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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 09.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191011098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19101109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19101109
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-09
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 09.11.1910
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Veteranen, dem ersten Vorsteher der Vereins. H?rrn Schüppel-Chemnitz, unserer Arme« und Flotte, den Damen, den Herren Offizieren der Beurwubtenston- deS usw. Nach Aufhebung der Lasel setzte ein früh licher Ball ein, der Kameraden und Gäste lange in bester Laune zusammrnhielt Auch dieser Festteil reihte sich würdig dem ersten an, sodaß der Verei mit Freude und Stolz aus den Verlauf der Sti tungrfesteS blicken kann. —I In der nächsten Vereintvrrsammlung det Kgl.Sächs. Militärvereink.KönigAlbert", Sonnabend, den 19. November, wird Herr Recht«- anwalt Böhm einen Bor trag über „Miet«recht" halten. — „Der Bader auf Freter«füßen" errang am gestrigen Theaterabend wiederum einen schönen Erfolg. Die flotte Darstellung erntete den lebhaftesten Beifall der leider wenig zahlreichen Publikum». — Gewarnt wird vor einem sogenannten T u ch n e p p e r, der in Glauchau aufgetaucht ist Der Betreffende tritt sehr raffiniert auf und gibt an, auS seinem demnächst zusammenbrechenden Geschält noch für 20000 Mark Ware verschleudern, respektive retten zu wollen. Zuerst bietet der Biedermann Li noleum und Teppiche an und, lehnt man ab, we ße Wäsche, z. B. leinene Handtücher zu 10Pfg., Kaffee- decken 134 : 134, prima Leinen, 80 Pfg. Das ist die sogenannte Lockspeise, die er aber garnicht abgibt. Ec vertröstet vielmehr jeden damit, daß er wieder- kommt, und verweist auf ein großes Quantum, welches noch beim Spediteur steht. Die Hauptsache ist für ihn der Absatz minderwertiger Herren- und Damenstoffe. So suchte er einen Posten von 5 Stücken zu 3 Meter zum Gesamtpieise von 100 Mk. lot zu werden. Man weise dem Biedermann, wo er sich blicken läßt, die Tür I — Gin Fall von unlauterem Wettbe werb beschäftigte jüngst das Schöffengericht zu Tharandt. Der „Anzeiger für Tharandt- hatte wiederholt von einer dauernden Zunahme seiner Abonnentenziffer berichtet und zuletzt behauptet, die Zahl seiner Abonnenten betrage 2380. Der Ve:lag deS in dem Artikel angegriffenen ^Tharandter Tage blatteS" (Amtsblatt) stellte Strafantrag wegen unlau. teren Wettbewerbes. In dem Verfahren wurde festge- stellt, daß eine ständige Abonnentenzunahme gar nicht stattgefunden hat, daß vielmehr die Auflage des „Tharandter Anzeigers- zurückgegangen ist. Da§ Gericht erkannte gegen den V.-rlag auf 70 Mk. Geldstrafe eventuell 7 Tage Gefängnis. Der Rechts- beistand des verklagten Verlages bestritt, daß eine Täuschung der Interessenten und Leser beabsichtigt gewesen sei; „man habe nur mit der Wirkung der von dem Blatt vertretenen Richtung renommieren wollen!