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Vie niichsten Mglichkeilen Berlin, 28 November. Die deutsche Innenpolitik ist im entscheidenden Stadium angelangt. Die Periode der Vorgefechte ist zu Ende; in klarer Erkenntnis der Schicksalsträchtigkeit der Stunde ist jetzt die Möglichkeit einer sach lichen ruhigen Aussprache zwischen den Par teien geschaffen worden. Der Auftrag, der Hitler zuteil geworden ist, bedeutet noch nicht den Auftrag zur Re gierungsbildung. Es handelt sich vorerst n u r um Sondierungen zwischen" allen Truppen von den Nationalsozialisten bis zum Zentrum. Die Annahme dieses Auftrages durch Hitler bedeute: den Versuch, bis Don nerstag diese Sondierung zu einem positiven Ergebnis zu führen. Hitlers Betrauung mit der Regierungs bildung ist nur die erste, die wichtigste, nicht aber die letzte Möglichkeit. Der nächste Schritt des Reichs präsidenten nach einem etwaigen Scheitern Hitlers würde dis Be trauung des Zentra msführers Kaas mit dem Auftrage sein, der zuerst Hitler gegeben wurde. Es ist nahezu selbst verständlich, dah Kaas nicht g'lücken kann, was Hiller mißlang. Der bitte Schritt, den der Reichs präsident dann aller Wahrscheinlichkeit nach unternehmen würde, wäre die Betrauung einer Persönlichkeit seines Vertrauens mit der endgültigen Formulierung des von Hindenburg ins Auge gefaßten Mindest programms. Der Zweck dieses Vorgehens würde sein, zu ergründen, ob auf diese Weise die Schaffung einer T v l e r i e r u n g s - fronr ermöglicht werden kann. Dies wäre der letzt denkbare Appell des Reichspräsiden ten an das Verantwortungsbewußtsein der Parteien und Parteiführer. Würde ein sol ches Minimalprogramm des Reichspräsiden ten die gedachte Tolerierungsfront nicht fin den, so wäre die letzte Möglichkeit erschöpft. Es bliebe in diesem Fall nur mehr eine Möglichkeit, nämlich ohne, d. h. also gegen )as Parlament zu regieren, der Rück- icht auf Parlament, Parteiprestige und chließlich auch auf die Verfassung die Rück- icht auf das Volk und den Staat überzu ordnen. Aus dieser Darstellung der für die Bewäl tigung der Innervolitischen Probleme noch zur Verfügung stehenden Möglichkeiten er gibt sich der Ernst des Augenblicks. Man nähert sich, wie erkennbar, der letzten Ebance, der Verfassung wieder einen lebendigen Sinn zu geben. Sind siürzl aus dem 3. Stockwerk Nur leichte Gehirnerschütterung Berlin, 22. Nav. (Funkmeldung) Am Montag gegen 20.2S Uhr stürzte der 31/2 jährige Horst I. aus der Wrangelstraße aus dem 3. Stockwerk auf die Straße. Er er litt dabei merkwürdigerweise nur eins leichte Gehirnerschütterung und Hautabschürfungen. Das Kind hatte in Abwesenheit der Eltern das Fenster geöffnet und war auf ein Bau gerüst, das sich vor dem Fenster befand, ge klettert. Dies bemerkte eine Frau aus dem gegenüberliegenden Hause, die das Kind an- rief. Vor Schreck fiel es von dem Gerüst hinab. Als die Frau dem Kinde zu Hilfe eilte, kau: es ihr, als ob nichts geschehen wäre, entgegen. Ein scheußliches Pari», 22. Nur». H'uiik>ue'üu»g) In dem Dorfe Loye m der Nähe von Avranches bewohnte eine Landarbeiterfamilie mit ihrer fünfjährigen Tochter und dem SS jährigen Vater der Frau ein kleines Haus. Großes Hauptquartier „Kaiserhos" In der Werkstatt einer Regierungsbildung Berlin, 22. November Der Reichskanzlei gegenüber liegt das „Hotel Kaiserhof". Ein Stein-Koloß mit vielen Fensterreihen. Viele Autos par ken in der Nähe, schnittige Privatwagen und in weiterem Abstand Autotaxen. Kleine Hotelpagen in weinroten Uniformen reihen dienstfertig den Autoverschlag auf. An der großen Drehtür steht ein weiterer Hotelpage. Er hat alle Hände voll zu tun; denn es ist ein fortwährendes Kommen und Gehen. Rechts vom Hoteleingang stehen ein paar stämmige SA.