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108 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 27 u. 28 fläche welken bei weitem nicht so stark wie glatte, unbe haarte. Eine durchaus noch nicht gelöste Erdbeerfrage ist . auch die Züchtung einer wirklich brauchbaren und allen Ansprüchen genügenden Sorte für die Konservierung. Die bisher vorhandenen Sorten genügen bei weitem | noch nicht den in dieser Hinsicht zu stellenden Forderun gen. Die Sorte Wunder von Cöthen ist zu sauer, Hilgen- ; stein reift bei einigermaßen trockener Witterung nur die Erstlingsfrüchte, während die Hauptmasse der Beeren ver dorrt, und die sonst zur Konservierung ganz vorzügliche | Amerikanische Volltragende ist zu kleinfrüchtig. Allen j drei genannten Sorten fehlt schließlich auch fast jedes | Aroma. Der Züchtung bleibt also noch die Lösung einer recht dankbaren Aufgabe. Das wirtschaftlich wichtigste Ziel aller Pflanzenzüch- Lung ist natürlich die Steigerung der Erträge. Das gilt selbstverständlich auch bei den Erdbeeren. Nun ist zwei- | fellos die Sorte Laxtons Noble trotz aller Neuzüchtungen bisher diejenige geblieben, welche die größten Massen erträge bringt und deren Anbau daher immer noch am besten lohnt. Mir scheint es daher unter aller Umständen ratsam zu sein, bei Kreuzungsversuchen zum Zweck der Züchtung das Blut dieser, alterprobten Sorte mit in die Neuzüchtung hineinzubekommen. Vielleicht wäre es auch möglich, einfach durch Aussaat von Samen, wel che man von solchen Noble-Früchten erntete, am frü hesten reiften und sich durch besondere Größe auszeich neten, sowie von sehr reichtragenden Pflanzen stammten, einen Ersatz für die alte Laxton zu erzielen, welcher die ser gleichwertig ist oder sie womöglich noch bezüglich ihrer guten Eigenschaften übertrifft. Eine der schlech testen Eigenschaften von Laxtons Noble ist die kurze Le bensdauer der Pflanzen. Es dürfte allerdings nicht leicht sein, diese Eigenschaft, welche wohl die natürliche Folge des früh einsetzenden großen Ertrages ist, wegzuzüchten. Aber der Versuch sollte trotzdem gemacht werden. Frei lich, dazu gehören Platz und Zeit. Diese aber kann der Er werbsobstgärtner kaum aufbringen. Ein Grund mehr, die Einrichtung staatlicher oder durch die Berufsverbände zu erhaltender gärtnerischer Versuchsstationen und Züchtungsinstitute mit aller Kraft zu fördern. X. Y. Z. Ueber die Bodenbearbeitung in Obst pflanzungen. Von A. Janson. Darüber ist in der letzten Zeit viel geschrieben wor den, was Widerspruch, erwecken muß; denn die langjäh rige und umfangreiche Erfahrung unter den verschieden artigsten Verhältnissen erhärtet, wenn auch mit gelegent lichen Ausnahmen, doch immer wieder gewisse Grund regeln. ! Die Behauptung, daß eine tieferreichende Bodenbear beitung eine Benachteiligung darstellt, trifft durchaus nicht zu. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Selbstverständ lich darf die übliche Pflugtiefe von höchstens 28 cm nicht überschritten werden. Aber selbst wenn das geschieht, muß man bei den meisten Obstarten im Zweifel sein, ob nicht die Vorteile einer noch tieferen Bearbeitung die Nachteile überwiegen. Wirklich nachteilig wirkt eine Beschädigung der Wurzeln nur bei Kirschen, und zwar in der Hauptsache bei Süßkirschen. Bei diesen spielt die Unterlage eine große Rolle. Der Sämling einer Edelsorte ist minder empfindlich gegen Störungen als die wilde Vogelkirsche. Und von diesen ist es wiederum die dunkelfrüchtige, rauh rindige Abart, die besonders benachteiligt wird. Bei Kirschen ganz allgemein, besonders aber bei der letzteren Abart, stellt sich sehr leicht Gummifluß der Wurzeln ein und außerdem werden die Wurzeln von einem