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den, um die Verhältnisse und die Lage des dor tigen Baumwollenmarttes zu studieren. Da Ja pan in der Baumwollindustrie als schärfster Konkurrent Deutschlands erscheint, so seien die bezüglichen deutschen Fabrikanten schon heute gewarnt. Die 4. Klasse der 162. Königlich Sächsischen Landeslotterie wird am 4. und 5. September 1912 gezogen. Die Er neuerung der Lose ist noch vor Ablauf des 26. August bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Lose aufgedruckt und aufge stempelt ist, zu bewirken. fahren. der den sofortigen Tod zur Folge hatte. Lenker des Kraftwagens soll keine Schuld an Bemühungen der preußischen und sächsischen Po lizeibehörden ihre Aufklärung gesunden. Außer dem bereits verhafteten, schwerverwundeten Zie geleiarbeiter Karl Deutsch sind auch sein Bru- dem Unfall treffen. — Heiersdorf b. Burgstädt, 21. Aug. Hier verunglückte die beim Gutsbesitzer A. Kreß ner bedienstete Martha Oestreich aus Lugau. Sie war mit Raffen beim Mähen beschäftigt. Dabei kam sie den Messern der Mächnchchme zu sder und der Ziegeleiarbeiter Emil Frensel fest nahe und es wurde ihr die linke Hand abge- genommen. Weiter wird nach einem gewissen schnitten. Die Bedauernswerte wurde sofort ins'„Max" gefahndet. Ein Bruder der beiden Deutsch — Göppersdorf b. Burgstädt, 21. Krankenhaus gebracht, wo ihr leider noch ein verbüßt gegenwärtig eilte Gefängnisstrafe we- Aug. Das 4jährige Kind des Handschuhnähers Teil des linken Unterarmes abgenommen wer- gen Wilddieberei. Der Zustand des Forstauf Kindler wurde von einem Privatautomobil über-'den mußte. Die rechte Hand ist weniger schweresehers Jahn gibt immer noch zu Befürchtungen Das Kind erlitt einen Schädelbruch 'verletzt worden. ! Anlaß. Den^ — Leipzig, 21. Aug. Die Model-s — B o r n i tz bei Oschatz, 21. Aug. Bei Witzer Wildereraffäre, der der Forstaufseher der Frau des Nittergutsschweizers und bei ei- Jahn zum Opfer fiel, hat nunmehr dank den nem Gärtnerlehrling in der Gemeinde wurde Typhus festgestellt. MW MM MlMlM Von Ludmilla v. Rehre n. 4j Nachdruck verboten. Währeitd des reichlich langen Mittagsmahls hotte Herr Thielemann genügend Zeit, seine mögliche Braut zu beobachten, ohne daß diese eine Ahnung hatte, welch kritischer Musterung sie unterworfen wurde. Er fühlte sich aber ziemlich enttäuscht. Ihr Aeußeres wenigstens entsprach nicht gerade sei nem Ideal. Sie hatte rötlich-braunes Haar, das an den Schläfen ziemlich dünn war, und eine sehr zane Haut, die aber mit Sommer sprossen reichlich bempfl erschien und im übri gen ziemlich farblos wirkte. „Nun, die Sommer sprossen vergehen im Winter von selbst und im Sommer gibt es schließlich Mittel dafür — wo zu wäre man denn Apotheker?" dachte Herr Thielemann. „Bleichsüchkig scheint das arme Kind auch zu sein, doch das läßt sich wobl auch heben!" Aber so sehr er sich selbst in dieser Weise gut zuzuredew versuchte — die junge Dame wollte ihm durchaus nicht recht gefallen. Und dann trug sie außerdem noch sehr viel Schmuck, was er niemals hatte leiden mögen, besonders nicht an jungen Damen. Eine ganze Weile versuchte er vergeblich, ihre Augen zu sehen, die sie be harrlich und mit etwas mißmutigem Gesichts ausdruck gesenkt hielt. Endlich hob sie die Li der und sah ihn ein wenig erstaunt und pikiert ari. Jedenfalls war es ihr aufgefallen, daß er fortwährend zu ihr hinübersah. Schleunigst wandte er den Blick ab. Nein, die Augen gefielen ihm auch nicht. Sie waren klein und grau, und batten einen kalten Blick. Unwillkürlich mußte er sich vorftellen, wie sich diese Augen im Zorn mit zehnfach verstärkter Schärfe auf den Ehemann richten würden, und bei dieser Vorstellung überfiel ihn eine gelinde Gänsehaut. Er ließ jetzt die Blicke über die übrige Tisch gesellfchaft wandern. Ganz oben am Ende der Tafel blieben sie angenehm überrascht an einem schwarzhaarigen Mädchenkops haften. Warum konnte Fräulein Doris Legbrandt nun nicht so ähnlich aussehen! Donn hätte sie ihm schon eher gefallen können. Er hörte jetzt wie sein Gegenüber ihrer Ge sellschaftsdame aus eine Frage in einer Weise antwortete, die er nicht gerade liebenswürdig finden konnte. „Daß du die Motten kriegst!" dachte er „verwöhnt und eingebildet scheint sie auch zu sein." Mit um so größerem Interesse sah er zu der anderen jungen Danie hinüber, die ihm, schon des Gegensatzes wegen, immer besser gefiel. Sie tvar wirklich recht niedlich, halte leb hafte dunkle Augen und einen frifchen, roten Mund, den es durchaus nicht entstellte, daß er ein wenig schief war. Im Gegenteil, das wirkte sogar äußerlt pikant, fand Herr Thielemann. Sie lachte öfters, fröhlich und hell, wenn sie mit einem neben ihr sitzenden älteren, sehr würde voll aussehenden Herrn sprach. „Wahrscheinlich