-Männer in brauner Uniform und mit Hakenkreuzarmbinde aus Wacht posten. Viel Publikum drängt sich um sie Tausend Fragen prasseln auf die bewegungs los dastehenden SA.-Männer herab. Sie zucken mit den Achseln. Ihre Aufgabe be steht nur darin, hier am Hotelportal Wach zu stehen. Wenn das Gedränge am Hoteleingang ein mal gar zu stark wird, tauchen aus den dunk len Seitenstraßen behelmte Schupomänner auf. Laut erschallt das Kommando: „Bitte, weitergehen!" Schweigend gehorchen die neugierigen Passanten. Seitdem es sich herumgesprochen hat, dab Adolf Hitler vom Reichspräsidenten den Auf trag zur Sondierung bei den Parteiführern erhalten hat, gleicht der „Kaiserhof" einem Ameisenhaufen. Drinnen, in der Hotelvor halle, bewegt man sich mit lässiger Elegan' Keine Spur von braunen Uniformen und Schnürstiefeln! Hitlers Vertrauensleute bas ten droben mit ihrem Führer ein Konklave ab. Stundenläng ziehen sich ihre Besprechun ¬ gen hin. Ungeduldig stürzt sich einer der war tenden Journalisten nach dem anderen ans Haustelefon: „Bitte, Herrn Or. Hanfstengl!" Jedesmal die gleiche Antwort: „Herr Or. Hanfstengl ist noch nicht zu sprechen!" Und dieser Or. Hanfstengl ist einer der be kanntesten Männer im Gefolge Hitlers. Bec- bindungsmann des „Führers" zur Presse; Hitlers Freund und Wyffengefährte aus den halboergessenen Tagen des Novemberput sches . . . Überall sieht man bekannte Gesichter: Poli tiker, Journalisten, auch Führer der Wirt schaft. Alle scheinen sich an diesem Nach mittag ein Stelldichein in der Hotelhalle zu geben. Schwere Teppiche dämpfen die Schritte. Lautlos huschen die befrackten Ober" vorbei. An den Tischen findet sicb kaum noch ein leeres Plätzchen, überall tuschelt rllan, berechnet man, tauscht man Vermutungen aus, überfliegt man die neue sten Zeitungen. Keiner von den Gästen ver birgt seine Nervosität. Alle Augenblicke zück emand die Uhr, springt vom Stuhl auf und murmelt: „Immer noch nicht?" Zuweilen kommt es doch vor, daß einer '"er „Wissenden" an der Türe auftaucht. Dann stürzen sich von allen Seiten neugierige Journalisten auf ihn, bestürmen ihn mit Fra gen und ringen verzweifelt die Hände, wenn nchts Neues zu berichten ist. In den Tele- Gmellen des Hotels verlöschen zu keiner Se kunde die Lampen. Man stellt sich draußen an. um ja noch zurechtzukommen. In der „Schmiede" der neuen Regierung arbeitet man mit Hochbetrieb. Die feierliche Einweihung der neuen Rheinbrücke Mannheim—Ludw-gsha,en Unser Bild berichtet von der Feier der Einweihung der erweiterten Rheinbrücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen: die Ehrengäste überschreiten die neue Rheinbrücke. WWWMWMVVMMWWWMSWWWWMMMWMWWI kurz das Neueste Der deutsche Botschaften in Paris, vr. Kösters, hat am Montagnachmittag dem französischen Staatspräsidenten sein Beglau bigungsschreiben überreicht. In der Ratssitzung am Montagnachmittag hat der Vertreter Chinas eine vielbeachtete Anklagerede gegen Japan gehalten. In London wurde am Montag die dritte englisch-indische Konferenz eröffnet. Nunmehr hat auch die Tschechoslowakei das Staatsdepartement in Washington um eine weitere Stundung der Schuldenrate ersucht. Die japanischen Truppen in der Mand schurei haben einen seit Tagen vorbereiteten Großangriff gegen die Chinesen unternom men, an dem 10 000 Mann beteiligt sind. Im Hafen von Amsterdam wütete ein großer Schiffsbrand, der erst nach 180- tündiger Dauer gelöscht werden konnte. Von der Madrider Telegraphenkonferenz wurde jetzt endgültig der Fünf-Buchstaben- Tode beschlossen. Im Hamburger Rathaus wurden der Kapi tän und die Besatzung des Hamburger Damp- 