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Nr. 13 u. 14 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 53 Darum sollte jeder Gärtner, der irgend welche Frei landkulturen betreibt, es unter keinen Umständen ver säumen, wo es irgend angängig ist, Zwischenpflanzungen anzuwenden. Man gebrauche nicht die Ausrede, daß die damit zu erzielenden Nahrungsmittelmengen für die Volks ernährung keine Bedeutung hätten, weil sie zu geringfügig i seien. Das Gegenteil ist richtig. Auf jede Mahlzeit, die auf diese Weise zu gewinnen ist, kommt es an. Wenn es sonst in Obstpflanzungen vielfach für er sprießlich gehalten wurde, das Land nicht durch Unter frucht auszunutzen, sondern durch entsprechende Bear beitung offen zu halten, so gilt es jetzt im Gegenteil, durch Unterfrüchte dem Boden abzuringen, was nur irgend mög lich ist. Natürlich kommen hierfür nur Pflanzen in Be- ) tracht, welche den mehr oder weniger starken Baumschat- ! ten einigermaßen vertragen. Spinat, Mangold, Kohlrabi und Grünkohl mögen wohl für diesen Zweck am meisten ge- | eignet sein. In solchen Pflanzungen, die noch keinen dich- ■ ten Kronenschluß haben, natürlich auch alle anderen Ge müse. Auch Erdbeeranlagen mit weit gepflanzten Reihen I können in großem Maßstabe Zwischenkulturen aufneh men, allerdings immer nur jede zweite Reihe, damit das Pflücken der Erdbeeren nicht allzusehr erschwert wird. | Porree, Kohlrabi, Buschbohnen, rote Beete, Mai- und Herbstrüben, Kohlrüben, Cichorie, Tomaten, Salat, Endi vien, Grünkohl in einreihiger Pflanzung oder Aussaat sind zu diesem Zwecke zu empfehlen. Die Kohlarten sind natürlich auszuschließen, weil sie die Erdbeeren zu stark beschatten würden. Auch Reisererbsen könnten trupp weise gelegt werden. Auch auf Kohlbeeten und größeren Anbauflächen der Kohlarten sollten, so weit als möglich, Zwischenpflan zungen ausgeführt werden. Das ist zwar in Friedenszeiten bisher vielfach unterblieben, weil es für nicht lohnend an gesehen wurde; wo aber irgend die Arbeitskräfte und Sämereien zur Verfügung stehen, sollte man jetzt Kohl rabi, Kopf- oder Schnittsalat dazwischen säen oder pflanzen. Was weiter öden bei Obstpflanzungen gesagt wurde, gilt mehr oder weniger auch für Baumschulen, soweit die Gehölzbestände noch nicht so dicht sind und die Be schattung zu stark ist. Sogar in Schnittblumenkulturen könnten Spinat, Radieschen und Schnittsalat dazwischen gesät werden. Das wird zwar mancher lächerlich finden, aber die Entwick lung der Verhältnisse, mit denen wir zu rechnen haben, wird | es beweisen, daß es in der Tat auf jede einzelne Mahlzeit । ankommt, die wir mehr gewinnen können. M. L. in W. Die diesjährigen Kleinhandelspreise der Gemüsepflanzen. Der Pferdemist ist unerhört teuer! Das ist eine Klage, die man in diesem Jahre allenthalben hört. Die Berliner Händler verlangen z. B. bei Wagenladungsbezug 60 Pf. für den Zentner, und in anderen Großstädten sind die Preise nicht wesentlich niedriger. „Wie soll ein Handelsgärtner bei diesen Preisen es wagen, warme Mistbeetkästen zu packen, und dabei die Hoffnung haben, noch etwas heraus- zuwirtschaften?“ Diese Frage wurde oft genug laut, und so ist es eine betrübliche Tatsache, daß jetzt bis kurz vor Ende März, wo diese Zeilen geschrieben werden, gar vielfach die Ausnutzung der Kästen unterblieben ist. Ich kenne eine ganze Anzahl Kollegen, welche die Kästen lie gen ließen und die Absicht haben, sie später mit Bohnen zu belegen, auch Blumenkohl hineinzupflanzen, natürlich ohne Mistpackung. Wer aber trotz der hohen Düngerpreise Mistbeetkästen gepackt hat, um sie zur Anzucht von frühen ■ Gemüsepflanzen zu benutzen, dem bleibt natürlich nichts weiter übrig, als auch für diese Pflanzen einen