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45 u.4 Nr. 45 u- 46 Freitag, den 9. November 1917. XIX. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementspreis Handelszeitung für den deutschen Gartenbau findet w 1 Begründet von Otto Thalacker.— Verlag: Thalacker & Schwarz, Lelpzig-R., Comenlusstr. 17. asRbonnement gilt fortlaufend u. kann nur durchAbbestellung!4Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. nms. e38, II 9 pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. K 8 k vor de » undq Inserate 30 Pfennig für die vier- gespaltene Nonpareille-Zeile, auf dem Umschlag 40 Pfennig, im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. bereiten. Sie wird Gemüse in großen Massen viel billiger auf den Markt werfen können, als es der gärtnerische Ge müsebau mit seinen viel höheren Erzeugungskosten im stande sein wird. So wird der Gartenbau durch diese vor aussichtliche Entwicklung der Dinge gezwungen sein, ent weder den Gemüsebau ganz aufzugeben oder das Schwer gewicht noch viel mehr als bisher auf die Erzeugung von Frühgemüse zu legen. Das aber wird nur dann mit Aussicht auf Erfolg möglich sein, wenn durch einen den Verhält nissen angepaßten Einfuhrzoll dafür Sorge getragen wird, daß das heimische Erzeugnis nicht zu Schleuderpreisen ab gesetzt werden muß. Daneben muß natürlich auch der gärtnerische Gemüseerzeuger bestrebt sein, durch möglichst rationelle Wirtschaftsweise und Verbesserung der Betriebs einrichtungen, Zusammenschluß zu Erzeugerverbänden, ge meinsamen Bezug der Geschäftsbedürfnisse und nach kauf- männischen Grundsätzen organisierten Verkauf der erzeug ten Waren das Seinige dazu beizutragen, wirtschaftlich auf der Höhe zu bleiben. . M. B. Erzeugerpreise und Händlergewinne. Man schreibt uns: Der Magistrat der Stadt Münster i. W. hat an die Reichsstelle für Gemüse und Obst eine Eingabe gerichtet, in der es unter anderm heißt: „Die Großhandelszuschläge für Gemüse, welche bis lang mit Zustimmung der Reichsstelle für Gemüse und Obst 18 bzw. 20 v. H. des Erzeugerhöchstpreises betragen durften, sind auf Grund von Vorstellungen einzelner Ver sorgungsgebiete mit Zustimmung der Reichsgemüsestelle in so erheblichem Maße erhöht worden, daß eine tiefgrei fende Beeinflussung der gesamten deutschen Gemüsever sorgung zu befürchten steht. Diese Erhöhung der Groß handelszuschläge soll nach den neuen, von der Reichsstelle gebilligten Grundsätzen 70 bis 80 v. H. an Stelle der bis herigen 18 bis 20 v. H. betragen, und zwar für Groß-Ber lin, die Hansestädte, Provinz und Königreich Sachsen, Re gierungsbezirk Hannover und schließlich auch für West falen. Wenn man die Folgen, welche diese unberechtigte Verteuerung des Gemüses unbedingt nach sich ziehen wird, bis in ihre äußersten Konsequenzen verfolgt, so muß man zu dem Schlüsse kommen, daß ein geradezu unheilvoller Einfluß auf unsere gesamte Gemüseversorgung ausgeübt wird. In Erzeugerkreisen wird man es einfach nicht ver stehen, daß eine Ware, wie z. B. der Weißkohl, welcher bei legalem Absatz von 4 M. (4,20 M. bei Anbauverträgen) geliefert werden muß, durch den Großhandel um 3,50 bis 3,77 M. verteuert wird. Die Folge wird bei den Er zeugern die sein, daß für das laufende Jahr eine energische Auflehnung gegen dieses System einsetzen wird; für die Folge wird der Erzeuger es sich überlegen, ob er nicht die Funktionen des Großhandels