- Unlauterer Wettbewerb — wenn man nicht einen schärferen, treffenderen Ausdruck anwen- den will — liegt auch vor, wenn Zeitungen, denen eS an lokalen Inseraten mangelt, Geschäfte größerer Städte abgrasen und den von ihnen „bearbeiteten" Geschäftsleuten gegenüber die Auflage ihres Blattet in bemäntelter Form höher angeben, a S sie tat- sächlich ist, oder wenn sie, die Aehnlichkeit des Titels verschiedener Zeitungen auSnutzend, sich als Vertreter einer Zeitung mit höherer Auflage alt der ihrigen autgeben. — Ein schneereicher Winter wird auch in diesem Jahre wieder von Prof. Dr. Maurer, dem Direktor Ler eidgenössischen meteorologischen Zentralanstalt in Zürich, angekündigt. Man wird sich erinnern, daß Dr. Maurer bereits vier Ler vorausgegangenen Winter in ihrer Eignung sür den Wintersport triffend voraus charakterisiert hat. Auch seine Prognose für 1909—10, die auf einen frühzeitigen, schneereichen Vorwinter im alpinen Ge- biet hinwies, ist bestätigt worden; bereits Anfang November konnten saft oll« Skitouren gemacht wer. den. Für diese Saison verspricht die Prvgnose Dr Maurers witderum einen niederschlagSreichen, nicht zu kalten Winter in höheren Lagen, also vornehmlich im alpinen Gebiet mit frühzeitigem Anfang. Für letzteren sprechen schon die gegenwärtigen Neu- schne fälle. —Gersdorf, 8. Noo. Erfreulicherweise wird die Bautätigkeit tm hiesigen Orte diesen Herbst nicht so schnell alt frühere Jahre abgebrochen. Der Neubau de« Herrn Bauunternehmer« Friedrich an brr L-Straße im Hofgraben ist nun soweit gediehen, daß dieser Tage der Bau gehoben werden konnte. Da« Gebäude, da« ganz in neuzeitlichem Stile ge halten ist, soll dieses Jahr noch unter Dach kommen, aec Aurbau aber im Frühjahre erfolgen. Der Stra ßenbau soll im Spätherbst dort für den Weiterbau oer L-Straße sowie der Weststcaße, soweit e« sich um die Bewältigung der Ecdarbetten handelt, oor- genommen werden. —Mit dem Omnibu« Gersdorf— Oberlungwitz—Hohmstetn-Er. wurden im Monat Oktober d. I. 2573 Personen und 502 Stücke Reise- npäck befördert. Im gleichen Zeitabschnitt d-s Vo . jahreS betrug die Frequenz 2483 Personen und 480 Reisegepäckstücke. 32 (41) Personen benutzten der Nachtomnibu«, welcher jeden Mittwoch */,11 Uhr au« Gersdorf und um 12 Uhr nachts vom Bahn hof Hohenstein-Er. absährr. — Die Teschinschützen- Schießgesellschaft „Waldschlößchen- kann im Jahr, 1911 auf ihr 25jährigeS B-stehen zurück licken. Wn wir hören, soll mit einer geplanter. Festlichkeit auch die Weihe einer neuen Fahne verbunden sein. — LangenchurSdorf, 8 Noo. Die hie- ize Gemeinde hat beschlossen, Teile deS Weges, der vom Restaurant „Zur WolsSschlucht" über den Do f- bach nach dem Callenbergrr Kommunikat ontwege lührt, sür den öffentlichen Verkehr einzuziehen. — In hiesigem Orte sind unter Len kleineren Schul kindern die Masern und in einigen Fällen Scharlach sehr stark aufgetreten. D'e Zahl der Kranken steigert sich täglich — Glauchau, 7. Noo. Ein Erpresser ist in den letzten Tagen hier aufgetaucht. Bei einem Ein- wohner erschien ein Knabe mit einem Briefe, in dem der Adressat unter Drohungen aufgefordert wurde, an einer näher bezeichneten Stelle eine größere Summe Geldes niederzulegen. Der Empfänger übergab dar Schreiben zur weiteren Veranlassung der Polizei. Der Knabe vermag eine genaue Per- onalbeschreibung des unbekannten Erpressers, nach dem gefahndet