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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.01.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191201160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19120116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19120116
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-16
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.01.1912
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sen, daß die sozialdemokratisch« Fraktion des neuen Reichstags kaum mehr als 85—90 Mitglieder zäh len wird. Voraussetzung solcher Berechnung ist freilich, daß die bürgerlichen Parteien ihren alten Tradi tionen nicht allzu untreu werden. Man hat ja vor den Hauptwahlen mancherlei Drohungen ge hört. „Behandelt die Rosaroten genau wie die Roten" hieß es auf der Rechten, und „Vernichtet erbarmungslos den schwarzblauen Block" lautete das Echo auf der Linken. Nach der roten Wahl schlacht vom 12. Januar wird sich manche Fanfare in eine Schamade verwandeln. Nicht, als ob eine einheitliche geschloffene bürgerliche Phalanx gegen die SoziaLdelmokratie zustande käme! Daran ist trotz aller offiziösen Beschwörungen nicht zu den ken. Wenn auch die „Nordd. Allg. Zeitung" mahnt, „nicht auf vergangenen Hader der Parteien, sondern auf die Zukunft der Nation dm Blick zu richten", so stnd die Verärgerung und Erbitterung unter den bürgerlichen Parteien doch viel zu tief, um schnell vergessen zü werden. Allerdings wird sie einerseits auch nicht so nachhaltig sein, um jene gradlinige „Front gegen rechts" in den Stichwah len berzutstellen, die trotz heißen Bemühens einiger unverantwortlicher linksliberaler Stimmen schon bei den Hauptwahlen nicht zustande kam. Die Wähler sind keine Marionetten, die einfach von etlichen Drahtziehern dirigiert werden, können. Auch sind der Osten und der Westen, der Norden und der Südm unseres Vaterlandes so verschieden in ihren politischen Stimmungen und Urteilen, daß sich un möglich schablonisieren läßt. Und das ist am Ende ganz gut so. Die Hauptwahlen sollen klare Grund sätze zur Entscheidung Dringen, hie Stichwahlen werden immer von Nützlichkeitserwägungen der ein zelnen Parteien stark beeinflußt sein. Allerdings sind auch 90 Sozialdemokraten im nächsten Reichstag keineswegs eine quantite negli- geable. Die angekündigte Heeres- und Flotten vorlage wird ja auch durch 100 Sozialdemokraten nicht mehr gefährdet werden, denn die grundsätz liche Opposition der bürgerlichen Linken gegen Wehlmachtsvermehrungen gehört seit Eugen Rich ters Tod der Geschichte an und die Lehren der letzten Marokkoverhandlungen sind allzu deutlich, um durch radikale Reichstagsreden abgeschwächt wer den zu können. Aber trotzdem bleibt eine so starke Partei absoluter Verneinung recht unbequem im neuen Reichstag. Zumal sie jederzeit die Möglich keit hat, mit dem nicht geschwächten Zentrum wie der wie nach 1903 eine Mehrheit im Parlament zu bilden. Diese drohende klerikal-demokratische Mehrheit wird — leider — das Charakteristikum des neuen Reichstags sein. Die alte Mehrheit, der sogenannte schwarz-blaue Block, scheint überwunden zu sein, nachdem bereits bei der Hauptwahl 30 Sitze nach links hinüberfielen; aber die neue Mehrheit von Zentrumspartet und Sozialdemokratie wird nicht erfreulicher als die alte sein. Das haben die Er fahrungen der drei Jahre 1903—1906 schon gelehrt. Doch das ist spätere Sorge. Das Nächstliegende ist die Vorbereitung auf die Stichwahlen. Daß alle bürgerlichen Parteien hier voll ihre Schuldigkeit tun und alle Verärgerung und Wahlverdroffenheit in den eigenen Reihen überwinden, das ist die Forderung des Tages. Und darum ergeht aufs neue der Rus durch die deutschen Lande: Alle Mann auf Deck, klar zum Gefecht! Ministerium pomcare. Die