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Nr. 28 PAPIER-ZEITUNG I155 Maschinenführers Erfahrungen Fortsetzung zu Nr. 5 von 1906 Metalltuch. Wir arbeiteten vor einiger Zeit Seiden papier, und das Sieb war noch ganz gut. Als indes am Montag die Maschine in Gang gesetzt wurde, verzögerte sich das Anfängen infolge einer zufälligen Abhaltung etwas. Plötzlich erscheint der Werkführer, tadelt diese Verspätung und fordert zum sofortigen Anfängen auf. In der Aufregung wurde es nun übersehen, die Filz schläuche vor dem Anlaufenlassen zP spritzen, und die traurige Folge war, daß das Sieb Falten machte und daher gleich am Montag ein neues eingesetzt werden mußte. Bei den für Zigaretten- und Seidenpapieren not wendigen feinen Siebnummern kann man beim Anfängen der Fabrikation nicht vorsichtig genug sein. Ein andermal hatten wir einen Filzschlauch, welcher Knotenbildung aufwies, obgleich ich vor dem Aufspannen alles Ungehörige glaubte entfernt zu haben. Das schwache Seidenpapiersieb litt beim Arbeiten durch diese Knoten, und vorzeitiger Siebwechsel war die Folge. Kleine Ur sachen, große Wirkungen! Ich habe es mir seitdem zur Regel gemacht, einen Filzschlauch, der sich als fehlerhaft erweist, sofort zur Verfügung zu stellen. Als wir vor einiger Zeit uns gar nicht erklären konnten, was die Ursache der Faltenbildung eines noch nicht lange eingezogenen Siebes sei, untersuchte ich durch genaues Abmessen das Siebgestell, ohne indes den ge ringsten Fehler zu entdecken. Als ich aber prüfte, ob die Walzen genau wagerecht lägen, entdeckte ich, daß die Brustwalze schief lag, da auf einer Seite ihr Lager aus gelaufen war. Nach Ausgießen dieses Lagers hielt das nachfolgende Sieb ohne Anstand die regelrechte Zeit vor. Man sieht, ein Siebfabrikant hat oft schweren Stand, wenn er für allzurasche Abnützung oder sonstige Vorfälle verantwortlich gemacht wird! Das für eine Oechelhäuser - Maschine mit Selbstauf führung bestimmte Sieb war zu kurz ausgefallen, und es gelang nur mit Mühe und Not, es einzuziehen. Die Spannung des Siebes war infolge des Hineinzwängens so groß, daß die obere Gautschpresse bei der gewöhnlichen Pressung das Arbeiten unmöglich machte. Ich beseitigte diesen Uebelstand dadurch, daß ich die Gautschpressung vollständig aufhob. Trotzdem die obere Gautschwalze nun gewissermaßen schwebte, konnte ich doch die Arbeit fort setzen. Am andern Tage hatte sich das Sieb so gereckt, daß ich die Pressung wieder anbringen konnte, und die Arbeit den gewöhnlichen Verlauf nahm. Seidenpapier, Schüttelwerk, Registerwalzen. Wenn das Schüttelwerk ging, gingen auch die Registerwalzen der alten Maschine, andernfalls blieben sie stehen. Während des Stehens sammelte sich auf den Registerwalzen Stoff an, welcher durch das Sieb gedrungen war. Da nun das Schüttelwerk häufig stand, kam es vor, daß, als bei seiner Wiederinbetriebsetzung die Registerwalzen in Drehung ge rieten, der auf ihnen angesammelte Stoff in Klumpen zwischen die Gautschwalzen gelangte. Das Sieb bekam dadurch Eindrücke, welche zu Falten ausarteten und Weiter benützung unmöglich machten. Da bei Seidenpapieren von 14—20 g/qm nur mit ganz feinen Sieben gearbeitet werden kann, diese Siebe aber außerordentlich empfindlich sind, so muß man größte Sorgfalt darauf verwenden, daß jede Stoff ansammlung an den Siebwalzen vermieden wird. Einhalten des Papiergewichts. Weil die Achse eines Rührers brach, mußte ich mit einer einzigen Bütte arbeiten, doch hatte ich infolgedessen so viel unter unregelmäßigem Gewicht des Papiers zu leiden, daß ich bat, den Betrieb behufs