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der christlichen Gemeind«, Schultern gelegt ist. Ach, daß dem König Christus ein vieltausendstimmiges „Gelobt sei, der kommt im Namen des Herm . .entgegenschalle, dann kann Gott auch unsere Not wenden, denn dann hat er sein Ziel erreicht! Dk. E. Luftkampf Skizze von Pank vetterli Heute ist für den Flieger das richtige Jagdwetter. Die Sonne scheint nach Regen- und Nebeltagen. Klar ist die Luft, blau der Himmel, von Sang das Feld und voll Klang der Wald. Was Regen und Nebel, Wolken und Wind verscheucht haben, was sich in Dickicht und Wirrnis zurückgezogen, was unter der Erde Zuflucht gesucht oder im hohlen Baume sich versteckt hatte, das wagt sich nun alles wieder ans Licht und ist voll Freude und Ausgelassenheit. Aus dem Kobel kriecht das Eichkätzchen, aus dem Wchfeldickicht kommen der Bussard und der Habicht, der Sperber und der Turmfalke und das un- gezählte Kleinvogelvolk. Auch auf der Erde unten ist munteres Läen im Gang. Weit auf den Wiesen draußen, dicht am Bache, blockt aus einem Erdhaufen der Gabelweihe, der rote Milan. Eben hat er einen Frosch gekröpft, der so tolpatschig auf der Wiese her- umhüpfte. Auf der einsam stehenden Krüpvelbirke in der Nähe der Ackerbreiten fußt der Rundschwanz, der Bussard. Dort, beim Getreide- und Kartoffelschlag ist sein Jagdgebiet. Da gebrich» es ihm selten an Beute, denn zu groß ist die Zahl der Feld mäuse, der Ratten, Regenwürmer und Insekten. Ueberall auf den Bäumen und Büschen sind die Schwarz fräcke und Buntröcke, die Krähen, Häher und Elstern zu sehen. Auch ihnen fehlt es bei diesem Wetter nicht an Nahrung Ihre Freude darüber drücken die Krähen durch lautes Gekrächz, die Häher durch zufriedenes Ouinquillieren und Rätschen, die Elftem durch ein flirrendes Schakkern aus. Dieses Konzert hört der Freibeuter der Luft, der Gaudled und Strauchräuder, der Habicht, der sich in der Rottannen- schonung herumtreibt, in Wipfelhöhe das Stangenholz durch- quert und in einem dichten Fichtenwipfel aufhakt, von wo er mit mordgierigem Ange nach dem Wiesengelände äugt. Einem der fröhlich rätschenden Häher gefällt es auf der Diese nicht mehr. Er nimmt sich auf und streicht in wellen- förmigem Fluge dem Hochwald zu. Die gelben Seher, die vom dicht verzweigten Tannen- Wipfel Ausschau halten, haben den bunten Bogel eräugt. Ter quer gebänderte Räuber reckt den Hals, legt baS Gef eder dicht an den schlanken kräftigen Körper, trippelt unmhig auf dem Ast umher und wirst sich plötzlich vom Baume herunter. Einem fahlen Wische ähnlich läßt er sich fallen, nimmt sich aber über den Haselbüschen wieder auf und zickzackt reißenden Fluges zwischen den Baumstämmen hindurch, während vor iqm und neben ihm alles Kleinvogelvolk ängstlich meldend davon stiebt. Laut kreischt der Häher, wie er den Habicht eräugt. Todesangst tönt aus dem Geschrei. Mit wildem, vibrierendem Schwingenschlag steuert der Verfolgte nach den Hasel- und Erlenbuschen hi». Erreicht er sie, dann ist er gerettet. Blitzschnell hat sich der Habicht herumgeworsen Mit sausendem Flüaelschlag, den Kopf weitvorgestreckt, die Fänge zum Schlagen bereit, daS Gefieder dicht angelegt, den langen Stotz schmal geschloffen, wirst er sich dem Buntrock nach. Stur wenige Meter sind es noch, dann ist der Häher im Strauch- werk. Wieder kreischt er laut auf, in Todesangst, wild, Hilse- schreiend und machtlos zugleich. Der Habicht hat ihn erreicht, kesselt