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>4^/, ///rcZ /^//osop/? bande, aus dem der Reihe nach der Arzt, der Chirurg der Hygieniker, der Denker und eine i» i°° w. Ruheplatz a« der Oeynhausen«» «urhalle Idyll am Schwanenteich Sünden denke nach!' K. E. Krack mmmm mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmummmmmmm Das neue .«»«mittel- Haus in Bad Oeynhausen, der Sitz des Baln«o- logischen Forschungs institutes im Nervensystem, am Herzen, im Blutkreislauf, inl Gewebe usw. den Aufenthalt in einem besonders geeigneten Kurort und die Anwendung spezifischer Heilwasserwirkungen notwendig machen. An der Erforschung der mannigfaltigen Wirkungen von Heilquellen, für die Oeynhausen ja vorbildliches Material liefert, arbeitet nun die Balneologie und klärt vorerst einmal eine ganz« Reihe von Grund fragen. So gehen alle Versuche zuerst von der Aus wirkung der Bäder auf den gesunden Organismus au». Auf den so festgestellten Normen baut man dann die Beobachtung der Krankenfälle und die Be handlungsmethoden auf. Hierbei geht man mit der größten Sorgfalt und Genauigkeit vor. So werden, um ein Beispiel zu nennen, Respirationsversuche vorgenommen, indem man in einer besonders für diesen Zweck hergerichteten Badezelle die vom Patienten ausgeatmete Luft vor und während des Bade» und auch danach auf Sauerstoff-, Stickstoff- und Kohlensäuregehalt untersucht. Um auch die geringsten Fehler bei der Beobachtung auszuschließen, die sich etwa aus der geringen Anstrengung des Patienten beim Besteigen der Badewanne ergeben könnten, wird er mit Hilfe eines Aran» hinein- und herausgchoben. Mit Hilfe solcher exakter Methoden gelingt es tatsächlich, den Thermalquellen das Geheimnis ihrer Heilkraft zu entreißen und medizinisches Neuland vielversprechen der Art zu erschließen. Übrigen» muß sich selbst verständlich nicht jeder Kurgast Oeynhausens einer solchen Untersuchung unterziehen. Bei dieser Arbeit zeigt sich überdies auch die innige Verbundenheit der physiologischen und psychologischen Faktoren des Heilungsvorganges. Die Abgeschlossen heit der reine» Kurstadt von allen Störungseinflüssen, der hohe landschaftliche Reiz der Umgebung, vor allem aber die aufrichtende Lebensfreude der gesell schaftlichen Veranstaltungen, welche eine Krankheits atmosphäre, das bekannte „Einspinnen ins Leiden", überhaupt nicht aufkommcn lassen — diese seelischen Einwirkungen verbinden sich mit den Wirkungen der eigentlichen Kurmittel. Der grösste Sprudel der Erder 42 Nieter hoch, VE Liter Thermale in der Minute, 35 Grad Celsius Fabrik. mässige Her stellung des Duber- kulinS nach den Kochschen Angaben brachte neue Heilungsmethoden .... So er fuhr die Welt von der Ent deckung des Duberkel- bazillus — Bei der Koch-Gedenkfeier im Berliner Herrenhaus; in der Mitte die Witwe des Forschers (X) schließlich der warm empfindende Mensch zu uns spricht. Hier einige Proben. Der Arzt: „Gibst du Kranken einen Rat, so denke, dir selbst würde geraten. Was du nicht willst, das man an deinem Leibe tue, das tu' auch an keinem fremden." Der Chirurg: „Man preist die Chirurgen glücklich wegen ihrer sichtbaren Erfolge. Wir dürfen es uns ge fallen lassen, aber nur, wetm wir dabei heimlich an unsere unsichtbaren Mißerfolge denken. Dem Chirurgen ziemt es nicht sowohl, genau zu wissen, was er kann, sondern vielmehr, daran zu denke», was er nicht kann." Der Hygieniker: „Daß Dreck gesund ist, ist eine faule Ausrede der Schmutz finken" und „Unrein« Luft sollte man wie ein moralisches Unrecht, das einem angetan, wird, empfinden. Ventilierte Räume