Kombination eines Ministeriums Dclcassee ist rasch wieder in der Versenkung verschwunden. Man scheint den politischen Grund dieses Mannes doch mit einer zu schweren Hypothek seiner Vorgeschichte belastet gefunden zu haben, als daß man das Experiment unternehmen möchte. Eigentiimlich berühren sich die Extreme seiner Lauf bahn. Der einst den Rekord von sieben Mtnister- jahren aufgestellt hatte, hat in seiner zweiten Ver waltung des auswärtigen Dienstes ganze drei Stun den gelebt! Poincaree: ein neutraler Mann! Wir wissen, daß er einen aufs äußerste abgeblaßten Radikalis mus darstellt. Bemerkenswert ist, daß er ein Mi- nisterium Caillaux ablöst. Beide Spezialisten der Einkommensteuer, die es in Frankreich immer noch nicht gibt, weil der uns längst in Fleisch und Blut übergegangene Grundsatz der Steuer-Staffe lung in der demokratischen Republik als zu „demo kratisch" zu viele Widersacher findet. Caillaux hatte seinen Gesetzentwurf wenigstens aus der Kammer heraus vor den Senat gebracht, in dessen Kom mission er nun seit Jahren schlummert, als hätte ihn die Tse-tse-Fltege gestochen. Poincaree ist nicht einmal so weit gekommen, als er im kurzlebigen Kabinett Bourgeois das Finanzministerium ver waltete. Bourgeois und Poinbaree, Poincaree und Bourgeois! Sonderbar, daß man die beiden Na men wieder nebeneinander liest! Der ehrwürdige Patriarch des französischen Radikalismus, auch im Auslande drrrch regelmäßige Teilnahme an inter nationalen Kongressen namhaft und angesehen, hat nach langer Pause wieder ein Portefeuille ange nommen. Man kann ihm nicht verdenken, daß er seine große Autorität sich nicht gern im lästigen und undankbaren Getriebe der Ministerschaft ver wirtschaften läßt. Es ist manchmal ganz angenehm, wenn man einige „Gesundheitsrücksichten" immer auf Lager hat. Und bezeichnend ist, daß sie diesesmal ihm zwar nicht die Uebernahme des Präsidiums, aber doch die des auswärtigen Ministeriums erlau ben. Dieser wichtigste Posten scheint also zurzeit als Sanatorium für Leute von ungefesteter Körper kraft angesehen zu werden. Diese Kunde wirkt beruhigend auch auf unsere Nerven, die von den Herren Cruppi und de Selbes in den jüngstvergan genen Monaten ein bischen hart mitgenommen stnd. Den gesetzten Bourgeois wollen wir uns auch um seiner selbst willen gern gefallen lassen. Und daß ins Krtegsamt Millerand ein ziehen soll, können Zeichendenter sogar als Wunsch einer Annäherung an Deutschland auslegen. Als > Handelsminister ist er bekanntlich seinerzeit in wie derholte Fühlung mit seinem deutschen Kollegen Grafen Posadowsky und dessen sozialer Reformar beit getreten, hat das Lob der deutschen Versiche- rüngsgesetzgebung gesungen und dafür'von Kaiser Wilhelm ein Gegenlob eingelauscht. Daß er sein Krtegsamt nicht im deutschen Interesse verwalten kann, sollte freilich jedem denkenden Menschen von selbst klar sein. Da wir den Franzosen trotz ihrer oftmals be wiesenen Feindseligkeit nicht von vornherein Böses in ihrem eigenen Innern wünschen, dürfen wir ihnen auch Wohl zur Wiedereinsetzung Briands als Ches der inneren Verwaltung Glück wünschen. Der alte Sozialist hat im Jahre 1910 so kräftig den „starken Mann" gegen die Saboteurs und ähn liche unbotmäßige Gesellen des Verkehrsdienstes her- misgebiffen und ist auch im Vorjahre in so unsym pathischer Weise als Märtyrer seines kirchenpolitt- fchen Friedenswillens durch die Umtriebe des fana tischen Jakobiners Combes gestürzt, daß man seine Rückkehr mit lebhafter Freude begrüßen muß. Wird das neue Kabinett wenigstens so viel Halt gewinnen, daß man 1912 nicht wieder alle 1 Monate über französischen Mintsterwechsel zu be richten hat? Wir wollens hoffen. Schon klingen Untertöne in der französischen Volksseele mit, daß das republikanische System wegen seiner Zerfahren