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Nr. 21 u. 22 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 85 bar waren. Es gelang aber, die Samen vollständig zu entbittern. Ueber das hierzu angewandte Verfahren be richtet Professor Dr. Gisevius wie folgt: Die Körner werden zunächst mit Wasser unter mehrmaligem Wech sel desselben gewaschen. Dabei bildet sich Schaum, der jedesmal mit dem Waschwasser vorsichtig abgegossen wird. Dann werden die Körner mit Wasser übergossen und über Nacht stehen gelassen. Mit diesem W eichwas ser setzt man sie auf das Feuer und gießt das Wasser ab, sobald das Kochen beginnen will. Das Wasser schmeckt dann stark bitter, hat also den Bitterstoff auf genommen. Nun wird neues Wasser auf gegossen und das Gefäß wieder auf das Feuer gesetzt. Auch dieses Wasser wird kurz vor Beginn des Kochens fortgegossen. Nun ist die Entbitterung erfolgt und die Samen können fertig gekocht werden. Sie geben dann ein sehr wohl schmeckendes Gericht (wie Gries gekocht) und können einer Fleischbrühe zugesetzt oder wie Grütze verwendet werden. Der Gießener Versuch hat gezeigt, daß die über schwängliche Verhimmelung der Quinoamelde zwar un berechtigt ist, aber immerhin zeigt er auch, daß die ver lautbarten vollständig absprechenden Urteile ebenfalls nicht angebracht sind. Vielleicht gelingt es mit der Zeit, durch Züchtung von guten Kulturrassen die Quinoamelde so umzumodeln, daß sie wirklich eine einwandfreie 'Be reicherung der europäischen Nutzpflanzen darstellt. Al lerdings dazu gehört Zeit und tüchtige züchterische Arbeit. Ueber die flüssige Düngung der Pflanzen im Saat- und Pikierbeete, Es ist vielfach die Meinung verbreitet, es sei wirkungslos und daher überflüssig, junge Pflanzen auf Saat- und Pikierbeeten durch Düngung mit Nährsalz lösungen zu lebhafterem Wachstum anzuregen, weil in der Regel angenommen wird, daß die Keimblättchen den jungen Pflanzen vollkommen ausreichende Nährstoff mengen bieten. Diese Ansicht ist irrig. Wohl genügen die in den Keimblättchen aufgespeicherten Reservestoffe, die jungen Pflanzen in einer verhältnismäßig langen Frist zur Ent wicklung zu bringen. In der Gärtnerei, besonders aber in der Erwerbsgärtnerei, gilt der Grundsatz: Zeit ist Geld. Das heißt, es muß unser Bestreben sein, die Entwicklungs zeit nach Möglichkeit auf einen kürzeren Zeitraum zu sammenzudrängen. Darauf können wir schon bei ganz jungen Pflanzen hinarbeiten, indem wir ihnen im Saat- oder Pikierbeete ein paarmal einen Dungguß verabrei chen. Wir verwenden dazu irgend eine der gebräuch lichen Pflanzennährsalzmischungen, die wir im Verhältnis von 2 g auf 1 1 Wasser auflösen. Voraussetzung für die Anwendung im Saatbeete ist, daß die Aussaat nicht zu eng erfolgt ist, wie es leider nur allzuhäufig übler Brauch ist. Denn sonst bedrängen sich die Sämlinge nach sehr kurzer Zeit und werden lang und dünn, wenn sie nicht baldigst auseinandergepflanzt werden. Gerade in diesem Jahre, wo man mit so vielen Aus saaten infolge des langen harten Winters in Verzug ge kommen ist, hat man in der Anwendung der flüssigen Düngung im Saat- und Pikierbeet ein gutes Mittel an der Hand, die Entwicklung der jungen Saaten zu fördern. Die Spargelbeere als Oelfrucht? Wir lesen in der „Hildesheimer Zeitung'': Ein Spargelplantagenbesitzer der Umgegend veranlaßte einen Oelmühlenbesitzer in Wefer lingen bei Oebisfelde, die Beeren des Spargelkrautes auf Del zu vermahlen. Das Ergebnis war überraschend gün stig: Aus 18 Pfd. Beeren wurde 12 1 ganz vorzügliches Del gewonnen, das dem feinsten Olivenöl in nichts nach steht. Auch der verbleibende Rest von Oelkuchen hat einen großen Futterwert. — (Das ist eine sehr geringe Ausbeute, die unseres Erachtens die Unkosten des Mahlens und Pressens wohl kaum verlohnen dürfte. Allerdings ist ja in der gegenwärtigen Lage auch der