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DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 60 Nr. 15 u. 16 wachsen würde, möchte auch diese Pflanze in Betracht kommen. Unter den Pflanzen könnten Efeu, Moosbeere, Vaccinium macrocarpum (kriechend), wohl auch Schlan genmoos (Lycopodium clavatum) und Immergrün den Bo den bedecken zur Lieferung eines nutzbaren Werkstoffes. Mit der forstmäßigen Aufzucht müßte eine planmäßige Nutzung der Kulturen Hand in Hand gehen, so daß den be schnittenen Pflanzen immer eine gewisse Zeit zur Erho lung verbliebe. Das Reich hat jetzt und in nächster Zeit eine Unmenge Kriegsbeschädigter zu versorgen. Diesen eine annehm bare Lebenshaltung zu verschaffen, ist man schon vielfach auf den Gedanken der Ansiedlung zu planmäßiger Moor nutzung gekommen und hat hier und da schon den Anfang gemacht. Auch in solchen Siedlungen ließe sich viel leicht die Gewinnung von Kranzwerkstoff betreiben, sei es, daß daß man Landteile, die für land- und gartenbau wirtschaftliche Erzeugung nicht gleich in Anspruch ge nommen werden können, mit irgend welchen Sträuchern nach obigen Vorschlägen besetzt, oder indem man solche an den Wegen und den Entwässerungsgräben pflanzt. Bei der Gründung von Moorsiedlungen bleibt zunächst ein großer Teil Land vollständig unbenutzt liegen, und zwar viele Jahre hindurch. Dies ließe sich nach eben gemach tem Vorschlag bald nutzbringend bearbeiten. Der Kranz- Werkstoff könnte in diesen Siedlungen gewissermaßen als Nebenerzeugnis gewonnen werden. Bis wir eigene gärtnerische Moorversuchsstellen ha ben, wäre es Aufgabe der Land- und Forstwirtschafts versuchsstellen, der planmäßigen Anzucht von Pflanzen für den billigen Bezug von Kranzwerkstoff den Weg zu ebnen. Man darf sich nämlich nicht dem Glauben hin geben, daß man die betreffenden Pflanzen so ohne wei teres einfach aufschulen kann. Es gilt vielmehr, zunächst festzustellen, wie tief der Boden zu entwässern ist, ob nichtabgetorftes oder abgetorftes Land besser ist, ob sich die Kulturen auf besandetem Boden wohler fühlen, und was dergleichen Fragen mehr sind. Wir haben die feste Ueberzeugung, daß bei geeig neter Anlage auf unseren Mooren einerseits ein wohl feiler Kranzwerkstoff in großen Mengen zu erzeugen ist und doch anderseits diese Erzeugung einen annehmbaren Bodengeldertrag abwirft, so daß auch dem Erzeuger mit solcher Zucht ein Dienst geleistet ist." Gärtner, schützt die Fledermäuse! Zwar sollte man annehmen, daß heutzutage dank un serer Volkschule jedermann, besonders aber auch jeder Gärtner, ein eifriger Schützer und Heger dieser nächt lichen Flatterer sein müßte — denn von irgendeinem Scha den, den die Fledermäuse anstiften, kann nie und nimmer die Rede sein —, trotzdem aber gibt es viele Leute, welche diesen überaus nützlichen Tieren mit argem Mißtrauen und Aberglauben gegenüberstehen und sie verfolgen und vertilgen, anstatt sie zu begünstigen. Kannte ich doch so gar vor etlichen Jahren einen sogenannten Obstbautech niker in staatlicher Stellung, welcher die Fledermäuse, die in Massen auf einem warmen Speicherboden die kalte Jahreszeit verschliefen, in der Winterstarre durch einen Arbeiter absammeln und töten ließ. Als ich den Herrn Obstbautechniker über das Unsinnige und Schädliche seiner Anordnung aufzuklären suchte, redete er sich damit heraus, daß er (mitten im Winter!) — — Magenunter suchungen der Fledermäuse vornehmen wolle! Der Ar beiter aber verriet mir, sein Auftraggeber habe ihm gesagt, die Fledermäuse seien deshalb schädlich, weil sie die Nachtschmetterlinge fräßen, durch welche die Obstblüten befruchtet würden! Zur Ehre unserer deutschen Kollegen schaft sei es gesagt, daß dieser wahrheitsgetreu beschrie bene Vorgang sich allerdings nicht innerhalb der schwarz weiß-roten