus sest- genommen. Greiz. Jugendlich e. Erp r e s s er. Seit einiger Zeit wurden Fabrikanten mit Drohbriefen belästigt, ohne daß es der Polizei gelang, die Schreiber zu ermitteln. Nnnmehr konnten in Schönfelder Flur ein Schlosserlehr ling und ein erwerbsloser Malergehilfe als die Erpresser verhaftet werden. In den. Drohbriefen hatten sm eine größere Summe Geldes von. den Fabrikanten verlangt, » die an einer bestimmten Stelle hinterlegt Werden sollte. Saaz. Sch w i er ige Tch u l de »eint r e i b u n g. Lin Vorfall, der auf die heutige Zeit ein bezeichnendes Licht wirft: Ter Söhn des Möbelfabrikanlew Hcnnpel aus Trautenait sprach bei einem hiesigen Tischlermeister vor, dem die genannte Firma Möbel in» Werte mm 13 000 Kr. in Kommission geliefert hatte. Die Möbel waren verkauft, vie Firma Sampel bekam aber keim Geld. Bei der: Vor sprache des Hampel erklärten der Tischlermeister uns seine Söhne, kein Geld zu haben, und als Hampel im ruhiger Weise auf die Bezahlung drängle, erhielt er mehrere Ohrfeigen, und die Schuldner schlugen ihm noch) ins Ge sicht und versetzten ihm einen schweren Schlag in die Magengegend, so daß Hampel halb besinnungslos aus dem Hause taumelte. Der Tischlermeister und seine Söhne eilten ihm jedoch nach und drangen nochmals auf ihn ein. Bei dem neuerlichen. Handgemenge schlug Hampel mit wem Kopfe an die Hanswand und stürzte zusammen. Er lag- außerstande, noch ein Glied regen zu können, vor dem Hanse auf der «trabe: Ein hiuzugekommeuer Polizist ließ den fürchterlich verprügelten Gläubiger ins Kranken haus bringen. Gegen die. schlagfertigen Schuldner wurde. Strafanzeige erstattet. Bilim i. B- Stürzende Felsen. Von dem im j der Bahnhofstraße an der Bahnstrecke gelegenen Basalt- i ssslsen, der unter dem. Namen „Kosteletz" bekannt ist, lösten, sich ungefähr drei bis vier Kubikmeter ab und stürzten. - mit donnerndem Getöse aus die Strecke. Kleinere Blöcke hin Gewicht von hundert Kilo wurden durch die Natur- - schutzwand aufgehalten, dagegen stürzten Blöcke im Ge wicht von etwa 5VV Kilo aus das Gleis. Wenige Sekunden, vorher passierte der Personenzug diese Stelle. Der Felsen weist gewaltige Sprünge aus. Weitere Abstürze sind zu erwarten. Deutsch-Gabel, Fingierter Einbruch? Beil» Büchsenmacher Bendel drangen nachts angeblich Einvre- sk siom»» IM 8»imehok» kInn k- oKsV) o>pxr>ekt KIsiUn »eucklwaneer. NsUe (Larve- 183! s2S „Alice, hast du jemats Hell Geige spielen hören?- „Gewiß", sagte die kühl, „ich habe ihn früher sogar oft begleitet." „Spielt er nicht wundervoll?" „Er hat unzweifelhaft Talent." „Talent? Quatsch, Alice, soviel verstehe ich doch auch davon — er ist ein Virtuose. Ich Hütte nie gedacht, daß Hell so viel Seele hätte." „Hat er dir vorgespielt?" „Ach, nein. Du, ich fürchte, ich bin ihm viel zu sehr Nebensache. Aber ich habe einmal zufällig zugehört. Er meinte, niemand außer den Dienstboten wäre im Hause. Seitdem denke ich über Hell ganz anders." Alice zog verächtlich die Mundwinkel herunter. „Warum seid ihr euch so spinnefeind?" plauderte Nora harmlos weiter. „Ein Vögelchen Hai mir gesungen, daß ihr eigentlich Braut und Bräutigam sein solltet." „Das Vögelchen kann ich dir mit Namen nennen. Aber du weißt doch, wie Hell aufschneidet..." „Hell? Er hat mir kein Wort davon gesagt. Ach, Alice, versöhnt euch doch und macht Hochzeit — und ladet mich dazu ein!" „Außer dir, die du eben die Dinge nicht ahnst, dürfte mir das keiner ungestraft sagen..." Alice sprach sehr ernst. „Ich hoffe es dennoch, solange ihr beide noch un vermählt seid." Alice machte sich