wird, indessen nicht zu geben. — In unfreiwillige Gefangenschaft geriet dieser Tage ein hiesiger Kontorist. Er hatte sich in den Telephon schrank degel-en und die Lür hinter sich in« Schloß geworfen. AIS er nach Beendigung deS Gesprächs ffaen wollte, funktionierte daS Schloß nicht mehr. Da ihm auch ein helbeigerufener Schlaffer keine sslfe bringen konnte, hob man kurz entschlossen die )ecke ab, worauf der Eingesperrte durch Uebersteigen seine Freiheit wiedererlangte. — Meerane, 7. Noo. Im Gasthaus „Zum Grüntal" gerieten mehrere von einer Beerdigung zurückgekehrte Männer in eine Schlägerei. Dabei wurde dem Maurer Reim vom Heizer Gitz mit einem Stuhle die vordere Partie der Hirnschale und daS Nasenbein zerschlagen. Der Läter wurde im AmtSgerichr in Gewahrsam genommen. Wie man un« später meldet, ist Reim seinen Verletzungen bereis erlegen. — Burkersdorf, 7. Noo. Am Sonntag beging die Ehefrau deS Kohlenhändlers Lohse hier ihren 50. Geburtstag in dem Hause, worin st; ge boren ward und ununterbrochen auch gewohnt hat. — Hartenstein, 7. Noo. Seit dem Re- formationSfeste befindet sich im hiesigen Alfred- Hospital eine ungefähr 60 Jahre alte geifterschwach? Frau, die am erwähnten Lage im Orte Raum an- gehalten wurde. Sie verniag weder über ihren Namen noch über ihren Wohnort Autkunft zu geben. — Marienberg, 7. Noo. Ein falsche« 20- Mark-Stück wurde in der hiesigen Stadtkasse ange- halten. — Im benachbarten Lauterbach wurde der Einwohner Buschbeck erfroren aufaefunden. — Zöblitz i. Erzgeb., 7. Nov. Ein L2cker- ofen der Firma Gustav Fischer ist unter weithin dröhnender Detonation explodiert. Die Fenster de« Gebäude« wurden durch den Luftdruck zertrümmert, zum Lell an« den Fugen gerissen und fortgeschleu- dert. Menschen sind glücklicherweise nicht verunglüä — Markneukirchen, 7. Noo. Wie sich nun herausstellt, hat der Arbeiter Lorenz nur da« neugeborene Kind seiner Tochter erschlagen. Die war wegen Meineid« angeklagt. Der Vater stell st? deshalb zur Rede und schlug sie zu Boden, wo bei daS Kind, daS daS Mädchen auf dem Arme hatte, erschlagen wurde. Au« Gram hierüber er- tiänkte sich Lorenz. — Chemnitz, 7. Nov. Beim Einbiegen in e n Grundstück an der Bernsdorfer Straße stürzte in 19jähriger Geschirrsührer von seinem Wagen und blieb, mit einer Verletzung an der Stirn und auS der Nase blutend bewußtlos liegen. Bei der Untersuchung durch einen Arzt stellte sich bei dem Verunglückte» ein Tobsuchtsanfall ein, der aber bald wieder vorüberging. — Der Leipziger Handlung«- geh Ife Friedrich / uzust Grindly, der in Chemnitz nach Unterschlagung größerer Geldbeträge geflüchtet war, wurde in Innsbruck verhaftet. Auf dem Wege zur Wachtstube jagte er sich eine Reooloerkugel in d-n Kopf und stürzte tot zu Boden. — Zaßnttz bei Rochlitz, 7. Noo. In der Scheune deS Gutsbesitzers Zetzsche brach abends in der neunten Stunde Feuer aus. Die Scheune, die mit reichen Erntevorräten gefüllt war, sowie dar Seitengebäude brannten nieder. DaS Vieh und da« Molstiar konnten gerettet werden, auch blieb das Wohnhaus erhalten. D«e Entstehungsursache ist unbekannt. — Grimma, 7. Noo. Auf der Mulden brücke bei Grimma hat sich ein Soldat von einem Zuge überfahren