weißen Gespinst überzogen. Das ist der gefürchtete Wurzelkrebs, hervorgerufen durch den Pilz Dematophora necatrix. Er soll freilich auch auf anderen Bäumen Vorkommen, Trotz meiner sicherlich recht umfangreichen Obstbaum praxis habe ich bis heute noch nie diesen gefährlichen Krankheitserreger an anderen Obstarten finden können. Wo sich ähnliches Gespinst vorfand, war es stets das Mycel von Agaricus melleus. Wenn in einem der fraglichen Aufsätze betont wird, daß gerade die Bäume auf Zwergunterlage besonders emp findlich seien gegen Beschädigungen bei der Bodenbear beitung, so kann meine eigene Erfahrung nur das Gegen teil behaupten. Am empfindlichsten ist noch die Quitte und natürlich die Zwergunterlage für Kirschen, Prunus Mahaleb. Aber Splittapfel und Paradiesunterlage sind geradezu unempfindlich. Sie bewurzeln sich erneut über aus schnell und man zieht unwillkürlich zum Vergleich die Tatsache heran, daß ja diese sich so leicht als Stecklinge bewurzeln. Leider ist mir nicht bekannt, wo zuverlässige Be obachtungen über die Zuwachsabnahme festgestellt wor den sind. Daß sie wahrscheinlich ist, untersteht keinem Zweifel; nur über Umfang der Abnahme möchte man un terrichtet sein, und ich wäre dankbar, wenn man mir zu verlässige Angaben darüber nachweisen könnte. Aber selbst, wenn derartige Abnahme vorliegt, ist ein Schaden bei diesen Obstarten noch lange nicht immer ge geben. Im Gegenteil habe ich selbst in hunderten von Fällen die -Beobachtung machen müssen, daß Bäume, de ren Kronen durchaus ungenügendes Wachstum zeigten, nachdem erst eine Störung der Bewurzelung stattgefunden hatte, üppig gediehen und gut trugen. Es erschien vor etwa 10 Jahren ein törichtes Buch, das in mißverstandener Gelehrsamkeit schwelgte. Es nannte sich: Lorentz, Rätsel im Obstbau. Dieses rätsel hafte Buch hatte aber doch hin und wieder einen klaren Augenblick, und dieser Augenblick war vielleicht nur un klar, aber richtig empfunden. In diesem Buche wurde an irgendeiner Stelle die Ueberzeugung ausgesprochen, daß die Menge der Früchte sich nach der Menge der Feinbe wurzelung zu richten scheint. Wenn auch letzten Endes die Art der Bewurzelung ein Ergebnis der Bodenbeschaffenheit ist, so ist es doch unbestreitbar der Fall, daß jede Beschädigung der Bewur zelung den Baum veranlaßt, Feinbewurzelung zu bilden. Eine tiefere, regelmäßige Bewurzelung veranlaßt die Zwergbäume, je nach den Sorten mehr oder minder, ihre Wurzeln in die Tiefe zu entsenden. Sie tun das nicht etwa, um gewissermaßen den Störungen durch die Boden bearbeitung zu entgehen, sondern weil die tieferreichende Bodenlüftung die Nährstoffe bis in größere Tiefen er schließt und die Wurzeln auch sonst in diesen größeren Tiefen ihre Lebensbedingungen vorfinden. In Verbindung damit steht die durch die Bodenlockerung und die dabei hervorgerufenen Beschädigungen erzwungene reiche Wur zelverzweigung. Freilich hat man anfangs mit der Unbe quemlichkeit starker Wurzelausschläge zu kämpfen. Aber zumeist auch nur da, wo der Baumbestand lange Zeit hin durch überhaupt keine Bodenbearbeitung erfahren hat. Hackt man solche in der Bodenbearbeitung vernach lässigte Pflanzungen die ersten Male, oder schält man an fangs, statt gleich auf Furche zu pflügen, geht man nach' und nach tiefer, dann wird man weder eine Wachstums minderung noch Ausläuferbildung in stärkerem Maße als früher bemerken. Im Gegenteil nimmt die Fruchtbarkeit und ihre Regelmäßigkeit trotz möglicher Wurzelbeschädi gungen, und bei übermäßig üppig tragenden Bäumen gerade infolge dieser Beschädigungen, zu. Immer Kirschen ausgenommen. Man kann in allen Böden ohne ir gendwelche Benachteiligung die Bodenbearbeitung bis