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98 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 25 u. 26 L Praxis und Wissenschaft Die Perocidbrühe ais Ersatz der Kupferkalkbrühe." Von Geh. Regierungsrat Dr. Otto Appel. Schon seit Jahren ist man bestrebt, das im Pflanzen schutz vielseitig angewendete Kupfer durch andere gleich wertige Mittel zu ersetzen. Für die Zwecke der Samen beizung ist dies schon früher gelungen, und verschiedene ßeizmitel, besonders die Formaldehydlösung, haben sich in dieser Richtung bewährt und eingeführt. Schwieriger war es, für die Kupferkalkbrühe einen geeigneten Ersatz zu finden, soweit sie als Spritzmittel gegen gewisse Pilz krankheiten des Weinstockes, der Obstbäume, Kiefern und anderer landwirtschaftlich und gärtnerisch wichtiger Pflanzen angewendet wird. Dais einzige Mittel, das von de'n bisher empfohlenen und versuchsweise angewendeten einigermaßen Aussicht auf Erfolg bot, war die Perocidbrühe. Aber auch diese wäre wohl kaum in absehbarer Zeit zur Geltung gekom men, wenn nicht infolge des Krieges die für den Pflanzen schutz zur Verfügung stehende Menge Kupfervitriol auf das allernotwendigste hätte beschränkt werden müssen. Dies führte zu umfangreichen Versuchen, bei denen sich die Perocidbrühe als ein brauchbarer Er satz der Kupferkalkbrühe erwiesen hat. Herstellung der Perocidbrühe. Den Grundstoff zur Herstellung der Perocidbrühe bilden die Sulfate der sogenannten seltenen Erden, haupt sächlich Cer-Didymsulfat, die aus den Resten der Her stellung der Gasglühkörper gewonnen und unter dem Namen Perocid von der Deutschen Gasglühlicht-Aktien- gesellschaft (Auergesellschaft) in Berlin 0. 17 und den Vereinigten chemischen Fabriken Landau, Kreidt, Heller & Komp, in Wien XXI in den Handel gebracht werden. Das Perocid ist eine pulverig-krümelige bas stückige Masse von deutlich rosa bis weißlicher Farbe mit einem gewährleisteten Gehalt von mindestens 45 vom Hundert Ceroxyd. Es löst sich ziemlich gut bis auf geringe Rück stände im Wasser zu einer saueren, schwach rosa gefärb ten, trüben oder milchigen Flüssigkeit. Wie die Kupfer vitriollösung muß auch die Perocidlösung abgestumpft werden, um als Spritzmittel ohne Schaden verwendet werden zu können. Die mit genügend Kalkmilch ver setzte Flüssigkeit ist die Perocidbrühe. Die Wirkung des Perocids ist etwas schwächer als die des Kupfervitriols. Man benutzt daher in den Fällen, in denen man eine 1 v. H.-Kupferkalkbrühe anzuwenden pflegt, eine 2 v. H.-Perocidbrühe. An Stelle der 2 v. H.- Kupferkalkbrühe genügt eine 3 v. H.-Perocidbrühe. Die Herstellung der Brühe ist der der Kupferkalk brühe sehr ähnlich. Im Betriebe erfolgt die Herstellung einer 2 v. H.-Brühe in folgender Weise: In eine hölzerne Tonne oder ein Faß mit 50 Liter Wasser schüttet man allmählich 2 kg Perocid unter stän digem Umrühren und setzt das Rühren solange fort, bis möglichst alles aufgelöst ist. Zum Umrühren bedient man sich einer nicht zu dünnen Holzstange, mit der man etwa vorhandene Klumpen zerstößt oder zerdrückt. Es emp fiehlt sich, vorher das Perocid möglichst fein zu zerstoßen und zu zerklopfen, da es sich um so leichter löst, je feiner *) Diese Abhandlung ist als Sonderdruck bei der Verlagsbuch handlung von Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstraße 10 und 11, käuflich, und zwar je ein Abzug zu 5 Pf. bei Bezug von 1 bis 99 Ab zügen, zu 4 Pf. bei Bezug von 100 bis 499, zu 2,5 Pf. bei Bezug von 500 bis 4999, zu 1 Pf, bei Bezug von 5000 bis 9999 und Izu 0,76 Pf. bei Bezug von 10 000 und mehr Abzügen. (Bei Bezug von weniger als 100 Abzügen durch die Verlagsbuchhandlung sind 