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P’r. 27 u. 28 DER HANDEESGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 107 Wir alle kennen den Wunsch des Laien, möglichst bald Früchte zu ernten. Deshalb legt er — natürlich zu unrecht —• Wert auf recht starke, tragfähige Bäume. Wir . wissen besser, daß solche viel Zeit brauchen, um sich von dem schweren Eingriff des Verpflanzens zu erholen, j daß es oft Jahre braucht, bis das mit solchen überständigen Bäumen geschieht, und nicht selten überhaupt nicht. Des halb meidet der sachkundige, erfahrene Gärtner solche । und zerhackt überständige Bäume lieber zu Brennholz, i als sich einem Mißerfolg in die Hand zu geben. Dahingegen I plfanzt der Pfuscher diese „schönen, starken, bald trag- I baren Bäume", und der Käufer ist froh über sie. Dem er- j steren bringen sie oft, wie der Verfasser aus eigenster, । vielfacher Anschauung weiß, bis zu 25 Mark für ein Stück! Und das statt Brennholzwert! — Kein Wunder, wenn ein Tiefstand auf diesem Gebiete | herrscht, der bedauerlich ist und der den Gartenbesitzern selbst jeden Mut zur Weiterarbeit benimmt. Bei der Um schau nach Abhilfsmitteln müßten wir nicht eben Deut sche sein, um nicht nach gesetzlichen Maßnahmen zu ' suchen. Solche gibt es nun allerdings nicht, wenigstens i nicht in einer Form, welche durchgreifendes Einschreiten gegen diese Pfuschergesellschaft gewährleistete. Aber es ließe sich auf andere Weise sehr viel erreichen! Durch ’ Aufklärung der Gartenbesitzer selbst. Und dieses mit I Hilfe der Tagespresse! Leider machen unsere Handelsgärtner von diesem wichtigen Instrument der öffentlichen Meinung an sich viel zu wenig Gebrauch, wo und wenn es ihre allgemei nen gemeinschaftlichen Berufsinteressen gilt. Sie brauch ten nur durch einige kurze Aufsätzchen, die in der Regel von der Tagespresse mit Vergnügen unentgeltlich aufge- nommen werden, auf dieses Pfuschertum, seinen Bestand und seine unreellle Arbeitsweise hinzuweisen und sich zur unentgeltlichen Beratung bei Wahl der Sorten 'und Formen ohn Kaufzwang bereitzuerklären. Man würde sie viel in Anspruch nehmen, und auch das Geschäft die ser Kleingartenpflege würde wieder in die Hände solider Handelsgärtnereien zurückfallen. — Nachsatz der Schriftleitung: So leicht wie dem Herrn Verfasser will der Schriftleitung die Be kämpfung des landschaftsgärtnerischen Pfuschertums mit Hilfe der Tagespresse nicht scheinen. Teils dieserhalb, teils außerdem! Denn die Tagespresse ist durchaus nicht so leicht für die Aufnahme von Notizen zu haben, welche in irgendwelcher Weise danach riechen, als ob sie pro domo des Einsenders geschrieben seien. Zumal die Mehrzahl aller Tageszeitungsschriftleitungen den geschäft lichen Interessen der Gärtnerschaft mit ziemlicher Wurschtigkeit gegenübersteht. Was man ihnen schließ lich von ihrem persönlichen Standpunkte aus und in ihrer Eigenschaft als Verlagsangestellte nicht einmal übelneh men kann. Denn im Interesse der Tageszeitungsverleger liegt die Benutzung des Inseratenteils ihrer Zeitungen. In der Tat sollten die gärtnerischen Vereinigungen, beson ders in größeren Städten, sich zu geeigneter Zeit deis In serates bedienen, um das gartenbesitzende Publikum auf zuklären. Daß dieses dringend notwendig ist, darin stim men wir mit dem Herrn Verfasser vollständig überein. Ein besonders charakteristisches Inserat fand ich dieser Tage in einer großstädtischen Tageszeitung. Da empfehlen sich , nämlich zwei „tüchtige Gartenfrauen den geehrten Herr schaften zur billigen Instandsetzung und Unterhaltung vor Gärten. Sie versichern, daß sie alle einschlägigen Ar beiten gut ausführen würden“. Nun ist zwar durchaus nicht etwa grundsätzlich zu bezweifeln, daß eine Frau einen Obstbaum richtig schneiden könne. Aber