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Wesllauslhet Zeitung Dienstag, den 22. November 1982 84. bzw. 2. Jahrgang, Nr. 278, Seite 6 Heiratsofferten Ich hatte aus statistischen und anderen Gründen in einer großen Tageszeitung vier verschiedene Heiratsinserate auf gegeben. Teils suchte ich eine Sportskameradin, teils eine wahre Herzensangelegenheit, teils eine mondäne Frau zu ge meinsamen Theaterbesuchen, eine Ehrlichgemeinte fürs ganze Leben mit getrennter Rechnung. Unter den vielen eingelaufenen Briefen wählte ich vier Schreiben aus. von denen jedes auf ein anderes Inserat kam: Schreiben eins: ..Sehr geehrter Herri Sie suchen ein echtes, deutsches, braves, sonnengebräuntes Sportsmädel mit frohem Herz und klarem Kopf. Seit frühester Jugend treibe ich Sport, spiele Tennis, stoße Fußball laufe Ski, boxe, schwimme, reite, und bin auch sehr gut zu Fuß Leider fehlt mir stets der geeig nete Partner, der mir nicht» weiter sein soll als «in echter treuer Sportskamerad. Wenn Sie dasselbe suchen und es mit mir probieren wollen, bin ich gern bereit anzutreten. Mit deutschem Sportheil , . Schreiben zwei: „Lieber Herr! Soll das ein« Fügung de» Himmels sein? Ich !as Ihr Inserat, al» ich heute früh mit meinem lieben Mütterchen am Kaffeeti'ch laß Wie ein geölter Bliß durch zuckte es michl Ich fand keine Ruhe — meine Ruhe ist hin. mein Herz ist schwer, wie schon unser Altvater Goethe io treffend sagte. Ja, ich bin das Heimchen am Herd, was Sie suchen. Ich bin das unmoderne Mädel aus der guten alten Zeit, das nichts übrig hat für freche Flirts, sinnlosen Sport und derlei un weibliche Sachen Meine sehnlichste Sehnsucht ist ein kleines, trautes Heim mit einem guten, charakterfesten Mann und vielen, vielen Kindern. Wenn ich dielen Mann finde, will ich immer sein kleiner Sonnenschein sein. Sind Sie es. den mir Gott schickt? Ich schließe Sie auf alle Fälle in mein jetziges kleines Abendgebet ein und hoff« zitternden Herzen» auf einige Zeilen von Ihnen. In scheuer Scham .. / Schreiben drei: „Lieber Freund! Wenn Sie Lust haben, machen Sie mir di« Freud«, eine Tasse Tee bet mir zu nehmen, Sle suchen die moderne, mondäne, gut aussehende Frau, di« junge schöne schicke Witwe mit Eigenheim und Televhon- anlchluß. Ich bin der Typ, den Sie brauchen. Schlank, ras ig. elegant, sympathische Rotblondine, und in den Dingen >«r großen Welt nicht unerfahren. Das Herz scheidet natür- ich bei unseren Beziehungen au», wenn ich Sie recht ver- tebe. Dafür darf ich wohl auf einen nur gutsituierten Herrn »offen. Ganz die Ihrs ,. / Schreiben vier: „O. Herr, Sie sind der Mann, der gleich mir das Rau- schen des Waldes, da» Singen der Sonne und die brausende Sinfonie der Kunst liebt und es vermag, in der Arbeit de» Tages die Schönheit zu erkennen? Nur Arier werden bevor zugt. Ich selbst habe lange, schwarze Naturwellen, stramme Erscheinung, und mein« Seele ist labanisch gebildet. Helfen Sie mir, den Alltag zu verschönen. Kerzen an den Baum des Lebens zu stecken und mir das Glück zu schenken, das mein armes weidwundes Herz bisher in der materiellen Welt ver geblich suchte/ Diese vler Schreiben nahm ich und beantworte sie. Ich bestellte sie all« an einem Abend. Jede zu einer anderen Stund«. Jede in ein andere» Kaffeehau». Und ich ging zu ihnen. Zuerst zu der einen, dann zu der zweiten, dritten und vierten. Wissen Sie, was ich