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84 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 21 u. 22 auch im Winter {nicht umsonst schickte ich den Grünkohl- anbau voraus) unserem Magen wohl zur Veränderung mal etwas Gediegenes anbieten müssen, auf welche Bezeich nung die trockenen Bohnen unbedingt Anspruch erheben können. Wenn da geschrieben wird, daß die Bohnen oft nicht gut reifen, so daß ein Teil verloren gehe, der grün hätte verwertet werden können, so wäre darauf zu er widern, daß von den eingemachten grünen Bohnen jähr lich so viel verderben, daß deren Wert dem der nicht ge reiften oder schwarzen Bohnen mindestens gleichkommen dürfte. Trockene Bohnen bewahren sich dagegen so be quem auf, daß wohl der Verlust hier gleich Null ist, zumal Mäuse und Ratten sie nur im höchsten Notfall begehren, und das fällt schwer ins Gewicht. Wir haben jetzt keine Zeit, auf irgendein Privat- interesse Rücksicht zu nehmen, sondern wir sollen einfach einen Rückblick auf den vergangenen Winter werfen, wo tiockene Bohnen so knapp und gefragt waren. Wenn giüne Bohnen auch gefragt waren, so waren es eben alle Lebensmittel. Wird von uns Erzeugern nicht vorausge setzt, daß wir in erster Linie dazu da sind, die Leute satt zu machen, und zwar in möglichst abwechselnder Form? Wir wollen ja auch grüne Bohnen pflücken, aber möglichst von spätgepflanzten und bunten. Es ist doch ganz selbst verständlich, daß man in Gegenden, wo Bohnen selten reif werden, keine trockenen Bohnen anstrebt. Darüber ist doch unter denkenden Menschen kein Wort zu verlieren ). Für eine gesetzliche Regelung war ich bisher nicht zu haben; ob dieselbe noch notwendig werden könnte, bleibe dahingestellt. Ueber das Ergebnis der Getreideernte läßt sich noch nichts sagen. In jedem Falle werden aber Hülsensrüchte begehrt sein. Besonders im Verein mit Backobst bieten sie ein sättigendes, nahrhaftes und schmackhaftes Lebens mittel. Ueber den Wert der Bohnen als Bodenverbesserer habe ich mich in einem früheren Artikel schon-verbreitet. Wichtig ist es, daß wir beim Grünabpflücken das Land zum zweiten Male bestellen können, und die Grün düngung ist dann auch sehr vorteilhaft, aber wir bauen dann auch leider wieder nur Kraut- und Rübengemüse. Außerdem kann auch bei den frühen Bohnensorten das Land nach der Ernte der trockenen Bohnen noch mit Grünkohl, Spinat und dergl. bestellt werden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch das Thema: „Buschbohnendüngung“ streifen. Oft hört man: Busch bohnen brauchen nicht gedüngt zu werden, wenigstens im Pflanzjahre nicht, da sie dadurch nur ins Kraut wachsen. Richtig ist die Sache so: Die Buschbohne nimmt mit unge düngtem und mit Neuland fürlieb, weil sie es versteht, sich die spärlichen Nährsalze im Boden zusammenzusuchen, und sie sich außerdem den Stickstoff aus der Lutt holt. Für Kali, Phosphorsäure, und Kalk ist die Bohne sehr dankbar und lohnt es durch reichere Erträge; die einzelnen Bohnen werden viel besser ausgebildet, wenn alle Stoffe reichlich vorhanden sind. Durch die Düngung mit stickstoffreichem Stallmist mag es wohl vorkommen, daß die Bohne allzu üppig ins Kraut schießt, aber das auch nur bei dem Man gel an Kali, Kalk und Phosphorsäure. Selbstverständlich sind Buchbohnen viel anspruchsloser als Stangenbohnen, und daß diese eine reiche Düngung brauchen, das haben auch alle kleinen, langjährigen Garteninhaber schon raus. Es liegt ja auch auf der Hand, daß solch ein kraftvolles Wachstum, Ranke, Blattwerk und der Früchtebehang von oben bis unten auf starken Mengen von Nährstoffen auf- gebaut sind. ) In nassen Sommern mit früh einsetzendem herbstlichen Wet ter reifen die Bohnen auch in klimatisch günstigen Gegenden sehr häufig schlecht aus, oder die Bergung der Ernte macht wenigstens sehr große Mühe und