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36 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 9 u. 10 Die Kultur der gelben Kalla Richardia Elliottiana. Die gelbe Kalla ist eine unserer eigenartigsten und schönsten Schmuck- und Schnittblumen. Trotzdem aber hat sie in den Gärtnereien bisher sehr wenig Verbreitung gefunden. Leider. — Bei der Kultur ist zu beachten: Die gelbe Kalla und ihre prächtige Bornemannsche Hybride Solfatara sind Knollenpflanzen, welche eine ordnungsmäßige Ruhe zeit haben wollen, genau wie jedes andere Knollengewächs. Die Vermehrung geschieht durch Aussaat und durch Tei lung der Knollen. Die Aussaat erfolgt im Januar bis Mitte Februar in einem temperierten Hause. Bis zum Herbst erlangen die Knöllchen etwa 5 bis 7 cm Durchmesser. In den beiden nächsten Jahren pflanzt man die Knöllchen Mitte Mai auf gut gedüngte Beete aus und hat dann bis zum Herbst etwa zu 30 % blühbare Knollen. Die anderen müs sen noch ein viertes Jahr in gleicher Weise weiter be handelt werden. Will man die gelbe Kalla im Freien zur Blüte bringen, so werden die Knollen wie Gladiolen im Frühling gepflanzt und im Winter trocken und kühl auf bewahrt. Um sie anzutreiben, pflanzt man im Januar bis Mitte Februar in das Grundbeet eines Warmhauses aus, und zwar in einen kräftigen, aus gleichen Teilen lehmiger mürber Rasenerde und fetter Misterde bestehenden Boden. Hauswärme am Tage 12 bis 18, nachts 8 bis 10 Grad Cels. Volle Sonne, späterhin reichliches Lüften zur Verhütung des Verspillerns, und Bekämpfung der Blattläuse sind not wendige Kulturmaßnahmen. Die Sache ist also einfach ge nug, und nach drei Monaten lohnen die Knollen die geringe Mühe mit je 2 bis 4 ihrer schönen, vier Wochen haltbaren Blüten, die einen prächtigen, vornehmen Bindereiwerkstoff geben. Die Knollen lassen sich alljährlich in gleicher Weise anwenden. Den Samen kann man durch Kreuzbefruchtung der schönsten Blüten selbst gewinnen. Ein gutes Heliotrop zur Hochstammzucht. Für diesen Zweck möchte ich die Sorte Cyclop bestens empfehlen. Sie ist sehr starkwüchsig, bildet aber dabei doch recht ge drungene, reich verzweigte Pflanzen. Die Blumen sind sehr groß, allerdings meistens hellblau gefärbt und erscheinen in großer Anzahl frei über dem Laub stehend. Wer eine Heliotropsorte braucht, die er zur Anzucht von Hoch stämmchen verwenden will, welche, nebenbei bemerkt, in den Gärten der begüterten Leute viel mehr angepflanzt werden sollten, dem kann ein Versuch mit der Sorte Cyclop angeraten werden. Schwefel als Mittel gegen den Vermehrungspilz und die Schwarzbeinigkeit der Sämlinge. Größere Aussaaten von Primula obconica, chinensis und kewensis hatten bei mir stark unter dem Vermehrungspilz zu leiden, und zwar trat die Krankheit nicht im Aussaatgefäß, sondern nach dem Verstopfen auf und drohte großen Schaden anzu richten. Einen Teil der Pflanzen pikierte ich um und ■ brachte hierdurch das Fortschreiten der Krankheit zum Stillstand. Bei einem anderen Teil der Saatgefäße suchte ich mittels Schwefels dasselbe Zeil zu erreichen. Die Stel len, wo sich erkrankte Pflanzen befanden, bestreute ich etwa einen Millimeter stark mit feingemahlenem Schwefel und vermischte diesen mittels eines spitzen Stäbchens mit der Erde. Der Erfolg war vollständig. Es ging nicht ein einziges Pflänzchen mehr zugrunde. Vielleicht würde es überhaupt empfehlenswert sein, bei wertvollen Aussaaten die oberste etwa 3 mm starke Erdschicht gleich beim Fer tigmachen der Saatgefäße mit einem gewissen, nicht zu niedrigen Prozentsatz feingemahlenen Schwefels zu ver mischen. Diese mit Schwefel gemischte Erde würde wohl i am besten aufgesiebt werden müssen. Berliner Parkwirtschait während des Krieges. Infolge des Krieges standen für die laufende Unter haltung der städtischen Anlagen in Berlin im ver gangenen Jahre wesentlich geringere Mittel zur Ver fügung. Es konnten daher auf verschiedenen Mittel steigen mit schmalen Rasenstreifen die Anlagen nicht wie sonst unterhalten, sondern nur gereinigt werden. Auch wurde aus Sparsamkeitsgründen eine Anzahl