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21 u. XIX. Jahrgang. Freitag, den 25. Mai 1917. r. 21 u. 22 er Handelsgärtner Handeiszeitung für den deutschen Gartenbau in in, en. Inserate 30 Pfennige für die vier gespaltene Nonpareille-Zeile, Abonnementspreis idirektem Bezug vom Verlag: Deutschland, Oesterreich r, und ü Luxemburg M. für das Bland M. 8.—. durch die Post er den Buchhandel M. 20.— ■ pro Kalenderjahr. 2Ausgabe jeden Freitag. Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz, Leipzig-RComeniusstr. 17. auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. as Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: • Die Kultur der Bougainvillea glabra Sonderiana. — Die Weichjä ile den Cham- , pignons. — Erbsen als Zwischenkaltur beim Kartoffelbau. — Erst G"müee, dann aber auch Blumen. • Kleinere Milt-Hunden : Noch einmal dtp Reismelde (Chenopodium Quinoo). — | I Ueber die flüssige Düngung der Pflanzen im Saft- und P.kier beete. — Ge ¬ plante gärtnerische Neuaulagen aller Art. — Ein botanisches Dorado. I Rechtspflege: Welche Steuern haben .die Hiljsdienstpflichttgen zu leisten ?—fort- IL bildungsschulzwang und Er nähr unesfrage. || Vereine und Versammlungen: Stellungnahme gärtnerischer Vereinigungen und Fuchleute gegen die Hö hst- und Richtpreise für Gemüse und Obst — Der i| Bezirks-Obst- und Wembauverei». in Nicderlößnitz. W Handelsnachrichten. — Konkurse. — Ehrentutei usw. 19. | Die Kultur — der Bougainvillea glabra Sanderiana. Es gibt so viele prächtige und dabei nicht allzu Juni. id UIl ar lul zu gebt h, Iain it [H Station Ereme schwierig zu pflegende Pflanzen, deren Kultur sich für den .Handelsgärtner sehr wohl lohnt, die aber trotzdem ''recht selten in den Handelsgärtnereien anzutreffen sind. Zu diesen gehört auch die schöne Bougainvillea glabra Sanderiana. Sie ist nicht nur eine gute Handels- . pflanze zum Topfverkauf, sondern liefert von älteren, strauchförmig gezogenen Exemplaren auch sehr wert- vollen Werkstoff für den Blumenkünstler, und endlich sind j blühende große Topf- und Kübelpflanzen herrliche Schau- und Prunkstücke, die bei kleineren und größeren Pflan zenschmückungen zu festlichen und feierlichen Anlässen viel mehr verwendet werden sollten, als es bisher leider 'geschieht. Zu tropischer Ueppigkeit der Entwicklung ge langen die Bougainvilleen, wenn man sie in einem tem perierten oder; warmen Gewächshause auspflanzt. Sie sind dann im vollen Schmuck ihrer strahlend lilarosigen Blütenhüllblätter das Entzücken jedes Besuchers und be sonders jeder blumenliebenden Besucherin der Gärtnerei. Hauptsächlich wenn man sie an dem Sparrenwerk eines Gewächshauses zieht, so daß das Licht die üppigen Blü- tensträuße von außen her durchleuchtet. Die Vermehrung der Bougainvillea ist nicht so ganz leicht, wenigstens im Vergleich mit mancher marktgän gigen Dutzendpflanze. Darin liegt vielleicht auch der 'Grund, warum die Bougainvilleen noch so wenig ver- breitet sind. Und dann ist es bei dieser Kultur nicht so unbedingt sicher zu ermöglichen, in einem Jahr genügend starke blühbare Pflanzen zu ziehen. Das ist aber kein Verlust, denn diese Pflanzen werden im nächsten Jahr als zweijährige um so kräftiger und blütenreicher, und er zielen einen entsprechend höheren Verkaufspreis, der die ’ längere Pflegezeit reichlich wettmacht. Die Vermehrung erfolgt um Mitte Januar oder um Mitte Juli bis Mitte August. Als Stecklinge dienen