erlebte? Ich traf in fedem Kaffeehau» zu d«n verschiedenen Stun den mit demselben Erkennungszeichen dieselbe Frau! Sagen Sie selbst, soll Ich das vielseitig Mädchen heiraten? Mausern -le Menschen auch? Sobald die Blätter von den Bäumen fallen, setzt bst den meisten Säugetieren da» „Hären* «In. Im Modejargon heißt das: da, dünne, leichte sommerliche Haarkleid wird durch da» Winterhaar »»»gewechselt. Nun ist -war beim Menschen der normal, Haarwechsel in der Regel nicht an be stimmt« Jahreszeiten gebunden, Immerhin haben neuere Beobachtungen ergeben, daß auch er, besonder, im Herbst und dann auch im Frühjahr, der Mauserung unterworfen ist, wenn auch dies, nicht so auffällige Erscheinungen wie bei den Pelztieren, aber auch bei Hirschen, Rehen, Katzen, Hun den oder Pferden hervorruft. Darum könnte mancher krank haft« Haaraurfall und manche Glatze vermieden werden, wenn man gerad, während der Mauserung der Haarpflege b,jonh«r, Beachtung schinken wollt«. Nur wenige wissen, daß dl« Lebenszeit des menschlichen Haare» ziemlich begrenzt ist. Selbst di« längsten Frauen haar«, die ja neuerdings wieder modern werden, pslegen nach spätesten» fünf bi» sechs Jahren abzusterben und ous- zufallen, während au» dem Haarknätchen. sofern die Kopf- haut gesund ist. bereits ein frisches, neuaebildetes Haar nach rückt. Man braucht daher nicht zu erschrecke^, wenn man merkt, daß einem ein paar Härchen aussallen. Der normale, tägliche Abgang kann dreißig bis hundert Haare betragen, ohne daß dadurch ein Haarverlust etntrttt. Man muh bloß daraus achten, welche Haare ausfallen, die jungen oder die alten. Denn daraus kommt es an. Ein junges Haar erkennt man, sofern es nicht von vorn herein ganz kurz geschnitten wird, leicht daran, daß es in eine dünne Spitze ausläuft, während beim altern Haar die feine Spitze abgeschliffen und in ein stumpfes Ende verwan delt ist. Den stumpfen Haaren braucht man nicht nachzu trauern. Sie haben ihre Pflicht erfüllt und können ohne Sorge verloren werden. Fallen aber die spitzen Haare aus, so ist das ein Warnungssignal. Der Vater der wissenschaftlichen Heilkunde, der Grieche Hippokrates, tat einmal den Ausspruch: „Dem Kops ist Kälte angemessen!" Die modernen Männer handeln genau ver kehrt nach diesem Grundsatz und wundern sich dann, wenn ihre Glatze zusehends an Umfang zunimmt. Denn so unge sund und dem Haarwuchs wenig zuträglich es ist. in der som merlichen Sonnenhitze barhäuptig zu gehen, io schädlich haben sich auch die schweren Filzhüte erwiesen, die man wäh rend der kalten Jahreszeit zu tragen pflegt. Darum sollte man auch im Winter ganz leichte, die Atmung der Kopfhaut nicht erschwerende Hüte tragen. Herbst und Frühjahr sind — das haben Untersuchungen einwandfrei ergeben — die kritischen Zeiten für den Haar wuchs und auch für die Entstehung der Glatzen. Das gilt besonders für den Städter, der mit Anbruch der kalten Jah reszeit länger als sonst in der Zimmerluft' weilt, die für das Gedeihen tm Allgemeinen schon nicht eben zuträglich ist. Viele glauben, daß das in einem gewißen Alter einsetzende Zurück- weichen der Stirnhaare den ersten Anstoß zur Glatzenbil dung gibt. Das ist aber bestimmt ein Irrtum. Die soge nannten „Geheimratsecken" Huben eine andere Ursache. . Wie nämlich Professor Robert Otto Stein in Wien vor einiger Zeit nachwles. unterliegen die Haargrenzcn auf dem Der eMge f Prosessor. 