einen kurzen Augenblick und stoßt pfeilschnell aus sein k^rfer. Ein Zujammenflatschen von Schwingen, ein Durch- einanderwirbeln von grauen und bunten Federn, ein fort- Während sich überschlagender Klumpen, ein flatternder Wisch. — und plötzlich sausen die beiden Vögel, Verfolger und Ver folgter, wieder auseinander. In einer blitzschnellen Links- kurve wirst sich der Häher nach dem Holz. Dem senkrecht stoßenden Habicht entgeht er durch jäher Aufstiegen. Wütend ist der Lusträuber, daß ihm sein Opfer so zu schaffen macht. Da, dicht vor dem Walde, wirst sich der Ouergebänderte «och einmal auf seine Beute. Jäh schleudert er acht scharfe Dolche auS seinem Gefieder hervor, breitet gleichzeitig Schwingen und Stoß dicht über dem Häher aus, und dann sind beide wieder ein einziger wirbelnder, flatternder Federball aus dem der TodeSschrei der geschlagenen Beute gellt. j Der Habicht streicht mit seinem Opfer dem Walde zu. Tief hat er die nadelscharfen Dolche in die zuckende Brust des BuntrockeS geschlagen. Seine gelben mordgiengen Seher suchen den Fallbaum. Aber da hebt plötzlich ein lauteS Gekrächz und Gezeter und Geschrei über ihm an. Wohl dreißig Krähen rudern hinter dem Gaudieb her und umflattern ihn wie eine Schar schwarzer Gespenster. Der schleudert sich in einer scharfen Rechtskurve in den Hochwald hinein. Dem Habich, wird die Geschichte höchst ungemütlich. Fort während regnet es Püffe und Schnabelhiebe. Weder im Wipfel noch auf der Erde unten findet er Ruhe. Sein Gefieder ist«' bereits in einem bedenklichen Zustand. Und das Fliegen mu dem Häher in den Fängen ist auch nicht leicht. Nun kommt sogar noch der große Raubwürger. Und wie frech der ist! Plötzlich läßt der Gaudieb seine Beule fallen. Sogleicd stürzen sich einige Krähen darauf. Tie anderen aber bleiben dicht über dem Lufträuber. Der gewinnt nun mit doppelt schnellem Fluge den Hochwald, gleitet sausend über das Wipsel- meer, verschwindet plötzlich hinter einer hohen Weißtanne und läßt sich in einer Lichtung fallen, zickzackt dicht über dem Boden dahin, so daß man ihn kaum sieht, stiebt zwischen den hohen Stämmen hindurch, wirft sich in das Halbdunkel des Stangen holzes, und wie er merkt, daß er seine sämtliche Verfolger los geworden ist, da schwingt er sich in einer Rottanne ein, äugt dort wild umher, ordnet sein Gefieder, reck« den Hals, fächert den Stoß, heckt einen grausigen Plan aus — beschließt, an den Krähen, Hähern und Elstern blutige Rache zu nehmen. Weisheit Eine morgenländische Erzählung Von Franz Carl Endres An einem schönen Abend saß der Weise am Rande der Oase und blickte in die unermeßliche Wüste hinaus und hinauf zu den fernen, glitzernden Gestirnen. Er dachte über ein großes Problem nach, das ihn schon viele Wochen lang be- Ichästigt hatte, dessen Lösung ihm aber nicht einfallen wollte. Nun aber, auf den silbernen Flügeln der Nacht, kam der erlösende Gedanke zu ihm. Der Weise lächelte und spielte mit diesem Gedanken, formte ihn, und die Kraft seiner Phantasie hauchte dem Gedanken Leben ein. Wie zu einem menschlichen Wesen sprach der Weise zu seinem Gedanken: „Da bist Tu Nun gehe in die Welt und erobere Dir die Herzen der Menschen!" Vielleicht war es die Tat eines Wüstendämonen, vielleicht auch nur die innige Freude des weisen Mannes: mit einem Male stand der Gedanke in Gestalt eines schönen Jünglings da, verneigte sich zum Gruße und sprach: „Ja, Vater der Weis heit, ich will in