plötzlich von ihrer jüngeren Freundin los. „Wahrhaftig", sagte sie, mehr zu sich, als zu der andern. An diesem Abend ging Alice zu ihrer Mutter in deren kleinen Salon. Die Wolls bewohnten eine pompöse Villa unsern des Tölleturms. Frau Wolt war eine stille, sehr zarte, feine und kluge Frau, aber in diesen Jahren kränklich und daher zurückgezogen und häuslich lebend. „Mutter", sagte Alice und kniete neben dem Stuhl der alten Dame nieder, „fühlst du dich kräftig genug, daß wir dieser Tage ein paar Gäste einladen?" „Doch, Kind — gern. Ich freue mich, daß du Neigung dazu zeigst. An wen denkst du?" Alice errötete. „Vor allem..." „Hell?" unterbrach die Mutter sie freudig. Ein abweisender Zug von unendlicher Kälte ging über Alices Gesicht. „Der junge Vollwank? Wie kommst du darauf? Er ist übrigens seit Wochen verreist, sagt mir seine kleine Kusine. Ich dachte an Rehfisch." „Alice", sagte die Mutter ernst, „weißt du, was das bedeutet?" Alice neigte zustimmend den Kopf. „So würdest du... ?" „Als Rehfisch im Frühjahr um mich anhielt, habe ich mir Bedenkzeit erberen bis zum Herbst. Der Oktober ist bereits angebrochen. Er kann seine Antwort fordern." „Und du willst... ?" „Um ihm einen Korb zu geben, kann ich ihn nicht ms Haus bitten", lächelte Alice kühl und überlegen. „Und Hell?" „Hell?" „So ist endgültig kein Gedanke daran, daß ihr euch aussöhnt?" „Der Gedanke, Mutter, ist schon seit zwei Jahren end gültig aufgegeben." „Von dir?" „Von mir!" „Kind, du hast ihn liebgehabt — mehr, du hast ihn geliebt! Weißt du nicht mehr, wie du — ein Kind von sechzehn Jahren — hier an dieser Seite weinend gekniet hast und mir geklagt: Ich kann um Fritz und Ludwig nicht trauern, wie ich müßte, weil ich so glücklich bin, daß ich Hells Frau werden muß? Hast du dich ernsthaft ge prüft, Kind, ob nicht irgendein Trotz in on - "R. Alice, und wer kennt besser deinen Trotz als ich, deine Mutter! — dich Hell abweisen läßt? Du zerstörst vielleicht dein Lebe», das Hells und das des Mannes, den vu heiratest, durch eine deiner Schroffheiten, die kein anderer so liebens würdig zu tragen und zu überwinden verstand wie Hell." „Hell ist heute ein alberner Narr, Mutter." Frau Wolt zuckte mit den Achseln. „Bist du sicher, daß es nicht deine Schuld auch ein wenig mit ist?" „Mutter, ich habe mir nichts vorzuwerfen!" „Und du hast Rehfisch lieb?" „Ich mag ihn gern. Er ist klug, ernst, ritterlich und ein hübscher Mann. Nichts an ihm ist mir zuwider. Vater schätzt ihn sehr. Er stammt aus guter Familie und braucht nicht auf mein Geld zu sehen. Vater sprach damals davon» daß es für die Firma ein Gewinn wäre, wenn ich Rehfisch heirate.. Frau Wolt legte den Kopf zurück und sah ihre Tochter prüfend an. „Du hast eine seltsam überlegene Art, dir deinen zu künftigen Gatten zu wählen. Und er? Denkst du daran, daß auch er — er wenigstens — ein Herz hat? Wirst d« das befriedigen können? Ehe ist kein Handelsgeschäft." „So? Nicht?" Alice sah Mutterspöttisch-erstaunt an. „Bisher habt ihr mich das immer glauben machen..." „Man heiratet als Tochter eines Wolt nicht diesen oder jenen, das ist klar. Aber es ist noch ein gewaltiger Unter- schied zwischen einer vernünftigen Heirat uno einer Vernunstheirat!" „Und die Ehe mit Rehfisch wäre keine vernünftig ge schlossene?" „Wenn vu ihn liebst, gewiß!" Alice schüttelte den Kopf; sie sah in diesem Augenblick unendlich traurig und unendlich lieblich aus. „Ich liebe ihn nicht", sagte sie leise. Und jAgte hinzu als die Mutter schwieg: „Ich habe ihn gern — und möchte' daß ihr ihm mein Jawort gebt." * * *