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All einigen Orten holt man schon mehrere Tage vor Palmsonntag vom Walde eine schlanke Tanne, schält sie so, daß die Rinde bandartig gewunden stehen bleibt und weiße und dunkle Streifen nebeneinander liegen. Dann wird der Baum reich verziert mit Reisig, Buchs, Aepfeln, Eiern und buntem Schmuck. Der Sohn des Hauses trägt ihn am Sonntag in die Kirche. Die stattliche Reihe der hohen Palmen, die an der Kirchenwand am Altäre stehen, wird vom Priester geweiht und nachher am Hause oder meist im Garten aufgestellt. Anderswo wieder nimmt man nur nie drige Tannenbäumchcn statt der Palmen, läßt die oberen Aeste stehen, schmückt die Palme ähnlich wie die eben be schriebene Tanne und nagelt nach der Weihe die Krone an die Stalltür, wo sie bis zum nächsten Palmsonntag bleibt. Fast jeder Kirchenbesucher nimmt ein kleines Palmbüschel mit sich, das während des ganzen Jahres zu Hause bewahrt wird, um vor Krankheit und anderen Uebeln bewahrt zu sein. Teile der geweihten Palme werden am Kruzifix, an Heiligenbildern oder am Spiegel angebracht, andere im Stall, im Rauchfang und im Speicher. In den Acker gesteckt, sind sie gut für das Gedeihen der Früchte.. Etwas von der Entstehung der ch Familien-Namen Von R. K. Deutung der Pulsnitzer Familiennamen mit Benützung der Bücher von Heintze - Cascorbi und Gottschald. (Abkürzungen: ahd. gleich althochdeutsch, mhd. gleich mittelhochdeutsch) M Mägel, Mager, ahd. mage gleich Verwandter Mahner, von Maginhard Manig, Deutung nicht gesunden Mantel, Bedeutung unbekannt Martin, von Martinus, lateinisch, dem Gott Mars gehörig Maucksch, Maukisch, Bedeutung unbekannt Mey, May, von Mai (lat. majus) Mayas, nicht zu deuten Mehnert, von Maginhard Meier, Meyer, von major gleich Verwalter Meitzner, Ortsname Melchert, von Melchior (hebr. König des Lichtes) Menzel, von Hermann Messerschmidt, Derussname Michael, Erzengel Mick, Mickan, gleich Mücke Mielchen, Verkleinerungsform von milu gleich lieb Miehner, von Meitzner Mietzsch, nicht zu deuten Mickolaiczhk, von Nicolaus Milde, Mildner, von mildo gleich gütig, freigebig Militzer, von Miliz Mierisch, von Mirslaw gleich Friede Mischke, von wendisch misk gleich Mönchlein oder myska gleich Mäuschen Mischok, Bedeutung unbekannt Mietschke, siehe Mischke Mittag, von Mitte Mocker, von wend, mokar gleich Sumpsbewohiwr Mohr, von Morols -- Moro Morche, Morgenstern, Mortsiefer, unbekannte Bedeutung Moschke, von Moses Mothes, von Matthäus, Timotheus, Moses Mücklich, von Mücke Müller, Derussname Mütze. Erklärung unnötig N Näther, von Nadhere gleich gnädiger Herr Nartzschke, Natschack, Bedeutung unbekannt Naumann, gleich Neumann, der neue Mann im Orte Neubarth, von Niwibert Neuhaus, der Las neue Haus hat Neuling, Erklärung bekannt , Neumann, siehe Naumann Nier, von Niether. Bedeutung: Eiser, Haß Nitsche, Nitzsche, von Nitho, Bedeutung wie oben Noack, von Nowack, slav. gleich Neumann O Oertel, Bedeutung nicht bekannt Opitz, Ortsname Oswald, von Ansowald P Pampel, gleich schlafser Mensch Patzmann, gleich Patzwächter Pausier, Erklärung nicht möglich Peisker, Fischname Perre, unbekannte Bedeutung Peschke, Peter, Petzer, Petzold, von Petrus Peukert, von Dougrat (Hals- oder Armring, Kette) Pfützner, von Pfütze, Lache, Brunnen, der daran Wohnende Philipp, von Philippus Pientock, Bedeutung unbekannt Pietsch, von Petrus Pilz, Bedeutung bekannt Pöschel, Pötschke, von Petrus Pohle, Pollack, Ländername Poth, von Pot, niederdeutsch gleich Pfütze, Pfuhl, der daran Wohnende