Grenzpfähle, sondern in einem Nachbarstaate I abgespielt hat. Immerhin bleibt er, an sich ganz unglaub- j lieh, aber wahr. Wenn man eine derartige Kenntnislosigkeit über naturwissenschaftliche Dinge leider heutzutage bisweilen noch am grünen Holze, d. h. bei einem fachtechnisch gebil deten Fachmanne, feststellen kann, da braucht man sich nicht zu wundern, daß es am dürren Holze, also bei Nicht fachleuten, oder auch bei manchen gleichgültigen Fach genossen noch viel trauriger in dieser Hinsicht aussieht. Da heißt es, die Fledermäuse fräßen den Speck an, der in der Räucherkammer seines Schicksals harrt, oder sie benagten das Obst auf den Bäumen. Auch sollen sie schlafenden Menschen das Blut aussaugen, und außerdem seien sie als Ding an sich nichts anderes wert, als vertilgt zu werden, weil sie Unglücksboten seien. So viel Anschul digungen, so viel Unsinn! In Wirklichkeit sind alle in Mitteleuropa mehr oder weniger häufig vertretenen Fledermausarten, und zwar gibt es deren im ganzen 15 verschiedene, unbedingt nütz liche Tiere, die jeder Gärtner und Landwirt hegen und deren Ansiedlung er fördern soll, wo es nur immer möglich ist. Denn sie sind diejenigen Geschöpfe, welche von der Mutter Natur vorzugsweise dazu bestimmt sind, der übermäßigen Vermehrung der in der Dämmerung und nachts fliegenden Falter und anderer Insekten Einhalt zu gebieten. Ich bin der Meinung, daß die im allgemeinen nach der Ansicht vieler Fachleute festzustellende Zu nahme der Raupenplage nicht zum geringsten Teile mit der Verminderung der Fledermäuse, die jeder aufmerk same Beobachter feststellen kann, zusammenhängt. Beson ders auffällig ist die Verringerung der Anzahl dieser Nütz linge in den Städten und deren nächster Umgebung. Sie rührt hier wohl hauptsächlich von der neuzeitlichen Bau weise der Häuser und Stallungen her, welche den Fleder mäusen nicht mehr zugänglich sind, weil keine offen stehenden Dachluken mehr vorhanden sind und deren Dachräume deshalb von ihnen nicht mehr als Winter quartier benutzt werden können. Auch die Pappdächer, die jetzt mehr und mehr an die Stelle der sonst vorherr schenden Ziegeldächer treten, sind für die Fledermäuse nicht vorteilhaft, denn an den glatten Schalbrettern kön nen sie sich nicht so bequem zum Verschlafen der Tages zeit und zur Ueberwinterung aufhängen, wie an den Dach latten und Schindeln der Ziegeldächer. Ich wohnte einmal Jahre lang in einem alten Hause, auf dessen Dachboden sich eine Kolonie von wenigstens hundert Stück der ge meinen oder Riesenfledermaus befand. Das Haus war mit Ziegeln gedeckt. In allen umliegenden Häusern, die eben falls innerhalb von Gärten lagen, aber mit Papp- oder Schieferdächern versehen waren, gab es keine Fleder mäuse, trotzdem doch die Entstehung von Tochter kolonien der nächtlichen Flatterer sicher im Bereich der Möglichkeit gelegen hätte. Jedenfalls sagten den Tieren diese Dächer aus dem vorhin angeführten Grunde weniger zu. In der freien Natur dienen den Fledermäusen hohle Bäume und wohl auch Felshöhlen, wo letztere vorhanden sind, als Tag- und Winterquartier. Hohle Bäume aber wer den immer seltener. Der Obstgärtner sucht natürlich das Hohlwerden der alten Obstbaumveteranen zu verhindern, der Landschaftsgärtner und Parkpfleger füllt etwaige Baumhöhlen selbstverständlich ebenfalls aus, und der Holz fabrikaufseher gar, d. h. der Förster, ist schon der ge schworene Feind aller hohlen Bäume. Also finden die Fledermäuse keine Tages- und Winter quartiere mehr und müssen infolgedessen zugrunde gehen. Desto mehr gedeihen aber die ihrer einzigen grimmigen Verfolger ledigen Nachtfalterarten. Raupenfraß an Obst bäumen, Beerensträuchern und Gemüsen ist die Folge. Dafür sei ein durch Urkunde bewiesenes Beispiel an geführt, welches der Verfasser in der Zeitschrift für Obst-