heit aus die Dauer dvch nicht zu halten sei. Daß aber die Republik für die Erhaltung des äußeren Friedens verhältnismäßig noch die, günstigste Staats- form sei, hat uns ja Bismarck gesagt. ckem Reicks. Besuch des Sachsenkönigs in Berlin. König Friedrich August und Prin zessin Johann Georg werden sicherem Ver nehmen nach am 27. Januar nach Berlin fahren, um dem Kaiser persönlich die Glückwünsche zum Geburtstage zu überbringen. Einer Bitte des deut schen Kronprinzen folgend, wird der König die Patenstelle bei dem jüngst geborenen Sohne des Kronprinzen übernehmen und persönlich der Tauffeierlichkeit in Berlin beiwohnen. Karlsruhe — München. Das Zentrum hat in diesem Wahlkampf sich als eine besonders hervorragende „Thronstütze" überall eifrig angepriesen. Die Gunst des Schicksals setzt es jetzt in die Lage, diese seine Eigenschaft glän zend zu erweisen. Es ist nämlich in seine Hand gegeben, ob zwei süddeutsche Residenzstädte, Karls ruhe und München, sozialdemokratisch vertreten blei ben oder werden. Den Fall Karlsruhe hat sich der badische Zentrumsgeneral Wacker als be sonderes Glanzstückchen präpariert. Dort werden seine Scharen den Sozialdemokraten ziemlich sicher von einem alten Sitz seiner Partei vertreiben. In München könnte das Zentrum ebensvleicht den bisher liberalen Sitz dem Bürgertum erhalten und der Krone damit ein Vergnügen machen. Doch das will es, anders als in Karlsruhe, nicht tun. Herr von Orterer hat schon kundgegeben, daß der Liberale seiner Pein allein überlassen werden soll und viele brave Zentrumsleute werden auch noch aus alter Gewohnheit für den Sozialdemokraten stimmen. Ist nun das Zentrum in München ein anderes als in Karlsruhe? Es sieht so aus, ist aber doch nicht so. In München läßt sich nur mit der Unterstützung des Liberalen nichts für die ei gene Partei herausschlagen, wahrend ein mit Zen- trumshtlse, wenn auch unentgeltlicher, erfochtener Steg der Liberalen in Karlsruhe die badischen So zialdemokraten gegen diese so erbittern soll, daß sie ihnen in drei ausstchtsvollen Stichwahlen gegen das Zentrum ini badischen Oberland keine Hilfe leisten. Das ist das Thronstützentum des Zentrums in der Nähe betrachtet! Deutsche Mannschaften auf französischen» Boden Die deutsche Regierung harte bei der fran zösischen darum nachgesucht, daß der Dampfer „Patrizia" von der Hamburg-Amerika-Linie, der mit einem Ablösungstransport von 1200 Mann nach Kiautschou unterwegs ist, den Hafen von Algier anlaufen und daß die Mannschaft dort an Land gehen dürfe. Die französische Regierung hat diesem Ersuchen stattgegeben, und die deutschen Mannschaften werden somit in Algier für einige Stunden auf französischem Gebiet weilen. " Anwerbungen in die Fremdenlegion in Deutschland Der Verein zur Bekämpfung der Sklaverei in der Fremdenlegion schreibt: Die Pariser „Agence Havas" dementiert formell, daß für die Fremdenlegion in Deutschland oder anderswo Anwerbungen gemacht wurden und daß den Angeworbenen oder den Agenten eine Prämie gezahlt worden sei. Die Zahl der Anwär- ler übersteige den Bedarf bet weitem, und die Re- trutierungsbureaus wiesen einen starken Prozentsatz von den sich freiwillig Stellenden ab, selbst von solchen, die alle Bedingungen körperlicher Tauglich keit erfüllten. Dieses Dementi ist offenbar darauf zugeschnit ten, die Allgemeinheit darüber hinwegzutäuschen, daß Deutschland jährlich über 300 0 sei ner Landesktnder an die famose Institu tion der Fremdenlegion verliert, von denen 90 Prozent den Tod finden. Die Anwerbung Deut scher wird nicht nur systematisch in Frankreich von Behörden betrieben, sondern französische Agenten be reisen im Auftrage ihrer Regierung ganz Deutsch land, wie die Erfahrung lehrt. Diese Menschen händler erhalten für jeden Angeworbenen 10—25 Francs als