der Papa", dachte Herr Thielemann — „auch keineswegs unangenehm. Und wie das Mädel lachen kann — es wirkt ordentlich erfrischend. Schade!" Aber da war nun einmal vorläufig nichts zu machen. Als man sich von der Tafel erhob, war Herr Thielemann recht unentschlossen, was er nun tun sollte. Programmätzig wäre es ja ge wesen, sich der Frau Hauptmann, der Gesell schafterin von Fräulein Legbrandt, zu offenba ren. Sie wutzte jedenfalls auch bereits durch den Agenten von seiner Ankunft. Aber er konnte sich nicht dazu entschließen. Fürs erste setzte er sich hin und schrieb an den Agenten nach Ber lin einen ziemlich langen, vorwurfsvollen und niedergeschlagenen Brief. Am Nachmittag des anderen Tages beschloß Herr Thielemann, die Rudelsburg zu besuchen. Er war nun dockt einmal da und wollte sich den Aufenthalt möglichst angenehm machen. Um Fräulein Legbrandt sich zu kümmern, hatte er nicht die mindeste Lust. Er hatte ihr wieder ge genüber gesessen, aber nicht gerade einen besseren Eindruck davon getragen, wie das erstemal. Im stillen grollt er ihr ein wenig, daß er ihretwegen die unnötige Reise gemacht hatte. Sie konnte ja nichts dafür, aber die Ursache war sie doch, und schließlich hatte man das Recht, von einem jungen Mädchen zu verlangen, daß es bestrebt war, möglichst liebenswürdig und angenehm zu sein. Schönheitsfehler konnte man ja schließlich vergeben. Herr Thielemann war wenig geneigt, etwas an Fräulein Doris Legbrandt günstig zu beurteilen, jedenfalls weit weniger, als unter anderen Umstände», wenn er ihr ganz unbefan gen gegenübergetreten wäre. Der Tag war wolkenlos und heiter, und die Hitze wurde durch einen leichten Wind an genehm gemildert. Herrn Thielemann wurde immer fröhlicher zu Mute, während er den schö nen Weg zur Nudelsburg langsam Hinanstieg. Ob nun aus der Sache etwas wurde oder nicht, — na, sagen wir nur gleich ruhig nicht; denn das Halle er schließlich doch noch nicht nötig, sich eine Frau anzuheiraten, die ihm so ganz und gar nicht gefiel — es war doch nicht so übel, daß er durck diese Sacke einmal wieder herausgekommen war. Er war ja wahrhaftig nahe daran gewesen, bei lauter Rechnen und Be rechnen ein richtiger Philister zu werden. Und was für ein fröhlicher Bursche war er 'einerzeit in Bonn gewesen. Es war wirklich Zeit, daß er sich wieder einmal darauf besann. Die Nudelsburg war an diesem Tage sehr besucht und das Restaurant in dem übrig ge bliebenen Nest der ehemaligen Burg war voll kommen überfüllt. Namentlick waren eine ganze Menge Studenten aus Jena da, mit weißen, roten und blauen Mützen, die die meisten Tische mit Beschlag belegt hatten. Herr Thielemann blickte lange suchend umher — er war doch ein wenig ermüdet und sehnte sich danach, zu sitzen und ein kühles Glas Bier zu trinken. Endlich sah er einen Tisch, an dem noch ein Eckcken frei war. Ein mittelallerlickes Paar saß dort und dann Noch ein älterer Herr mil einer jungen Dame, die ein hellgrünes Kleid und einen weißen Strohhut trug. Aber war das nicht —? Ja, wirklich, das war ja das schwarzhaarige junge Mädchen aus dem Hotel, das ihm noch gestern im Vergleich mit der vor geschlagenen Zukünftigen so gut gefallen hatte. Herr Thielmann drängte sich hastig und mit vie len Pardons durch die besetzten Tische, damit ihm ja niemand zuvor käme. Er gelangte auch glücklich in die Nähe der schwarzhaarigen Dame, gerade, als ein blaubemützter Student Miene machte, den leeren Stuhl neben ihr fortzuneh men. Herr Thielemann fühlte plötzlich einen wahren Löwenmut in sich erwachen. Er stürzte vor und faßte den Stuhl zwar noch im letzten Moment, halte aber dabei das Unglück, ein Bierglas umzustoßen, dessen Inhalt sich in ei nem braunen Strome über das hellgrüne Kleid ergoß. Der Student, der zuerst ein wenig die Stirn gerunzelt Halle, lächelte und trat zurück. Herr Thielemann stand da und blickte mit sehr bestürzter Miene auf das Unglück, das er an gerichtet halte. Er konnte natürlich nichts an deres tun, als sich vorstellen und um Entsckuldi gung zu bitten. Aber das Fräulein lächelte freundlich und versicherte, das täte nichts, das würde sckon wieder trocknen, und außerdem wäre das Kleid nur ein Waschkleid. Der Papa lachte ebenfalls bloß und stellte sich als Raschke, Generalagent Naschke und Tochter aus Berlin vor. Und dann saß Herr Thielmann gleich darauf neben Fräu lein Raschke, sah ihr zu, wie sie erst mit ihrem kleinen und dann mit einem großen Taschen tuch die ärgsle Nässe aus dem Kleide rieb, ver sicherte sie seiner ewigen Dankbarkeit, weil sie seine Ungeschicklichkeit nicht Mit zornigen Wor ten und strafenden Blicken geahndet hatte, und dachte dabei: „Sie muß doch ein sehr gutes Herz haben!" Ob Fräulein Legbrandt wohl auch so liebenswürdig gewesen wäre? Wohl kaum! (Fortsetzung folgt.)