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Fürslengeschenke unlerm Hammer was die Sowjets in Berlin zur Versteigerung brachten „Kostbarkeiten aus einer fürstlichen Schatz kammer" wurden am vergangenen Sonn abend von dem bekannten Kunstauktionshaus Ball k Graupe zur Versteigerung gebracht. Die Versteigerung der Kostbarkeiten erfolgte im Auftrag der russischen Handelsvertretung in Berlin. Es handelte sich also um Schätze, die Ende 1920 von der russischen Regierung enteignet waren. Die Auktionsgegenstände stammten durchweg aus dem Besitz russischer Fürsten, teilweise sogar aus den Beständen des russischen Kaiserhofes. Selbstverständlich hatte die Versteigerung einen großen Kreis von zahlungskräftigen Leuten angelockt. Unter ihnen bemerkte man auch einige Russen. Die Gegenstände, die zur Versteigerung gelangten, repräsentierten durchweg keinen besonders hohen Wert. In der Mehrzahl handelte es sich um kunstge werbliche Gegenstände aus der Zeit Lud wigs XV. und Ludwigs XVI., um goldene Emailledosen, Perlenschmuck und Miniaturen. Die Kauflust des Publikums hielt sich auch in bescheidenen Grenzen. Ein großer Teil der ausgestellten Kostbarkeiten — und vor allem der wertvollen — fanden überhaupt keinen Käufer. Die Versteigerung der insgesamt 137 Auktionsnummern nahm nur knapp zwei Stunden in Anspruch. Dann zerstreute sich wieder das Publikum, eine historische Ver steigerung war zum Abschluß gebracht worden. Die meisten Schmuckstücke gingen zu dem Minimalsatz in andere Hände über. Ein hef tiger Kampf der Bieter entbrannte nur um einen kleinen russischen Hausaltar aus ver goldetem Silber. Er ging schließlich für 450 RM. in anderen Besitz über, obwohl er nur für 115 RM. ausgeboten war. Ein herrliches goldenes Opernglas mit reichem Brillanten besatz, ein Geschenk des Sultans Abdul Hamid, fand für 5500 RM. einen Liebhaber. Die vielen Miniaturbilder und silbernen und goldenen Döschen gingen zu bescheidenen Preisen weg. Die Sowjetregierung wird mit dem Erlös der Versteigerung nicht besonders zufrieden sein. Berlin scheint der Sowjetregierung übri gens für solche Kunstauktionen besonders ge eignet zu sein. Seit einem halben Jahrzehnt finden nämlich in Berlin fortgesetzt solche Russenauktionen statt. Vor einiger Zeit muß ten sich die Berliner Gerichte sogar mit dem Einspruch des russischen Fürsten Jussupoff gegen eine derartige Auktion beschäftigen. Im Mai 1931 kam, wie man sich noch erinnern wird, die seinerzeit von den Bolschewisten ent eignete berühmte Sammlung Stroganoff in Berlin zur Versteigerung. Der Erlös dieser Versteigerung brachte damals beinahe zwei Millionen Mark. Die jetzige Russenauktion bleibt an Bedeutung weit hinter den frühe ren Versteigerungen zurück. Die GPU. jubiliert... Die Sowjetunion feiert in diesen Tagen das fünfzigjährige Bestehen der GPU. (Cosu- darstwennoe polititscheske uprawlenie, d. h. staatliche politische Verwaltung). Ein Jubi läum, das den sowjetrussischen Zeitungen Ver anlassung gibt, die Verdienste dieser geheimen Organisation gebührend hervorzuheben. Sta lin persönlich hat dem Führer der GPU., Menschinski, ein Glückwunschtelegramm ge sandt. Überall werden die „Männer mit den stählernen Nerven" gepriesen. Man weist Darauf hin, daß gerade die GPU. Unmensch- Nches im Kampfe gegen die Konter-Revo lution geleistet habe. Durch eine furchtbare Schreckensjustiz brachte es in der Tat die GPU. dazu, daß das Sowjetreaime befestigt werden konnte. An dem Aufschwung der Sowjets haben die Schergen Menschinskis einen großen Anteil. Ihren Namen führt die GPU. erst seit einigen Jahren. Früher nannte sie sich Tscheka. In einem gerichtsähnlichen Verfah ren wurden in den anderthalb Jahrzehnten Tausende unschuldiger Menschen verhört, ge foltert