lassen. Der Mann war sofort tot. — Leipzig, 7. Nov. Am Freitag abend traf mit einem Zuge aus der Richtung Thüringen in etwa 8jährtger Knabe hier ein, der nach Be richten der Fahrgäste aus Amsterdam kam und der deutschen Sprache nicht mächtig war. Ein Schild an seiner Kleidung trug die Aufschrift: „Kurt Marx wird in Leipzig in Empfang genommen durch Herrn oder Frau Prüfer". Die genannten Personen sind bisher nicht zu ermitteln gewesen, so daß der Knabe vorläufig ins Waisenhaus ausgenommen werden mußte. — Im Alter von ^80 Jahren ist hier der vormalige Direktor dec sächsischen LandeSlotterie und LotteriedarlehnSkafse, Geh. Finanzrat Julius Robert Deumer, gestorben. Er war einer der Gründer der sächsischen konservativen LandeSvereins, hatte längere Zeit den Vorsitz deS Konservativen BrreinS in Leipzig inne und gehörte als lebensläng liches Mitglied der Ersten sächsischen Kammer an. ' — Ltebertwolkwitz 7. Noo. Von einem Automobil überfahren wurde aus der hiesigen Chaussee der 7 Jahre alte Sohn des Glasers Bernhardt. Der Knabe war auf einem Geschirr des Fleischers Daßler mitgefahren. Beim Nahen des Automobils war er, da er das unruhig gewordene Pferd führen wollte, abgestiegen. Im selben Moment kam auch schon das Automobil in voller Fahrt heran und überfuhr ihn. Er erlitt hierbei einen Unterkiefer-, einen Schlüsselbein- und einen Schädelbasisbruch. — Dresden, 7. Nov. Im benachbarten Kötzschenbroda verstarb im 91. Lebensjahre Dr. med. Oberstabsarzt a. D. Hugo BehrenS, der unter dem Pseudonym B. Renz eine Anzahl Romane und No- vellen herauSgegeben hat. Er ist der Vater der unter dem Schriftstellernamen Wilhelmine Heimburg be kannten Romanschriftstellerin, die vor einigen Monaten auch die Mutter durch den Tod verlor. — Radeberg, 7. Noo. In einem Gehöfte wurden hier vier Gänse gestohlen, die die Diebe so fort an Ort und Stelle abschlachteten. Gerichtliche«. 8 Chemnitz, 7. Nov. Betrügerischer Bankrott. Eine zeitraubende Schwurgericht«. Verhandlung — sie währte von vormittags */,1O Uhr an bi- in die Nacht hinein — war die gegen den am 23. September 1861 in Wüstenbrand ge- borenen Geschäftsführer Franz Emil Gri nm in Limbach und gegen dessen Ehefrau, die SpeditionS- geschäftSinhaberin Anna Bertha Grimm geb. Oertel, die am 24. Dezember 1866 in Falken geboren ist. Dem Angeklagten Grimm wurde betrügerischer Bankrott, seiner Ehefrau Anstiftung zu diesem Ver- brechen oorgeworfen. Die Beschuldigung ging dahin daß Grimm im August 1909 als ein Schuldner, der seine Zahlungen eingestellt hatte, durch Uebertragung )cs ihm gehörigen Speditionsgeschäfts an seine Ehe- rau, s'wie durch Ueberlassung zweier HauSgrund- bücke an dieselbe Vermögensstllcke beiseite geschafft habe, um seine Gläubiger zu benachteiligen. Die Mitangeklagte sollte ihren E)ema>n durch Drohung zu diesem Verbrechen bestimmt haben. Die Angeklag ten bestlitten ihre Schuld, deshalb machte sich die Ladung von 12 Zeugen erforderlich. Zwei von ihnen machten wegen ihrer nahen Verwandtschaft mit den Angeklagten von ihrem ZeugniSoerweigerungSrechtr Gebrauch. Der Angeklagte Grimm behauptete, daß seine Ehefrau eine wirkliche Forderung in Höhe der ihr gemachten Zuwendungen an ihn gehabt