'ers „Theresia Ruß", die bei dem Untergang der „Niobe" vierzig Angehörige des Schul- 'chiffes gerettet haben, öffentlich ausgezeichnet. In der Nähe von Rom überrannte der Schnellzug Rom—Mailand einen Autobus mit 52 Jungfaschisten, von denen 11 getötet und alle übrigen z. T. sehr schwer verletzt würden. In Linz an der Donau begann am Man ag der Prozeß gegen den Raubmörder Franz Leitgeb, dem zur Lgst gelegt wird, im "Laufe der letzten 20 Jahre sieben Frauen ermordet und beraubt zu haben. Die am Sonntag abgehaltenen ersten Wahlen zum katalanischen Parlament haben üue Mehrheit für die linksradikale kata- lanische Partei Esguerra des Obersten Macia erbracht. Die deutsch-französischen Handelsvertrags- Verhandlungen haben in Berlin begonnen. >»W«WWWWWWWWW»*M»^WWWWW»WMWWWWWW»WM allerdings geneigt, England gegenüber grö ßeres Entgegenkommen zu zeigen als den anderen Schuldnerftaaten. Das Konferenz- thema soll gleichzeitig auch die Teilnahme Amerikas an der Weltwirtschaftskonferenz umfassen. » Beteiligung Amerikas an den Verhand lungen über die Mandschurei-Frage? London, 22. Nov. (Funkmeldung) Wie „Daily Telegraph" meldet, hält inan, es in London für möglich, daß jn Verbindung mit den Verhandlungen über den Lytton- «MM d r "MF- ferenz der Unterzeichnermächte des Washina- ioner Vertrages von 1921 stattfinden wird, um es Amerika zu ermöglichen, sich unmittel bar an den Verhandlungen zu beteiligen. Solanae die Verhandlungen nur innerhalb des Völkerbundsrats stattfänden, könne Amerika dies nicht tun, obwohl es eine der hauptsächlich interessierten Mächte ist. Aufruhr gegen den Pfarrer Zwischen den Ehegatten und dem alten Mann aab es dauernd Streitigkeiten. Am Montag stürzten sich der Landarbeiter und seine Frau auf den alten Mann und erdrosselten ibn. Die fünfjährige Tochter des Ehe paares, die das Verbrechen gesehen Halle, wurde sodann von ihrem Vater in den nahen Wald geführt und an einem Baum e r hängt, um dadurch einen unbeguemen Zeugen zu beseitigen Ortsbewohner fanden den Leichnam des Mädchens und beuachnch tigten die Polizei, Ne dann das mmze Ver brechen laufdeckte und die beiden Mörder ver haftete. Vor der Unterredung Hoovers und Roose velts über die Kriegsschuldenfrage Neuyort, 22. Nov. (Funkmeldung) Die Aussichten der Morgenpresse über die heutige Konferenz zwischen Hoover und Roosevelt gehen auseinander. Während die „New Pari Times" aus politischen sterilen ersähet, daß Haovcr seinem Nachfolger den Aufschub der T)ezembeezahlungen und eine allgemeine Schuldenrevisivn Vorschlägen dürfte, behauptet die republikanische „New Park Herold Tribune", daß Hoover gegen den Aufschnb der Zahlungen sei. Honver sei Warschau, 22. Nov. (Funkmeldung) Jn der Ortschaft Boruchow in Wolhynien bestand zwischen den orthodoxen Gläubigen und ihrem Priester seit langer Zeit ein Streit, der dieser Tage mit einem förmlichen Aufruhr gegen das Pfarrhaus endete. Die Bauern schlossen zunächst die Kirche ab, um zingelten dann das Pfarrhaus und begannen, cs mit Steinen zu bombardieren. In der Nvtwebr ergriff der Priester seinen Revolver und schaß einen Bauern nieder. Daraufhin wurde das Haus gestürmt und der Priester furchtbar verprügelt. Das Erscheinen der Polizei rettete ihn vor dem sicheren Tode. Mit klopfendem Herzen steht der Kommandant bei dem Funker. Kramer schreibt. „Schlepper nicht zur Verfügung! Bergung nur durch Wasserflugzeug möglich! Wieviel Mann an Bord?" Der Kommandant liest es und zuckt zusammen. Da» Schiff lein Schiff verloren. Aber er denkt an die Jungens . an die Besatzung. „Melden Sie. Kramer ... 