3 Pf. Porto beizufügen.) es in das Wasser kommt. Fleißiges Umrühren ist aber auch dann unbedingt nötig, da sich sonst das Salz leicht zu Boden setzt und dort schwerlösliche Krusten bildet. Auch kann man das Perocid in ein Säckchen binden, das man so in das Wasser einhängt, daß es eben vom Wasser bedeckt ist. Dabei löst sich das Salz allmählich auf, die Lösung sinkt, da sie schwerer ist als das Wasser, zu Bo den und wird dann durch Umrühren mit dem Wasser gleichmäßig gemischt. Am einfachsten beginnt man bei dieser Art der Lösung abends, da sie ziemlich langsam vor sich geht. Bis zum nächsten Morgen wird sie dann beendet sein. In einem anderen Fasse löscht man 600—620 g frisch gebrannten Kalk durch Uebergießen mit Wasser. Da durch zerfällt er zu Pulver, das man mit Wasser zu einem Brei verrührt und unter ständigem Umrühren auf 50 1 verdünnt. Steht kein frisch gebrannter Kalk zur Verfü gung, so kann man auch Kalk aus einer Kalkgrube be nutzen, doch muß man davon etwa 3—312/ kg nehmen. Ursprünglich wurde verlangt, daß die Perocidlösung in die Kalkmilch eingegossen wird; nach neueren Ver suchen entsteht jedoch eine ebenso brauchbare Brühe, wenn man die Kalkmilch in die Perocidbrühe gießt. Das hat den Vorteil, daß die erdigen Beimischungen, die im Kalk stets vorhanden sind, schon bei dem Zusammen gießen zurückgehalten werden können. Je nachdem man beim Zusammengießen verfahren will, muß entweder für die Perocidlösung oder für die Kalkmilch ein Gefäß genommen werden, das groß genug ist, die fertige Brühe aufzunehmen. Durch das Zusammengießen entsteht eine schleimig- milchige, schwach rosa gefärbte Brühe, die nicht sauet sein soll. Da der Kalk in seiner Zusammensetzung nicht immer ganz gleich ist, muß die fertige Brühe nach wieder holtem Umrühren noch entweder mit rotem Lackmus papier oder mit Phenolphtaleinpapier, das in den Apo theken erhältlich ist, geprüft werden. Die Lösung ist richtig zusammengesetzt, wenn beim Eintauchen das rote Lackmuspapier blau, das weiße Phenolphtaleinpapier rot wird. Sowohl die fertige Brühe, wie auch die Perocid lösung, sind längere Zeit haltbar, so daß man auch grö ßere Mengen als den Tagesbedarf auf einmal herstellen kann. Vor dem Einfüllen in die Spritzen muß man jedes mal gut umrühren, besonders wenn die Brühe länger ge standen hat. Man gießt die Brühe dann durch ein Sieb | in die Spritze, um die Verunreinigungen, die die Ver- I stäuber verstopfen könnten, zurückzuhalten. Ausführung der Bespritzung. Die Wirksamkeit aller pilztötenden Spritzmittel, und so natürlich auch der Perocidbrühe, wird aber außer durch die richtige Zusammensetzung auch durch die Zeit und Sorgfalt der Anwendung wesentlich bedingt. Bei allen Krankheiten, bei denen die Perocidbrühe überhaupt Aussicht auf Erfolg hat, muß die erste Be spritzung am besten kurz vor, spätestens bei dem ersten Auftreten der Krankheit erfolgen. Man muß dabei stets berücksichtigen, daß das Perocid, ebenso wie das Kup fervitriol, nicht heilend, sondern vorbeugend wirkt, und daß die meisten in Betracht kommenden Krankheiten sich außerordentlich rasch auszubreiten vermögen. Daher ist das Spritzen ohne Verzug auszuführen, sobald sich auch nur Spuren der Krankheit zeigen. Besser noch beginnt man mit Spritzen vor dem Auftreten der Krankheit, also zu der Zeit, in der erfahrungsgemäß oder der Witterungs lage nach ein Ausbruch der Krankheit erwartet werden kann. Das Spritzen ist sehr sorgfältig auszuführen, d. h. die Flüssigkeit ist unter sehr starkem Druck so zu ver spritzen, daß sie staubfein verteilt wird und sich wie ein Nebel über die Pflanzen verbreitet. Dann schlägt sich