die Welt und will in den Herzen der Men schen wohnen." Da der Weise auch ein Dichter war, wie alle wirklich Weisen unter den Menschen es sind, fand er nichts Erstaunliches darin, daß sein Gedanke Gestalt angenommen halte. Er er schrak nicht vor der Erscheinung, sondern betrachtete sie mit Wohlgefallen und Mit freudigem Stolz. „Mein Kind", sagte er, „Tu bist ein hübscher Knabe und wirst den Menschen gefallen Nur Dein Kleid ist noch nicht sehr einnehmend.' Ich muß Tir ein schönes, glitzerndes Kleid geben. Tenn die Menschen sehen nur auf das Aeußere. Sie haben nicht die Fähigkeit, durch die Kleider hindurchsehen zu können." Da lachte der lunge Mensch: „Laß mich nur fort, Baler! Es eilt mir sehr. Die Menschen werden schon erkennen, daß ich wohlgebaut bin und mutig und gut" Mit diesen Worten schrill die Gestalt von dannen, nicht mehr hörend aus die Bitten des Weisen, doch noch so lange zu verweilen, bis ein schönes Kleid zur Stelle wäre. „Geh' denn dahin, Gedanke'" sagte der Weise. — In den folgenden Jahren konnte er das Wirken des Ge dankens bei den Menschen verfolgen. Es war sehr gering und hätte «cden anderen gewaltig enttäuscht. Aber der Weise wußte, daß nur das ärmliche Kleid daran die Schuld trug. Wieder kam ein schöner Abend, an dem der Weise am Rand der Oase saß und in die unermeßliche Wüste hinaus blickte und hinaus in die fernen, glitzernden Sterne. Er dachte an leinen Gedanken und wünschte ihn zurück. Da stand der Jüngling neben ihm „Wie erging es Dir bei den Menschen?" fragte der Weise. „Sehr schlecht. Vater. Ich bin nichl gesellschaftsfähig. Mein Kleid ist zu einfach. Tie Menschen lagen: .Tas soll Wahrheit sein und hat solch ein schlichtes Gewand an!' Ich imponiere den Leuten .licht." „Sagte ich eS Dir nicht?" erwiderte der Weise. „Ader dem ist rasch abgeholfen." Er ging in sein Zelt und brachte ein herrliches Kleid aus goldgesticktem Stoffe. „Zieh dieses an, mein Sohn, und gehe aufs neue in die Welt!" Der Gedanke aber lachte: ,^Jch habe die Lust daran ver loren. Ich bleibe bei Dir. Schicke das Kleid allein in die Welt. Es genügt auch." Der Weise stellte das Kleid auf, gab ihm einen schönen, glitzernden Turban und hing ihm einen Prunksäbel an die Seite. Dann sprach er ein Zauberwort. Ta fing das Kleid an, wie ein Mensch sich zu bewegen. „Nun gehe Du hin und erobere die Herzen der Menschen!" sagte der Weise. Schon nach einem Jahre war der Erfolg außerordentlich groß. Ter weise Mann wurde weltberühmt. Aus allen Ländern kamen die Gelehrten, ihn zu besuchen. Ter Kalis ernannte chn zum Hofphilosophen und setzte ihm ein großes Jahresgehalt aus. Der Weise nahm schweigend von allem Kenntnis. Und schrieb in ein Buch, in dem er alle Erfahrungen seines Lebens niederlegte, den Satz: Kleider machen Leute. Das ist schon schlimm: aber daß Kleider auch Gedanken machen, ist das Schlimmste. Die Adventsrei*er kommen Von Gerhard v. Gottberg Die Adventsreiter jagen durchs Land! Wer hörte nicht schon von ihnen — damals als wir Kinder waren und Mutter oder Großmutter uns leise erzählten. In aller Heimat ist ia einer von ihnen zu Hause, sei es droben im Gebirge oder unten m den fruchtbaren Niederungen der Ebenen. Und leder hat se>n eigenes kleines Reich, seinen Volksstamm, dem er Herr scher, Mahner und Vorbote kommender Weihnacht ist. Schneeflocken wirbeln; am Vorabend des ersten Advents bläst der Sturm von Norden. Zur Mitternachtsstunde aber wird es klar. Eine