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172 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 43 u. 44 11. Stallmist, der eine längere Zeit aufbewahrt werden soll, muß gut angefeuchtet, fest angetreten und mit Erde überdeckt an einem beschatteten Orte aufbe wahrt werden; aufs Land gefahren, ist er sofort ein zupflügen oder unterzugraben. 12. Ställmistdüngung gebe man allen raschwachsenden, starkzehrenden Pflanzen mit großer Blattmasse, den i Kohlarten, Gurken, Tomaten, Rhabarber, Spinat, den [ Obstbäumen, allen Beerenobstgewächsen, dem Flie- ; der u. a. m. Wurzel- und Knollengewächse, Hülsen- j früchte, Edelwicken dürfen nur geringe oder keine ! Stallmistmengen erhalten. 13. Frisch aufgeschulte Gehölze wurzeln in einem unge düngten Boden oft besser ein als in einem reich mit Stallmist gedüngten. Man kann bei ihnen die Stallmist düngung oft vorteilhafter nach dem Einwurzeln, einige Monate nach der Pflanzung oder im darauffolgenden Herbst geben. 14. Als Stallmistmenge rechne man mindestens 80 bis 100 Ztr. bei leichtem, 150 bis 180 Ztr. bei schwerem Boden auf 1 ha. Zu reiche Stallmistgaben, besonders ; in feuchtem Boden, beeinträchtigen leicht die Ausreife des Holzes und begünstigen Schäden durch Winterfrost. IV. DerKompost. 15. Der Kompost, die „Sparbüchse des Gärtners", ist dem Stalldünger nahezu ebenbürtig, namentlich wenn Mist von Ziegen, Kaninchen und Geflügel, Pferdekot von der Straße oder Abortdünger an seiner Zusammen setzung beteiligt sind und Aetzkalk (etwa 1 kg auf 1 cbm) zur Beschleunigung der Verwesung hinzugesetzt wurde. Bei zwei- bis dreimaligem Umarbeiten ist er schon nach einjähriger Lagerung gebrauchsfähig. (Schlußfolgt.) • | Der Obstbau in den Ardennen. Von A. Janson, z. Zt. im Felde. (Schluß.) In den Gutsgärten werden neben Buschbäumen als ' freistehenden — Hoch- und Halbstämme sind in ihnen klu- | gerweise fast nie geduldet — niedrige Formen zur Be- ' kleidung der Einfriedigung verwendet. In den Dörfern da gegen pflanzt man zur Bekleidung der Häuserwände fast | ausschließlich Hochspaliere mit Kronenansatz nicht unter j 2 m Höhe. Das geschieht einmal gegen Diebstahl, vornehm- . lieh aber zum Schutz gegen das Abfressen durch Vieh, dem die Bäume stark ausgesetzt sind, da sie weder durch Ein- , friedigung, noch durch Vorgärten geschützt sind. Die Bäume stehen meist auf Wildling, haben große Flächen zu bekleiden, wofür die Apfelquitte als Unterlage wegen ihres zu schwachen Wuchses nicht genügt. Infolge der sehr groß ausgebauten, durchweg sauber gehaltenen und gezogenen Kronen ist die Laub- und Fruchtbekleidung ungemein gleichmäßig. Wo immer ich solche Spaliere sah, | war der Ansatz; nach dem geringen Jahr 1916 reichlich bis j sehr reichlich. Man findet wenig Früh-, meist Spätsorten durchweg bekannter und auch bei uns bevorzugter Arten. Vornehm lich verbreitet sind: Köstliche von Charneu, Gute Luise von Avranches, Jodoigne, Le Letier, Weiße Herbstbut terbirne, Gute Graue, Hofratsbirne, Turgots Flaschenbirne, Birne von Tongre. Neben Aepfeln und Birnen, wenig Nüssen, viel Wild haselnüssen und wilden Vogelkirschen findet man hier in größerer Zahl Pflaumen, und zwar neben einer sehr wohlschmeckenden, mittelgroßen, unregelmäßig länglichen Eierpflaume, gelegentlichen großfrüchtigen Pflaumen und der Nancy-Mirabelle vornehmlich die schwarze Damas- eene. Ihr muß ich einige Sätze widmen, weil sie von all gemeinerem Interesse und größerer Bedeutung sein können. Vor etwa 8 bis 9 Jahren machte mich Herr Völkers, einer der Besitzer der bekannten Samenklenganstalten") zu Tabarz in Thüringen auf Samen der kleinfrüchtigen schwarzen Damascene seines