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Nr. 47 u. 48 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 189 sehr wichtige Rolle spielt. Beispielsweise verdanken sämt liche Säulen-, Kugel- und Trauerformen unserer Laubgehölze derartigen Samenmutationen ihr Dasein. Nach der Meinung des bekannten Forschers, des Freiherrn von Tubeuf, haben j wir Knospenmutationen als Ursache von manchen Hexen- l besenbildungen anzusehen, welche bei vielen Nadelhölzern vorkommen, besonders bei der gewöhnlichen Fichte und Kiefer, der Schwarz-, Berg- und Zirbelkiefer, Weymouths- 1 kiefer und Lärche, selten aber an der Weiß- oder Edel tanne. Viele der in den Baumschulen vorhandenen Zwerg formen der genannten Nadelhölzer sollen nach Tubeufs Meinung als Abkömmlinge von ähnlich gestalteten größe ren oder kleineren Hexenbesen anzusehen sein, die an den betreffenden Gehölzen zufällig aufgetreten und zur Bildung von Fruchtzapfen gelangt seien. Allerdings pflegen Zapfen an solchen Hexenbesen nur selten zu entstehen, aber jeden falls hat Tubeuf durch die Aussaat von Samen, die von Fichtenhexenbesen stammten, den Beweis der Vererb barkeit dieser Hexenbesen geliefert. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, derartige, nicht von Schmarotzern verursachten Hexenbesen durch Stecklinge und durch Ver edlung fortzupflanzen. Bezüglich der Vererbbarkeit der Hexenbesen durch Aussaat findet der verhältnismäßig geringe Prozentsatz der Sämlinge mit Hexenbesenwuchs seine Erklärung durch die Tatsache, daß die Befruchtung der Hexenbesenzapfen jedenfalls von Pollen bewirkt wurde, welche aus männlichen Blüten von Bäumen der gewöhnlichen Gestalt erzeugt wurden. Der Einfluß dieser normalen Vaterpflanzen bewirkt das Zurückschlagen des größten Teiles der aus den Hexenbesensamen entstehenden Jungpflanzen auf den normalen Typus der betreffenden Art. Allerdings kommen auch bei Nadelhölzern Hexenbesen vor, welche Parasiten ihren Ursprung verdanken. Hierher gehört vor allem der durch den Pilz Melampsorella Caryo- phyllacearum verursachte Hexenbesen der Edeltanne, wel cher übrigens nicht nur auf dieser, sondern auch auf einer' Anzahl der aus anderen Ländern eingeführten Tannenarten vorkommt. Das Gewebe dieses Pilzes wuchert in dem Zweigwerk dieses Hexenbesens, verursacht dessen eigen artig in der Gestalt von der normalen abweichende Nadeln und erzeugt auf diesen eine Fruchtform, deren Sporen aber nicht die Fähigkeit haben, wiederum auf Tannennadeln oder Zweigen auszukeimen. Vielmehr müssen diese Sporen auf die Blätter gewisser Arten der Gattungen Stellaria und Cerastium gelangen, die als Unkräuter teils in Gärten, teils an lichten Waldstellen vorkommen;' sie keimen hier aus, und der Pilz erzeugt nunmehr auf seiner krautartigen Nähr pflanze wiederum andersgeartete Sporen, welche aber, um auskeimen und neues Pilzgewebe erzeugen zu können, wieder auf lebende Edeltannennadeln gelangen müssen, wo hin sie vom Winde, vielleicht auch von Insekten, z. B. Amei sen, verschleppt werden. An den Infektionsstellen entsteht dann ein neuer Hexenbesen. Auch auf Laubgehölzen und Obstbäumen sind durch Parasiten aus dem Pilzgeschlecht hervorgebrachte Hexenbesen nicht seltene Erscheinungen. Hierher gehören die Hexenbesen auf Kirschen, Zwetschen, Birken, Weißbuchen und manchen anderen Gehölzen. Diese werden sämtlich durch verschiedene Pilze aus der Familie der Exoaszeen erzeugt. Ihre Bekämpfung, sofern eine solche überhaupt ins Auge gefaßt wird, würde durch Ausschneiden und Verbrennen sehr leicht möglich sein. So hat die Wissenschaft zwar die Hexenbesen des Zaubers ent kleidet, der nach den kindlichen Anschauungen früherer Zeiten ihre Entstehung umgab, aber an wissenschaftlichem und praktischem Interesse haben die merkwürdigen Gebilde trotzdem nicht verloren. Denn wenn es auch ohne sonder liche Mühe gelungen ist, die Entstehungsgeschichte der Hexenbesen zu erklären, so ist es bisher doch nicht mög lich gewesen, den letzten Grund ausfindig zu machen, der den von dem schmarotzenden Pilze befallenen Sproß zwingt, sich