Sternschnuppe fällt dann, sprüht in tausend seurigen Perlen, öffnet einen hell gleißenden Mondpsad, da die Adventsreiter zur Erde hinab jagen. Drunten trennen sie sich; ein jeder reitet seinem Lande zu, ein >eder rüstet sich zu seiner besonderen Bestimmung — zum Advenlstag, zu St. Thomas oder zu Niklas. Am ersten Advent erklingen zur Mitternacht aus den Seen Pommerns wunderfeine Glockentöne. „Der Weiße Reiter kommt!" flüstern die Fischer und wenden ihre Boote zur Heimfahrt. Sie wissen, wenn drunten die Kirchglocken versunkener Städte aufbrausen, soll kein Kahn über ihnen die Wasser durchfurchen; denn ehe die Heilige Nacht kommt, wird der sterben, der die Hand am Steuer hatte. — Auch im Binnenland Pommerns jagt der Weiße Reiter, er reitet einen Schimmel mit roten Augen und roten Nüstern und trägt einen Fellmantel, mit silbernen Glöckchen behangen. Wenn er durch die Dörfer braust, soll man die Pferde zur Ader lassen, sagen alte Bauern, dann bleiben die Tiere ein ganzes Jahr gesund. Auch das Vieh muß man in jener Nacht putzen, denn der Knecht, der es nicht tut, bricht noch vor'm Christfest das Bein. In Mecklenburg geistert zur selben Zeit Herr Rum mel m a n n in seinem Revier. An die Kirchpforten bindet er sein Pserd. Man soll nicht dorthin sehen, denn des leuchten den Rosses Anblick läßl der Menschen Augen erblinden. Der Rummelmann aber tritt zur Zwölfuhrstunde in die Spinn- stuben, ergreift eine Maid zum Tanze. Sie wird, ehe noch drei Monde vergehen, vom besten Burschen deS Dorfes gefreit. Der Sunneklaus erscheint in Friesland zum Niklas- tage. Er hat zwei Federwische an der Pelzmütze und läßt seinen Schimmel weitab draußen in der Einöde. Wenn er aber geritten kommt, gibt es schlimme Ernte und Deichbruch. Sonst «st er ein guter Geselle. Man singt ihm entgegen: „SunneklaS, Du hilge Mann, Treckst de besten Steebeln an. Gisst lütte KinnerS veele Freud, Heft Appels ok vor grote Leut." Die ganz Schlauen singen jedoch nicht mit, sondern eilen hinaus zu den Koppeln, wo in der Mitternacht die glitzernde Wunderblume blühen soll. Wer sie findet, der braucht nur nachzugraben und wird große Schatze entdecken. Aber eS gibt auch noch einen anderen Weg zum Reichtum. Man muß einen leeren Sarg dreimal »ur MitternachtSzeit um die Kirche tragen. Toch ist er schwer; denn die Seelen Unerlöster hängen sich an ihn. Auch in Schlesien reitet schon am 86. November der AdventSjäger ein. Er sendet die drei ^Litten" vor aus. Das find seltsame Gestalten, die Ausschau halten, od man auch in den Stuben getreulich beim Bleigießen und Nuß- scijalenschwimmen sitzt. Tas ist für die Teerns besonders wichtig; denn jeder Bursch und jede Maid haben im Wasser- trog ihr Lichtchen in der Nußschale. Aus den Befragern der Nuß'chalen, die sich zuerst berühren, wird ein Paar. Ganz neugierige Braunzöpfe aber lausen zur Mitternacht hinaus und schütteln eine Tanne. Tann kommt der Adventsrettrr mit der güldenen Eule uno kündet Zukunft. Die Feien treiben in der Mark zu jener Zeit ihr Un wesen. Kuhglocken führen sie mit sich, und ein blutroter Eber folgt ihren Spuren. Man soll beten, wenn sie kommen; denn sie sind ungut und bringen Krankheit ins Haus. Ihnen aber folgt der C h r i st r c i t e r, der hilfre ch und gut ist und aller Sorgenden Kummer wendet. Auf seines Rosses Spuren blüht mitten im Schnee „Männertreu". Tie Mädchen, welche die blauen Blumen pflücken, werden glücklich im Leben. In Niedersachsen