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Nr. 7 u. 8 Freitag, den 16. Februar 1917. XIX. Jahrgang. er Handelsgärtner Handelszeitung für den deutschen Gartenbau PP, Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz, Lelpzig-R , Comenius.tr. 17. Abonnementspreis i direktem Bezug vom Verlag: r Deutschland, Oesterreich d Luxemburg M. 5.—, für das sland M. 8.—, durch die Post ter den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Inserate 30 Pfennige für die vier gespaltene Nonpareille-Zeile, auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. as Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14Tage vorJahresschluß aufgehoben werden. 3, tner- urch ikel- 1. r= en, er. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Praxis and Wissenschaft: Die E'gnung der Gemüse für die Herstellung von Trockenerzeugnissen. — Zar Vermehrung der Kartoffeln durch Stecklinge. — Abgebaute Kurtoffeisorten. — Kartoffelstecklinge. — Pflanzung und Pflege der Nadelhölzer. Kleinere Milteilangen: Frühe Gemüseernten and intensive Bodenaasnatzang. Rechtspflege: Ist die Bezeichnung Blumenzentrale zulässig? — Muß der Gärtner Wasserzins zahlen ? Vereine and Versammlungen asw. — Handelsnachrichten. EPF sortier 5 Rolle - Ml Gelege: 18 r= te gold io. 8 ppap Farben anko Na Istraße. rsa irikati abzugel rahtseil4 id stärl billigst tindust en i. V . 2991. Die Eignung der Gemüsesorten für die Herstellung von Trockenerzeugnissen. Die Bewertung der Gemüsesorten erfolgte bisher nach verschiedenen allgemeinen Gesichtspunkten, deren vesentlichste wohl ihre Entwickelungsdauer und Reife zeit, Ertragsmenge und Geschmackseigenschafien sind. Von Bedeutung war auch bisher schon ihre Eignung für die Herstellung von Büchsenkonserven, so z, B. bei den Bohnen und Erbsen, Karotten und anderen. Nun ist jetzt ein neuer Wertungspunkt dazu gekom men, welcher bisher von untergeordneter Bedeutung war, oder eigentlich überhaupt noch nicht in Rechnung gezogen wurde: das ist die Eignung der Gemüse zur Herstellung von Trockenerzeugnissen. Schon kurz vor dem Kriege I vzar von verschiedenen Seiten wiederholt darauf hinge wiesen worden, von welch großer volkswirtschaftlicher Bedeutung es sei, leicht verderbliche, aber wertvolle Nah- | rungsmittel durch Trocknung vor der Zerstörung zu bewah ren, In landwirtschaftlichen Kreisen stand in dieser Hinsicht die Erörterung der Kartoffeltrocknungsfrage an erster Stelle. Durch die tatkräftige Mitwirkung der Kammern waren bereits eine große Anzahl von Trocknungsanlagen geschaffen worden, welche bedeutende Mengen verderb lichen Gutes in handliche Dauerform überführten. Bezüglich der Gemüsetrocknung aber war noch sehr wenig geschehen, und so war es eine betrübliche Tatsache, daß gelegentlich große Massen von Frischgemüse, beson- dern in den Großstädten, auf den Müllhaufen wanderten, weil zufälligerweise der Absatz infolge Ueberfüllung des Marktes nicht möglich war. Der Krieg und die mit ihm unvermeidlich verknüpfte Knappheit an Nahrungsmitteln haben in dieser Hinsicht, wie es scheint, Wandlung geschaffen. In den letzten Jahren ist eine größere Anzahl von Gemüsetrocknungs anlagen entstanden, welche ihre Tätigkeit bereits aufge- ! nommen haben, und weitere sind im Entstehen begriffen. Allerdings ist auf diese Weise die Möglichkeit geschaffen worden, daß die Spekulation große Massen für die Volks- ernährung unentbehrlicher Gemüse zur Unzeit