Poppe, von Poppo, häufiger ahd. Name Prasser, gleich Schwelger Preibsch, von priby gleich wachsen Prescher, Ortsname Preschen (Lausitz) Preuß, Ländername (Preußen) Procvp, von Procopius (Fortschritt) Protze, Bedeutung bekannt. Es kann auch vom Ortsnamen Protzen bei Nuppin Herkommen ' Putzke, von Putz, Brunnen oder vom Ortsnamen Putz b. Danzig Naetz, Naetze, Rätzsch, von Raddatz gleich Ratgeber Rammer, von Ramme (Fallklotz) Rasche, der entweder zu rasch hitzig, kriegstüchtig oder zu Rasch (Ortsnamen in Franken) gehörig Rateh, von rataj (wendisch), tschechisch gleich Bauer Rauhut, mittelalterliche Kopfbedeckung Rehnert, von Raginhart gleich Fest im Rat Reiche, vielleicht vom Ortsnamen Reich bei Koblenz Reiff, von Ricfrid, mit dem mhd. riche gleich mächtig zu sammenhängend ! Reim, von Raginmund — Raimo mit Rat zusammenhängend Reinhard, Reinhardt, von Raginhart, kommt von Rat her Reinhold (Raginald), Deutung wie vorher Reitzig, Reißmann, von reisen, eigentlich: aufbrechen, in den Krieg ziehen Rennert, von Renner, Reitknecht, reitender Bote Rentsch, von Raginald, Kurzform gleich Ragan, hängt mit Rat zusammen Reppe, von niederdeutsch rep gleich Seil Richter, Bedeutung bekannt Riedel, von Ried gleich Schilf oder von Ridan (ritan) gleich . reiten. Verkleinerungsform von Rido gleich Ried, Riedel Diesel, Bedeutung als Familienname nicht bestimmt zu erkennen Rietschel, Nietscher, Ritscher, Verkleinerungsform Rico von Rikas gleich reich, mächtig Ringel, gleich Ringeler, Ringler gleich Verfertiger von Finger ringen und Paternosterkügelchen aus Knochen und Elfenbein Ritter, von Reiter abgeleitet Röber, von Hrod gleich Ruhm, Sieg. Verkleinerungsform , Robbo. Niederdeutsch soviel wie Räuber Völlig, von Hrod-Rollo, wie oben Röschke, von Reschke, wendisch resk gleich Spitzmaus Rösler, von Resler gleich Schuhflicker Röthig, von Hrod-Hruodicho, wie oben Rodehahn: Hahn ist Wohl der ursprüngliche Name, Rode (roden) das Beiwort Rosenberg, örtlicher Name mit Bezug aus Rose Rosenkranz, kachol. Gebetskette Rudolph, der Ruhmesstarke Rüdrich, von Rüdiger Ruth, biblischer Name Ruhland, Ortsname Ruppert, von Ruprecht, der Ruhmesglänzende (Schluß folgt.) Die siebenfache Schnur Skizze von Kurt Miethke „Oh", sagte der Gastgeber, Baron von Wittisch, „das ist mir aber sehr interessant. Sie sind Detektiv? Wie schade, daß ich Sie nicht vor acht Jahren schon kannte. Vielleicht hätten Sie mir einen großen Dienst erweisen können." — „Vielleicht kann ich es jetzt noch?" fragte Kay und zündete sich eine Zigarette an. „Jetzt noch ?" lachte Baron von Wittisch. „DaS ist nicht gut möglich. Acht Jahre liegt die Sache zurück, und außerdem haben wir wohl alles getan, um die siebenfache Schnur zu finden. Es war alles vergeblich." „Die siebenfache Schnur?" fragte Kay „Ich sehe schon, ich muß die Geschichte erzählen. Setzen wir uns!" Der Gastgeber deutete auf ein großes Oelge- mälde, das an der Wand hing und ein weißhaarige,'sehr schlanke, geistvoll aussehende Frau darstellte. „Das ist meine verstorbene Frau", erklärte der Baron. „Und jene Perlen um ihren Hals, das ist die siebenfache Schnur. Es handelt sich um echte Perlen von sehr hohem Wert. Fachleute schätzen ihn auf zweihunderttausend Mark. Meine Frau liebte diese Perlenkette über alles. Jedoch sie trug sie leider sehr selten, auS Angst. Die gute Thea! Sie litt ihr ganzes Leben lang an einer Art Verfolgungswahn, und in den letzten Jahren ihres Lebens wurde das immer schlimmer. Sie hatte eine völlig hysterische Angst vor Bolschewisten. Thea hat