habe. Diese Behauptung wurde durch die Beweisaufnahme erschüttert. Von der Beiseiteschaffung von Ver- mögenSstücken wurde G. freigesprochen, dagegen wurde er für schuldig erkannt, einen Gläubiger, nämlich eine Ehefrau, vor anderen Gläubigern, in der Ab- cht, diese zu schädigen, bevorrechtigt zu haben, tz 241 der KonkurSordaung.) DaS Urteil lautete auf sechs Monate Gefängnis. Die seit dem 27. April erlittene Untersuchungshaft wurde mit fünf Monaten auf die Strafe angerechnet. Die Mitangeklagte wurde dem Wahrspruch dec Geschworenen gemäß ceigksprochen. Strandung des deutschen Fünf masters „Preußen". Wir berichteten gestern über den Zusammenstoß deS Segelschiffes „Preußen" mit dem englischen Zostdampfer „Brighton" tm Kanal. Um daS Un- lück voll zu machen, brach beim Abschleppen der havarierten „Preußen" deren Trosse und das Schiff lief auf. DaS Schiff liegt in der FanS-Bay, 200 ardS von den Klippen entfernt, an einem Punkte, diese 290 Fuß hoch sind. Mit Rakstenapparaten ging man vom Fuße der Klippen aus an die kettungSarbeit, die sich äußerst schwie - i g gestaltete. Die Leine wurde gerade über die ^aupttakelage der „Preußen" geschossen, doch aus der „Preußen" geschah nichts, obwohl man immer noch Lichter sah Sie wurde aber heftig auf den Felsen hin- und hergeworfen, und mit stei ender Flut wurde die Lage der „Preußen* zusehends gefährlicher. AuS Dover erhält die „Tgl. Rdsch." einen eingehenden Bericht Uber das Unglück, der zugleich Das Haas der Barer. Ein Roman «uS Hannovers jüngster»Vergangenheit von Anny Wothe. 75s Nachdruck verboten. Der Major schritt mit schweren Schritten zu seinem Schreibtisch, den er langsam ausschloß. „Vater", bat Jobst ganz zerknirscht, „nur noch ein einziges Mal verzeche mir. Sieh, ich will ja versuchen, ein besserer Mensch zu werden. Ich weiß ja, wie schlecht und leichtfertig ich bin, aber ich weiß auch, daß ich noch anders werden kann. Die Leidenschaft des Spielers, wenn sie über mich kommt, macht mich 'eben sinnlos. Die Enge, die mir unsere Vermögenslosigkeit unterlegte, erdrückte mich fast Ueberall war es mir, als müsse ich Net ten sprengen, und dann kam bier und da einer zu mir, der mir Geld anbot, und ich sah voll Stau nen, daß ich schließlich erhielt, was ich brauchte. Wenn ich den Gel dleiHern eine größere Summe aufschrieb, als ich ihnen schuldete, suchten sic es immer wieder möglich zu machen, meine Ansprüche zu befriedigen. Und schließlich, als meine Forder ungen zu hoch wurden und man Dein Giro ver langte, da schrieb ich ohne Besinnen, nur im sie- bernden Verlangen nach Geld ans Deinen Namen und wer weiß was sonst noch auf die Papiere. Anke, die kleine Blume»-Aukt war es, die mir einst die Waffe aus der Hand ritz, um mich dem Leben wiederzugcben, wofür sie mil dem ihren blitzte, nnd sie ist cs, die seht rächend das Schwert über meinem Haupte hall. Das Spiel ist ans, Vater, ich sichle es selbst, bis ans den letzten Trumps verspielt." Der Major hatte, ohne mit einer Miene zu zucken, still ein Kästchen seinem Schreibtisch ent nommen. Er öfsnete es und trat nun seinem Soh ne dicht gegenüber. „Wähle!" befahl er besser. Jobst taumelte zurück. „Ich soll?" stammelte cr, aus die Waffe