kleine Seitenzweige, die voll ständig verholzt sein müssen. Die noch krautartig wei chen Spitzen dieser Seitentriebe und überhaupt alle Blät ter müssen entfernt werden. Jeder Steckling soll 5 Augen lang sein. Man steckt sie in ein Gemisch von Torfmull und Sand, und zwar in eine warme Vermehrung von 25° C. Bodenwärme bei entsprechender Lufttemperatur. Nach meiner Erfahrung erfolgt die Bewurzelung um so sicheret, wenn man die Stecklinge mit etwas altem Holze geschnit ten und es ihnen belassen hatte. Nach Verlauf von min destens 3 Wochen, jedenfalls aber binnen eines Monats, erfolgt die Bildung der eisten Wurzeln. Diese sind ziem lich spröde und brechen daher leicht, auch bilden sie keinen Ballen und deshalb ist beim Einpflanzen in Töpfchen Vorsicht notwendig. Das Einpflanzen muß da her auch erfolgen, wenn die Wurzeln noch ziemlich klein sind. Länger als l 1 ■ cm sollen sie nicht sein. Als Erdmischung dient eine Zusammenstellung von drei fei len Mistbeeterde und einem Teile mit Sand gemischten Torfmulls. Die bewurzelten Stecklingspflänzchen verblei ben zunächst in der Vermehrung, wo die Töpfchen in das Beet eingesenkt werden. Zu Ende März bis Mitte April bringt man sie auf ein recht warmes Mistbeet. Wer nur eine kleine Anzahl von Pflanzen hat, benutzt am besten einen Gurkenkasten, in dem die Bougainvilleen so lange verbleiben, als es die Entwicklung der Gurken erlaubt. Im Laufe des Aprils müssen die jungen Pflanzen zum ersten Male umgetopft 'werden. Man gibt ihnen 8 bis 9 cm weite Töpfe. Ein abermaliges Umpflanzen in 12 cm weite Töpfe erfolgt Ende Mai bis Mitte Juni. Nach dem ersten Umtopfen ist es nicht mehr unbedingt erforderlich, die Pflanzen wiederum im Mistbeetkasten unterzubringen. Es genügen ihren Ansprüchen jetzt auch die Verhältnisse eines gewöhnlichen temperierten Hauses. Die Erd mischung bleibt, wie schon angegeben, nur gibt man jetzt noch einen Teil guter lehmiger Rasenerde, sowie einige Hornspäne zu, um sie nährstoffreicher zu machen. Diejenigen Pflanzen,. die noch im gleichen Sommer blühen sollen, werden zweckmäßigerweise im Hause weiterbehandelt, die aber erst zur Blüte im nächsten Jahre beistimmten bleiben am besten den ganzen Sommer über im Mistbeetkasten, der nach jedem Umtopfen (noch ein drittes und letztes Mal Anfang Juli in 12 bis 14 cm weite Töpfe) von neuem warm gepackt wird, wenn man Mist hat. Unbedingt nölig ist aber diese warme Packung nicht. Von Mitte Juli ab werden jedoch den ganzen Hoch sommer hindurch bis gegen Ende August die Fenster voll ständig abgenommen; und auch bei der Kultur im Hause ist möglichst luftige Haltung notwendig. Eine sehr wichtige Kulturmaßnahme, die gewissen haft durchgeführt werden muß, ist das fleißige Entspitzen, um die Pflanzen zur Bildung zahlreicher Nebenzweige an zuregen und recht dichtbuschige Exemplare zu ziehen. Nur kurz nach dem Verpflanzen ist damit zeitweilig aus zusetzen, bis die Wurzelbildung und das Wachstum wie- der begonnen haben. Außerdem natürlich dürfen dann auch nach dem Um topfen zu Ende Mai diejenigen Pflanzen richt mehr ent- spitzt werden, die noch im gleichen Hochsom mer und Spätsommer blühen sollen. Denn hierzu .müssen die Triebe selbstverständlich eine gewisse Holzreife und Längenentwicklung erreichen. Im allgemeinen ist ferner zu sagen, daß auch bei den ! erst im nächsten Jahre zur Blüte bestimmten Pflanzen i der Zeitpunkt, zu welchem mit dem Entspitzen aufgehört