geringste Gewinn an Oel von hoher Bedeutung.) Ein nachahmenswertes Beispiel. Dem Gärt n e r - v er ein in Sagan sind von dem verstorbenen Stadtrat Faustmann 3000 M. letztwillig überwiesen worden. Mil den Zinsen sollen junge Gärtnergehilfen, die eine Fach schule besuchen wollen, unterstützt werden. Stiftungen und Zuwendungen an den Botanischen Garten in München. Der Rentner K. Rat Anton S o y t e r in München und der unlängst verstorbene Architekt K. Rat Max Ostenrieder in München haben in Stiftun gen größere Beträge zur Verfügung gestellt, aus deren Zinsen an Angestellte des Botanischen Gartens und des Botanischen Instituts oder an jüngere Botaniker Beihilfen für Sammelreisen oder Reisen nach größeren Gärten des In- und Auslandes zu gewähren sind. Der Geheime Kom merzienrat Heinrich v. D a 11' A r m i machte eine Schenkung mit der Bestimmung, .daß sie für die Beamten und Gärtner des Botanischen Gartens zum Zwecke von Studienreisen verwendet werden soll, die der Gewinnung von Pflanzenmaterial für die botanischen Sammlungen dienen sollen. Herr v. DallArmi hat die Bedingung an diese Schenkung geknüpft, daß die ganze Summe inner halb 5 Jahren für den genannten Zweck aufgebraucht werden muß. Stiftungen und Schenkung verfolgen einen Zweck, der sich für die weitere Entwicklung des Bota nischen Gartens sehr förderlich erweisen kann. — Er freuliche Beispiele, die in ähnlicher Weise vielfach nach geahmt werden sollten! Geplante gärtnerische Neuanlagen aller Art. Wol- gast, Pomm. In der letzten Sitzung des Bürgerschaft- liehen Kollegiums wurde die Schaffung eines Helden- h a i n e s beschlossen. — Duisburg. Die Stadtverord neten bewilligten für die Erweiterung des Ehrenfri ed- h o f e s weitere 39 500 M. — Gelting, Holst. Die Kirchenvertretung beabsichtigt die Errichtung eines Ehrenfriedhofs und beschloß, einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Tannroda (T h ü - ringe n). Der Gemeinderat von Tannroda beschloß die Ausführung eines Heldenhaines nach dem Ent wurf des Professors Dr. Klopfer in Weimar. — Bad Gottleuba. Die Stadtverwaltung plant die Errichtung eines Heldenhaines. Ein schlichtes Mal zum Gedächt nis der Gefallenen des Ortes wird sich inmitten des Hel denhaines erheben. — P a s s a u. In einer Magistratssitzung wurde beschlossen, auf dem städtischen Friedhof einen Heldenfriedhof zu errichten für die in Passau verstorbe nen Krieger. — Warnsdorf (Böhmen). Der Aus schuß des Verschönerungsvereins hierselbst wurde beauf tragt, mit den maßgebenden Kreisen in Fühlung zu treten, um die Vorarbeiten für die Gründung eines Heldenhaines für gefallene Warnsdorf er Krieger in Angriff zu nehmen. — K i e 1. Hier wird die Anlage eines Ehrenfriedhofes, eines Heldenhaines, zum Andenken an unsere Gefallenen in einem städtischen Gehölz und eines Unterseebootsdenk mals an einem hervorragenden Punkt der Föhrde geplant. — Graudenz. Die Stadtverordnetenversammlung be schloß die Vergrößerung der Kirchhöfe im Stadtwalde. — Bad K ö s e n. In einer der letzten Stadtverordnetensit- Zungen wurde die Errichtung eines Heidenhains beschlossen. Ein botanisches Dorado scheint Langenwolmsdorf in Sachsen zu sein. Man schreibt uns: Ein recht überraschend freudiges Bild bieten jedem Pflanzenliebhaber die seit ei nigen Wochen auf den entlang des Dorfbaches sich hin ziehenden Wiesen in erstaunlichen Mengen blühenden Märzbecher (Leucojum vernum). Die weißglänzenden, mit grünen Spitzen umsäumten Blüten dieser zu den Narzis sengewächsen gehörigen Frühlingsblume, die sonst nur als Gartenpflanze bekannt ist, gedeiht hier, wie auch im nahen Polenztal, wild, — Ebenfalls einen reizenden An blick gewährt eine auf den von hier nach Altstadt zu lie genden Wiesen in großer Zahl blühende Crocusblume (Crocus vernus), die hier mit ihren üppig-vollen, duftigen blauen Blüten sich beheimatet hat.