Vermeidung von Anständen bis nach vollzogener Reparatur der andern Bütte einzustellen. Bei der Dring lichkeit der Aufträge wurde jedoch mein Vorschlag ab gelehnt. Ungleicher Stoffgehalt der Holländerleerungen war die mir bekannte Ursache des ungleichen Gewichts. Um den Stoffgehalt jeder Leerung möglichst zu kontrollieren, merkte ich mir bei jedesmaligem getrenntem Verarbeiten des Inhalts eines Holländers die erzeugte und abgewogene Papier menge und stellte fest, daß die Holländer bedeutende Ge haltsunterschiede aufwiesen. Dies beruhte zum Teil darauf, daß der Holzschliff und Sulfatstoff vom Erzeugungsort aus in die Holländer gepumpt und . das Wasser dann durch Waschtrommeln entfernt wurde, anderseits aber darauf, daß die Holländer wegen ungleichen Zuges ungleich stark eingefüllt werden mußten. Auch bot mangels genügenden Gefälles die Entleerung in die Bütte große Schwierigkeiten. Mag die Papiermaschine noch so gut sein, wenn es an der Einrichtung der Holländer und Bütten fehlt, ist alles ver geblich ! Die befürchteten Anstände wegen ungleichen Gewichts der so erzeugten Papiere blieben nicht aus. Praktiker Fortsetzung folgt Kleine Mitteilungen aus der Abteilung 3 (papier- und textiltechnische Prüfungen) des kgl. Materialprüfungsamts zu Groß-Lichterfelde-West Von Professor IV. Herzberg, Vorsteher der Abteilung Harzgehalt von Zellstoffen In den »Mitteilungen« 1904 S. 180 (s. Nr. 28 der Papier- Zeitung von 1905) wurde über die Untersuchung von 69 Sulfitzellstoffen und 12 Natronzellstoffen auf Harzgehalt be richtet. Die Proben waren von zehn Papierfabriken aus verschiedenen Gegenden Deutschlands zur Verfügung ge stellt worden, und es handelte sich durchweg um Sorten, die bei der Herstellung besserer Papiere Verwendung fanden. Das Endergebnis der Prüfung läßt sich kurz wie folgt zusammenfassen: 1. Der Harzgehalt gebleichter Zellstoffe ist etwas geringer als der ungebleichter. 2. Die verschiedenen Herstellungsverfahren für Sulfit zellstoffe haben keinen ausgesprochenen Einfluß auf den Harzgehalt. 3. Harzgehalt der Sulfitzellstoffe rund 0,5 v. H. „ „ Natronzellstoffe „ 0,05 „ „ Der Unterschied im Harzgehalt ist daher erheblich und kann in Zweifelsfällen mit zur Unterscheidung beider Arten von Zellstoffen, selbstverständlich vor ihrer weiteren Ver arbeitung, herangezogen werden. Kürzlich sind im Amt 16 weitere Zellstoffproben ver schiedener Herstellungsart, die von Zellstoffabriken selbst zur Verfügung gestellt wurden, auf ihren Gehalt an Harz geprüft worden, wobei die nachstehend ermittelten Er gebnisse gefunden wurden. (Die Proben wurden im luft trockenen Zustand (65 v. H. rel. Luftfeuchtigkeit) im Soxleth- sehen Extraktionsapparat mit Aether ausgezogen.) A. Gebleichte Zellstoffe B. Ungebleichte Zellstoffe Mitscherlichstoffe — Probe 1 Ritter-Kellnerstoffe 0,63 v. H. Probe 1 (1/2 gebl.) . 0,31 v. H. Probe 1 » 2 » 3 Sulfitstoffe (Verfahren unbekannt) 0,60 v. H. 0,69 „ » 0,89 » » Probe 1 0,47 v. II. Probe 1 „ 2 .... . » 3 » 4 Natronzellstoffe 0,45 v. H. 0,58 » » 0,65 » » o,7' » » Probe 1 (/2 gebl.) . 0,06 v. H. Probe 1 0,07 v. n. „ 2 » 3 C/i gebl.) . Gebleicht 0,07 „ „ „ 2 0,06 „ » 0,04 » » Mittelwerte Ungebleicht Sulfitzellstoffe . . 0,39 v. 11. Sulfitzellstoffe . . 0,65 V. 11. Natronzellstoffe . . 0,06 „ „ Natronzellstoffe . . Gesamtmittel 0,07 » „ Sulfitzellstoffe .... 0,52 v. II. Natronzellstoffe .... 0,06 „ „ Das Gesamtergebnis ist fast dasselbe wie das der früheren Prüfung. Reimanns Aschenwage Zur Bestimmung des Aschengehaltes von Papier hat sich die Reimannsche Aschenwage sehr eingebürgert; sie