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. u 4 Nr. 43 u. 44 Freitag, den 26. Oktober 1917. XIX. Jahrgang. Der Handelsgärtner 1 Garten idet und vor da Abonnementspreis bei direktem Bezug vom Verlag: für Deutschland, Oesterreich and Luxemburg M. 5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Beuründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker 4 Schwarz. Lelpzlg-R., Gomenlusstr. 17. Inserate 30 Pfennig für die vier gespaltene Nonpareille-Zeile, auf dem Umschlag 40 Pfennig, im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. und dit [1915 ms. I- U. au. 2mal3 Gärtmer en nach ildungs- ndwirte re oder an ent Anmel i Schul, stunden 38, in, d u, rik ae « äp. u. rbt, 7.50 15,— SO,— 00,— he) rt, 5- 15,— ün ber. rg• f 11. DasAbonnement gilt fortlaufend u. kann nur durchAbbestellung!4Tage Vorjahresschluß aulgehoben werden, Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer. । ZBchtang von Gemüsesorten, die sich für ungünstige Verhältnisse eignen Praxis und Wissenschaft: Zum Anbau von Arxnelpflanzen. —Der Obstbau in den Ardennen. (Schluß.) — Die Düngung der freilandpflanzen. Kleinere Mitteilungen. — Rechtspflege: Lieferung von Garienerzeugnissen, Ver sendung und Gefahr. — Handelsnachricnten: Zur Einfuhr von Blumen und Bindegrün aus Belgien usw. — Geschäftsnachrichten. — Personalien. Bücherschau. Züchtung von Gemüsesorten, die sich für ungünstige Verhältnisse eignen. Der verflossene Sommer bot für weite Gebiete Mittel europas dem Gemüsebau sehr ungünstige Witterungsver kältnisse, so daß die Ernte überall da viel zu wünschen übrig ließ, wo nicht Boden, Düngungs- und Bewässerungs verhältnisse sehr günstig waren. Es war deshalb, wie stets in solchen im allgemeinen ungünstigen Jahren, auch in die sem Sommer Gelegenheit zu der bekannten Beobachtung; ' daß trotz durchschnittlich schlechten Standes einer Ge müsekultur doch ein mehr oder weniger großer Prozent satz von Pflanzen rasch verbrauchsfertig wurde oder sich durch besondere Größe auszeichnete. Wo Gemüse nicht zum Zwecke der Samengewinnung gezogen wurde, wird diese Ware natürlich ebensowohl dem Verbrauche zuge führt wie die andere minderwertige oder langsam heran gewachsene. Handelt es sich aber um Samenbau, so wird zweifellos bei der Auswahl der Samenträger auf die er wähnten Umstände oft nicht genügend Rücksicht genom men. Es muß auch zugegeben werden, daß das nicht so leicht durchführbar ist. Zu bedauern bleibt es aber trotzdem, denn diese Pflan- | zen, welche trotz ungünstiger Wachstumsverhältnisse ein gutes Ergebnis in dem oben angedeuteten Sinne lieferten, ; sind doch ein sehr wertvolles Zuchtmaterial, welches un bedingt zur Züchtung solcher Kulturrassen und Sorten ver- : wendet werden sollte, die auch unter ungünstigen Be dingungen ein gutes Ergebnis liefern. Es wird wohl in der gesamten Nutz- Pflanzenzucht überhaupt viel zu sehr auf Leistung der Pflanzen unter möglichst gün stigen Kulturbedingungen gearbeitet. Die Folge ist dannn eine allgemeine Mißernte in ungünstigen Jahrgängen. Selbstverständlich sind die unter günstigsten Kulturbedingungen gezüchteten Sorten gar nicht befähigt, unter den schwierigen Ernährungs- und Bewässerungsver hältnissen in Dürrjahren die erwarteten Höchsterträge zu geben. Das ist schon in den normalen Wirtschaftsverhält nissen der Friedenszeit