auch diese Schnur versteckt. Wir wußten nicht: wo, und wir wissen nicht: wo. Sie konnte uns den Ort des Versteckes nicht mehr mitteilen. Meine Frau erlebte einen Autounsall, der tödlich ausging." Der Baron schwieg einen Augenblick und sah nach dem Bildnis. Eine Bewegung huschte über seine Züge. Leise fuhr er fort: „Ich wurde an ihr Sterbelager gerufen. Noch im Todeskawps dachte sie an die Perlenschnur, wollte mir mit teilen, wo sie lag. Sie konnte es nicht mehr. „Die Perlen, die Perlen", murmelte sie immer wieder. Ich neigte mein Ohr dicht zu ihrem Mund. „Die Perlen", seufzte sie wieder, „die Perlen, im Bach". Das war alles, was ich verstehen konnte. Zwei Stunden später starb Thea. Wir ließen dann daS ganze Haus durchsuchen, alle Wände abklopfen, alle Tischbeine adschrauben. Sämtliche Bäche in der Nähe des Schlosses wurden abgelassen und durchsucht. Die Perlen blieben verschwunden. Der Gedankt, sie in einem Bach zu verstecken ist ja auch zu grotesk, wie Sie mir zugeben werden". „Haben Sie sich nicht verhört?" fragte Kay und sah sinnend dem blauen Rauch seiner Zigarette nach. „Könnte Ihre Gattin nicht statt Bach beispielsweise Dach gesagt haben? Der Dachboden wäre doch zweifellos ein günstiges Versteck." Der Baron schüttelte energisch den Kopf. „Nein, ich habe mich nicht verhört. Und außerdem haben wir damals die gleiche Ueberlegung wie Sie angestellt, auch die sämtlichen Bodenräume des Schlosses genau untersuchen lassen, ohne Erfolg. Na, reden wir nicht mehr davon, das Rätsel ist nicht zu lösen." Kay erbob sich und ging zweimal rasch durch das Zimmer. „Gut, reden wir nicht mehr davon. Aber ich möchte füns Minuten nachdrnken, wenn Sie mir das erlauben wollen, Herr Baren " Der Baron nickte, nahm ein Buch und begann zu lesen. Kay aber stapfte weiter durch das Zimmer, mit umwölkter Stirn. Fünf Minuten verrannen. Dann blieb Kay plötzlich stehen. „Herr Baron", sagte er, darf ich mir das Schloß einmal allein ansehen? Ich habe einen Gedanken." Kay verschwand nach der freundlich gegebenen Zustimmung des Hausherrn. Der starrte auf sein Buch, ohne lesen zu können. Wieder hatte ihn das alle Problem erregt, das un lösbare Rätsel ihn aufs neue aufgerüttelt. Wo war die . siebenfache Schnur? Sie mußte nah sein, ganz nah vielleicht, sie mußte sich finden lassen. Aber ach, man war ja dem Rätsel nach allen möglichen Seiten hin nachgegangen, es war und blieb aussichtslos, auf eine Lösung zu hoffen. Der Baron schreckte aus seinen Gedanken hoch. Vor ihm stand Kay. Mit einem dicken Buche unter dem Arm. Lachend. Mit glänzenden Augen. „Ich habe die siebenfache Schnur gefunden", rief er. Der Baron sprang in die Höhe. „Unmöglich!" „Durchaus nichl unmöglich. Ich habe zwar nicht die Schnur selbst, aber die Auszeichnung Ihrer Gattin gefunden, die^uns das Versteck ermittelt." „Und wo, wo, wo haben Sie diese Aufzcichnungen innerhalb zehn Minuten gesunden, nachdem wir seit acht Jahren vergeblich gesncht haben? „Wo Ihre Gattin sagte." „Wo?" — „Im Bach." „Aber 'm welchem Bach?" Da lachte Kay und öffnete das dicke, große Buch, das er unter dem Arm trug. Schlug das Titelblatt auf und deutete mit dem Finger vorauf. „Das Wohltemperierte Klavier", laß der Baron vcu. „Von Johann Sebastian Bach". Dann tat er einen Schrei und sank in den nächsten Sessel. Kay aber griff in die Brusttasche und holte cinen Brief heraus. „Das lag im Bach. Im Johann Sebastian Bach. Ein geschlossener Umschlag. Ich habe ihn geöffnet und gelesen, und hoffe, Sic werden mir das nachträglich verzeihen. Der Schatz, die