deutend, „ich soll selbst, Vater?" Der alte Major hob stolz das Haupt „Es ist der einzige Weg, der Dir bleibt", sagte er lrart. „Ich gebe Dir vterundzwanzig Stunden Zeit. Ist die Frist abgelaufen und Du hast nicht getan, was Du tun mutztest, so werde ich selbst den Weg ge- vergib uns unsere chuldigcrn. der Dir ver ¬ lier waren gekommen. Man sah wie immer den be die Mitglieder des Union- ren des Direktoriums, ! beschaffe», die es ermöglichen. tagen so glänzendes Leben herrschte. (Fortsetzung folgt.) Marktkirche klangen die Glocken der Frühlingsregen hernieder, ,komm, laß chuld, wie nnd leise, lins auch hatten, sattsam anfgebauscht, in alle Kreise gedrun gen waren. Die Offiziere, die noch nicht Wichten, flüchtig gesprochen, „Laznr" vorführen Regierungsrai den zu aufgeregt, Du da hatte Zimmer l)en und in denen noch die Tränen standen, die cr in der Mutter Schoß geweint. langt, nnd ich selbst sehe ja kaum einen anderen Ausweg, aber ich habe Dich immer lieb gehabt, und wie Dn klein warst, da hast Du Dich mit Deinen lachenden Augen in mein Herz geschmei chelt, nnd diese Augen haben mir oft wie zwei Sterne aus dem Haus der Väter geleuchtet, hinein in mein einsames Leben, lind weil ich Dich lieb habe, trotz allem, so will ich Dir, selbst auf die Gefahr hin, den Zorn des Vaters aufs neue Her- icb fei Von der leise rauschte den in einer der Logen der ersten Tribüne hielten die Ferngläser vor ihre Augen, mn Flachrennen, die bei dem regnerischen Wetrer nig Interessantes boten, besser zu beobachten. Die beiden Freunde waren soeben vom und die We ¬ das Zimmer des Majors verlassen hatte, er den Bruder einen Augenblick in sein gezogen nnd ihm gesagt: „Jobst, ich weiß, was der Vater von nen gern sern geblieben sein, wie Leutnant Mencke, der lieber Reugeld bezahlt hatte und seine „Miner va" nicht laufen ließ. Morgen, das wußten sic, würde sich das Ge witter ja doch entladen, nnd der hcntige Tag oder die paar Stnnden bis morgen waren nur die Stille vor dem Stnrm. Dietrich v. Hellburg und Eggert Heitmann stan- wie die Sache für sie und ihre Kameraden ab langsam dort unten im Nebel verschwand, erblicken laufen konnte, standen wie unter einem dumpfen trat ans Fenster und sah die Schmiedestraße ent lang, solange er die blaue Husarenuniform, die konnte Dann wandte er sich ins Zimmer znrück, Druck, und viele würden gewiß dem heutigen Ren- Heu, den Ehre und Pflicht mir gebieten, und mei nen entarteten Sohn dem Gericht überweisen. Ich verlangc nicht Dein Ehrenwort, daß Du die Strafe vollziehen willst, die Dein Vater Dir als strenger, aber gerechter Richter auferlegt, denn Du hast keins Der erste Renntag in Hannover im Frühling und nichts als Regen, endloser Regen. Die Tri bünen aus der kleinen Bult waren gut besetzt, aber es fehlte an Glanz, Licht und Farben. Die Da men waren nur spärlich und fast nur in Sports- kostümcn vertreten und aus dem Sattelplatz sah man meist Regenröcke nnd aufgespannte Regenschir- halten." „Jobst, mein Jobst", schluchzte sie auf. Wortlos hielt Jobst die Mutter an seiner Brust und unter ihren Liebkosungen wnrde es ganz stille in ihm. Wie einst als Kind legte er seinen Kopf in der Mutter Schoß, und ihre Tränen flossen