und erschossen. Was in dem großen Gebäude auf dem Moskauer Lubjankaplatz voraing, hat noch kein Mensch außerhalb des Kreises der „Tschekisten" erfahren. Vor die Abschluß der englisch-indischen Konferenz keine grotze Begeisterung für einen indischen Bundesstaat Norman Davis sieht einige „Zeichen der Hoffnung- Neuyork, 24. Dez. (Funkmeldung) Bei seiner Rückkehr aus Genf nach Neuyork erklärte der amerikanische Vertreter auf der Abrüstungskonferenz, Norman Davis, daß seiner Ansicht nach die Abrllstungsfraae jetzt „einige Zeichen der Hoffnung" aufweife. Er glaube, daß die Weltwirtschaftskonferenz der Wirtschaftskrise Einhalt gebieten werde. Wenn in den nächsten Jahren zu häufige Regie rungswechsel vermieden werden könnten, so könnte auch möglicherweise manche der wich ¬ tigsten Probleme durch gemeinsames Vor gehen der Regierungen einer Lösung ent gegengeführt werden. Line verworrene Geschichte Paris, 24. Dez. (Funkmeldung) Zu der am Freitagabend von der „Liberty" gemeldeten angeblichen Verhaftung einer Prinzessin Hohenlohe in Biarritz wegen Spio nage ist im Innenministerium und bei der Kriminalpolizei nichts bekannt. Auch die Poli zei von Biarritz betont, daß keine Verhaftung vorgenommen worden sei. Darauf ist es zu rückzuführen, daß die Morgenblätter sich mit dieser Angelegenheit nicht befassen. Mit Aus nahme des „Journals", das darauf besteht, daß die erwähnte Ausländerin verhaftet sei. Ihre Bitte, gegen eine entsprechende Sicher heit auf freien Fuß gesetzt zu werden, sei ihr abgeschlagen worden. In diesem Zusammen hangs wird eine geheimnisvolle Geschichte auf gewärmt, die schon vor einigen Wochen in einem kleinen Boulevard-Wochenblatt erschie nen ist. Danach sei die Pariser Wohnung der Prinzessin vor einem Jahr versteigert wor den. Bei dieser Gelegenheit habe ein Möbel händler einen alten wertvollen Schreibtisch er standen. Bald darauf habe sich bei ihm ein Käufer eingefunden, der nach dem Schreib tisch gefragt habe. Während der Möbelhänd ler den Tisch diesem Käufer genau zeigte, habe er zufällig ein Geheimfach geöffnet, in dem sich verschiedene Schriftstücke befunden hätten: Ein Scheck über eine große Summe, ein ausführlicher Schriftwechsel, verschiedene Über setzungen auf vorgedruckten Bogen eines ausländischen Spionagedienstes und Photo graphien. Diesen unerwarteten Fund habe der Möbelhändler dem Innenministerium übergeben, durch dessen Vermittlung auch die Botschaft des Landes von dem Inhalt einiger Schriftstücke Kenntnis erhielt, gegen das sich die Tätigkeit der ursprünglichen Besitzerin des Schreibtisches gerichtet haben soll. Dem Möbelhändler eien später mehrfache Kauf gebote für diese Papiere gemacht worden. U. a. habe ein Russe nicht weniger als 200 000 Franken für sie geboten. Diese ganze Ge schichte klingt reichlich verworren. London, 24. Dez. (Funkmeldung) In den späten Abendstunden des Freitags wurde beschlossen, die englisch-indische Konfe renz am Sonnabendvormittag zu beendigen, obwohl keineswegs eine für alle Teile be friedigende endgültige Lösung erreicht worden ist. Die englische Regierung hat, wie erwartet, keinerlei festen Zeitpunkt für die Einführung der bundesstaatlichen Verfassung in Aussicht gestellt. Der Bericht über die finanzielle Ver waltung ist am Freitagabend der Vollkonfe renz vorgelegt worden. Er schlägt u. a. vor, daß die letzte Entscheidung in Haushaltsange legenheiten dem indischen Generalgouverneur vorbehalten werden muß. Weiter ist die Schaffung einer Reservebank in Indien vor gesehen. Wie sich zeigt, haben die indischen Prinzen eine sehr zurückhaltende Stellung eingenommen und keine große Begeisterung für einen Beitritt zu dem vorgesehenen in dischen Bundesstaat gezeigt, in dem sie einen Verlust ihrer Sonderrechte