haben etwas Heiliges." Der Denker: „Die gewaltige Frage ist nicht die, ob wir überhaupt sterben, sondern die, ob wir überhaupt leben. Diese allerdings kann nur jemand aufwerfen, der in allen: Erscheinen eine ungeheure Kaskade von Lebensrhythmen zu sehen geübt ist, d. h. das Sichtbare für unwirklich und das eigentlich Wirkliche für unerkennbar zu halten." Der Mensch: „Hast du in einer glücklichen Stunde eine gute Tat getan, so mache und lasse nicht viel Aufhebens davon machen; es könnte der Teufel in dir, oft gereizt und zum Widerspruch gestachelt, dir schließlich noch klarmachen, daß die böse Tat das Bessere gewesen wäre. Darum: vergiß deine guten Werke; aber über deine D '"""""MMMMMMMMMMMMMMMIMMMMMMMMMMMMMMMMUMMUMMMMMUUMMMMttUMM mmmmmmmnmum mmmmnmmmmuummmmmmmmmmmmmmm Nachwirkungen des Kokains nicht geringere als die der für die allgemeine Narkose verwandten Mittel. — Schleichs schöpferische Tat war die Entdeckung, daß die LeistungSsähigkeit der Nerven unterbrochen, also die Schmerzempfindung aufgehoben wird, wenn man die Gewebe durch Einführung grober Mengen unschädlicher Flüssig keiten zum Schwellen bringt. Er verwandte Kochsalzlösung, die Kokain und Mor- phium in ungefährlichen Verdünnungen enthielten. Diese „I n f i l t r i e r u n g d e r G e- webe durch indifferente Flüssigkeiten" ist die Schleichsche örtliche Betäubung. Wie fast alle großen Entdeckungen, stieß sie zuerst aus Unglauben, und der Entdecker konnte sein Versahren erst nach schweren Kämpfen durchsetzen. Als Schleich zum ersten Male «in Referat über die örtliche Betäubung auf einem chirurgischen Kongreß hielt, wurde er vom Vorsitzenden mit der Bemerkung unterbrochen: „Über diese Utopi« unseres jungen Kollegen können wir wohl zur Tagesordnung übergehen." Diese „Utopie" ist seither zu einer Wohltat für die leidende Menschheit geworden. — Wenn der verfehmte französische Philosoph Lamettrie (1709—51) einst sagte, daß 0 In, es gleich vorweg zu nehmen: Balneologie heißt Bäderwisfenschaft. Durch die Be- gründung eines balneologischen Institut» in dem Heilbade Oeynhausen und dessen Übergabe an die Universität Hamburg hat dieser jüngste Zweig der medizinischen Wissenschaft «ine feste Heimat gesunden. Ui schon die Medizin im allgemeinen eine ausgesprochen praktische Wissenschaft, deren Ergebnisse sich meist sofort in Erfolge zugunsten der Volksgesundheit umsetzen, so entspringt die Balneologie ganz besonders einem unmittelbar praktischen Bedürfnis. Das allgemeine Anwachsen der Erschüpfungskrankheiten als Folge der steigenden Anforderungen des Lebens kampfes an jeden einzelnen macht die Heilstätienfrage zur Kernfrage der Volksgesundheit überhaupt. E» ist leider so, daß es trotz Sport und sonstiger Gesundhcitsbewegungen bei einer immer größer werdenden Zahl von Mitmenschen heute nicht mehr ausreicht, sich in beliebiger Landschaft vom Beruf zu erholen, daß vielmehr ernste Abnutzungserscheinungen V O 1^ Q O s OLOlsr- t/essen Tor/eskaN /m ^/eses /a^es Lum 70. die Beobachtungen und Erfahrungen, die wir aus den Tagebüchern der Ärzte schöpfen, welche zugleich Philosophen sind, und nicht der Philosophen, die keine Ärzte sind, die allein maßgebenden Führer seien: daß es die Naturforscher seien, die di« Seele sowohl in ihrer Erbärmlichkeit wie in ihrer ganzen Größe belauscht hätten, ohne dort zu ver achten oder hier zu bewundern: daß man die Seele des Menschen nur praktisch durch Aufklärung der körperliche» Funktionen enträtseln könne, so hat er genau jene» Typus des Seelenforschers vornnsgeahnt und gefordert, den Schleich verkörpert. Ich