mit übernehmen soll, um rei chen Gewinn einzuheimsen. Er wird seinen Anbau ein schränken, um freie Hand für die Betätigung des Großhan dels zu bekommen. Die Durchführung eines derartig hohen Gioßhandelszuschlages wird daher nicht eine Förderung en Sek shatun Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer. Die Verschiebung der Erzeugungsverhältnisse im Gemüsebau. — Erzeugerpreise und Händlergewinne. P oxls und Wissenschaft: Die Düngung der Freilandpflanzen. (Schluß.) — Die Kartoffelanzucht durch Stecklinge. — Ein Nachwort zu den Beobachtungen über kauchempflndllchkett einiger Gehölze. — Mehr Beachtung der Lokal. soHen Im Obstbau, — Corylas Colurna, der Baumhasel, ein wertvolbr Alle, - und Nutzholzbaum- Kleinere Mitteilungen. — Rechtspflege. — Vereine uud Versammlungen. — Frage- knsteh der Abonnenten. — Handelsnachrichten. — Konkursnachrichten — G schäflsnachrlchten — Pe'SonaUen — Ehrentafel usw. Die Verschiebung der Erzeugungs- Verhältnisse im Gemüsebau. Nach vier Richtungen hin hat der Krieg die Erzeugungs verhältnisse im Gemüsebau in bedeutungsvoller Weise ver ändert: Erstens sind viele Zierpflanzengärtnereien aller Art zum Gemüsebau als Hauptbetrieb übergegangen. — Zwei tens haben viele Obst- und Gehölzbaumschulen den Ge müsebau als Nebenbetrieb aufgenommen. — Drittens hat die Landwirtschaft große Flächen dem Gemüsebau dienstbar gemacht. -—■ Viertens sind gewaltige Flächen Oedlandes oder sonstigen minderwertigen Geländes in der Umgebung der Städte und in den Industriegebieten von kleinen Landpäch tern in der Hauptsache in den Dienst des Kriegsgemüse baus gestellt worden. Trotz dieser ganz bedeutend vergrößerten Anbau fläche ist es nicht möglich, der Nachfrage voll zu genügen, und augenscheinlich werden im nächsten Jahre noch viel größere Bodenflächen mit Gemüse angebaut werden. Niemand weiß, wann der Friede kommen wird, und voraussichtlich wird auch nach seiner Wiederkehr noch einige Zeit vergehen, bis die wirtschaftlichen Verhältnisse wieder ihr altes Gesicht angenommen haben werden. Dann werden die Topfpflanzengärtner und Schnittblumenzüchter wieder zu ihrem Leisten zurückkehren. Die Baumschulen werden auf den Gemüsebau verzichten, der größte Teil der Kleingartenflächen wird von dem rasch anschwellenden Häusermeer der Großstädte überflutet werden. Nur eine Wettbewerberin wird dem garten mäßigen Gemüsebau dauernd verbleiben: die Land wirtschaft! Die Landwirtschaft befindet sich dem Gemüsegärtner gegenüber in großem Vorteil. Billiges Land, billiger Dung und billige Arbeitskräfte, drei Vorbedingungen für einen lohnenden Gemüsebau, stehen ihr unbegrenzt zur Ver fügung. Desgleichen verfügt sie mittels der verschiedenen landwirtschaftlichen Darlehnskassen usw. über billiges Kapital, und die elektrischen Ueberlandzentralen werden es ihr ermöglichen, sich in großem Maßstabe künstlicher Be- wässerungs-, vor allem der Regeneinrichtungen zu bedie nen, welche dem feldmäßigen Gemüsebau auch in trockenen Jahren die gesicherte wirtschaftliche Grundlage geben. So wird die Landwirtschaft den bisherigen gärtne rischen Gemüsebaubetrieben eine gewaltige Konkurrenz bau oh 2 mal Ir Gärte ssen nil tbildung landwin lige od n an s bei direktem Bezug vom Verlag: ür Deutschland, Oesterreich | and Luxemburg M. 5.—, für das - Ausland M. 8.—, durch die Post nendza der ^ en Buchhandel M. 20.- icke Labi (a soha i-Kiel.