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92 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 23 u. 24 die Durchblicke, die in der Phantasie des Gestaltens und in der Gliederung derAnlage eine so wichtige Rolle spielten, sind nach kürzester Zeit überhaupt nicht mehr da. So entstehen die vielen Parkanlagen mit den gelegentlichen tiefen Ausbuchtungen in den Pflanzungen, deren Zweck man nicht errät und die um so peinlicher sind, weil sie aus sehen wie ein Kaffeetrichtersack oder eine Hosentasche ohne Boden. Man vermißt am Ende des Durchblickes, der keiner ist, den gegenständlichen Hintergrund. Oder aber: Die Durchblicke sind so eng, daß sie ganz enge Gassen darstellen, denen die Verkürzung nach hinten, als perspek tivische Verkürzung ganz fehlt. Derzeit, da Zeichner und ausführender Gärtner recht oft, ja meistens (leider!) verschiedene Personen sind, ist dieser Fehler besonders häufig; denn die Ursache liegt letzten Endes darin, daß in Wirklichkeit räumlich viel zu knapp ist, was auf dem Papier mehr als ausreichend er scheint. Die Ursache ist ganz allgemein darin zu suchen, daß wenig erfahrene Gärtner, und selbst praktisch gründ lich geschulte, die aber eine fruchtbare Phantasie haben und deren Phantasie die begrenzte Fläche mehr oder weniger unbegrenzt ausnutzen möchte, zuviel unterbringen wollen, zu sehr häufen und deshalb alles übermäßig zu sammenpressen. Einen anderen groben Fehler an eigenen Arbeiten, wie an den Schöpfungen anderer habe ich darin gefunden, daß zu viel Farbe verwendet wird. Immer beachtet wissen möchte ich, daß ich hier von Anfängerarbeiten spreche und daß diese Bemängelungen nur den Zweck haben, weniger durch die Praxis Geschulte vor Mißgriffen zu bewahren. Vornehmlich meine ich hier die gelbe Farbe! Sie verleiht immer etwas Kränkliches. Die grünweiß farbigen, die sogenannten „panachierten" Gehölze sehen mit wenigen Ausnahmen grau aus. Gesund erscheinen nur die roten in allen Tönen. Uebrigens entspricht dieser Scheidung auch die Wirk lichkeit, wie solches die gärtnerische Praxis zeigt, denn die rotbelaubten zeigen stets ein üppigeres Wachstum, als die weißen, gelben und in diesen Farben bunten. Je kleiner die zu schaffende Anlage, um so mehr Farbe darf meines Erachtens verwendet werden! Das ist an scheinend ein Widerspruch! Aber auch nur an scheinend! Denn im kleineren Garten wirken die Pflanzen mehr als solche durch sich selbst. Man unterscheidet besser Wuchseigenheiten, nach Blüte und Frucht, nach Farbe des Holzes und Verzweigung, nach allgemeinem, besonderem Charakter. In großen Anlagen verschwinden diese Unter schiede; da ist eben gelb gelb, rot rot, weiß weiß, viel ¬ leicht mit feinen Abstufungen, sofern es sich um das Laien auge handelt. Wenn aber, im Gegensatz zum kleinen Park, wo die unmittelbare Wirkung zur Geltung kommt, diese Ab stufungen verloren gehen, wenn gelb eben gelb ist und bleibt, wenn in der Großanpflanzung die gleiche Tönung überall, in allen Ecken und Winkeln, in jedem Durch blick dutzendfach, und dieses stets in kleinen Farbflächen wiederkehrt, dann ekelt die Sache an, wie ich mich — und das ist für mich die wirksamste Lehre meines Berufs lebens gewesen — selbst überzeugen mußte. Deshalb: Mit Farbmitteln sparen, wo immermöglich! Das gleiche gilt von der Gegensatzwirkung im allge meinen. Neben der Farbe steht das, wals wir Gärtner Habitus nennen: der Aufbau, die äußere Erscheinung. Es ist ein durchaus verständliches und löbliches Bestreben aller kenntnisreichen Anfänger, für Abwechs lung und Schmuck zu sorgen, indem der Werkstoff, hier der Pflanzenbaustoff, vom Schönsten, Prächtigsten, Prun- kendsten ist. Aber die daraus geschaffene Anlage gleicht dann auch leicht der