1 „O. Kott, Adolf, ! vu hast natürlich t wieder deinen Schirm oer- ! gessenl" k Kopf normalen Veränderungen. So ist beispielsweise das Kopfhaar des Kindes nach vorn mit einer Linie begrenzt, die vor den Ohrmuscheln beginnt und sich in gleichmäßigem Bogen von der einen Seite zur andern hinzieht. Woran erkennt man nun den krankhaften Haarausfall? Erstens an der Menge der ausgefallenen Haare, zweitens an ihrer Beschaffenheit. Die ausgegangenen oder ausgekämm- ten Haare dürfen nämlich keine ungleiche Dicke ausweijen. Als unmittelbare Ursache des krankhaften Haarausfalls faßt man eine übermäßige Verhornung der obersten Schich ten der behaarten Schädelhaut auf. Man nimmt an — denn ganz sicher weih man e» nicht —. daß di« Ernährung des Haares durch die über starke und schnelle Verhornung leidet und schließlich ausfällt Zwar bildet sich zu nächst ein Ersatz: ein junges Haar wächst nach Wird aber der krankhafte Zustand nicht bald beseitigt, io wiederholt sich das Abstoßen des Haares Weil nun das Knöt chen in der Haut aus dem das Haar wie ein Grashalm emporlprreßt. keine Nah rung mehr erhält, wird der jeweilige Er satz immer schwächer und dürftiger Das Wachstumsknötchen stirbt ab die Neubil dung von Haaren kommt endgültig und unwiderruflich zum Stillstand Die Annahme, daß eine Glatze durch intensivste Denkarbeit entsteht, hat ebensowenig Wahrscheinlichkeit für sich wie der Glaube, die Glatze wäre ein Zeichen gewisser Ausschreitungen Hier spielt vor allem die erbliche Veranlagung eine Rolle. Es gibt ausgepichte Hohlköpfe unter den Glatzenträgern und Lebemänner und Gei stesheroen die ihren wallenden Haar schmuck bis ins späte Alter behielten Aller- dings hat man festgestellt daß Leute die sich viel in frischer Luft befanden und lange zu schlafen pflegten keine Glatze be kamen auch wenn in ihrer Ahnenreihe die Giatze vorherrschend war So ist die Glatze bei Bauern Fischern Förstern oder Jä- gern, vorausgesetzt daß es sich nicht um Alkoholiker handelt eine Seltenheit. Geburt aus Die Sprößlingc Jahr wird alle haben!" Gemach! Bei Beendigung der nächstjäh rigen Ernte fällt jede Unterstützung aus öffentlichen Mitteln fort: Alu, Krise und Wohlfahrt. Und was dann. wenn der Siedler noch keine Arbeit gefunden hat? benerwerb treten, wer- em Fall« zu klein. Ne- ge> müssen sofort einer Katze in Pflege gegeben werden. Außerdem ist ein Hausarzt notwendig, der täglich über , H das Befinden der Tiere wacht. Schwierig gestaltet sich auch die Verpflegung der großen Füchse. denn es muß genau berechnet wer den, wieviel Kalorien jedes Tier täglich zu sich nehmen muß. Dazu sind es verwöhnt« Kostgänger des Herrn. Reis, Bis kuit, Eier, Milch, gekochtes Fleisch ... stehen auf dem Speise- 10 bis 12 Pfund, wozu noch 4 bis l , In Deutschland gibt es über 2,8 Millionen Bienenstöcke. Es wird gesiedelt. UeberaU im deutschen Va- terlande erhalten Er werbslose Land. Größer« und kleinere Landflächen um die Lebensansprüä)« der zermürbten Familien befriedigen zu können. Viele Arbeitslose tre ten als Erwerbslosen- Siedler auf den Plan. Hoffnungsvoll mit gro ßen Zielen. „Im nächsten Not und aller Jammer ein Ende Von vornherein muß zur Nebenberufssiedlung der benerwerb treten, der eine bescheidene Existenzmöglichkeit währleistet. Seidenbau, Pelztier-, Geflügel- oder Bienenzucht. Ir gend etwas, das Geld bringt. Nebenerwerb. Ein