siebenfache Schnur liegt unter oer sechsten Ulme der großen Parkallee . . ." „Und wie", fragte atemlos dec Baron, „haben Sie das gefunden? „Bei meinem Spaziergang durch das Schloß, d-r mich auch in das Musikzimmer sührtc. Sie müssen wissen, daß ich ein großer Bachfreund bin. Ich selbst spiele Bach leidenschaftlich gern und leidlich gut. Ich brauche nur den Flügel anzusehen, der im Musikzimmer stand, und ich hatte sofort die Gedankenverbindung: Klavier, Bach. Und da Sic mir wenige Minuten vorher ein ,Bach'-Problem aufgegeben brauchte ich nur die Noten, die offenbar lange nicht benutzt waren, nach den Werken Johann Sebastian Bachs zu durch stöbern . Zwei Stunden später holte man unter sechsten Ulme der großen Parkallee die lang vermißte siebenfache Perlenschnur he,vor. U d abends mußte Kay Klavier spielen. Herrliche alte Musik aus einem dicken, großen Notenbuch ... Das fliegende Autogespenst. England und Amerika sind die Länder, die sich am meisten für alle Geschwindigkeitsrekorde inter essieren. Der Zweikampf dieser Länder geht nun schon seit Jahren ununterbrochen. Augenblicklich stellt England die schnellsten Fahrzeuge in der Luft und auf dem Lande. Den Rekord auf dem Wasser, den kürzlich noch der verunglückte Major Segrave hielt, haben die Amerikaner ihnen wieder abgejagt. Nicht genug aber damit, daß sich die jeweiligen Rekordhalter ihrer Höchstleistung erfreuen und darauf war ten, daß sie jemand anders übertrumpft — auch die eigenen Rekorde müssen verbessert werden. Wohl der begehrteste Ruhm ist der, das schnellste Automobil der Welt zu fahren. Im vorigen Jahre stellte Sir Campbell auf dem berühmten schnurgeraden und völlig glattgewalzten Strande von Daytona Beach in Florida den Weltrekord von 396 Ki lometer in der Stunde. Das genügte ihm aber noch nicht, und er wollte unbedingt die 400-Stundenkilometer-Grenze überschreiten. Jetzt ist ihm das gelungen. Er hat mit seinem Ueberrennwagen eine Geschwindigkeit von 408 Stundenkilo meter erzielt. Das bedeutet, daß Herr Campbell mit seinem Ungetüm von Auto bei geeigneter Straße von Königsberg über Berlin nach München in weniger als zweieinhalb Stun den rasen könnte. Allerdings wird ihm das niemals ge lingen. Das Material seines Autos würde eine so lange Beanspruchung nicht aushalten. Die Reifen beispielsweise, mit denen sein Auto ausgerüstet ist, halten bei der ungeheu- ren Geschwindigkeit nur etwa zwei bis drei Minuten. Dann ist die Gummidecke abgerieben, oder sie wird durch die Flieh kraft bei der rasenden Umdrehung der Räder einfach fort geschleudert. Würde der Wagen bei seiner ungeheuren Schnelligkeit auch nur auf das kleinste Hindernis stoßen, so würde er das nicht etwa beiseite schleudern, sondern er selbst würde einfach zertrümmert werden. Cin gefährlicher Sport also, diese Jagd nach der höchsten Geschwindigkeit. Nichts für Leute mit schwachen NervenI Der gepanzerte Landstreicher. In der nächsten Umgebung der Stadt Frankfurt am Main wurde kürzlich von Polizisten ein sehr merkwürdiger Mensch aufgegriffen: ein Landstreicher, der sich für Gelegen- heitsarbeiten verdingte und so durch die deutschen Lande stromerte. Daran ist an sich nichts Merkwürdiges, und es wird noch sehr viele Menschen in Deutschland geben, die auf diese Weise ihr Leben fristen müssen. Aber das Bemerkens werte an diesem Mann war seine Ausrüstung. Bei einer Leibesvisitation sand man seltsame Dinge: er hatte sich von Kopf bis Fuß — gepanzert. Zum Schutze der Brust hatte er unter den Kleidern zwei große Weißblechschilder angelegt.