weih nicht, ob Professor Schleich Lamettrie gekannt hat; aber ich glaube, daß ihm in der Art der Herleitung wenige so verwandt sind, wie jener Freund Friedrichs des Großen. Lolche Abhandlungen, wie Schleich sie geschrieben hat, z.B. „Tierscele und Menschenscele", „Die Haut als eiu Organ der Seele", „Grübchen und Falten", „Das Mysterium der Seele", „Temperament", „Der Sitz der Seele", sind unentwickelt schon bei Lamettrie gegeben, was den Wert und die Originali tät der Schleischchen Darstellungen nicht im geringsten entwertet. Daß in dem Chirurgen Schleich ein Mystiker steckt, nimmt nicht wunder bei einem Forscher, der in die tiefsten Dinge des Geschehens cinzudringen vermochte. Ihm wurde daun jeder physiologische Prozeß zu einem Mysterium, ein Lieblingswort Schleichs, das er in seinem medizinisch und psychologisch gleichbedeutenden Werk oft ampendet. Schleichs ungeheuere Vielseitigkeit zeigt sich wohl an: besten in seinem Nnchlaß- ,... ILoLErt ILOQL» LULU» ^>m 24. März E2 hielt ein kurzsichtiger, bärtiger Mann er vor der Berliner Physiologischen Gesellschaft einen Vortrag über die „Ätiologie der Tuberkulose" - die Welt erfuhr von der Entdeckung de» Tuberkelbazillus, des Er regers der Volksseuche, die laut Statistik damals jeden siebenten Menschen dahinraffte. Der Entdecker Robert Koch war Regieruugsrat im Gesundheitsamt Berlin. Ohne jede Vorkenntnis auf dem Gebiete der Bakterio logie, die er als Wissenschaft überhaupt erst begründete, hatte er gearbeitet, hatte als erster die Bakterien gefärbt, den Photoapparat an das Mikroskop angeschlossen und so die Mikroben sichtbar ge macht. Neben seiner eigent lichen Entdeckung war seine Arbeitsmethode richtung gebend für alle medizinische Forschung der Zukunst. (k^lS Schleich in Zürich studierte, wurde Gottfried Keller auf den „Dütschen, der so wunderherrlich süsse cha", aufmerkfam und holte ihn des öfteren ab, um mit ihm zu trinken, ohne daß Schleich jedoch zunächst wußte, mit wem er da eigentlich zusammensaß. „Einmal schrieb ich meinem Vater", so erzählte Schleich, ,,e» sei da ein Stadtschreiber Keller, der sich meiner lehr freundlich annchmc. Mei» Vater fragte postwendend, ob das etwa der Dichter Gottfried Keller sei, wenn ja, sei ich der größte Glückspilz, denn das sei für ihn »ach Goethe der erste ganze Dichtermensch. Richtig, es war der göttliche Gottfried, von dem ich damals mit zwanzig Fahren auch nicht eine Zeile gelesen hatte. Mein Vater aber sandte mir seine gesammelten Werke, und ich las nun staunend alle die herrlichen Dinge. Dieser große Mann — mein Kneip- Philister! — Gespannt wartete ich auf sein Wiedererscheinen, und er kam. — Al» wir saßen, nahm ich mir ein Herz und begann: .Herr Keller! Ich habe ja gar nicht gewußt, daß Sie ein so großer Dichter find'. Da fuhr er auf: .Wennst noch an oinzigs Wurt von Dichten soagst, da hau i dir an Schellen. Wir chommet hier nüt zusamme, nm von Literatur zu schwätze, sondern nm zu süsse! Also halt din Gosche'". Ms Erfinder der örtlichen Betäubung ist Karl Ludwig Schleich weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt und berühmt geworden. Die Gefahren der Narkose hatten ein immer dringenderes Bedürfnis nach einen: Mittel geschaffen, das imstande wäre, die Schmerzempfindung an der Operationsstelle auszuschalten, ohne daß eine allgemeine Betäubung vorgenommen werden müßte. Die Kokainein spritzungen konnten als eine befriedigende Lösung des Problems nicht gelten; denn obwohl sie eine örtliche Betäubung hervorriefen und allgemeine »»nötig machten, waren doch die gefährlichen