schönes Vielleicht lohnt es sich, dem Beispiel meine» Freunde» zu folgen. Er züchtet weiße Mäule und Natten, die «r an wissenschaftlich« Institut« verkauft, Regenwürmer, die ihm Angler abnehmen und Mehlwürmer für Vogelfreunde- Außerdem befindet sich in feinem Garten ein kleiner Teich, in dem er Waslerflöh« züchtet. Die verkauft «r an zoologisch« Handlungen. Die Nebenberufssiedlung könnte allo doch zur Hauvterwerbsquelle werden, wenn man es versteht, oil richtigen Nebenmerbs-Betriebszweige anzugliedern. bringen, so hat sich die Ansäjafsung allerdings reichlich k>e- zahlt gemacht Aber wer m der Genossenschaft übernimmt Vie Wartung cher Tiere? Wer die Verantwortung? «Zucht ist schwer. Die Füchie sind wild und fressen nulunler die Jungen kurz nach der IMIIWIMWlMWsWIWWWSi Einen bescheidenen Gewinn kann auch die Bienenzucht einbringen. Die jährliche Rente übersteigt das Anlagekapital, und jedes Volk erfordert jährlich nur etwa vier Stunden Arbeit. Als mittleren Iahresertrag rechnet man pro Stock 8 Pfund Wach» kommen. Millionen Bienenstöcke. Von der Geflügelfarm muß dringend abgeraten werden. Die Nebenberufssiedlungen sind in diesem Fall« zu klein. Und Futterkaufcn rentiert sich nicht. Lohnend ist lediglich ein kleiner Stamm für den Hausbedarf. Nebenerwerb durch ... Es gib» eine große Reihe solcher Möglichkeiten. Waschbären, Marder, Skunkse und Nerze kann man züchten und — dabei die größten Enttäuschungen erleben. gen. Ist alle aufgewandte Mühe und Arbeit und die Opferung eine» 500 Quadratmeter gro ßen Fleckchen» Erde zur Anlage der Maulbeerplantage, die erst im dritten Jahre vollwertig in Betrieb genommen den kann, das wert? Da sind Champignon- und Mistbeetkulturen «her zu empfehlen. Edelpilze wer den immer gut bezahlt und gehören zu den begehr testen Genußmitteln' unse rer Speisewirtschaftpn. Als zweischneidiges Schwert kann auch die Pelztierzucht gewertet werden. Silber fuchsfarmen v B. erfordern ein beträchtliches Anlage kapital. das im Höchstfall« bei genossenschaftlicher Be teiligung aufgebracht wer den kann. E n Zuchtpaar kostet allein 4000 bis 5000 Mark. Bringt dieses Paar normalerweise im ersten Jahre 5 bi» 7 Jung« her vor, die tm Verkaufsfalle 10 000 b!» 14 000 Mark ein- Wort. Doch vor übertriebenen Hoffnungen, die gerade letzt tag täglich in leichtfertiger Weise ge weckt werden, muß dringend ge warnt werden. Schwere Enttäuschungen lie- gen hinter dem deutschen Seiden- vau. Mißerfolge. Seuchen unter den Tieren und Absatzschwierig keiten. Nur im allergUnstlgsten Falle vermag man aus 28 Gramm Eiern »das Gramm ko stet etwa 60 Pfennige) SO 000 s Raupen zu ziehen, v>« rund 18 ' Kilogramm Kokons liefern und nach Abzug aller Unkosten einen Verdienst von 175 Mark einbrin- Jedes Tier muß individuell behandelt werden. Wenn Angorakaninchen wöchentlich gekämmt und gebürstet werden, liefert jedes Tier jährlich für über 8 Mark Wolle. Das Kilo kostet 35 Mart. Verfilzte Wolle ist so gut wie wertlos und wird nur mit 2 Marr be zahlt. Man kann die Tiere scheren oder rupfen, wie man Gänse rupft. Allerdings nicht im Winter. zettel. Hat noch jemand Lust, eine wirklichen Gewinn brin gende Silberfuchsfarm ins Leben zu rufen? Es wird besser sein, wenn sich der Siedler mit der Züch tung stark gefragter Pelzkaninchen be- schäftigt. Chinchilla, Castorrex oder An- ZI-. gora. Einzelställe sind dabei uneriäßlich.