42 Mann ... einverstanden." Damit geht er ab. Oben lagt er dem 1. Offizier Bescheid. Der nickt, auf- atmend er spürt, wie es dem „Alten" wehetut. Sein Schiff . verloren! Da kommt der Koch an Bord, Der Funker hat ihm ein Telegramm gegeben. Der Kapitän liest: „Ein Schlepper eben eingetroffen Geht in See, wird In einer Stunde dort lein und Schiff bergen. Hafenamt." Der Kapitän liest die Warte, sie tanzen vor seinen Augen auf und ab Sein Schiff wird gerettet. Er ist bewegt und überglücklich. Den ersten besten Jungen nimmt er und umarmt ihn. Küßt ihn mit Tränen in den Augen Alles steht fassungslos Was war geschehen?" Da erfahren sie es au» seinem Munde und sind glück lich. Jetzt hat man den Alten vcrstanden. * Man wartet auf den Schlepper. In Gedanken hat man schon eine Stunde zugelegt. Aber nein .. er kommt pünkt lich, nach »5 Minuten liegt er bei dem Schiffe. Der „Herzog vom Meer" wird befestigt mit einer starken Stahltrosse, und der Schlepper zieht an. Schiff und Mannschaft gerettet. Als Hall im Hafen von Stavanger einlrifft, da wirb ihm ein Empfang zuteil, wie er wohl noch keinem Menschen bereitet wurde „Hall!" schreit die Besatzung der Schisse Ms die „Berlin" aniegt. „Hall! Hilf!" schreit die norwegische Bc völkerung von Stavanger. Hall ist die Ruhe selber. Umsichtig trifft er seine Anordnungen, und die neuen Hiobsboischnften aus aller Welt bringen ihn nicht aus der Nuhe. An der Küste non Norwegen wird ein mächtiges metallenes Kabel einbetoniert Hall zieht das Kabel mit Hilfe der Panzerkreuzer über bas Meer bis hinüber nach der Straße von Pentland an dei Nordsvitze non Schottland Es Ist ein singerstarkes hohles Metallkabel bas im M§er versenk! wird Zwei Schiffsladungen Kabel tm Werte van über einer Milllon Mark haben zwei Werke in Arbeit bei Tag und bei Nacht Ln zwei Wochen geschafft , Den Rhein entlang sind sie mit Schnelldampfern nach Stavanger gebracht worden, ehe die große Flut kam Die Ladungen sind auf die Kriegsschiffe verteilt Die englische Flotte kommt entgegen, und insgesamt sind wierzig schwere Kriegsfahrzeuge mit dem Legen dieses ' Kabels beschäftigt , Neue Fluten kommen am dritten, am vierten Tage, sind aber weniger schwer Daü Meer steigt ständig Sein Wasserspiegel hebt sich Im Atlantik sollen ungeheuere neue Massen Festland aus dem Meere ausgetaucht sein Die Hilferufe ans aller Welt werden immer dringender Die- Not steigt mit jedem Tag. der neues Wasser speit. Dänemark muß restlos geräumt werden. Die Bevölkerung Norddeutschlandg beginnt sich zurück zuziehen. Hall verzieht keine Miene Die Panzerkreuzer arbeiten Tag und Nacht, oft in tchllmmsler Seenot durch das heftig bewegte Meer, ver suchen die Verbindung zu schließen. - * Hall ist zu dem Kommandanten des größten englischen Panzerkreuzers gekommen Es ist dle „Queen Elisabeth". „Sir die .Queen Elisabeth' ist der größte Panzer kreuzer Ich brauche ihn für mein Werk." „Mein -chifs steht Ihnen zur Verfügung, Sir!" Weite: wird nichts gesprochen Im Schiffe wird in rasender Elle der große Raum ge- ichasten den Hall zum Einbau seiner Maschine braucht Als der Raum fertig ist. beginnt er mit Schill zu- lammen unterstützt von den Matrosen, die gewaltige Kugel auszubanen Am zehnten Tage, große Teile der Welt sind so über schwemmt daß sie unbewohnbar sind ist die Verbindung geschossen und Hall ist bereit, sein Leben ein,„setzen. Backbord und Steuerbord wird das Kabel in den Rumpf der ,Queen Elisabeth' eingeführt und mit Halls Kraft-Element verbunden Der Kommandant der .Queen Elisabeth' hält den Atem an. als Hall zu ihm kommt und ihm die Hand reicht. „Sir ... mein Werk beginnt. Beten Sie. daß es ge lingt!" Totenstille ist auf dem Schiffe. Nur das Toben des Meeres ist zu hören. Das Heulen und Pfeifen des Windes. (Fortsetzung folgt.)