Fangprämte. Kein Beruf, kein Stand, kein Alter, nicht einmal Unsere Jugend auf der Schulbank ist sicher vor diesen Schurken. Daran ändern alle Erklärungen der französischen Regie rung nichts. Las Uem Rücktritt des spanischen Kabinetts. Das Kabinett Canalejas ist zurück getreten Der Rücktritt erfolgte wegen der Nicht- begnadigung eines der im Culleraaufruhrprozeß zum Tode Verurteilten. Neue Unruhen in Marokko Nach einer Meldung aus Fes habe der Sul tan, den die neuerdings unter den Stämmen aus gebrochenen Gärungen sehr beunruhigen, an die französische Regierung das Ansuchen gerichtet, das französische Truppenkontingent in Fes zu verstärken. Mulay Hafid verlange, daß die Besatzungen von Fes auf 6000 Mann und von Me lines auf 2000 Mann gebracht und der Biarsch nach Taza baldmöglichst angetreten werde Obgleich man die Befürchtungen des Sultans für übertrieben hält, so sei doch ein Schutzbataillon von Casablanca nach Melines abgesandt worden. Die türkische Bersassungs-Aenderung abgelehnt. Die türkische Kammer lehnte am Sonnabend nach längerer Debatte mit 125 gegen 105 Stimmen die Verfassungsänderung ab. Im Laufe der Debatte begründete bei Fortsetzung der Beratung über den Artikel 35 der Verfassung der Unterrichts minister die Notwendigkeit, dem Herrscher das Recht zur Auflösung zu geben. Die gegenwärtige Form der Konstitution gebe der Kammer eine Vorherrschaft, die, wenn sie dauernd wiuoe, stets, wie die Ge schichte zeige, zur Anarchie oder zu einem Staatsstreich führe. Der Großwesir wolle eine Abänderung der Verfassung nicht, um Frieden zu schließen, sondern nm eventuell Friedenspräliminarien aufstellen zu können. Der Großwesir war krank heitshalber noch nicht in der Kammer erschienen. Bevorstehende Abdankung des chinestschen Hoses. Nach einer Meldung aus Peking, 13. Januar, ist der Thron so gut wie entschlossen, ab- zndanken und sich wegen der zunehmenden Unruhen in den Provinzen so schnell wie möglich nach Jehol zurückzuziehen. Die Mandschuprinzen, das Volk und das Militär stnd mit der Abdankung einverstanden, da nichts anderes übrigbleibt. In einer Zusammenkunft der Leiter der Regierung wurden die Einzelheiten te lweise festgestellt. Säcksisckes. Wettervoraussage der Königl. Sächs. Landes Wetterwarte zu Dresden. Hohenstein-Ernstthal, 15. Januar 1912. Für Dienstag: Ostwinde, heiter, kalt, kein er heblicher Schneefall. 18. Januar: Tagesmitlel —1,4", Maximum 0,2", Minimum —4,4". Meldung vom Fichtelberg: Bern nedelfrei, Nebel in den Tälern, g te Schlittenbahn bis in die Täler, starker lanaanhaltender Reif, großartiger Rauhsroü. .. MUA — Eine selten schöne H i ni m e l s ei che i n u n g konnte gestern abend am südöstlichen Himmel beobachtet werden. Ein helleuchtendes M e- t e o r, das lange Strahlenbündel hinterließ, flog mit einer großen Lichtfülle zur Erde herab. Das Meteor wird jedenfalls an vielen Otten gesehen worden sein und allgemeine Bewunderung hervor gerufen haben. —s. In einem hiesigen Restaurant vergnügten "ich zwei junge Leute mit Ringen. Plötzlich kürzte der eine, ein aui der Logenstraße wohnen- jder junger Arbeiter, und fiel so unglücklich, daß er einen Bruch des linken Schlüsselbeines erlitt. —w. Nachdem im Königl. Sächs. Militär- Verein Hohenstein-Ernstthal, Altstadt, Kamerad Emil Haugk bei einer im Dezember abgehalte nen sebr gut besuchten Vereinsversammlung einen sehr spannenden geschichtlichen Vortrag über Elsaß-Lothringen gehalten, welcher von den Zuhö rern mit größter Aufmerksamkeit verfolgt und wo für dem Vortragenden durch reichen Beifall gedankt wurde, hielt der Verein am vorigen Sonnabend im Saale des Hotels „Drei Schwanen" einen aus ge sanglichen, musikalischen und theatralischen sowie turnerischeiL Darbietungen bestehenden Fami - lienaüend ab, welcher von den Kameraden mit