über sein (Besicht. Ohne ein Wort schieden sie. Der Major aber Ein unbeschreiblicher Blick des Bruders hatte ihn getroffen, vor dem er verstummte und an den er jetzt immerfort denken mußte. Als Jobst hcule vormittag völlig gebrochen wo seine Gatlin zusammengesunken am Boden lag und schluchzend die Hände rang. „Mein Jobst, mein Kind! Er kommt nicht wieder!" „Komm, Elsriede", iröstcle der alte Mann, sich als sielen linde Tropfen ans cinen Totenschrein. Es kam vielleicht hinzu, daß die vorsichtigen^ Da war es ganz merkwürdig aufgeflammt, wie Notizen, welche die Zeitungen gebracht, doch wie wiedererwachender Lebensmut, in den blauen Au- cin Lauffeuer die Runde durch die Stadt gemacht gen des Bruders, die ihn erst so verstört angese- Und jetzt aus Hamburg, Berlin, Breslau und von überall vielleicht über Dich weinen können. ein Mann!" „Darf ich die Mutter sehen?" rühmten Sportsmann Generalmajor v. Hehden-Lin- Der Major ging schweigend zur Tür, die er^den mit dem glattrasierten Gesicht nnd den leb- össnetc. Still und bleich wankte eine Frauengestalt haften Augen, den Oberpräsidenten und andere Her- hinein, kaum imstande, sich auf den Füßen zu ren des Direktoriums, die Mitglieder des Union- „Vater", schluchzte Jobst, dem alten Mann zu Fußen sinkend und seine Knie umfassend, „Bater, me. Die Musik der KönigSulanen klang nur ge- ich verspreche Dir —" dämpft durch die dicken Vorhänge, die die Tribü- „Nichts, nichts! Es gibt keinen anderen Weg." nen abschlossen und die binnen Fahnen hingen „So sage wenigstens, daß Du mir verzeihst, j klitschnaß und traurig wie wasscrschwere Säcke Her- Latz mich nicht mit diesen, schrecklichen Bewußtsein nieder. die dunkle Straße gehen, Vater, noch einmal, sei! lind so trübe das Bild auch äußerlich schien, barmherzig!" ^so schien es auch mit der inneren Stimmung be- „Wenn Du den stillen nnd letzten Weg gegan-Ztcllt. Die Ossiziere der Reitschule und der garni- gen bist, mein Sohn", sagte der Alte feierlich, dissonierenden Regimenter waren zwar wie sonst ziem- Hand auf des Sohnes Haar legend, „dann werde lieh vollzählig vertreten, auch berühmte Renngäste klubs nnd zahlreiche Rennstallbcsitzer, aber es lag idoch wie ein leiser Schleier tiefer Melancholie uniss aufzubeschwören, heute sagen: Willst Du fort, l)«u1e Unfreiheit über der kleinen Bult, wo sonst an Renn-^noch, so will ich Dir bis zum Abend die Mittel Wage gekommen, wo sie Jobst der sich seinen jungen Wallach ließ. „Ruhig, ruhig", lMlc der Bruder gemahnt, „Du bist viel solltest das Rennen ausgebcn." mehr zu vergeben. Ich erwarte aber, daß, ehe die erschüttert zu ihr niedcrbeugend, Sonne zum zweitenmalc niedersinkt, Jobst v. Hell-^bcnm: Und vergib - bürg nicht mehr unter den Lebenden ist." wir vergeben unseren Er hielt dem Sohne den Pistolenkaslen hin nnd wie unter einer magnetischen Macht nahm Jobst die Waffe. „Vater", stöhnte er auf. „Vater! Erbarmen! Hits mir dock!" „Hast Du Erbarmen mit uns gehabt? Mit Deiner armen verzweifelten Mutter, Deinen jungen Schwestern, die jammernd die Hände ringen? Hast Du Erbarmen gehabt mit Deiner Frau und mit der Armen, die Deinetwegen in den Tod ging?"
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