teilen sich gleich etliche Reiter in die Gefilde, da sind der Bullerklas, der Ajcheklos und der Perdsklas; ihnen folgt noch Ser Raubknecht mit dem gespenstischen A u e i o ch s. Sie ziehen brummend und grollend durchs Land, mahnen und schelten. Toch klopsen sie nur an die Türen, wo Ungehorsam, Äufbcgehr und Unfried herrschen. Zur Wintersonnenwende ist ihre Macht gebrochen, Sann müssen sie fliehen; denn es wird hell aus Erden, und Licht können sie nicht vertragen. Ruf der Heimat Skizze von Ludwig Halla-Wie« Schweren Herzens hatte Oswald Linden von seiner Ver lobten Abschied genommen, um eine längere Forschungsreise nach den Tropen anzutreten. Wie bezaubernd beuchten ihm nach den schaurigen Bergwüsten Arabiens und der blauen Unendlichkeit des indischen Weltmeeres die palmenbefransten Gestade der Smaragdinsel Ceylon. Gleich einem Prinzen im Wunderland schweifte er durch lichte Kokoshaine. Verträumt schimmerte eine blau und weiß gekalkte buddhistische Stupa glocke auf einer Anhöhe, silbrige Kraniche schwebten im Zick- zacksluae darüber. Zu Füßen lagen wie bei Robinsons Insel vorweltliche Fischerkanus am Strande. Gleich Nixen im Märchen tauchten mystische Lotosblumen aus düsteren Weihern, Millionen Mücken tanzten ihren Hochzeitsreigen über dem Bambusröhricht. Wie eine Fata Morgana ent- tauchte Galle, die altväterische, einst holländische Hasenstadt, bei goldenem Scheidegruße der Sonne aus den Fluten. Ge ruhsam spiegelten sich ihre lichtblauen Häuser mit den Tragantzieraten in den Wassern eines stillen Strandsees. Der einzige altmodische Tropengasthos mit feinen Liege» kühlen und dem einlullenden Fächeln seiner Pankas löste in auem Behagen alle Hast und Spannung der Reife. Bald ockte den jungen Professor ein Gong nach dem hell er- leuchteten Speifesaal. Etwas lümmelhaft zechten hier einig» junge Pflanzer. Um so vornehmer schien ihm die Ruhe eine ungleichen Ehepaares. Sie: eine feine Lady, wie man solchen wohl in den Badeorten Altenglands begegnet. Er: ein auf- fallend dunkler Inder in tadellosem Smoking. Aber welch Wunder an Liebreiz erblühte zwischen diesen Eltern! Nie sahen die Augen Oswalds etwas Holderes als das lichtbraune Mädchen mit dem glatten, rabenschwarzen Scheitel, den Gazellenaugen und dem geschmeidigen Körper. Wie gefangen schweiften die Blicke des Gelehrten immer wieder zu dieser Perle Ceylons hinüber und schienen nicht unliebsam bemerkt zu werden. In der Halle bot sich Gelegen heit, mit dem Inder ins Gespräch zu kommen. Troy seiner zimmetbraunen Singhalesenfarbe entpuppte er sich als hoch gebildeter Rechtsanwalt, der in London studiert hatte. Bald lud er Oswald in die Plauderecke zu seinen Damen, welche die Huldigung des Deutschen nicht ungern entgegen nahmen. . So fanden sie sich dann allabendlich zu anregenden Ge sprächen. Vor der kindlich lebhaften Art, mit der Maud bald von ihren Eindrücken in England, daun wieder von den buddhistischen Legenden des Singhalesenvolkes erzählte, schwand allmählich die Befangenheit des Gelehrten vor Mauds Schönheitswunder. Tagsüber unternahm Oswald seine naturwissenschaft lichen Ausflüge, etwa zu den buntprächtigen unterseeischen Korallengärten, die schon Haeckel so anschaulich beschrieben. Aber weder deren Gestaltenfülle noch die Erhabenheit deS tropischen Urwaldes, dessen Riesenstämme Festgewmde von Lianen verknüpfen, konnte daS Bild dieses Mädchens aus löschen. Die scharfe Beobachtungslust des Naturforschers