Blumenbeete nicht bepflanzt, sondern mit Gras besät. Für neue Anlagen standen nur die Mittel zur Befriedigung der dringendsten Arbeiten zur Verfügung. Als besondere Kriegsmaßnahmen sind zu erwähnen die kostenlose Ueberlassung städtischer Ländereien zum Anbau von Gemüsen, in erster Linie an die bei der städtischen Verwaltung beschäftigten Arbeiter, die Abgabe von Blumen zur Ausschmückung von Lazaretten, die Anzucht und Abgabe von Gemüsepflanzen an den Kriegsausschuß der Groß-Berliner Laubenkolonisten und an Lazarette, die Abgabe von gebrauchsfertigem Gemüse an die städtischen Krankenhäuser, Abgabe von Gras in kleinen Mengen an Kleintierhalter neben der üblichen Ver pachtung der größeren Flächen, sowie Aberntung von wildwachsenden Früchten, wie Holunder- und Ebereschen beeren und Hagebutten. Die Gehölzbestände der städti schen Baumschulen enthielten am 31. März 1916 485 051 verschiedene Gehölze. Zu Neu- oder Nachpflanzungen in den Anlagen der Stadt lieferten die Baumschulen im Be richtsjahre 156 996 Bäume und Sträucher im Werte von 79 450 M. Im Berichtsjahre wurden 646 145 Blumen- und Blattpflanzen im Werte von 132 968 M. zu Ausschmückun gen abgegeben, ebenso 13 400 Pflanzenteile zum Malunter richt an Schulen. Wie schon im Vorjahre erhielten die Lazarette Blumen zur Ausschmückung der Räume sowie zum Anpflanzen im Freien. Zur Förderung des Anbaues von Gemüsen wurden im Schulgarten im ganzen 1 186 000 Gemüsepflanzen angezogen und an Kleingartenbewirt schafter kostenlos abgegeben, hauptsächlich an den Lau benkolonistenverband von Groß-Berlin. Ein Teil der durch die Einschränkung der Anzucht von Blumen freigewor denen Ländereien ist auch zum Anbau von Gemüse benutzt worden. Die „staatlich diplomierte Gartenmeisterin“. Der Krieg bringt allerlei Ueberraschungen. Auch die staatlich diplomierte Gartenmeisterin ist eine. Was soll man dazu sagen? — Nun, an sich ist dagegen nichts einzuwenden. Nur sollte darauf gesehen werden, daß man an die Damen, die sich dieser staatlichen Prüfung unterziehen, genau die selben Ansprüche stellt, wie an die männlichen Kandida ten. Wenn dieser Grundsatz durchgeführt wird, wenn also die Anforderungen an die allgemeine Vorbildung, ord nungsmäßig bestandene Lehrzeit, Lehranstaltsbesuch und Praxis nicht zugunsten der Kandidatinnen gemildert wer den, dann ist gegen die Gartenmeisterinnen nichts zu sagen. Die Frauen haben in dieser Kriegszeit gezeigt, daß sie ihren Mann zu stellen wissen. Warum sollte man ihnen eine Berechtigung vorenthalten, welche ihre männlichen Kollegen besitzen? Gibt es doch auch Aerztinnen, Ober lehrerinnen usw. Es liegt also an den Leitern der drei staatlichen höheren Gärtnerlehranstalten, dem Grundsatz, daß gleiche Rechte auch gleiche Pflichten zur Voraus setzung haben, auch bei der Prüfung als staatlich diplo mierte Gartenmeisterin Geltung zu verschaffen. Man darf wohl das Vertrauen haben, daß dieses geschieht zum Wohle des Berufs. Freilich, das ist wohl nicht zu bestreiten, die Konkurrenz wird hierdurch noch mehr verschärft; in der Erwerbsgärtnerei zwar nicht, wohl aber bei staatlichen und städtischen Stellungen. Vereine und Versammlungen “====- Gemüsebau durch die sächsischen Baumschulenbesitzer. Man schreibt uns: Die Bedeutung des Gemüsebaues wird im Jahre 1917 noch wesentlich größer als im Vorjahre sein. Die sächsischen Baum schulenbesitzer haben in rechtzeitiger Erkenntnis der zu erwartenden schwierigen Ernährungsverhältnisse sofort bei Kriegsbeginn ihr Augenmerk darauf gerichtet, den Obst- und Gemüsebau zu fördern, indem sie in wiederholten Mahnrufen anregten, neben Gemüse auch Obstbäume und Beerenobst zu pflanzen. Inzwischen hat das früh tragende Beerenobst bereits wesentlich dazu beigetragen, den Haus haltungen die benötigten Nahrungsmittel verschiedener Form, beson ders Brotaufstrichmittel, zu liefern. Zurzeit bedingen die Verhält nisse, jede freie Bodenfläche für die Nahrungsmittelerzeugung nutz bar zu machen; dazu wird in erster Linie der Gemüsebau dienen. Die sächsischen Baumschulenbesitzer — Vorsitzender Paul Hauber in