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Nr. 28 PAPIER-ZEITUNG I157 Rohpapier für Diaphanien Vergl. »Diaphanien-Papier« in Nr. 7 S. 267 und Nr. 12 S. 484 Die wichtigste Eigenschaft dieses Papiers ist die Fähig keit, bei entsprechender Behandlung hohe Transparenz zu erlangen. Bei Erzeugung des Stoffes ist größte und um ständlichste Sorgfalt erforderlich. Die Fabrikation dieses Papiers ist sehr schwer, denn der Fabrikant soll einem aus undurchsichtigen Elementen bestehenden Stoff Durchsichtigkeit geben. Zahlreiche bei meiner Fabrik angestellte Versuche ergaben, daß zum Er reichen dieses Zieles zwei wichtige, die Fasern ändernde Behandlungen notwendig sind: 1. Eine physikalische Behandlung, deren Zweck ist, die unendlich kleinen Bestandteile des Stoffes, welche die Ver breitung des Lichtes erleichtern sollen, gleichförmig zu machen. 2. Eine chemische Behandlung, welche bezweckt, die durch die vorige Behandlung bewirkte Transparenz dem Papier dauernd zu bewahren. Diese chemische Behandlung sichert das Papier gegen die zersetzende Wirkung der Licht- und Wärmestrahlen, deren Einfluß hier viel fühlbarer ist als bei undurchsichtigen Papieren. Beide Behandlungen ergänzen einander und machen die Transparenz gleichmäßig. Die gleichmäßige Transparenz ist nötig, damit die Lichtstrahlen beim Durchgang durchs Papier nicht geschwächt und zerstreut werden. Papier von schlecht bereitetem Stoff läßt die Strahlen auch in divergierender oder konvergierender Richtung durch, wo durch das aufs Papier gedruckte Bild auf das Auge den Eindruck eines Zerrbildes macht. Zudem sichert die richtige Zusammensetzung und Zu bereitung des Papierstoffes vollständig achromatische Wir kung, d. h. die weißen Lichtstrahlen werden nicht zu Regenbogenfarben zersetzt, was z. B. bei fehlerhaften Bunt glasscheiben häufig der Fall ist. Der Bedarf an Diaphanien-Papier hat seit kurzer Zeit so großen Aufschwung genommen, daß voraussichtlich die dafür bestehenden Fabriken bald nicht mehr genügen werden. D. Papierstoff aus Baumwollstauden Herr W. II. Croll in Pine Mountain, Ga., V. St., gibt an, daß er die Baumwollstaude zur Herstellung von Packpapier verwerten könne. Herr Croll veröffentlicht sein Verfahren nicht, behauptet jedoch, er könrre Stoff von so hoher Festigkeit aus der Baumwollstaude erhalten, daß man das daraus ge fertigte Papier zu Säcken für Mehl und Zement verwenden könne. Jetzt seien die Baumwollstauden vollkommen wertlos, und ihre Vernichtung koste jährlich eine Menge Arbeit. Der Erfinder hofft, daß durch die Verwertung der Baum wollstauden auch der gefürchtete Baumwollkäfer, welcher sich in den Stauden aufhält, von den Baumwollfeldern ver trieben werden kann. Da auf jeden Ballen Baumwolle ein Ballen trockner Stauden entfällt, so seien nach der Be rechnung des Erfinders über 1000 Papierfabriken von je 25 Tonnen täglicher Erzeugung nötig, um die sich jährlich ergebenden Baumwollstauden zu verarbeiten! a . eis Amerikanische Papiermaschinen Aus der »Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Firma Kübler & Niethammer in Kriebstein Die Erfahrungen, welche die Brüder Niethammer, Konrad bei seinem einjährigen Aufenthalt 1891/2, und Albert bei einer kürzeren Reise 1896 nach Amerika gesammelt hatten, bestätigten die schon früher gewonnene Ueberzeugung, daß die amerikanischen Druckpapierfabriken den deutschen in dieser Zeit technisch überlegen waren. Es war der Druck papierindustrie sonderbar ergangen: die Holzmassefabrikation war in Deutschland erfunden und praktisch entwickelt, die Sulfitzellulosefabrikation zwar in Amerika erfunden, aber erst in Deutschland durch deutsche Klugheit und Tatkraft praktisch nutzbar gemacht worden. Die Umwälzung der Druckpapierfabrikation ging also von Deutschland aus. Aber während manche deutsche Papierfabrik daran krankte, daß sie sich von den Hadern nicht trennen konnte, war es Amerika, das die eingetretene Veränderung mit ihrer un geheuren Perspektive am raschesten und durchgreifendsten verwirklichte. Die Papiermaschinengeschwindigkeiten, mit denen Amerika sprungweise voranging, bezeichneten