dem Frisch verbrauch entzieht. Es ist eine wichtige Aufgabe der maß geblichen Behörden und Personen, das durch geeignete Mittel zu verhindern, besonders so länge die Kriegswirren noch dauern. Für die Zeiten mit normalen wirtschaftlichen Zuständen, also für den Frieden, dürfte diese Gefahr nicht so groß sein, weil dann die Preise für die Trockenerzeug ¬ nisse bei weitem niedriger sein werden als jetzt. Wohl aber werden die schon mehrfach erwähnten segensreichen Folgen der Gemüsetrocknung sich auch im Frieden geltend machen. Zum Vorteil für den Gemüsebauer, dem es dadurch erspart bleibt, unter Umständen seine Erzeugnisse infolge eines unberechenbaren Zufalls der Marktlage verschleu dern zu müssen, und auch nicht zum Nachteil für den Ver braucher, welchem ein wertvolles Nahrungsmittel zu ver hältnismäßig billigem Preise geboten werden wird. Es ist nun gar nicht unmöglich, daß durch diese Ent wicklung der Verhältnisse dem Pflanzenzüchter die neue Aufgabe erwachsen wird, solche Gemüsesorten zu züchten, die sich besonders für die Trocknung eignen. Denn wenn einmal Trocknungsanlagen in größerer Zahl entstanden sein werden, so ist es ein wirtschaftliches Gebot für diese, ihren Betrieb so zweckmäßig wie möglich auszunützen. Sehr interessante Ergebnisse, die zu dieser Angelegen heit in Beziehung stehen, wurden bei der Trocknung ver schiedener Weißkohlsorten in der Trockenanstalt von Wernecke & Co. erzielt, und zwar mit den drei Frühkohl sorten Früher Dithmarscher, Runder Glückstädter und Ruhm von Enkhuizen. Alle drei Kohlsorten waren auf dem Versuchsfeld der Trocknungsanstalt zu Poppenburg ange baut worden. Nach den Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts gesellschaft ergaben 100 kg des runden Glückstädters 5,22 kg, 100 kg des frühen Dithmarscher 4,5 kg, und 100 kg des Ruhms von Enkhuizen 7,77 kg Trockenware. Mit an deren Worten, die Fabrik hat mit dem Ruhm von Enkhuizen um 71 Prozent mehr Ausbeute gemacht als beim Frühen Dithmarscher Kohl. Das ist natürlich für'das geschäftliche Ergebnis einer derartigen Unternehmung von sehr großer Bedeutung. Denn es bedeutet einen großen Mehrgewinn bei verminderten Unkosten, weil bei der Trocknung des Ruhms von Enkhuizen nicht nur der sehr bedeutende Mehr ertrag an Trockenware erzielt wurde, sondern auch auf 100 kg Frischware 3,22 kg Wasser weniger verdampft wer den mußten. Auch für den Gemüseerzeuger ist dieses Er gebnis nicht bedeutungslos. Denn es ist doch wohl zu er warten, daß die Trocknungsanstalten ihrem Lieferanten für die an Trockensubstanz reichere, für sie also wert vollere Ware auch einen entsprechend höheren Preis be willigen werden. Wenn sie das nicht freiwillig tun wür den, so müßte es ihnen in zweckentsprechender Weise nahegelegt werden. Das Durchschnittsgewicht der Köpfe betrug im markt fähigen Zustande beim Frühen Dithmarscher 2,62, beim Glückstädter 2,39, beim Ruhm von Enkhuizen 2,32 kg. Der beim Trocknen am besten lohnende Ruhm von Enkhuizen war in dieser Hinsicht den beiden anderen Sorten unter legen. Den größten Massenertrag an marktfertiger Ware lieferte auf den gleichgroßen Versuchsfeldern während der drei Versuchsjahre ebenfalls der Frühe Dithmarscher mit 4644 kg; an zweiter Stelle stand der Runde Glückstädter mit 4488 kg, an dritter der Ruhm von Enkhuizen mit 4358 Kilogramm. Der Wert aller drei Sorten für den Frisch verkauf weist also nur unbedeutende Unterschiede auf.