Frauen und Angehörigen außerordentlich zahlreich besucht war. Die im Strablenglanz zweier Tannen bäume dargebotenen Vorführungen waren durchgän gig fast als Kunstleistungen anzusprechen. Die je derzeit gefällige Vereinskapelle eröffnete den schon im voraus vielversprechenden Abend mit einem Marsch. Hierauf sang Frl. Gertrud Drechsler, welche auf Ansuchen ihre Mitwirkung zugesagt hatte, begleitet von Herrn Lehrer Eidner, in prächtiger Harmonie und bestrickendem Liebreiz das Lied für Sopran „Juzendträume". Reicher Beifall bekundete, wie sehr es die Vortragende verstanden hatte, die Anwesenden durch ibre künstlerische Darbietung zu fesseln. Nack einer humoristischen Soloszene und einem Gesangsstück begann das Liederspiel in 1 Akt „Lieschens erster Weihnachtsabend", welches allgemein mit großer Begeisterung ausgenommen wurde. Hierauf begrüßte der 1. Vorsteher Kame rad Köhler die Festversammlung aufs herzlichste mit dem Wunsche, daß der Abend zu aller Anwe senden Befriedigung verlaufen möge. Musikstücke, humoristische und turnerische Vortrüge sowie das urkomische Militärgesamtspiel „Eine Geldheirat" oder „Vrrrschenstreiche" beendeten den theatralischen Teil des Vergnügens. Nachdem noch Vizevorsteher Ka merad Singer den Darbietenden und dem kamerad schaftlichen Verlauf des Abends im Namen des Vereins Anerkennung ausgesprochen, schloß sich ein von der Vereinskapelle gespieltes Tänzchen an, an welchem sich die Anwesenden noch lange erstell ten, sodaß alle mit der Befriedigung den Saal ver ließen, einen schönen Abend verlebt zu haben. —g. Herrn Max7Oe l sch hier wurde gelegent lich der 5. großen Geflügel- und Kaninchen-Aus ¬ stellung in Mosel mit 88 Punkten der e r st e Preis ans deutsche Riesen-Schecken zuerkannt. —l. lieber der Wintergauturnfahrt des Niedererzgcbirgischen Turngaues nach Hohn- dorf, die gestern stattfand, waltete ein guter Stern. Ein Winterwetter von seltener Schöne, voll Schnee geflimmer und Sonnenschein, mit kräftigender, reiner Luft war dem Unternehmen beschieden, das zum. viertenmal sich wiederholte und von der Gauleitung ins Leben gerufen worden ist, um den Leuten unse rer Industriezentren und Kohlenreviere die Welt in ihrer Winterpracht zu zeigen und ihnen die Mög lichkeit vor Augen zu führen, daß man auch im Winter, oder da gerade erst recht, seiner Gesundheit leben kann, wenn man Energie genug besitzt, sich vom Ofen loszumachen. Gegen 400 Turner waren am Geländespiel beteiligt, das vieles Interessante bot, vor allem aber reges Bewegen in frischer Luft verlangte. In der sich anschließenden „Geselligen" in der „Wasserschenke" fanden sich bei Turnen, Ge sang und Rede gegen 700 Mann zusammen. Die ersten Abendzüge führten dann die Beteiligten nach und nach der Heimat zu —A. Oberlungwitz, 15. Jan. Kaum hatte man hier am vergangenen Donnerstag den Feuerwehrveteran und Mitbegründer der Freiw. Turnerfeuerwehr, den Vater unseres Branddirek tors, Herrn Privatier August Hättet zur letzten Ruhe bestattet, so ereilte der Tod am Sonntag küh wieder einen langjährigen Feuerwehrmann, Herrn Ehrenhauptmann Schneidermeister Wilhelm Beck. Wie Herr Härtel sen. in über 40jährigem aktiven Dienst ergraut und dafür mit dem Ehren zeichen dekoriert worden war, so konnte Herr Beck auf eine ununterbrochene 51jähttge aktive«, Dienst zeit zurückblicken. Von 1859 bis zu seinem Ver züge nach hier (1863) gehörte er der Freiw. Feuer wehr in Ernstthal an. Nachdem er bereits das Eh renzeichen erhallen, ward er zur 50jähttgen Jubel feier der Turnerfeuerwehr als deren dienstältestes Mitglied durch Glückwunschschreiben der Kgl. Amts- hauptmannschast geehrt. Eine weitere Auszeichnung — er war für seine langjährigen ehrenhaften Hauptmannsdienste zur Verleihung der Fttedricb August-Medaille vorgeschlagen worden — erreichte