immerhin muß man das doch gelernt haben, und ob das in diesem Falle zutrifft, dürfte nicht so unbedingt feststehen. Aufgaben der Erdbeersortenzüchtung. Die Erdbeere ist bisher vom zunftmäßigen Obstbau (wenn dieser Ausdruck erlaubt ist) als eine nebensäch liche Frucht behandelt worden. Jedoch ist ihre Bedeu tung für die Volksernährung an sich durchaus nicht niedriger einzuschätzen als diejenige irgendeines anderen Beerenobstes oder sonstigen Frühobstes. Das hat uns sehr deutlich die diesjährige Erdbeerzeit gelehrt. Das Publikum stürmte in den Großstädten die Läden, in wel chen es hoffte, die schmackhaften Beeren zu erlangen. Al lerdings sind die durch den Krieg geschaffenen Ernäh rungsschwierigkeiten mitschuldig an dieser großen Nach frage. Nicht minder trug auch die Knappheit der Zufuh ren, bedingt durch die Hitze und Trockenheit, erheblich dazu bei, daß die auf den Markt gekommenen geringen Mengen der Beeren sehr schnell vergriffen waren. Das ist schon einer der Punkte, bei denen die Arbeit der Züchter einzusetzen hätte. Gerade über die Widerstandsfähigkeit der Erdbeersorten gegen die Trockenheit des Bodens und heiße, trockene Luft konnte man in diesem ab normen Frühling und Vorsommer interessante Beobach tungen machen, welche für die bevorstehenden Neupflan zungen von Erdbeeranlagen berücksichtigt werden müs sen. Jedenfalls spielen bei dem Verhalten der Erdbeer sorten gegen die genannten Widrigkeiten verschiedene Umstände eine Rolle, welche in der Abstammung der Sorten begründet sind. Bekanntlich sind unsere groß früchtigen Gartenerdbeersorten aus der Kreuzung einer Anzahl von wilden Arten hervorgegangen. Die natür lichen Ansprüche dieser Stammarten an die Feuchtig keitsverhältnisse des Bodens sind jedenfalls sehr ver schieden. Das prägt sich auch bei den Gartensorten aus. Je nach dem überwiegenden Blute der einen oder anderen Stammart ist die Empfindlichkeit der Sorten in dieser Hinsicht sehr wechselnd. Es scheint mir eine sehr wich tige Aufgabe zu sein, daß die Züchter sich bemühen, Sor ten zu erzielen, welche in diesem Punkt nicht so an spruchsvoll sind, wie die jetzt vorhandenen Sorten. Gewiß kann man ja nicht behaupten, daß die Erdbeeren außer ordentlich hohe Ansprüche an gleichmäßige ausreichende Bodenfeuchtigkeit stelle. Aber zu den bezüglich ihres Wasserbedürfnisses bescheidenen gärtnerischen Nutz pflanzen gehört sie ganz bestimmt auch nicht. Daher sind Verbesserungen der Sorten unbedingt notwendig, um so verlustreiche Ernteausfälle zu vermeiden, wie sie in die sem Jahre stellenweise besonders in Mitteldeutschland eingetreten sind, und in jedem Jahre mit überwiegend trockenem, heißem Mai- und Juniwetter erneut eintreten können. Letzten Endes scheint mir der Hauptgrund für die mehr oder weniger große Widerstandsfähigkeit der Erd- beersorten in Trockenzeiten in der Ausbildung des Wur zelvermögens zu liegen. Tiefwurzelnde Sorten sind na türlich leichter befähigt, Trockenperioden zu überstehen als flachwurzelnde. Nicht nur Wassermangel, sondern auch starke Son nenbestrahlung in Verbindung mit trockenen Ostwinden und taulosen Nächten wird den Erdbeerpflanzen verhäng nisvoll. Auch hierfür konnte man in diesem Jahre sehr lehrreiche Beispiele beobachten. Während aber bezüg lich der Ansprüche der Sorten an die Bodenfeuchtigkeit die Wurzelbeschaffenheit maßgebend ist, ist hinsichtlich der Ansprüche an die Luftfeuchtigkeit die Beschaffenheit der Blattsubstanz von größter Bedeutung. Je zarter und dünner diese ist, um so nachteiliger wird sie durch starke Sonnenbestrahlung und trockene Luft beeinflußt, und um so leichter welken natürlich die Blätter. Dicke, flei schige oder lederartig harte Blätter sind dagegen viel widerstandsfähiger. Auch Blätter mit behaarter Ober-