nicht bloß technische Routine, sondern geradezu die in die Wirk lichkeit umgesetzte Konsequenz, die sichaus der Einführung von Holzmasse und Zellulose ergab. Kamen ihm hierbei seine unerschöpflichen Reichtümer an Wasserkräften und Wäldern zustatten, so fand es vor allem auch Unterstützung in der unvergleichlichen Aufnahmefähigkeit seines heimischen Marktes, die zu immer neuen Anlagen anspornte. Wer Amerika in der rapiden und großartigen Entwicke lung der 80er und 90er Jahre kennen gelernt hat, wird in diesem Urteil nicht eine Herabsetzung Deutschlands, sondern die Anerkennung eines in der amerikanischen Industrie nicht vereinzelt gebliebenen Vorganges erblicken. So war es natürlich, daß (i. J. 1896) die Kriebethaler Papiermaschine abermals aus Amerika bezogen wurde. Kochlauge zur Gewinnung von Zellstoff aus Stroh, Esparto, Schilf und dergl. Oesterreich. Patent Nr. 23376 von Emi! Nemethy in Ara//, Ungarn Die Herstellung von Zellstoff durch Kochen von Pflanzenteilen mit schwefligsaurer Magnesia ist bekannt. Der Erfinder hat un durch Versuche gefunden, daß höhere technische Wirkung erreicht wird, wenn die Kochlauge außer schwefligsaurer Magnesia auch unterschwefligsaure Magnesia enthält. In diesem Falle wird sowohl leichtere Löslichkeit der Pflanzenteile und der Kieselsäure, daher kürzere Kochdauer erreicht, als auch höhere Ausbeute an Faserstoff. Als zweckmäßige Zusammensetzung wurde durch Versuche eine Lauge ermittelt, welche auf 100 1 Wasser 1,5—-2,5 kg Magnesiumoxyd enthält, wovon drei Viertel bis ivier Fünftel in Form von schwefligsaurer Magnesia, der Rest in Form von unterschwefligsaurer Magnesia gelöst sind. Die Verwendung dieser Lauge erfolgt in der Weise, daß je 100 kg Stroh, Esparto, Schilf und dergl. mit 400 bis 600 1 der Lauge in Kochgefäßen mit säurefester Auskleidung unter einem Druck von 4—6 Atmosphären durch 6 bis 8 Stunden gekocht werden. Patentanspruch: Kochlauge zur Gewinnung von Zell stoff aus Stroh, Esparto, Schilf und dergl. dadurch gekenn zeichnet, daß sie außer der zu diesem Zwecke bereits ver wendeten schwefligsauren Magnesia auch unterschwefligsaure Magnesia enthält. (Zentralbi. f. d. österr.-ungar. Papierindustrie) (Diese Erfindung hat Aehnlichkeit mit der Herrn Schacht in Weißenfels patentierten, wonach ein Gemenge von schwefligsaurem und unterschwefligsaurem Natron zum Kochen von Stroh benutzt wird. Schriftleilung.) Eindampfen von Flüssigkeiten unter vermindertem Druck. Für diese Art des Eindampfens, welche sich auch für die Ablaugen von Zellstoffabriken bewährt, werden fortwährend neue Vorrichtungen erdacht. So erhielt neuerdings Hermann Andre in Pankow bei Berlin das deutsche Patent Nr. 165006, Kl. 12a, auf einen Vakuum-Eindampfapparat. Dieses Patent ist ein Zusatz zum Patent Nr. 147 777 desselben Erfinders. Ferner erhielt August Neumann in Berlin DRP Nr. 166897 auf einen Vakuumkocher mit trichterartig sich erweiterndem Umlaufrohr. (Zusatz zum Patent Nr. 156022 desselben Er finders.) Heft 13 der Zeitschrift für angewandte Chemie enthält Auszüge beider Patentschriften nebst Abbildungen. Deutscher Ausfuhrzoll auf Lumpen. Die Mitteilungen über den vom Verein deutscher Papierfabrikanten an- gestrebten Ausfuhrzoll auf Lumpen haben die New Yorker Lumpen-Einfuhrhändler sehr erregt. Ihr Verein hielt am 21. März eine Versammlung ab, in welcher ein Vertreter der Firma Felix Salomon & Co. ausführte, daß, falls Deutsch land einen Ausfuhrzoll auf Lumpen festsetze, die deutschen Papierfabrikanten Lumpen so billig erhielten, daß sie den amerikanischen Markt mit Papier überfluten könnten! Er sagte, daß die V. St. der Festsetzung eines Lumpen-Ausfuhr zolles gegenüber die Pflicht hätten, Papier gemäß einem Artikel des Dingley-Tarifes, mit entsprechend hohem Ver geltungszoll zu belegen. Redner empfahl einen Zoll von 1 Dollar 20 Cent auf das Pfund, d h. etwa 10 M. auf das Kilo auf deutsches Papier! Die Versammlung beschloß, den Vorsitzenden des Vereins amerikanischer Papierfabri kanten um Mitwirkung zu ersuchen, um die Regierung der V.St. zu veranlassen, den geplanten deutschen Ausfuhrzoll zu verhindern.