Lagers aufmerksam, die einen hervorragenden Ersatz für St. Julien-Unterlagen und solche der Schönen von Löwen bieten sollten. Proben der Saat habe ich seinerzeit zuverlässigen Freunden gegeben, welche die daraus hervorgegangenen Unterlagen veredelt haben und, soweit sich bis jetzt beurteilen läßt, recht gute Erfahrungen damit gemacht haben. Es ist nicht ohne Belang, von einem solchen Ersatz zu sprechen. Die früher zweifellos vorzügliche Julien-Unter- terlagepflaumen ist aus der früher rein gelieferten, in ihrer läge hat seit Jahren an Wert ungemein verloren. Infolge der starken, immer noch wachsenden Nachfrage nach Un terlagepflaumen ist aus der früher «■ein gelieferten, in ihrer Eigenheit und ihren Eigenschaften fest umrissenen Julien ein unausgeglichenes, unecht gewordenes Sammelsurium geworden, dessen Wert als Unterlage stark verringert ist Die als Ersatz empfohlene, vortrefflich geeignete, hinter der echten Julien wenig zurückstehende Schöne von Löwen ist in ausreichender Menge nur schwer oder nicht zu be kommen, so daß die Frage nach einem brauchbaren Ersatz für diese Unterlage nachgerade brennend geworden ist. Ich habe mir gelegentlich einer Studienreise durch Frankreich bereits vor mehreren Jahren die schwarze Damascene, hier Damas noir, daraufhin erneut angesehen, und komme jetzt, durch Kriegszufall verschlagen, in diese Ge gend, wo von 100 Pflaumenbäumen 95—96 schwarze Da- mascenensind. Auch jetzt wieder fällt die unverwüstliche Gesundheit, Lebenskraft und Widerstandsfähigkeit dieser Bäume auf. Der sehr harte Winter 1916/17, der an Härte in diesem Klima dem mitteldeutschen Winter sicher nichts nach gegeben hat, ist an den Bäumen spurlos vorübergegangen, während andere Arten und Sorten schwer gelitten haben. Sind doch in Deutschland, so beispielsweise in Thüringen und Sachsen, die Pflaumen- und Zwetschenbäume oft über die Hälfte ganz oder teilweise eingegangen, Straßenpflan zungen viertelstundenweit ganz und gar abgestorben. Man veredelt in den Ardennen fast ausnahmslos auf diese Damas noir, und die Bäume auf dieser Unterlage sind von hoher, regelmäßiger Fruchtbarkeit, erreichen ein beson ders hohes Alter, sind ungemein gesund und — eine große Hauptsache und ein wichtiges Zeichen für die vortreff liche Eignung als Unterlage! — ich habe bisher keinen Gummifluß feststellen können. Diese Eigenschaften lassen er warten, daß diese schwarze Damascene bei unserem rauhen Klima und unserem teilweise armen, unbearbeiteten Boden in der Tat das Zeug zu einer ganz hervorragenden Unter lage in sich birgt. Da die Fruchtreife unmittelbar bevor- steht, habe ich die Absicht, von mir besonders geeignet er scheinenden Mutterbäumen einige Sendungen reifen Samens Herrn Kgl. Garteninspektor Löbner, dem Leiter der neuen gärtnerischen Versuchsstation in Bonn a. Rh., zu sen den, der, wie ich weiß, gerade an diesen Fragen der Unter lagen ein lebhaftes Interesse hat. Vielleicht nimmt er Ge legenheit — bei Erscheinen dieser Arbeit werden hoffent lich die ersten Samensendungen bei ihm richtig eingegan gen sein — zur Aussaat und kundigen Verfolgung der Sache. Hier verkommt die Ernte dieser Damascene, die schwarzblaue Früchte von der Größe einer großen Kirsche erzeugt und unter hiesigen Verhältnissen um den 20. August reift. Die Früchte sind unmittelbar vor der Reife krach sauer, werden dann mäßig süß und sind in kürzester Zeit überreif. Der Stein ist klein, bei etwa 12—14 mm Länge 11—12 mm breit, also auffällig rund. Eine Verwendung zu hausindustriellen Zwecken findet die Frucht nicht; ver einzelt wird wohl Schnaps daraus gebrannt, auch ein *) Böttcher & Völkers, Groß-Tabarz (Thüringen).