befürchten. In der Schlußsitzung erklärte Lord Reading, die Konferenz habe einen größeren Geist des Vertrauens zwischen England und Indien er zeugt. Es sei unmöglich, die Finanzsachver waltung nach Indien zu verlegen, bevor die Reservebank eingerichtet sei. Dies sei der Weltlage zuzuschreiben und nicht ein Wunsch der englischen Regierung, ihre Versprechen nicht durchzuführen. Der indische Bundesstaat könne möglicherweise erst in drei, fünf oder sechs Jahren ins Leben gerufen werden. Man brauche jedoch nicht allzu pessemistisch zu sein. GPU. kommen alle jene Fälle, die aus guten Gründen im geheimen erledigt werden sollen. Das Urteil braucht nicht in öffentlicher Sitzung gesprochen zu werden. Die Men schen, die in dem Gebäude der GPU. ver schwinden, müssen meistenteils für immer Abschied nehmen vom Leben. Dabei haben die wenigsten etwas verbrochen. Es genügt schon der Verdacht „bürgerlicher Gesinnung", um sie beseitigen zu lassen. Die Organisation der GPU hat sich so als ein besonders wirk sames Klasseninstrument in der Hand der Sowjets erwiesen. Die Geschichte der GPU. ist noch nicht ge schrieben. Es fällt überhaupt schwer, ein Bild von der Tätigkeit der GPU-, die ja meisten teils hinter den Kulissen im Geheimen ar beitet, zu geben. Der Aufgabenkreis der GPU. bleibt aber keineswegs auf die Sow jetunion beschränkt. Sendlinge der GPU. arbeiten auch im Ausland, um dort Mate rial gegen die Gegner des bolschewistischen Systems zu sammeln. Die sehr gut dotierte Ausländsabteilung der GPU. gehörte früher zu den wichtigsten Zweigen der Organisation. Erst in letzter Zeit hat sie etwas an Be deutung eingebüßt. Fünfzehn Jahre dauert also nun das Schreckensregime der GPU. Die blutige Son derjustiz dieser Organisation ist ein wichtiger Bestandteil des Sowjetregimes geworden. Die Machthaber im Moskauer Kreml haben in der Tat allen Grund, dem Führer der GPU. für seine unermüdliche Arbeit zu dan ken. Die stählernen Nerven der GPU.-Send- linge haben noch nicht versagt. Die Moral des Tippfräuleins Jener wunderliche Streit, der vor dem Berliner Arbeitsgericht ausgetragen wurde, wäre wohl nie zur Kenntnis der Öffentlich keit gelangt, wenn nicht vom Ausland her eine Einmischung erfolgt wäre. Im Mittel punkt dieses Streites stand ein kleines Tipp fräulein. Jenes Tippfräulein weigerte sich standhaft, Liebesbriefe, Lie ihr Chef ihr diktierte, zu schreiben. Die junge Dame wurde daraufhin entlassen und klagte bei dem Arbeitsgericht. Das Arbeitsgericht hatte jedoch merkwürdiger- wÄse für ihre Moralanschauungen wenig Verständnis. Das Urteil gelangte sehr bald zur Kenntnis der Pariser Stenotypistinnen. Auf ihre Ehre sehr bedacht, nahmen sie so gleich in einer Protestversammlung energisch gegen das Urteil Stellung. Nein — auch die Rechte des Chefs finden eine Grenze. Er darf den armen Tippfräuleins nicht alles zumuten. Der Streit um die Liebesbriefe des Chefs wurde also sozusagen an die große Glocke gehängt. Ferne liegt es uns, diesen wunderlichen Streit noch weiter zuspinnen. Wunderlich scheint auch jener Chef zu sein, der feine zartesten Liebesäußerungen einer empfind samen jungen Dame in die Maschine diktiert. Der Lautsprecher höher gehängt Der schlichte Staatsbürger mit seinem ge sunden Menschenverstand glaubt, daß zum Rundfunkempfang jeder ohne Ansehung seiner Person zugelasfen ist, der monatlich seinen Obolus von 2 RM. entrichtet. Weit gefehlt! Ein Breslauer Postamt lehnte neulich einen Rundfunkzulassungsantrag mit einer klassi schen Begründung ab. Dem Antragsteller wurde nämlich von dem Postamt ein Bescheid zuteil, der folgende lapi dare Worte enthielt: ,sJhrem Antrag auf Rundfunkgenehmigung können wir wegen ölreisllchler Den 70. Jahrestag ihrer Hochzeit — kron- diamantene Hochzeit