eine volkswirtschaftlich nachteilige Tatsache. Denn der Gemüsegroßhandel ist gezwungen, sich dann im Auslande einzudecken und große Mengen von Kapital wandern ab. Viel ernster sind aber die Folgen einer Mißernte in Kriegszeiten, wenn es aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, den auf dem inländischen Markt entstandenen Ausfall durch Einfuhr aus ausländischen Er zeugungsgebieten zu ergänzen. Aus diesen Ursachen sollten die berufenen Züchter nicht nur schlechtweg auf Leistung züchten, sondern das Zuchtziel oder wenigstens eines der Zuchtziele sollte sein: Höchstleistung auchunter un- günstigenAnbaubedingungen. Daß es möglich ist, in dieser Hinsicht etwas zu er reichen, dafür liefert uns die Natur gerade in Dürrjahren wie 1917 den Beweis in den trotz aller Erschwernisse rasch wüchsigen und einen guten Ertrag liefernden Pflanzenindivi duen fast aller angebauten Sorten. Diese Individuen sollten als Ausgangsmaterial dienen. Natürlich ist der Gedanke nicht nur in der angedeuteten Richtung: Züchtung von Rassen, die widerstandsfähig gegen die Dürre sind, durchführbar, sondern ebenso könnte man versuchen, auch andere ungünstige Ein- flüssse durch Züchtung weniger nachteilig für den Ertrag zu gestalten. So z. B. die nachteiligen Folgen minderwertigen Bodens und einer verhältnismäßig schwachen Düngung. Auch in dieser Hinsicht bestehen, wie jeder Praktiker bestätigen kann, große Unterschiede zwischen den individuellen Lei stungen der Pflanzen. Eine gewisse Anzahl von Exemplaren einer Sorte entwickelt sich immer zufriedenstellend trotz verhältnismäßig geringer vorhandener Nährstoffmengen. Diese sehr wertvolle Eigenschaft sollte ebenfalls züchterisch ausgenutzt werden. Denn es liegt immerhin im Bereiche der Möglichkeit, auf diese Weise zu Kulturrassen zu kommen, welche gute Ergebnisse liefern, auch wenn die Düngung nicht den höchsten Anforderungen entspricht. Gewiß ist es nicht möglich, in bezug auf die Düngung unter ein bestimmtes Mindestmaß zu gehen. Man wird nie eine Kohlsorte züch ten können, die in vollständig ausgemergeltem, verarmtem Boden noch nennenswerte Erträge liefert, oder eine Sel leriesorte, die eine ausgesprochene Vorliebe für trockenen Boden hat. Es liegt dem Verfasser selbstverständlich fern, derartige Unmöglichkeiten als erreichbar hinzustellen. Aber zweifellos liegt es im Interesse der Praxis, Sorten zu züchten, welche bezüglich des für sie wichtigsten Wachs tumsfaktors möglichst anspruchslos sind. Bei zielbewußter Durchführung züchterischer Arbeit wird der Erfolg sicher nicht ausbleiben. 8 ===================== = F Praxis und Wissenschaft T Zum Rnbau von Arzneipflanzen. Durch den Krieg ist der Bedarf an Arzneipflanzen und anderen Drogen sehr gestiegen, die Möglichkeiten zur Deckung des gesteigerten Verbrauches aus den bisherigen Bezugsquellen aber haben sich entsprechend verringert. Es ist deshalb durchaus zu verstehen, daß von Seiten der Behörden für den Anbau von Arznei-, Gewürz- und Tee pflanzen eine lebhafte Werbetätigkeit entfaltet wird. Diese Bestrebungen haben einen Kristallisationspunkt 1 in einer seit dem 1. Juli 1917 erscheinenden Monatsschrift gefunden, die unter dem Titel „Heil- und Gewürzpflanzen" als Organ der „Hortusgesellschaft“ von Dr. Hermann Roß und Dr. Richard Escales in München herausgegeben wird.