ihn leider infolge des schnellen, unerwarteten Todes nicht. In ihm verliert auch die hiesige Schützenge sellschaft ihren Mitbegründer und ein eifriges Mit glied. -d—. Oberlungwitz, 15. Jan. Um auch hier die Fugendbildung zu fördern, wurde un ter Leitung des Herrn Schuldirektors Dr. Phil. Groschopp durch die Herren Lehrer Bauer, Falke, Kapp und Kurth am Sonntag nachmittag im Saale des „Post"-Restaurants für die Fottbildunzsschüler ein Lichtbildervortrag über die Hamburg-Amerika- Linie veranstaltet. Außer einer größeren Anzahl Schüler hatten sich unter den Gästen das Lehrer kollegium, sowie Herren vom Schulvorstand einge- fimden. Nach einleitendem Begrüßungswott wies Herr Lehrer Falke darauf hin, daß durch die Bil der der in der Schule zu Gehör gebrachte Stoff auch dem Auge als wichtigste Pforte des Geistes vorgeführt werden und so das Gelernte befestigen 'und zur Fortbildung beitragen soll. Den auch bei der Jugend Verständnis für die Sache erweckenden Erläuierringen folgten belehrende und zugleich auch unterhaltende Erklärungen der Bilder. So stand der Besucher vor den stattlichen Verwaltungsgebäu den, den riesigen Hafenanlagen in Hamburg und Newvork, vor und in den Dampferkoloffen, deren Bau, maschinelle und sonstige Einrichtung, sowie praktische und luxuriöseste Ausstattungen großes Interesse erregen. Mehrere dieser schön kolorierten, scharfen und gut belichteten Bilder veranschaulichten das Leben und Treiben in den Häfen, auf den Schiffen usw. Am Schluffe der Vorführung dankt« Herr Schuldirektor Tr. Grofchovp den Besuchern und insbesondere den Veranstaltern und bat um weitere Unterstützung dieser der Jugendbildung gel tenden Bestrebungen. Der Besuch her weiteren Vor führungen kann nicht nur der guten Sache wegen, sondern auch nach dem Gesehenen als sehr lohnend empfohlen werden. —A. Oberlungwitz, 15. Jan. Vergange nen Sonnabend nachmittag 4 Uhr ereignete sich auf der Nutzunger Straße vor dem Friedensrichter Dogel- schen Grundstück ein schwerer Unglücksfall, bei dem die 6jährige Tochter des Zementarbeiters Reinhard Schaarschmidt hier den Tod erlitt. Die Kleine hatte für ihre Eltern Wege zu gehen In dem Augen blick, als ein vollbeladener Bierwagen der Bierhand lung Haubold hier von der Hofer Straße nach der Nutzung lenkte, wollte das Mädchen die Nutzunger Straße noch überschreiten. Es war bereits über die Straßenmitte, kam aber aüf der rechten Seite der Straße kurz vor dem Fußweg so unglücklich zum Fallen, daß es vor das Handpserd des Last geschirrs zu liegen kam. Hier wurde dem bedauerns werten Kinde von dem Pferde mit den Vorderhufen der Kopf eingetreten, sodaß der Tod auf der Stelle eintrat. Hilfsbereite Samariter brachten die Ver unglückte in das Haus des Herrn Zimmermeisters Hertel hier, von wo sie dann nach der elterlichen Wohnung überführt wurde. Dem Geschirrführer trifft keine Schuld. Er ist auf der Fahrbahn rechts und langsam gefahren und hat seine Pferde vor schriftsmäßig geführt. Den zu bemitleidenden Eltern wendet sich allgemeine Teilnahme zu. - b Lobsdorf, 15. Jan. Ein Wahlkuriosum trug sich bei der Reichstagswahl am vergangenen Freitag hier zu. Kam da ein biederer Landmann, welcher zuvor mit Holzfahren beschäftigt gewesen sein mag, an die Urne, um auch seine Stimme in die Wagschale zu werfen. Statt nun den Stimm zettel abzugeben, hatte er wohl aus^Versehen seinen Holzzettel verabreicht, worauf u. a. zu lesen war: „Drei Meter Scheite". Er hatte also für den kommenden Reichstag statt eines Abgeordneten drei Meter Scheite gewählt. Das Vorkommnis soll allgemeine Heiterkeit hervorgerufen haben. ' — W ü st e n b r a n d, 14. Jan. In dem Koirkursverfahren über das Vermögen des Bäcker meisters Ernst Albert Mehnert hier wird zur Prü-
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