nennt man das — konn ten in Morsum auf der Insel Sylt die Ehe leute Boy und Christen Nissen feiern; er ist 93, seine Frau Christen 92 Jahre alt. * 100°/° Dividende konnte die Gesellschaft, die sich mit der Hebung des Goldschatzes aus dem vor Jahren im Kanal gesunkenen eng lischen Dampfer „Egypte" beschäftigt und im verflossenen Jahr endlich Erfolg hatte, für ihr letztes Geschäftsjahr verteilen. * Ein elektrisches Tötungsverfahren für Kleintiere hat jetzt der allgemeine Tierschutz verein in Berlin eingerichtet; die Vorrichtung, für die keinerlei Vorbereitungen, wie Fesseln oder Anschnallen, erforderlich sind, arbeitet Mit Blitzesschnelle und verbürgt einen schmerz losen Tod. Eine Schonzeit für Flundern fordern die pommerschen Hochseefischer in einer Eingabe an die preußische Staatsregierung, da die Flundernbestände gefährlich gelichtet sind; leider scheint es aussichtslos, einen solchen Versuch zu machen, da man dabei schon ein mal an dem Widerstande Polens gegen der artige Maßregeln gescheitert ist. * Eine ausgezeichnete Methode zur Wirt schaftsbelebung hat ein ambulanter Geflügel händler in Oberbayern erfunden; er lieferte für ganz billiges Geld vorzügliche Tauben, insbesondere auch Taubenpärchen zu Zucht zwecken ... Es waren aber nicht nur schöne, sondern auch kluge Tauben, nämlich Brief tauben, die getreulich immer wieder zu dem Standort des Händlers zurückkehrten. Ein zelne Tauben hat er nachgewiesenermaßen mehr als 10 mal verkauft. Kostenpunkt: 6 Monate Gefängnis. Ihrer Staatenlosigkeit nicht entsprechen." Woraus man schließen mutz, daß man in Deutschland nur Personen deutscher Staats angehörigkeit als Rundfunkkunden wünscht. Der Fall wird aber noch geklärt werden müssen. Denn es ist nicht ersichtlich, aus welchem Grunde man gerade die Staaten losen (die oft unverschuldet in ihre Situa tion hineingerieten) vom Rundfunkempfang ausschließen will. Goethe als Hellseher Der Mitarbeiter einer Berliner Montags- zeitung hat kürzlich eine ungemein nette Ent- oeckung gemacht. Daß Gerhart Hauptmann von seiner Ähnlichkeit mit Goethe weiß und diese pflegt, ist bekannt. Daß aber auch Goethe schon hellseherisch seine künftige Ähn lichkeit mit Gerhart Hauptmann vorausahnte, hat bisher keiner angenommen. Und doch ist es wahr. Folgende Stelle aus der „Italienischen Reise" (Abschnitt: „Foligno, den 26. Oktober", zweiter Absatz) beweist dies einwandfrei: „Die ungeheuren Substruktionen der baby- lottisch übereinander getürmten Kirchen, wo der heilige Franziskus ruht, ließ ich links, mit Abneigung, denn ich dachte mir, daß darin die Köpfe so wie mein Haupt mannskopf gestempelt wurden. Dichter erkennen sich eben über Jahr hunderte hinweg. Frecher Straßenraub 6000 Mark Lohngelder geraubt Hof. Auf dem Rückweg von der Bayrischen Staatsbank wurde eine ältere Frau, die für einen Fabrikbetrieb 6000 Mark Lohngelder geholt hatte, von einem etwa 20 jährigen Bur schen überfallen. Der Räuber schlug die Frau nieder und flüchtete unter Mitnahme der Aktentasche mit dem Geld. Ein Helfershelfer, der während der Tat Wache gestanden hatte, konnte gleichfalls flüchten. Im Laufe des Freitagnachmittags wurden zwei Verdächtige festgenommen. Sie leugnen bis jetzt die Tat. Das Geld konnte noch nicht herbeigeschafft werden. Auch die B.indenführerhunde wurden nicht vergessen Unser Bild schildert die Weihnachtsfeier des Deutschen Tierschutzvereins in Berlin für die treuesten Freund« unserer Blinden: Reis, Hundekuchen und warme Decken werden an die Blindenführerhunde verteilt. Die Heilsarmee beschert In Berlin fand jetzt wieder die alljährliche Weihnachtsfeier und Bescherung der Heils armee an die ärmsten Berliner statt, von der unser Bild berichtet: Kommandeur Friedrich verteilt die Wechnachtskörüe.