Gattin des Emporkömmlings, die sich mit kostbarem Schmuck überladet, bis sie unter der Ueberlast als Menschenkind mit wenig innerem Wert tot gedrückt wird. Das ist gar zu leicht das Schicksal einer Anlage von Anfängern, welche in dieser Beziehung noch nicht gelernt haben, Maß zu halten. Damit in Beziehung steht die Verwendung von miß- bildeten Pflanzen; denn also solche darf man wohl schlitz- blättrige Bäume, zwergige, kugelige, pyramidenförmig wachsende Pflanzen mit wenigen, von der Natur geschaf fenen Ausnahmen ansprechen. Vereinzelt wirken sie angenehm, gehäuft aber machen sie den Eindruck unruhig und unerfreulich. Ich könnte auf Großanlagen in Deutschland, die erst ganz letzthin entstanden sind, hinweisen, die von als tüchtig anerkannten Leuten geschaffen wurden und dennoch diese Mängel offenkundig zeigen. —- Woh er kommt das? Das kommt daher, daß der löbliche Brauch, wenigstens die Pflanzung selbst zu leiten, selbst anzuordnen, leider mehr und mehr abkommt. Der Techniker vermißt und zeichnet und plant. Der andere Techniker, der da draußen, arbeitet nach seinem Plan. Der Meister aber sitzt über seinen Büchern, über Soll und Haben, oder über seinen Akten, setzt unter die genehmigten Pläne seine Unter schrift und ist Schöpfer der Werke seiner Untergebenen, d. h., wenn sie gut ausfallen, und wenn man über die An fängerfehler obiger Art gläubig oder schonend hinweg sieht! — Ertragsfeststellung bei 12 verschiedenen Erbsensorten. (Aus dem Jahresbericht des Gemüseversuchsfeldes der Landwirtschaftskammer für die Provinz Hannover für das Jahr 1915. Der Versuch der Feststellung der Erträge von 12 Erbsensorten hatte wie alle anderen Versuche sehr unter der Dürre zu leiden, so daß das Ergebnis der Versuche nicht als einwandfrei bezeichnet werden kann und noch weitere Jahre wiederholt werden muß, um ein endgültiges Urteil abgeben zu können. Die Dürre wirkte auf die ein zelnen Sorten sehr verschieden ein und in bezug auf die Wiederstandsfähigkeit bei den einzelnen Sorten konnten sehr interessante Unterschiede festgestellt werden. Die Aussaat wurde bei allen Sorten gleichmäßig am 22. April ausgeführt. Die Blüte trat bei den einzelnen Sorten wie folgt ein: „Expreß“ am 4. Juni; „Ueberreich", „Monopol“ und „Sachs' verbesserte Schnabel“ am 13. Juni; „Grünbleibende Schnabelerbse“, „Konserven“ am 14. Juni; „Französische Schnabelerbse“, Folger“, Buxbaum 1 Schnabel", „Evergreen“, „Delikateß“, „Grünbleibende Schnabelerbse“ und „Markerbse Canning" erst am 17. Juni. Die Entwicklung der Pflanzen war sehr verschieden. Am niedrigsten blieben die Sorten Monopol, Buxbaum Schnabel, Evergreen, Delikateß sowie die Markerbsen 1 Sorten Canning und Delikateß. Eine Höhe von 30 cm er reichte die Sorte Grünbleibende Schnabel. Die Schnabel erbse, Grünbleibende, Konserven und Französische Schna bel erreichten eine Höhe von 65 cm. Die längsten Ranken entwickelten folgende Sorten: Folgers verbesserte grün bleibende, Sachs' verbesserte Schnabel und Ueberreich, Diese 3 Sorten kommen daher in erster Linie für den An bau als Stiefelerbse in Frage. Die längsten Schoten bildeten die Sorte Evergreen, die kleinsten dagegen Ueberreich und Expreß. Die durch schnittliche Schotenlänge schwankte bei den Sorten zwi schen 5 und 10 cm. Auch sind die 3,5 cm langen Schoten bei Ueberreich nicht als normal zu bezeichnen. Die durch schnittliche Zahl der in den Schoten gezählten Körner deckt sich fast bei allen Sorten mit der Zentimeterzahl der Schotenlänge. Nur bei Expreß und Ueberreich waren merkliche Abweichungen vorhanden. Interessante Unterschiede ergaben sich bei den Er trägen der Sorten, wenn diese auf eine Pflanze berechnet werden, so daß sich daraus Schlußfolgerungen über den