entsprechend hohen Preis zu fordern. So beschlossen die Berliner Gärt ner, folgende Preise zu verlangen: Das Schock Kohlrabi 60 bis 75 Pf., Frühkohl desgl. Spätkohl 50 Pf., Blumenkohl 1 M. bis 1,25 M., Salat 40 bis 50 Pf., Porree 40 Pf., Sellerie aus dem Saatbeet 60 Pf., verstopft 1 M., Tomaten aus dem Saatbeet das Stück 5 Pf., mit Topfballen 20 Pf. Aehnliche Preise wurden auch in vielen anderen Orten festgesetzt. Selbstverständlich ist zu erwarten, daß die Privatkund schaft sich über diese Preise gehörig aufregen wird. Aber wenn man bedenkt, wie gewaltig die Preise der gesamten Lebenshaltung gestiegen sind, und wie unerhört hoch teil weise die Samen im Preise stehen, dann ist es doch selbst verständlich, daß auch die Preise der Gemüsepflanzen ent sprechend teurer werden. Jedenfalls sind wir Gärtner nicht die Karnickel, welche angefangen haben, und die Preissteigerung der Gemüse pflanzen bleibt immerhin verhältnismäßig noch weit unter den Preiserhöhungen für alle sonstigen Bedarf gegenstände. Wir verkennen nicht, daß an sich die notwendig gewordene Verteuerung zu bedauern ist, zumal im Interesse der zahl reichen wenig begüterten Kleinanbauer. Aber die Ver hältnisse sind leider stärker als der Wille des einzelnen. Die allgemeine Verminderung der Kaufkraft des Geldes zwingt auch die Gärtner, zur Erhaltung ihrer Existenz die Preise für ihre Erzeugnisse wenigstens so weit zu erhöhen, daß ihnen ein kleiner Reingewinn verbleibt. M. L. in W. Einige empfehlenswerte Karotten und Mohrrübensorten. Streng genommen bedeutet es eine gewisse Ver schwendung, jetzt kurze Karottensorten anzubauen. Denn die Massenerträge sind doch wesentlich geringer als bei den halblangen und langen Karotten- und Möhrensorten. Trotzdem kann man nicht auf sie verzichten, denn ihr Wert liegt in ihrer raschen Entwicklung und frühen Reife und diese Eigenschaften kommen uns natürlich in diesem Jahre ganz besonders gelegen. Als früheste Karotte nenne ich die Gonsenheimer Frühe, die auch unter den Bezeichnungen Gonsenheimer oder Frankfurter Treibkarotte geht. Sie hat außer ihrer Frühreife noch den Vorzug schöner roter Färbung schon bei noch ganz jugendlicher Größe. Vorzüglich ist die Sorte Carentan. Ich baute sie in sandigem Lehmboden und schwachlehmigem Sand und war mit dem Ergebnisse sehr zufrieden. Auch die Sorte Guerande ist recht gut und entwickelt sich fast so schnell wie die Gonsenheimer. Ich erzielte im Sommer 1915 mit dieser Sorte als Nachfrucht hinter Erbsen eine recht gute Ernte, die ich im Winter und folgenden Frühling zu hohem Preise verwerten konnte. . Zum Schlüsse noch ein paar Worte über Möhrensor ten. Am meisten bevorzuge ich die Braunschweiger Lange Rote. Ihr gleichwertig erachte ich die lange dunkelrote Quedlinburger, und als dritte möchte ich noch auf die lange rote süße Altringham hinweisen. Diese letztge nannte gilt zwar vielfach als Futtermöhre. Aber zu un recht. Denn an Wohlgeschmack steht sie den anderen ge nannten Mohrrübensorten keineswegs nach und an Mas senertrag übertrifft sie wegen ihrer Länge und Dicke beide Sorten. Buddleyablüten als Bindereiwerkstoff sind ganz präch tig, und doch werden sie so sehr selten einmal verwendet. Das liegt natürlich daran, daß die Gattung Buddleya in un seren Gärten bisher sehr wenig angepflanzt wird. Zwar jetzt in der Kriegszeit steht natürlich das Gemüse im Vor dergrund des Interesses. Aber so gut wie man im Frieden nicht vergessen soll, sich auf den Krieg vorzubereiten, so soll man auch während eines Krieges daran denken, daß der Friede wiederkehren wird und entsprechende Vorbereitun gen treffen. Da nun jetzt die Frühjahrspflanzzeit vor der Tür steht, so möchte ich allen Kollegen, welche in ihrem Betriebe