in der bekannten besenartigen Form zu verzweigen. So hat die Lösung einer rätselhaften Erscheinung das Auf- tauchen neuer Rätselfragen zur Folge. Bohnen. Bei der steigenden Nachfrage nach trockenen Bohnen kommt wohl mancher auf den Gedanken: Hättest du doch nur mehr Bohnen ausreifen lassen, zumal das Wetter dazu günstig war! Gewiß, das Geschäft in grünen Bohnen war auch nicht zu verachten, denn 40—60 Pf. für das Pfund ist gewiß gewinnbringend, und es wurde ja noch viel mehr ge zahlt. Wer selbst eingemacht hat, der weiß aber, was die Behälter gekostet haben und auch, daß es Abgänge gibt. Alles dies fällt bei den trockenen Bohnen weg, sie brauchen bloß trocken zu liegen, das genügt; Frost, Ratten und Mäuse schädigen sie nicht. Auch die Vögel kümmern sich weder um die gepflanzten, noch um die grünen und reifenden Boh nen, während sie z. B. die Erbsen in allen diesen Abschnit ten begehren. Freilich tritt in naßkalten Somern zuweilen die Fleckenkrankheit ein, aber in meiner 40jährigen Gärt nerlaufbahn erlebte ich noch keine vollständige Mißernte. Habe ich beim Säen und Pflanzen anderer Gemüsearten meist allerlei Sorgen, so bei der Bohnenbestellung keine, höchstens muß ich Wildschaden befürchten, aber das ist dann eine allgemeine Sorge, die sich durch Einfriedigung beschwören läßt. Von meinen im Juni gepflanzten Stangen bohnen kamen fast alle noch zur vollen Reife bis .Mitte Oktober, d. h., die dazu bestimmt waren. Ich ließ alle, die vom Erdboden aus erreichbar waren, für den Grünver brauch abpflücken und die sämtlichen obensitzenden aus reifen. Dieses Verfahren möchte ich überhaupt empfehlen, da die Ausreife in luftiger Höhe besonders gut vonstatten geht, wogegen die unteren, schattiger hängenden, am ersten von Krankheiten ergriffen werden können. Selbstverständ lich ist es richtig, zur Reife bestimmte Bohnen so früh wie möglich zu pflanzen, da man mit schlechtem Sommerwetter und mit Frühfrost rechnen muß. Im Oktober geerntete trockene Bohnen müssen erst eine Zeitlang mit den Hülsen auf einem luftigen Boden ausgebreitet werden, welche Regel auch in -feuchten Sommern zu befolgen ist, da zu früh aus gepalte Bohnen an Nähr- und Keimungswert einbüßen, auch manchmal ganz verderben. Eine mäßige Trocknung ist auch vonnöten, wenn die Bohnen bis tief in den Winter hinein in den Hülsen auf dem Boden liegen bleiben, denn sie nehmen dann wieder etwas von der Winterfeuchtigkeit an. Die leeren Hülsen sind gut als Ziegenfutter zu verwerten. Da die Bohnen sich gern verbastarden, so ist das Saatgut im Winter sorgfältig auszuwählen, wobei auf Form und Farbe zu achten ist, nicht zuletzt aber auch auf die richtige Größe, die der Züchter kennen muß. Die Nichtbeachtung dieser Abweichungen führt zur Entartung der Sorte, deren Vor züge auch dann nicht auf der Höhe bleiben, wenn immer die ersten Bohnen grün verbraucht werden und der Nachwuchs als Saatgut Verwendung findet. Die ausgesuchten schlech ten Bohnen geben noch ein gutes Futter für Schweine ab, zu welchem Zweck sie am besten aufgekocht werden. Zu allem Guten, das die Bohnen an sich haben, sind sie denn auch als stickstoffsammelnde Leguminosen noch Bodenver besserer, weshalb die Bohnenstauden nicht herauszuziehen, sondern die jeweils reifen Hülsen abzupflücken sind. Will man aber lieber alle erst reifen lassen, um sie dann unter Dach und Fach abzupflücken, so sind die Büsche über dem Erdboden abzuschneiden, denn die Wurzel ist die Sammlerin. Es ist daher besser, wenn sie im Lande bleibt. F. Steinemann. Das stellenweise häufige Auftreten der schwarzen Kirschblattwespe (Eriocampoides limacina) im Sommer 1917. Die schwarze Kirschblattwespe ist im vergangenem Sommer stellenweise sehr häufig aufgetreten. An den Birnbäumen mehrerer mir bekannter und meiner eigenen ■ Anlage ist fast kein Blatt unbeschädigt geblieben, und । zwar waren im gleichen Maße Hochstämme, Pyramiden ■ und Buschbäume und ebensowohl auch Spalierbäume an warmen Mauern das Tätigkeitsgebiet dieses Schädlings, i Mir scheint sogar, daß diese letztgenannten Bäume die