Schwierigkeiten. So selbstverständlich ist es also keineswegs, daß ohne weiteres das Ausreifenlassen der Bohnen den Vorzug vor dem Grünpflücken verdient. Die Schriftleitung. Alles in allem: die Bohnen müssen ebenso plan mäßig gedüngt werden, wie andere Gemüsearten, denn sie können auch den Stickstoff aus der Luft nicht verwerten, wenn ihnen dazu die genügenden Mengen der oben ge nannten Dungstoffe fehlen. Wer einmal auf kargem Boden einen reichen Behang von Bohnen erntete, der vergaß es, die dünnhülsigen, kleinen Bohnen mit anderen auf gut ge düngtem Boden zu vergleichen. Oder wer auf Neuland gute Bohnen erntete, der dachte nicht daran, daß die nötigen Stoffe ohne Düngung vorhanden waren. So wird dann ohne die richtigen Grundlagen die Sache verallge meinert zum Nachteil der Ernten. — Die Befriedigung der Käufer mit Blumenpflanzen ist' leichter als die ausreichende Beschaffung von Schnitt blumen und Topfblumen. Für Blumenpflanzen braucht man einen verhältnismäßig kleinen Raum, während der selbe für fertige Blumen mehr in die Breite geht. Auch die Arbeit des Gießens usw. müssen wir der „Kriegs- arbeit“ abringen. Die Zeit bringt es mit sich, daß wir das Notwendige immer ernster ins Auge fassen. Für not wendig haben wir bisher auch die Blumen gehalten, z. B. für Lazarette, für Gräber und zur Tröstung des Gemüts. Leider lassen sich auch diese Bedürfnisse als entbehrlich begründen, denn wenn wir hart werden müssen wie Stahl, so paßt dazu der grüne Kranz oder Strauß, oder derjenige von wilden Blumen sehr gut. Hoffentlich kommen wir' nicht dahin, daß den halbsatten Menschen die blühenden Blumenfelder ein Aergernis werden. Die feldgraue Uniform hatte schon eine sinnreiche Vorbedeutung für die gegenwärtige Zeit, welche immer mehr auf das Notwendige als auf das Schöne sehen muß. Das gleißende Gold entschwindet nach und nach unseren Blicken, und so scheinen auch unsere lieben Blumen in die Verbannung zu müssen. Dennoch, wir wollen sie einst-, weilen noch mit durchhalten, so viel als es jedem möglich erscheint, indem wir hoffen, daß der Frieden ihre baldige, umfangreiche Vermehrung wieder möglich macht. Kleinere Mitteilungen Noch einmal die Reismelde (Chenopodium Quinoa). In einer früheren Nummer brachte der „Handelsgärtner" einen Aufsatz über die Reismelde. Seitdem hat sich die gesamte Fachpresse und auch die Tageszeitungen aus giebig mit dieser Pflanze beschäftigt. Interessante Mitteilungen gibt nun in der „Illustrier ten Landwirtschaftlichen Zeitung“ der Direktor des Land wirtschaftlichen Institutes der Universität Gießen über den Anbauversuch, der dort angestellt wurde. Die im Mistbeet ausgesäten Pflanzen wurden dort in der zweiten Maihälfte in 50 cm Abistand im Quadratver band ausgepflanzt. Die Pflanzen zeigten sich als durch aus nicht einheitlich in der Form. Man nahm sie deshalb gleich züchterisch in Arbeit und entfernte alle minder wertigen Exemplare. Von den zur Samengewinnung ste hengelassenen Pflanzen wurden je 30 bis 50 g geerntet, also durchschnittlich 40 g. Zwar verzichtete Professor Dr. Gisevius auf die Berechnung von Hektarerträgen. Es ist aber trotzdem nicht uninteressant, auf Grund des Gießener Versuchs einmal auszurechnen, wie groß sich der Hektarertrag stellen würde. Nimmt man pro Hektar 40 000 Setzpflanzen an und rechnet mit 10 Prozent Ver lust durch Nichtanwachsen, Schädlinge usw., so würden also für den Hektar 36 400 Pflanzen verbleiben. Bräch ten diese nun einen Durchschnittsertrag von je 40 g, so ergäbe das für den Hektar rund 29 Zentner Samen. All zuviel ist das gerade nicht, und der Anbau von Getreide oder Hülsenfrüchten wäre demnach wohl gescheiter. Die zwecks Anstellung einer Kostprobe ohne wei tere Vorbereitung in Wasser abgekochten Samen erwie sen sich als gallenbitter, so daß sie vollständig ungenieß-